25. Nach Down Under, unter Schwierigkeiten

Kapitel 25 und 26

25. Nach Down Under, unter Schwierigkeiten

Als sie am 23. Juli in Neuseeland los segeln, steht der Wind zwar ungünstig, aber es ist warm und die Sonne brennt. Die Mädchen faulenzen auf dem Deck herum. Giorgio hat mehrfach, bisher vergebens, an ihre Vernunft appelliert, das Ozonloch über der südlichen Hemisphäre etwas ernster zu nehmen. „Jetzt zieht Euch endlich was über und setzt einen Hut auf. Mit Hautkrebs ist nicht zu spaßen. Das ist ein Befehl!“ brüllt er. „Ay, ay Käpt´n!“ schallt es zurück und endlich hören sie auf ihn. Giorgio hat für die Strecke bis Melbourne 1740 Seemeilen errechnet, bei einigermaßen gutem Wind bedeutet das etwa 15Tage Fahrtzeit. Wenn der Wind nicht umschlägt und sie ständig kreuzen müssen, kann es gern noch sieben Tage länger dauern.

Zwei Tage später ändert sich das Wetter schlagartig. Es wird deutlich kühler und fängt kräftig an zu regnen. Giorgio, Pia und Max laufen mit Ölzeug herum. Wer nicht unbedingt an Deck bleiben muss, hält sich lieber im Salon oder in Flo´s Fall in der Kombüse auf. Der Wind wird stärker und wechselt auf Nordost. Dadurch kommen sie schneller vorwärts, müssen aber eine starke Schräglage der Catalina in Kauf nehmen. Der Himmel verfinstert sich immer mehr. Es gießt wie aus Eimern auf das Schiff. Giorgio hat längst das Kommando abwettern gegeben  (bezeichnet strategische und taktische Maßnahmen sowie Verhaltensweisen, um in einem Sturm und/oder bei schwerer See Beschädigungen und Gefahren für ein Wasserfahrzeug sowie dessen Ladung und Besatzung zu vermeiden.).  Max, Theresa und Pia haben zwar alle nicht befestigten Teile rechtzeitig unter Deck gebracht, alle Luken und Schotten dichtgemacht, sowie an Deck zusätzliche Sicherheitsleinen gezogen.

Diese Unmengen an Wasser dringen jedoch in jede Ritze. Giorgio, der im Steuerhaus den Kurs hält, bekommt nasse Füße und flucht still vor sich hin.

Die Wellen haben mittlerweile eine Höhe von über drei Metern und lassen die Catalina unruhig werden. Giorgio dreht den Segler vor den Wind um den Druck von achtern zu bekommen. Sofort beruhigt sich die Lage etwas. Drei Stunden später hat der Regen zwar nachgelassen, dafür nimmt der Wind weiter zu und erreicht jetzt Stärke sieben. Erschwerend kommen die stark gefallenen Temperaturen hinzu. Das Thermometer zeigt jetzt nur noch acht Grad. Diese Gegend ist bekannt für solche Stürme und das wechselhafte Wetter!“ schreit Giorgio gegen den Sturm an. „Wir sollten lieber Segel einholen und Sturmsegel setzen!“ brüllt er Max zu. Der will die elektrische Segel Manövrierung betätigen und drückt auf den Knopf. Er hörte einen lauten Knall und sieht eine kleine Rauchwolke hochsteigen. „Mist, was ist los Giorgio?“ fragt er ratlos.

Versuchs nochmal!“ ruft er Max zu. Jetzt tut sich gar nichts. Als Giorgio die anderen Knöpfe der automatischen Segelanlage drückt, passierte auch nichts. „Also entweder blockiert irgendwas am Besanmast oder wir haben einen Kurzschluss. Wahrscheinlich ist irgendwo Wasser in eine Leitung eingedrungen. Wir haben jetzt keine Zeit für die Fehlersuche und müssen schnellstens ein paar Segel bergen. Es bleibt nichts anderes übrig, als nach alter Väter Sitte die Segel mit der Hand zu bergen. Sag bitte Pia Bescheid, dann klettert Ihr da rauf, aber sichert Euch gut ab. In dieser Hexenküche möchte ich nicht noch „Mann über Bord“ erleben!“ Giorgio war sauer auf sich selbst, da er den Wetterbericht offensichtlich falsch interpretiert hat und seine Mannschaft und das Schiff erst in diese Lage gebracht hatte. Pia und Max klettern, mit Sicherungs-leinen versehen, in ihrem quietschgelben Ölzeug vorsichtig in die Takelage des

in Takelage bei schönem Wetter

Besanmastes und versuchen von Hand die Sperre zu lösen um die Segel bergen zu können. Beide balanciern sicher und vorsichtig in den Wanten herum und haben Mühe, bei diesem Seegang im Gleichgewicht zu bleiben. Nach zehn Minuten können sie endlich die Sperre lösen und das Besansegel von Hand bergen. Pia ist diese schwere Arbeit gar nicht mehr gewohnt und kann nur unter größter Anstrengung das Besansegel auflaschen.

Auch Max kommt ordentlich ins schwitzen. Giorgio versucht die Catalina so ruhig wie möglich zu halten, aber ganz gelingt es ihm nicht. Jetzt setzt auch wieder ein starker Regen ein und erschwert die Arbeiten in der Takelage zusätzlich. Sie haben ihre Arbeit gerade beendet, als eine besonders große Welle das Schiff in starke Schräglage bringt.

Der kleinere Zweimastklipper Arthur van Schendel in Schräglage.

Pia verliert den Halt, rutscht mit einem Fuß ab und fällt schrei-end in die Tiefe. Die Sicherungs-leinen fangen den Sturz zwar auf, aber sie knallt nach zwei Metern Fall ziemlich unsanft gegen den Besanmast. Max klettert sofort zu ihr und bringt sie sicher runter auf Deck. Pia stöhnt, hat Schmerzen in der Brust und am linken Fußknöchel. Max trägt sie vorsichtig unter Deck. Giorgio ist besorgt, aber gleichzeitig auch froh, dass nichts schlimmeres passiert und der Druck aus den Segeln genommen ist. Er bittet Theresa das Steuer zu übernehmen um sich um Pia kümmern zu können. Als er in ihre Kabine kommt, liegt sie schon auf ihrem Bett und wimmert. Giorgio schält sie mit Max Hilfe vorsichtig aus dem Ölzeug und und befreit sie von Shirt und BH. Pia ist das unangenehm, aber Giorgio meint resolut, dass er sie schon oft in ihrem Leben so gesehen hat und schließlich ihre Rippen untersuchen muss.

Vorsichtig tastet er ihren Brustkorb ab und stellt einen Bruch des linken unteren Rippenbogens fest. Als er dort abtastet und Pia kurz aufschreit, ist für ihn die Diagnose klar. Max hat unterdessen ihren Fuß untersucht und ist froh, dass der nicht gebrochen, sondern nur verstaucht ist, was aber genauso schmerzhaft sein kann. Max weiß durch seine Sanitätsausbildung was zu tun ist, wickelt unterhalb der Brüste einen straffen Verband um ihren Oberkörper. Giorgio empfiehlt ihr zum Waschen oder Duschen mit Hilfe von Flo oder Theresa einen täglichen Verbandswechsel. Ihr Knöchel wird von Max bandagiert. Er rät ihr, in den nächsten Tagen den Fuß nicht so sehr zu belasten und zu kühlen. Zum Schluss feixt er: „Pia, Du machst jetzt eine richtig gute Figur, der Verband wirkt wie ein neuer push up BH!“ Pia weiß nicht, ob sie lachen oder weinen soll und wirft ihm ein Kissen an den Kopf. Mach lieber, dass Du nach oben kommst und hilf Theresa, ich komm gleich und dann müssen wir schnellstens die Ursache für den Kurzschluss finden.“ Giorgio gibt seiner Tochter noch ein paar Schmerztabletten für den Notfall und rät ihr, heute im Bett zu bleiben.

Dann eilt er zum Ruderhaus und sucht mit Max den Fehler in der Elektrik. Zum Glück ist die automatische Segelsteuerung auf einem extra Stromkreis. Die übrige Elektrik ist nicht davon betroffen. Max macht die Bodenluke hinter dem Steuerhaus auf, klettert in den engen Schacht, wo die Elektrik untergebracht ist und begreift zunächst gar nichts. Als Giorgio dazu kommt und die auf Italienisch geschriebenen Schilder mühsam entziffert, wird die Sache klarer. Das defekte Kabel haben sie schnell gefunden, aber um es auswechseln zu können, müssen sie mühsam erst einige andere Teile abbauen. Unter vielem Fluchen, weil hier alles sehr eng ist und sie sich dauernd irgendwo stoßen, haben sie nach drei Stunden endlich das Kabel ausgewechselt und die Ursache des Kurzschluss gefunden. An der Stelle wo das Kabel zum Steuerhaus führt, ist es an einem Knick blank gescheuert. Die Feuchtigkeit in diesem Bereich führte dann zu dem Kurzschluss.

Theresa steuert unterdessen die Catalina durch die immer noch hohen Wellen und macht ihre Sache gut. „Ich bin wirklich stolz auf Dich. Du hast in diesem eineinhalb Jahren viel gelernt und bist jetzt in der Lage, ein Schiff selbstständig zu führen!“ lobt Giorgio sie. Die strahlt, trotz der Anstrengung der letzten Stunden, gibt Giorgio ein Küsschen und haucht: „Danke schön, aber es macht auch Spaß, so ein tolles Schiff durch das aufgewühlte Meer zu steuern.“ Der Sturm wird immer noch heftiger und bläst jetzt mit Stärke neun. Giorgio hat nur noch das Sturmsegel gesetzt und freut sich, dass sie trotz weniger Segel, immer noch Fahrt machen und die Catalina einigermaßen ruhig die Wellen durchpflügt. Der Regen hat zum Glück aufgehört, es klart langsam auf und wird wieder wärmer. Giorgio hofft, dass der Wind bald nachlässt und sie wieder normale Verhältnisse an Bord bekommen. Fünf Tage später geht es Pia deutlich besser, Die Schwellung an ihrem Fuß ist, dank häufiger Kühlung, abgezogen und schmerzt kaum noch. Auch an den Rippenbruch hat sie sich gewöhnt. Mit Flo´s oder Theresas Hilfe ist der Wechsel ihres „push up´s“ kein Problem mehr. Nur schnelle Bewegungen kann sie noch nicht machen und das Bücken fällt ihr schwer, sonst ist sie wieder ganz die Alte. Nach dem schweren Sturm der letzten Tage erleben sie jetzt fast das Gegenteil.

Es bläst nur noch ein laues Lüftchen und bringt die Catalina kaum noch vorwärts. Mit Glück schaffen sie vier Knoten. Giorgio´s Reiseplanung wird dadurch über den Haufen geworfen. Sie haben bis Melbourne noch ungefähr 800 Seemeilen. Ihm wird klar, dass die errechneten 15 Tage nicht zu halten sind. Der Wetterbericht bringt keine Veränderung in den nächsten Tagen. Giorgio überlegt schon, die Motoren einzusetzen. „Giorgio, das ist doch Quatsch. uns drängt doch keiner, ob wir nun in einer oder in zwei Wochen in Melbourne ankommen ist doch egal!“ meint Flo. „Du hast Recht Flo, eigentlich widerspricht das auch meinem Segler Herzen. Wir sollten die Motoren wirklich nur im Notfall oder in Häfen benutzen.“ gibt er Flo Recht. Drei Tagen später sind gerade mal 120 Seemeilen geschafft. 680 Seemeilen liegen noch vor ihnen. So vertreiben sie sich die Zeit mit lesen, Spiele spielen und schlafen. Pia hat gerade geduscht und bittet Theresa, ihr den Verband neu anzulegen.Die wickelt ihn vorsichtig fest um ihre Rippen und passt auf, dass besonders der untere Rippenbereich geschützt wird. Denkst Du noch manchmal an unser erotisches Date in der Karibik?“ fragt sie Theresa leise. „Ja und nicht nur manchmal. Ich bin bestimmt nicht lesbisch, aber schön war es mit Dir. Auch, wenn wir es nicht zur Gewohnheit werden lassen, habe ich nichts dagegen, das ab und zu mal zu wiederholen.“ „Finde ich auch, sobald meine angeknackste Rippe wieder in Ordnung ist, können wir es nochmal krachen lassen. Schließlich geht es uns ja nicht um Liebe sondern nur um diskreten, wilden, hemmungslosen und leidenschaftlichen Sex.“ lacht sie. Pia ist sichtlich aufgewühlt bei dem Gedanken. Am liebsten wäre sie gleich über Theresa hergefallen. Nur die Angst vor neuen Schmerzen hält sie zurück.

Drei Wochen, nachdem die Catalina in Auckland abgelegt hat, kommt die Skyline von Melbourne in Sicht. Pia, die mit dem Hafenamt per Seefunk gesprochen hat, informiert den Käpt´n, dass sie im Stadtteil Port Melbourne im gleichnamigen Hafen anlegen sollen. Er bietet zur Wahl an, entweder am Kai oder auf Reede in der Mitte des großen Hafenbeckens. Als der Beamte hört, dass es sich bei der Catalina um eine große Privatyacht handelt, empfiehlt er lieber auf Reede zu ankern, da die Kriminalität in diesen Stadtteil sehr hoch ist und ständig Bandenkriege toben.

Giorgio ist sofort damit einverstanden: „Gauner und Verbrecher haben wir wohl genug erlebt, dass muss hier nicht auch noch sein, außerdem spart das Liegegebühren.“ Also gehen sie mitten in dem großen Naturhafenbecken an deren Ende der Yarre River ins Meer fließt, vor Anker und machen ihr Dingi klar. Da Port Melbourne ein Stück vor der eigentlichen Stadt liegt, schlage ich vor Giorgio, dass wir uns einen Mietwagen nehmen, dann sind wir beweglicher.“ schlägt Max vor. „Einverstanden, bestell am besten einen Van und lass ihn zum Kai bringen, dann brauchen wir nicht extra ein Taxi.“

Eine halbe Stunde später taucht am Kai ein kanariengelber Van auf. Giorgio fährt mit Flo rüber um den Papierkrieg mit dem Vermieter und anschließend auch mit dem Hafenamt zu klären. Er ist hocherfreut, dass die Beamten und der Zoll zwar die Papiere sehen wollen, aber auf eine Schiffsdurchsuchung wie in den USA verzichten. Im Gegenteil, man ist hier sehr freundlich. Als die Beamten hören, dass das ihr erster Besuch in Melbourne ist, versorgen sie Flo mit jeder Menge Broschüren und Tipps, wo man Einkaufen und Essen kann, was man besichtigen sollte und vieles mehr. Giorgio will vier Tage in Melbourne bleiben, dann weiter nach Sydney zu segeln. Er muss unbedingt in der nächsten Zeit die vorgeschriebene Klasse Inspektion machen lassen und fragt, ob er das hier machen könne oder besser in Sydney. Bei ihrer Schiffsgröße sollte die Inspektion höchstens zwei Tage dauern. Machen sie das besser hier, das wird billiger. Wir sind hier sowieso alle viel netter als in Sydney!“ lacht der Hafenmeister und erzählt den Beiden von der uralten Rivalität zwischen beiden Städten.Das gibt’ s bei uns auch, zum Beispiel zwischen Hamburg und Bremen oder Köln und Düsseldorf.“ erklärt Giorgio lachend.

Der Van ist nagelneu und groß genug für die Familie einschließlich der beiden Hunde. Erst mal wollen sie aber Proviant kaufen um die Vorräte der Catalina aufzufüllen. Proviant Meisterin Theresa hat ihnen eine lange Liste mitgegeben. Als sie nach über drei Stunden endlich zurückkommen, ist das Auto voll bepackt. Sie müssen mit dem Dingi zweimal fahren um alles rüber zu schleppen. Der Hafenmeister hat Recht. Diese Gegend ist wirklich nicht die Feinste. Wir können froh sein so viel Wasser zwischen uns und dem Kai zu haben. Da treibt sich allerhand zwielichtiges Gesindel herum. Euch rate ich, nicht ohne männliche Begleitung an Land zu gehen.“ empfiehlt Giorgio mit Blick auf die Mädchen. “Max, lass mal hören, was hier interessant ist und was wir sehen müssen!“ Theresa´s Entdeckerdrang ist geweckt. „Ja also, Melbourne ist dreimal größer als Hamburg mit ungefähr 4,2 Millionen Einwohnern. Die Stadt soll mit die höchste Lebensqualität weltweit haben und ist Hauptstadt des Bundesstaates Victoria!“ Hier wird er von Flo jäh unterbrochen: Quatsch keine Opern sondern erzähl uns lieber, wo wir hier schick ausgehen und Shoppen können und was es hier so angesagt ist, Herr Oberlehrer!“ Gemach, mein Fräulein. Schoppen kannste hier sowieso vergessen, da es kaum Geschäfte gibt. Die Melbourner fahren zum Einkaufen alle nach Sydney!“ lügt Max seiner Schwester vor. „Und was sollen wir dann hier. Lasst uns die Anker lichten und auf nach Sydney!“ Flo ist verärgert und merkt erst durch das Gelächter der Anderen, dass Max sie veralbert hat.

Also, die Stadt ist hochinteressant, hat tolle Museen und ganze Viertel, wo man super essen kann. Der historische Queen Victoria Market, die Batatrie Gardens oder das Melbourne Museum und die National Galery sind sehenswert. Auch das Melbourne Aquarium und das Immigration Museum sollen super sein. Abends finden in vielen Parks kostenlose Jazzkonzerte statt. Und damit mein Schwesterlein auch zufrieden ist, außer den großen Einkaufsstraßen gibt es hier Viertel, wo Du ausgefallenes und witziges an Kunst und Klamotten kaufen kannst. Zwischen der Elisabeth Street und Swanston sowie in der Block oder Royal Arkade kannst Du Shoppen bis der Arzt kommt. Also, diese Stadt hat viel zu bieten und auch das Umland soll interessant sein. Die Great Ocean Road gehört zu den schönsten Küstenstraßen der Welt. Einen geführten Ausflug in den Australischen Busch können wir auch machen. Kängurus, Koalas, Emus und Schlangen warten auf Euch!“ Dann schlage ich vor, dass wir morgen früh mit einer Stadtrundfahrt beginnen, um Orientierung und einem Gesamteindruck zu bekommen. Abfahrt ist hier am Kai um neun Uhr!“ verkündet Giorgio. „Die City Cirkle Tram bringt uns sogar kostenlos durch die Stadt!“ ergänzt Max noch.Um neun Uhr tuckert die gesamte Besatzung der Catalina im Dingi an den Kai, sichern das Boot und fahren mit ihrem kanariengelben Auto Richtung City. Der Verkehr ist zwar dicht aber die sonst übliche Großstadthektik gibt es hier nicht. Diese moderne Metropole mit ihrem Wechsel von Hochhäusern und dazwischen klassizistischen Bauten, unterbrochen von vielen kleinen Parks, begeistert Giorgio. Sie parken ganz in der Nähe einer City Circle Tram Haltestelle und lassen sich damit gemütlich durch Melbourne kutschieren. In der Guildford Street steigen sie aus und sind mitten im Künstlerviertel der Arcaden gelandet. Ateliers, Galerien, kleine Boutiquen und Restaurants wechseln sich in bunter Folge ab. Ähnliches kennt Giorgio bisher nur aus London. Er ist fasziniert. Auch Flo strahlt, da sie hier nach Herzenslust in den ausgefallensten Klamotten wühlen kann. Erst am Abend beenden sie ihren Bummel durch Melbournes City und suchen sich erschöpft ein kleines Restaurant mit Libanesischer Küche. Der Wirt empfiehlt ihnen Meze als Vorspeise. Sie staunen, da er mindestens 25 verschiedene kleine Schüsseln mit den tollsten Leckereien auf den Tisch stellt. Dass es überwiegend vegetarische Gerichte sind, begeistert Flo. Sie macht sich eifrig Notizen. Als Hauptspeise gibt es Fisch mit Minze Soße, Kichererbsen und Gemüse. Da sich alle bei der Vorspeise kräftig bedient haben, verzichten sie auf das Dessert und bestellen sich lieber noch Kaffee. Habt Ihr eigentlich mitbekommen, dass bereits die Hälfte unserer Reise hinter uns liegt?“ fragt Giorgio und ergötzt sich an den erstaunten Gesichtern. „Tatsächlich, die Zeit ist wie im Flug vergangen. Wenn man daran denkt, was wir alles erlebt haben. Ich glaub, das werden wir erst richtig verarbeitet haben, wenn wir schon lange wieder zurück sind!“ vermutet Pia.

Was waren die schlimmsten Erlebnisse für Euch?“ erkundigt sich Max. „Na, mit Abstand unsere Entführung in Recife und die Monsterwelle!“ ist Flo überzeugt. „Aber die Sache in Casablanca, und das mit dem Drogenkartell in Mexiko, oder die Verhaftung von Giorgio in Ecuador waren auch nicht ohne!“ überlegt Theresa. Für mich war es die Entführung, die Monsterwelle und der Schlangenangriff auf mich. Das werde ich nie vergessen.“ meint Pia. Aber wir haben auch viele schöne Momente auf dem Meer und an Land erlebt, dass kann uns niemand mehr nehmen. Die weniger schönen gehören einfach dazu, damit man die schönen Erlebnisse zu schätzen weiß.“ sinniert Max. Donnerwetter, das war ja richtig philosophisch. Max ich staune, aber gebe Dir Recht, wir haben bisher soviel erlebt, im Guten wie im Schlechten, wie nur wenige Menschen in ihrem Leben jemals erleben werden. Ich habe die Entscheidung für den Erbantritt zu keiner Zeit bereut und bin Onkel Victor ewig dankbar, dass er uns diese Reise und das tolle Schiff vererbt hat. Für mich war die Monsterwelle das schrecklichste, weil wir alle in höchster Lebensgefahr geschwebt haben. Wenn es da oben einen Gott gibt, will er uns noch nicht bei sich haben und hat uns eine ganze Armee von Schutzengeln geschickt.“ Giorgio ist tief ergriffen, dass seine Kinder und Theresa genauso empfinden wie er.

Am kommenden Morgen wollen Giorgio und Pia das größte Museum der südlichen Halbkugel, das Melbourne Museum mit der National Galery of Victoria besichtigen und haben den ganzen Tag dafür eingeplant. Theresa, Flo und Max zieht es zum historischen Queen Victoriamarket und anschließend zu den Royal Botanic Gardens mit dem Cook´s Cottage, dem Elternhaus von James Cook. Das wurde vor über 60 Jahren in England zerlegt, hierher transportiert und in

historischer Queen Victoriamarket

mühevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut. Wenn dann noch Zeit bleibt, haben sie nochmal Shoppen auf dem Programm, weil es laut Flo gestern so schön war. Am dritten Tag hat Giorgio vor, die Great Ocean Road hinunter fahren. Seine komplette Besatzung will mit. Sie haben beschlossen, noch einen Tag dran zuhängen um einen Ausflug in den Busch zu den Koalas und Kängurus machen zu können. Das berühmte Melbourne Aquarium wollen sie auch noch

Great Ocean Road

besuchen, wobei Giorgio besonders die ausgefallene Architektur interessiert. Das Aquarium ist einseitig in den Yarre River gebaut worden und lässt dadurch einen tollen Blick in die Unterwasserwelt des Flusses zu. Die restlichen Tage in Melbourne vergehen wie im Fluge. Die Stadt hat es ihnen angetan. Auch der australische Busch übt eine große Faszination aus. Trotzdem wollen Sie jetzt weitersegeln und als nächstes Ziel Sydney anlaufen. Die Klasse Inspektion ihres Schiffes wurde erfolgreich, ohne Beanstandung während ihrer Liegezeit durchgeführt. Giorgio ist froh, das Thema hinter sich zu haben. Am letzten Abend besuchen sie noch gemeinsam ein Jazzkonzert und wollen direkt danach gegen elf Uhr auslaufen. Pünktlich verlässt die Catalina, hell erleuchtet, in strömenden Regen, Port Melbourne und die Bucht von Geelong, Richtung offene See. Der Käpt´n hat rund 770 Seemeilen bis Sydney ausgerechnet. Da sie einen Teil der Strecke wieder mal gegen den Wind kreuzen müssen, hofft er dennoch, in ungefähr acht bis neun Tagen dort zu sein.

Giorgio fühlt sich überhaupt nicht gut und legt sich bis zu seiner Wache, die um drei Uhr beginnt, in seine Koje. Ihm ist übel, er klagt über Magen und Kopfschmerzen, was eigentlich nicht zu ihm passt. Pia und Flo können sich nicht erinnern, ihren Vater jemals krank erlebt zu haben und machen sich sorgen, was wohl dahinterstecken kann. Pia sitzt an seiner Bettkante und fragt besorgt: „Seit wann geht es Dir schlecht. Hast Du irgendwas gegessen oder getrunken, was Dir nicht bekommen ist?“ In dem Jazzlokal, wo wir zuletzt waren, habe ich ein Schinkensandwich gegessen, was mir allerdings nicht geschmeckt hat. Den komischen Geschmack habe ich mit Bier runter gespült.“ stöhnt Giorgio, hastet aus dem Bett ins Badezimmer, erreicht die Toilette mit Mühe und würgte das Schinkensandwich wieder raus.. Warum hast Du denn das Sandwich gegessen, wenn es Dir nicht geschmeckt hat?“ Ich hatte solchen Hunger und dachte, dass das vielleicht eine Schinkensorte ist, die ich nicht kenne. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, das der verdorben sein könnte!“ „Ich mach Dir erst mal Tee, davon trinkst Du so viel wie möglich, außerdem bring ich Dir eine Wärmflasche und Du bleibst im Bett. Deine Wache übernimmt einer von uns!“ „Ay,ay Frau Doktor.“ Giorgio fühlt sich zu Elend um großen Protest einzulegen.

Max kümmert sich um das Schiff und den Kurs, während die Mädchen abwechselnd Giorgio bemuttern. Um zwei Uhr kommt Theresa aus seiner Kabine und ist froh, dass er endlich eingeschlafen ist, nachdem er sich noch mehrfach übergeben musste. „Meint Ihr, dass wir zurück nach Melbourne sollen, um Giorgio zu einem Arzt oder ins Krankenhaus zu bringen?“ will Flo von Pia und Theresa wissen. Sie beratschlagen sich mit Max, der von ihnen die größte medizinische Erfahrung hat und kommen zu dem Schluss, dass das nicht nötig sein wird. Sie werden Giorgio mit normalen Hausmitteln und viel trinken wieder auf die Beine bringen. Tee und Wasser trinken und viel schlafen hilft ihm jetzt am schnellsten. Wenn es doch schlimmer wird, können wir immer noch die Flying Doctors anrufen, oder, da wir an der Küste entlang segeln, den nächsten Hafen anlaufen!“ schlägt Max vor. „Ok, dann übernehme ich noch die Wache von Giorgio. Flo kann mich dann ablösen und Pia macht die Nachtwache bei Giorgio, einverstanden?“ Theresa schaut fragend in die Runde und erntet Zustimmung. Sie steht jetzt am Ruder, starrt in den dunklen, mondlosen Nachthimmel und sieht, außer der Instrumentenbeleuchtung, kein einziges Licht weit und breit. Max und Flo haben sich in ihre Kojen zurückgezogen, während Krankenschwester Pia sich in das freie Bett neben ihrem Vater legt. Das ist ja fast wie früher, als sie noch Kinder waren, sich oft um die besten Plätze im Bett der Eltern stritten und dann alle drei zufrieden einschliefen,“ erinnert sie sich.

Drei Tage später hat Giorgio seine Krankheit überwunden. Pia und Flo haben ihn mit viel Tee, Hühnersuppe und Zwieback hochgepäppelt, so dass er seinen Pflichten als Kapitän wieder nachkommen kann. Es sind nach der letzten Berechnung noch etwa 350 Seemeilen bis Sydney. Trotz häufigem Kreuzen, vor allem in den ersten beiden Tagen, sind sie gut vorangekommen. Max hofft, die berechneten neun Tage deutlich verkürzen zu können. Giorgio und Lone haben in der letzten Zeit häufiger über Seefunk miteinander telefoniert und sich gegenseitig von ihren Erlebnissen berichtet. Lone lenkt ihre Yacht gerade durch unruhiges Wasser und Windstärke 6. Sie befinden sich ungefähr 1000 Seemeile westlich von Australien, Richtung Südafrika. Sie will in Port Elisabeth noch Lebensmittel, Wasser und Treibstoff bunkern um dann möglichst schnell weiter Richtung Europa zu segeln. Giorgio sorgt sich, dass sie gut und ohne Probleme die große Überquerung des indischen Ozeans von Australien nach Afrika überstehen werden und hat bereits tiefe Sehnsucht nach Lone.

Am Abend des siebten Tages seit ihrer Abreise aus Melbourne leuchtet am Horizont die Skyline von Sydney auf.

Das von dem Dänen Jörn Utzon gebaute, weltberühmte Opera House ist hell erleuchtet und als Wahrzeichen der Stadt gut zu erkennen. Sie fahren langsam in den riesigen Naturhafen von Port Jackson ein, an der Opera vorbei, unter der berühmten Harbour Bridge hindurch. Die Catalina bekommt einen Liegeplatz in einem kleinen Seitenarm, direkt hinter der Brücke auf der Backbordseite zugewiesen. Mensch Giorgio!“ schwärmt Flo. „Das ist ja phantastisch, da können wir zu Fuß zum Shoppen gehen. Wir sind ja direkt in der City. Hast Du denn überhaupt noch Geld zum Shoppen, nachdem Du fast in jedem Hafen auf Einkaufstour gegangen bist?“ fragt er seine Tochter. „Da kannste mal sehen, wie sparsam ich bin, aber jetzt brauche ich langsam mal meine Heuer für den Job als Smutje.“ strahlt sie ihn an. „Die bekommst Du, sobald ich meine Heuer als Kapitän bekommen habe!“ lacht er verschmitzt über Flo´s ungläubiges Gesicht.

Nachdem die Catalina fest vertäut am Kai von Sydney Cove liegt und alle Arbeiten an Bord erledigt sind, zieht es sie in ein kleines gemütliches Restaurant im The Rocks Distrikt am Hafen.

Dieser Altstadt Bereich mit vielen alten Lagerhäusern, die zu Galerien, Clubs, Restaurants und Shops umgebaut wurden, ist einer der angesagtesten Lokationen in Sydney. Da Flo jetzt einen Arbeitskampf bis zur Auszahlung ihrer Heuer ausgerufen hat, bleibt ihnen heute Abend nichts anderes übrig, als Essen zu gehen. Giorgio macht sich einen Spaß daraus, Flo zappeln zu lassen. „Da Flo im Streik ist, überlegt Euch bitte, wo wir morgen und übermorgen essen wollen. Das Frühstück machen wir am besten abwechselnd selbst. Morgen früh Pia, übermorgen ich und so weiter. Wollen doch mal sehen, ob wir den Streik nicht unterlaufen können. Bis zur Abfahrt aus Sydney werden wir es schon durchhalten!“ Flo sieht ihn böse an, weiß nicht so recht, was sie nun machen soll und spricht erst mal kein Wort mit dem Rest der Besatzung. Lange hält sie den Protest aber nicht durch und schlägt bald wieder versöhnlichere Töne an. Giorgio hat schließlich ein Einsehen und drückt ihr vor dem zu Bett gehen das Taschengeld, äh Heuer in die Hand. „Ich will ja nicht, dass Du Entzugserscheinungen bekommst, wenn Du hier nicht Shoppen kannst!“ ruft er lachend. Flo drückt ihm zum Dank ein Küsschen auf die Wange.

Sydney als Hauptstadt des Bundesstaates New South Wales ist mit ihren fast 5 Millionen Einwohnern ein Schmelztiegel der Nationen. Dem entsprechend bunt ist auch das Kulinarische Angebot, zur Freude von Giorgio. Er hat für Sydney fünf Tage eingeplant, um möglichst viel von dieser schönen Stadt zu sehen. Nachdem Max ihnen alle interessanten Sehenswürdigkeiten aufgezählt hat, entscheiden sie sich für einen

Besuch des legendären Royal Botanic Garden, den sie schon bei der Einfahrt in den Hafen vor dem Opernhaus bewundern konnten. Anschließend haben sie sich auf einen Besuch von China Town geeinigt um dort ausgiebig herumzustöbern. Am darauf-folgenden Tag hat Pia Bondi Beach auf dem Zettel, um ihrer Surfleidenschaft zu frönen. Ihr Gastvater in Florida hat ihr das Surfen beigebracht. Es wurde Pias große Leidenschaft, zu der sie viel zu selten kommt. An diesem berühmten Surfstrand will sie es unbedingt ausnutzen. Theresa kann zwar nicht surfen, will Pia aber zusehen und deshalb begleiten. Abends haben die Mädchen und Max noch einen Besuch von Darling Harbour, dem Vergnügungsviertel von Sydney eingeplant, in der Hoffnung auf eine paar fetzige Discos.

Die nächsten Tage sind mit Besichtigungen und Ausflügen in die Umgebung ausgefüllt. Flo, Pia und Theresa vergnügen sich im Queen Victoria Building, einem der schönsten

Queen Victoria Building

Einkaufscenter der Welt, in einem riesigen Gebäude, ganz im Viktorianischen Stil. Giorgio sieht sich mit Max das Opernhaus genauer an und die Art Gallery of New South Wales sowie das City Exhibition Space Architektur-museum. Die unterschiedlichen Baustile beeindrucken ihn. Er fotografiert, was das Zeug hält und möchte zu Hause mit seinem Partner Hubertus neue Ideen und Anregungen daraus ziehen. Plötzlich stöhnt Giorgio auf: „Mensch, sind wir Trottel. Wir hätten beinahe unsere beantragten Visa vergessen.

Darling Harbour Vergnügungszentrum

Morgen früh müssen wir sofort zum deutschen Konsulat und sehen, ob alle Visa gekommen sind. Wenn nicht, können wir die Weiterreise vorerst vergessen!“ Am Morgen darauf machen sich Giorgio mit seiner kompletten Besatzung auf den Weg ins Konsulat, in der Hoffnung, dass die bürokratischen Hürden nicht allzu hoch liegen. Nach der Anmeldung werden sie in ein elegantes Büro geführt und müssen über eine halbe Stunde warten, bis endlich eine Konsulatsmitarbeiterin mit einem Stapel Papiere hereinkommt und alles auf dem Tisch vor ihnen legt. Sie können sich freuen, die meisten Visa sind da. Nur Pakistan hat kein Visum erteilt. Die Visa von Madagaskar, Mauretanien, Gabun und Elfenbeinküste sind noch nicht da, werden aber erteilt. Da wir wissen, dass Sie auch Hongkong ansteuern werden, haben wir darum gebeten, die fehlenden Visa direkt an die Deutsche Botschaft nach Hongkong zu schicken. Ist Ihnen das Recht?“ fragt sie höflich. Das ist uns sehr Recht.“ antwortet Giorgio völlig verdutzt, über so viel Freundlichkeit und mitdenken der Konsulatsvertreter. „Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft, das hat ja alles wunderbar geklappt.“ ergänzt er, greift sich den Stapel Papiere und verlässt, gefolgt von seiner Crew das Büro. „Da sage noch einer, deutsche Behörden sind unflexibel und langweilig. Hier haben wir genau das Gegenteil erlebt. Ich bin richtig begeistert,“ freut er sich.

Am Abend machen sie ihr Schiff seeklar, lösen die Leinen und stechen in See, Richtung Brisbane. Sie wollen nun zum Great Barriere Riff und haben Brisbane nur als Zwischenstation zum Bunkern von Frischwasser und Lebensmitteln gewählt. Bis Brisbane müssen sie etwa 500 Seemeilen zurücklegen und rechnen mit etwa sechs Tagen.Der Törn nach Brisbane verläuft ohne besondere Ereignisse. Giorgio nutzt die Zeit, um liegengebliebene Unterlagen für sein Büro in Hamburg fertig zu stellen. Die sollen in Brisbane per Luftpost nach Deutschland geschickt werden. Obwohl Brisbane auch eine Zweimillionenstadt ist, wirkt der Hafen relativ klein.

Die Catalina muss schon wieder auf Reede ankern. Nachdem sie ihre obligatorische Stadtrundfahrt gemacht, sich ein wenig in der Stadt umgesehen und die notwendigen Einkäufe erledigt haben, drängt Giorgio erneut zum Aufbruch, da Brisbane nach Melbourne und Sydney keinen so interessanten Eindruck auf ihn macht.

Als nächsten Hafen haben sie Cairns vorgesehen, wollen aber vorher in die faszi-nierende Welt des Great Barriere Riff eintauchen.

Besonders Pia und Giorgio erhoffen sich von diesem größten Naturwunder der Welt spannende Einblicke. Wisst Ihr eigentlich, dass das Great Barriere Riff bereits bei Rockhampton beginnt und bis an die Küste von Papua Neuguinea reicht. Die Stadt Cairns liegt also mittendrin.

Das Riff kann man sogar aus dem Weltraum sehen. DerAustralische Staat wacht genau

Weltraumfotografie

über den Schutz des Riff´s. Große Teile dürfen überhaupt nicht befahren werden, sondern sind Schutzgebiete. Es gibt viele Tier und Pflanzenarten, die es nur hier gibt. Aber auch einige gefährliche Haiarten, das Salzwasserkrokodil und vor allem das gefährlichste Tier der Welt, die Würfelqualle. Die ist fünfmal giftiger als die giftigste Schlange.“ verkündet Reiseführer Max strahlend. Genau aus diesem Grund werden wir da auch nur mit unseren Tauchanzügen ins Wasser gehen, auch beim Schwimmen oder Schnorcheln!“ entscheidet Giorgio. Ich glaub, da geh ich lieber gar nicht ins Wasser!“ Flo ist entsetzt. Da verpasst Du aber viel. Das ist das schönste Korallenriff der Welt. Mein Partner Hubertus war vor vielen Jahren hier und schwärmt heute noch von der tollen Unterwasserwelt.“ Giorgio bekommt allein bei dem

Gedanken, leuchtende Augen. „Aber wir haben bis zum Riff noch etwa 200 Seemeilen, also knapp drei Tage. Bis dahin könnt ihr ja überlegen, ob ihr dort ins Wasser wollt oder nicht”.

Am Morgen des dritten Tages erreichen sie die ersten Ausläufer des Great Barriere Riffs. Giorgio schlägt vor, zuerst die Great Kappel Islands anzusteuern.

„Diese vielen kleinen Inseln, vor Rockhampton gelegen, sind paradiesisch schön, verfügen über tolle weiße Strände und sind ein super Schnorchel Revier.“ Langsam wechselt die Farbe des Wassers von dunkelblau in hellblau, dann türkis bis blass blau und ist glasklar. Pia, die am Ruder steht, muss höllisch auf die Wassertiefe achten und starrt unentwegt auf den Tiefenmesser. Giorgio kommt dazu, sieht in die Seekarten und ruft: „Normalerweise dürfte nichts passieren, hier ist überall etwa 20 Meter Tiefe angezeigt, aber aufpassen müssen wir trotzdem, nicht dass wir noch auf Grund laufen!“ Er hat die meisten Segel eingeholt. Die Catalina schleicht jetzt mit nur vier Knoten durch das Riff. Flo und Theresa liegen im Klüvernetz auf dem Bauch, starren ins glasklare Wasser und bewundern die bunten Korallen unter ihnen. Da das Schiff jetzt wieder durch tropische Gewässer fährt und von Winter keine Rede mehr ist, kommt auch bei der Crew die Lust am Schwimmen und Schnorcheln zurück.

Als die Catalina die Great Kappel Islands endlich erreicht hat, freuen sie sich auf ein erfrischendes Bad im Meer. Das Dingi bringt sie auf eine der kleinen Inseln. Flo fragt ihren Vater: „Müssen wir hier wirklich unsere Tauchanzüge tragen? Das Wasser ist so schön warm und klar. Wir können doch aufpassen!“ Aber nur hier und nur, wenn Ihr immer zu zweit schwimmt. Ich kenne genügend Fälle, von Leuten, die auch aufgepasst haben und doch von dieser Teufelsqualle attackiert wurden. Fast alle Fälle verliefen tödlich!“ Theresa und Max gehen als erste ins Wasser und prüfen mit ihren Schnorchelbrillen die Lage unter Wasser. Giorgio, Flo und Pia folgen und schwimmen langsam durch diesen wunderbaren Korallengarten. Sie sehen zwar viele bunte, tropische Fische in den Korallen herum wuseln, große Fische sehen sie aber nicht.

Vor Giorgio, Pia und Flo türmt sich ein großer Korallenberg auf, der bis fast zur Oberfläche reicht. Sie schwimmen um den Berg herum und sehen, dass es auf der Rückseite mindestens auf 30 Meter runtergeht. Ganz unten, im halbdunkel erkennt Giorgio zwei große weiße Haie, die am Grund mit irgend etwas beschäftigt sind und die Schwimmer noch nicht bemerkt haben. Giorgio dreht sich um, gibt ein Zeichen, zurück zu schwimmen. In diesem Moment erkennen die beiden Mädchen hinter Giorgio eine große Qualle scheinbar ziellos im Meer treiben. Flo hat vor Schreck beinahe geschrien und versucht ihren Vater vor der Gefahr zu warnen. Giorgio versteht sie nicht sondern achtet mehr auf die Haie unter ihm. Pia, die die Qualle auch bemerkt hat, zieht Giorgio schnell am Arm aus dem Gefahrenbereich um den Korallenberg herum. Er dreht sich um und erkennt sofort, was die Mädchen so aufregt. Er schwimmt auf der Stelle, um sich die Qualle anzusehen und erkennt auf Anhieb die Würfelqualle mit ihren drei Meter langen Tentakeln. Nun gibt er Pia und Flo ein Zeichen, schnellstens abzuhauen und erklärt ihnen anschließend am Strand: „Diese Biester sind deshalb so gefährlich, weil sie nicht wie andere Quallen nur um Wasser treiben, sondern bei ihren Beutezügen selbstständig in jede gewünschte Richtung schwimmen können.“

Also hier gehe ich bestimmt nicht mehr ins Wasser!“ ruft Flo aufgebracht. Giorgio sucht unterdessen das Meer nach Max und Theresa ab und entdeckt sie ungefähr 100 Meter von der Quallen Stelle entfernt ruhig an der Oberfläche schnorcheln. Als Theresa mal hoch blickt, geben Flo und Pia ihr ein Zeichen, zurück zu kommen. „Was ist denn los, das ist doch traumhaft hier. Solche Vielfalt an Pflanzen und Tieren habe ich noch nie gesehen!“ strahlt Max. „Ja, Alptraumhaft ist es hier. Beinahe wärst Du ein Waisenkind geworden!“ Flo hat sich immer noch nicht beruhigt und erzählt den Beiden, was passiert ist. „Diese blöden Biester sind kaum zu erkennen. Obwohl wir darauf geachtet haben, konnten wir dieses Miststück erst im letzten Moment sehen!“ ergänzt Pia. Also ist meine Ansage, hier nur mit Taucheranzügen ins Wasser zu gehen, wohl doch nicht so falsch gewesen.“ resümiert Giorgio schaudernd und bedankt sie bei Flo und Pia für die Lebensrettung in letzter Sekunde. Ich schlage zur Entspannung vor, dass wir den Tag mit einem zünftigen Grillabend am Strand beenden!“ Flo ist schon wieder um das leibliche Wohl ihrer Familie besorgt und rennt damit beim Rest der Crew offene Türen ein. Theresa und Flo schnappen sich das Dingi und wollen alles Nötige von der Catalina holen, während Max und Pia für das Feuer Palmenreste zusammensuchen. Giorgio hat die Catalina mit einer langen Schleppleine an einer Palme festgebunden, weil er nicht ankern wollte, um die Korallen nicht zu zerstören. Sie holen sich noch ihre Hängematten vom Schiff, binden sie zwischen den Palmen fest und übernachten am Strand.

(Sehen Sie hier „Great Barrier Reef – das Paradies des Meeres“ ein Youtube-Film 14,12 Minuten lang : https://www.youtube.com/watch?v=r_tGB_Jw9pE )

Erst nach einem guten Frühstück, packen sie ihre Habseligkeiten ein und fahren weiter, Richtung Cairns. Sie kommen auf dem Weg dahin an zahlreichen, traumhaften Inseln vorbei und können an vielen Stellen, dank des klaren Wassers, von Bord aus die Unterwasserwelt gut beobachten. Cairns ist im Gegensatz zu den vorherigen Australischen Städten eine Kleinstadt mit knapp 100 000 Einwohnern. Daher hofft Giorgio auf etwas mehr ursprüngliches Australien. Er hat gehört, dass Cairns auch der Hauptsitz der berühmten Flying Doctors ist und freut sich den tropischen Teil dieses Kontinents kennen zu lernen. Als sie jedoch in den kleinen Hafen einlaufen und das Gewimmel an Booten im Hafen und die vielen Menschen an Land sehen, kommen ihnen die ersten Zweifel, ob es hier wirklich das ursprüngliche Australien zu entdecken gibt. Sie haben einen Platz am Kai, zwischen zwei großen Motoryachten bekommen.

Sofort schaut ihnen eine Menschentraube beim Anlegemanöver zu. Da aber keine hilfsbereite Hand die Leinen an den Pollern festmacht, hechtet Max kurzerhand mit einem mächtigen Sprung selbst an Land und befestigt die Catalina an Heck und Bug. Jetzt erkennt Giorgio, dass es überwiegend Rucksack Touristen sind, die die Stadt bevölkern und am Kai fasziniert auf die Catalina schauen. Den Hafenkommandanten fragt er, ob es hier immer so rummelig ist und bekommt zur Antwort: „Wir haben hier im Jahr über zwei Millionen Touristen, die das Riff sehen wollen, da bleibt der Rummel nicht aus.“ Giorgio schaut ihn verschreckt an, wendet sich an Pia und meint: „Dann ist es wohl am Besten, wir schauen uns hier kurz um, machen die notwendigen Einkäufe und sehen zu, dass wir diesem Massenauftrieb entfliehen. Oder was meint Ihr?“ „Wenn es hier nicht irgendwas ganz besonderes zu entdecken gibt, sollten wir dass so machen!“ meint Pia

Daher werden bereits am nächsten Tag die Leinen wieder gelöst. Die Catalina dreht langsam aus dem Hafen. Sie wollen lieber in Ruhe durch die Schönheiten des Great Barriere Riff segeln, als den Rummel an Land länger mitzumachen. Giorgio schlägt Kurs Nordnordwest ein. Er will am Riff entlang, parallel zur australischen Küste segeln. Das Meer ist ruhig, sie haben herrliches Wetter und einen leichten Wind vom Süden. Also ideale Segelbedingungen. Flo und Theresa liegen mal wieder, gegen Giorgio´s Rat, im Klüvernetz zum Sonnenbaden. Giorgio ist wegen der schwierigen Tiefenverhältnisse intensiv mit seinen Seekarten beschäftigt. Max hat das Ruder übernommen. Pia hockt schon wieder in luftiger Höhen des Großmastes, weil erneut eine Umlenkrolle ausgetauscht werden muss. Sie ist gern hier oben, hat man nicht nur einen herrlichen Blick auf Schiff und Meer. Nein, sie genießt hier auch das Gefühl, wirklich eins zu sein mit der Natur und den Elementen. Gerade fertig mit der Reparatur, entdeckt sie in der Weite des Meeres plötzlich einen knallgelben Punkt. Ihr Fernglas, das sie immer dabei hat, wenn sie in die Takelage klettert, zeigt ihr, dass es sich um ein winziges Ruderboot oder Schlauchboot handeln muss. Menschen kann sie nicht sehen. Giorgio, da hinten an Steuerbord ist ein kleines Boot. Es ist gelb, aber genaueres kann ich nicht erkennen. Es macht keine Fahrt sondern dümpelt träge auf den Wellen. Ob da jemand in Seenot ist?“. Giorgio nimmt sein Glas, kann auch nur einen kleinen gelben Punkt erkennen.Kursänderung auf Nordost, Segel reffen und beide Maschinen an!“ befiehlt er. Zu Pia gewandt: „Pia bleib bitte oben und gib uns Bescheid, wenn Du mehr erkennen kannst!“  Für ihn ist es auf See eine Selbstverständlichkeit, auch wenn es Umwege oder Zusatzbelastung bedeutet, zu prüfen, ob jemand in Seenot ist und im Notfall helfen zu können.

Langsam kommen sie dem gelben Punkt näher. Pia späht in luftiger Höhe angestrengt durch ihr Glas, kann aber noch niemanden sehen. Sie sind jetzt ungefähr 50 Seemeilen vor der Küste. Eine Schifffahrtsroute gibt es hier nicht. Der Schnorchel und Tauchtourismus findet wesentlich weiter südlich statt. Giorgio kann sich daher nicht erklären, wie das Boot hierher gekommen ist. Sie kommen bis auf 300 Meter an das gelbe Boot heran, als Giorgio die Maschinen stoppt und ruft: „Flo, Du hältst hier die Stellung. Pass bitte auf, dass die Catalina nicht abgetrieben wird. Pia, Du bleibst da oben und beobachtest die Lage. Wenn Dir irgendwas merkwürdig vorkommt, gibst Du Bescheid. Max und ich fahren fahren jetzt mit dem Dingi rüber und sehen, was los ist!“Max hat das Dingi schon startbereit und lädt außer dem Funkgerät vorsichtshalber noch den Verbandskasten und zwei Waffen ein, um auf alles vorbereitet zu sein.

Giorgio!“ schreit Pia in diesem Moment. „Es ist ein Schlauchboot, ich sehe auf der Backbordseite einen Arm auf dem Wulst liegen. Da liegt einer offensichtlich auf dem Boden. Mehr kann ich nicht erkennen!“ Max und Giorgio fahren, so schnell wie möglich auf das gelbe Schlauchboot zu. Als das Dingi nah genug heran ist, ruft Giorgio hinüber, ob jemand an Bord ist, bekommt aber keine Antwort. Sie nähern sich vorsichtig dem gelben Boot und merken plötzlich, dass mehrere große Haie das Boot umkreisen. Das ist kein gutes Zeichen!“ Er gibt zur Abschreckung einen Schuss ab und hofft, damit die Haie auf Distanz zu halten. Dann sind sie auf einer Höhe mit dem anderen Boot. Max verbindet die Boote mit einer Leine.

Giorgio blickt über den Wulst und erschrickt von dem Anblick. Auf dem Boden des Bootes liegt ein junges Pärchen von höchstens 20 Jahren. Beide sind bewusstlos und mit etlichen Brandblasen überseht. Giorgio klettert hinüber, fühlt den Puls und merkt, dass Beide noch leben. Das Mädchen hat einen Bikini an, der allerdings ziemlich zerfetzt ist. Auch die Badehose des Jungen ist völlig zerrissen. Seine Haare sind total angesenkt. Das Gesicht des Mädchens ist völlig Ruß verschmiert, hat offensichtlich aber keine Verletzung. Dafür hat sie eine größere, blutverkrustete Wunde am Oberschenkel, während der Junge offensichtlich den rechten Arm gebrochen hat. Giorgio kann sich keinen Reim darauf machen und denkt zuerst an ein Gewaltverbrechen. Dazu passen aber die Verbrennungen nicht. Er legt über beide Körper, zum Schutz vor der Sonne erst mal eine Decke und ruft Max zu: Nimm das Boot in Schlepp und fahr zur Catalina. Wir müssen sehen, dass die Beiden schnellstens ärztlich versorgt werden. Ich kann mir nicht erklären, was hier passiert ist.Er bleibt in dem Schlauchboot und versucht die Verletzten ruhig zu halten. Jetzt verstehe ich, warum die Haie um das Boot gekreist sind. Die wittern so was und ich bin sicher, dass sie das Schlauchboot bald attackiert hätten, um an die Beute zu kommen. Denen haben wir zum Glück die Tour vermasselt!“ ruft Giorgio seinem Sohn zu. Bei der Catalina angekommen, ziehen Max und Giorgio vorsichtig die Bewusstlosen aus dem Boot und legen sie vorsichtig auf die Badeplattform.

Pia, Theresa und Flo bekommen einen gehörigen Schreck, als sie die verunstalteten Körper sehen. „Am besten wir bringen sie in die Heckkabinen und leisten Erste Hilfe!“ Pia und Max bringen das Mädchen unter Deck. Giorgio und Theresa kommen mit dem Jungen hinterher. Max beginnt sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen. „Holt Wasser, saubere Handtücher, Verbandszeug und was zum Desinfizieren. Die Wunde bei dem Mädchen muss versorgt werden. Flo, Du hast ungefähr ihre Figur. Such bitte für sie Unterwäsche heraus. Theresa hol für den Jungen eine Hose von mir!“ Max weiß genau was zu tun ist und gibt knappe Anweisungen. „Pia hilft mir beim versorgen der Beiden. Giorgio, kümmerst Du Dich bitte um einen Arzt!“ Ich werde es bei den Flying Doctors versuchen. Wenn die selbst keinen Helikopter haben, wissen sie bestimmt, wo man den bekommen kann!“ Giorgio rennt bereits zum Ruderhaus um alles zu veranlassen.

Pia halt sie bitte in stabiler Seitenlage. Ich will sehen, ob sie noch mehr Verletzungen hat. Am Rücken findet er mehrere blaue Flecken, die aber offensichtlich nicht bedrohlich sind. Dann untersucht er die Gliedmaßen und kann Brüche zum Glück ausschließen. Er stellt aber fest, dass sich unter ihrer linken Brust eine merkwürdige Verdickung befindet, tastet vorsichtig den Brustkorb ab und meint zu Pia: „Das ist eine Leidensgenossin von Dir Pia. Ich bin ziemlich sicher, dass sie sich mindestens eine Rippe gebrochen hat. Sonst hat sie außer der Wunde am Oberschenkel und den Brandblasen wohl nichts weiter. Ich möchte nur wissen, was passiert ist, wer diesem Mädchen das angetan hat. Wenn Flo mit dem Wasser kommt, wascht sie gründlich und flößt ihr auch was zu trinken ein. Wer weiß wie lange sie schon in dem Schlauchboot lag.“ Dann untersucht er genauso gründlich den Jungen und stellt außer dem Armbruch und den Brandverletzungen keine weiteren äußerlichen Verletzungen fest. Flo kommt mit Wasser, Verbandszeug und Handtüchern zurück und hilft Pia das Mädchen vorsichtig zu waschen. Danach waschen sie den Jungen. Max macht sich an die Versorgung der Oberschenkelwunde. Dabei fallen ihm mehrere kleine Verletzungen im Genitalbereich auf. und er fragt Pia sofort, ob das von einer Vergewaltigung kommen kann. Die hat sie sich bestimmt nicht selbst beigebracht, aber ob sie vergewaltigt wurde, oder man es nur versucht hat, kann nur ein Arzt sagen!“ erklärt Pia. Nach einer halben Stunde sind Beide zwar immer noch bewusstlos aber sauber Die Wunden und Brandblasen bestens versorgt, der Arm geschient und etwas Wasser konnten sie ihnen auch einflößen. Kaum sind sie Fertig, hören sie über sich Helikopter Geräusche. Max ist froh, die medizinische Verantwortung in professionelle Hände geben zu können. Über der Catalina schwebt ein großer Helikopter. Zwei Männer lassen sich gerade auf das Deck herab. Dann folgen ein großer Medizinkoffer und zwei Tragen.

Es sind tatsächlich die Flying Doctors. Giorgio führt sie in die Kabine, die Doc´s sind überrascht, wie gut die Verletzten schon versorgt wurden. Nach einer kurzen Untersuchung spritzen sie ein Kreislauf stabilisierendes Mittel und schnallen sie auf den Tragen fest. Gerade als sie das Mädchen an Deck gehievt haben, wacht sie auf und sieht völlig verwirrt um sich. Als die Doc´s sie nach ihrem Namen fragen, ist sie jedoch schon wieder bewusstlos. „Ist auch besser so, der Transport ist immer aufregend und so wird das Herz nicht so belastet!“ meint einer der Ärzte. Als sie beide Tragen mit einer Winde in den Helikopter gehievt haben, bittet der Arzt Giorgio darum, an dieser Stelle zu warten, da auch ein Schiff der Australischen Coastguard zu ihnen unterwegs ist, um den Sachverhalt aufzunehmen. Giorgio erklärt sich dazu bereit, da auch ihn interessiert, was hier passiert ist.

Als die Coastguard eine halbe Stunde später kommt und längsseits geht, kann Max gerade noch die Fender dazwischen schieben, um Kratzer an der Bordwand zu vermeiden. Zwei Beamte kommen an Bord, begrüßen die Besatzung und schauen sich zuerst mal bewundernd um. „Tolles Schiff haben sie hier!“ meint der Ältere der beiden. Dann lassen sie sich genau erklären, wie und wo sie die Verletzten gefunden haben. Giorgio und Max geben alles bereitwillig zu Protokoll. Der Jüngere der Beamten runzelt die Stirn. „Merkwürdig, es ist uns ein Rätsel, kein Schiff wird vermisst, kein Schiff hat irgendeinen Unfall gemeldet. Personen sind bisher auch nicht als vermisst gemeldet!“„Dann werden sie wohl warten müssen, bis die Zwei aufgewacht sind und alles erklären können!“ vermutet Giorgio. „Aber informieren Sie uns bitte, wenn Sie was wissen. Wir segeln von hier aus nach Port Moresby in Papua Neuguinea, sind aber per Funk immer erreichbar.“ Giorgio gibt ihm die Funkkoordinaten. Die Beamten bedanken sich im Namen der australischen Regierung für diese Rettungsaktion, hieven die Rettungsinsel der Schiffbrüchigen auf ihr Schiff und verabschieden sich.

“Es ist schon seltsam, ich bin ja gespannt, ob die jemals rauskriegen, was da passiert ist?“ rätselt Pia. Sie nehmen ihren alten Kurs wieder auf und segeln langsam durch das Great Barriere Riff nach Papua Neuguinea.

Die Tierwelt ist hier sehr abwechslungsreich. Ständig flitzen Delphine um das Schiff herum. Oft sehen sie auch Haie, Rochen, ab und zu sogar einen Wal. Wegen der weitreichenden Fischereiverbote im Riff, ist hier die Unterwasserwelt noch intakt. Nach zwei Tagen wird das Meer langsam tiefer. Sie kommen jetzt in das Korallen Meer. Ist ja verrückt!“ wundert sich Pia, die am Ruder steht. „Eben zeigt das Echolot noch eine Tiefe von 30 Metern an und hier sind es plötzlich über 4000 Meter!“ staunt sie. Das findest Du hier im Pazifik öfter. Hier sind viele Gräben, der tiefste hat sogar fast 12 Tausend Meter!“ erklärt der Käptn. Wir sind jetzt noch knapp 450 Seemeilen von Port Moresby entfernt und sollten in etwa fünf Tagen dort sein.“ hofft er. Da Gott Neptun ihnen wohl gesonnen ist, schaffen sie die Strecke sogar in vier Tagen und laufen am Vormittag des 28. Septembers in die Bucht von Port Moresby ein. Die Hafen Komman-dantur schickt die Catalina in Hafenzone drei, die nur Yachten vorbe-halten ist. Wegen ihrer Größe passt ihr Schiff nicht an den Kai, sondern muss im Hafenbecken an Duckdalben festmachen. „Giorgio ist darüber nicht böse, hat es doch gleich zwei Vorteile. Er kann weniger Liegegebühren zahlen und Einbrüche oder Überfälle werden deutlich erschwert.

Als Giorgio mit Theresa und Pia an Land fahren, um sich im Hafenbüro zu melden, empfängt sie am Kai ein eleganter Herr in einem senffarbenen Tropenanzug und stellt sich als Arthur von Finkenstein vor. Er sei der Deutsche Honorarkonsul für Papua Neuguinea und sehr um ihr Wohl besorgt. „Warum sind Sie um unser Wohl besorgt?“ fragt Pia erstaunt. Ich habe von dem Konsulat in Sydney die Information bekommen, dass Sie hierher wollen. Man hat dort leider nur vergessen, Ihnen die Reisewarnungen für dieses Land mitzugeben und die sind hier schon wichtig!“ stöhnt er, zieht aus der Hosentasche ein großes Taschentuch um sich den Schweiß abzutupfen. Dann zieht er aus seiner Jackentasche ein Stück Papier und überreicht es Pia. „Lesen Sie sich das bitte durch, da steht alles drin. Also an diese Hitze wird ich mich nie gewöhnen!“ brummelt er verdrießlich, tippt zum Gruß mit zwei Fingern an seinen Hut und tritt den Rückweg an.Was ist das für ein komischer Vogel!“ staunt Giorgio „Ein typischer Beamter eben, bloß nicht zu viel bewegen!“ lacht Theresa.

Der Hafen macht auf sie einen geschäftigen, aber schmutzigen Eindruck, was sich im Büro der Hafenverwaltung fortsetzt. Am Nachmittag brechen Max, Theresa, Flo und Pia zu einer ersten Stadterkundung auf, während Giorgio noch einige dringende Telefonate mit Hubertus führen will. Die Stadt zieht sich leicht die Hügel hinauf. Das, was sie bis-her sehen können, ist das krasse Gegenteil von dem,was sie in Australien an Lebens-standard erlebt haben. Die Straßen sind löcherig. Stromleitungen hängen wild durch-einander und viele Geschäfte haben für Flo´s Empfinden nur Ramsch. Es gibt auch einige elegantere Shops, aber die sind die Ausnahme. Flo und Theresa gehen unter-ehakt auf der rechten Straßenseite. Pia folgt mit Max ein paar Meter dahinter. Er hat gerade einen Shop für Tauchequipment entdeckt und zeigt Pia die neuesten Tauchanzüge. Theresa und Flo stehenen 20 Meter weiter vor einem Modegeschäft und diskutieren leidenschaftlich über die Ausstellungsstücke.

In dem Moment kommt ein alter, dunkler Wagen in rasanter Fahrt den Hügel hoch und bremste abrupt vor Theresa und Flo. Zwei maskierte Männer stürmen auf die Mädchen zu, und sprühen ihnen eine Flüssigkeit ins Gesicht. Beide Mädchen schreien auf und sacken dann zusammen. Die Männer ziehen sie hoch und werfen Beide ziemlich unsanft auf die Rückbank des Autos. Das geht so rasend schnell, dass Pia und Max gar nicht so schnell schalten können, sondern ungläubig das Geschehen verfolgen. Als sie dann dorthin rennen, startet der Wagen gerade und rast mit hoher Geschwindigkeit weiter den Berg hoch. Die Gangster kurbeln noch eine Scheibe runter und werfen einen großen, mit einem Stein beschwerten Zettel vor Max Füße. Darauf steht in fehlerhaftem Englisch: Das ist eine Entführung. Nur gegen Lösegeld von 10.000 US Dollar pro Mädchen, sie freigelassen werden. Wir wissen, wer ihr seid und melden uns. Keine Polizei, sonst tot!!!

Pia und Max stehen, wie vom Donner gerührt auf der Straße und wissen erst gar nicht, was sie machen sollen. „Ich ruf Giorgio an!“ schreit Max und vertippt sich vor lauter Aufregung. Als sie ihrem Vater dann alles erzählt haben, ruft er: „Bleibt wo Ihr seid, ich komme sofort. Er schnappt sich die beiden Hunde, läßt das Schlauchboot zu Wasser und rudert so schnell wie möglich an Land. Geistesgegenwärtig hat er noch den Zettel von Herrn von Finkenstein eingesteckt, auf dem er auch eine Telefonnummer entdeckt hat. Kaum an Land, rennt er mit den Hunden die Straße hoch und kommt total verschwitzt bei seinen Kindern an. Die Entführer fahren unterdessen in hohem Tempo den Hügel hinauf und biegen dann links in eine Straße ein, gleich darauf wieder links und fahren jetzt in langsamer Fahrt auf der Parallelstraße den Hügel wieder hinunter. Gleich darauf biegen sie rechts in den Yachthafen ein. Fast am Ende des Kais halten sie vor einer Motoryacht, die ihre beste Zeit schon lange hinter sich hat. Einer der Kerle, um die vierzig Jahre, hat die Mädchen in Decken eingewickelt und zerrt sie ziemlich unsanft aus dem Auto. Von den beiden anderen Männern ist der Eine höchstens 20 und der Andere so um die 30 Jahre. Sie werfen sich die Mädchen über die Schulter, gehen schnellen Schrittes auf die Yacht und verschwinden sofort unter Deck. Der Älteste fährt das Auto zurück zur Straße, steuert gleich darauf einen herunter gekommenen Schuppen an, läßt den Wagen darin verschwinden und schlurft zurück zur Yacht.

Giorgio sieht ungläubig auf den Zettel und liest ihn immer wieder durch. Max fragt Giorgio: „Woher kennen uns diese Gangster und woher wissen die, dass bei uns was zu holen ist?“Das ist die große Frage!“ überlegt Giorgio. „Ich denke, es ist am Besten, wir rufen erst mal diesen Konsul an, der kann uns sicher weiterhelfen.“ Als Giorgio dem Konsul die Lage erklärt hat, fragt der zurück: „Ich habe Ihnen doch ein Schreiben gegeben, haben Sie sich dass denn nicht durchgelesen?“ Nein, dazu sind wir noch nicht gekommen!“ ruft er aufgebracht. „Das ist ein großer Fehler, oder was meinen Sie, hat mich bei der Hitze veranlasst, sofort nach Ihrer Ankunft zu Ihnen zu kommen!“ Auch er wird jetzt lauter und erklärt: „Hätten sie das Schreiben gelesen, wüssten Sie, dass dieses Land eine extrem hohe Verbrechensrate hat. Touristen, besonders wenn sie allein und nicht in Gruppen durch die Gegend laufen, sind im Höchstmaße gefährdet. Raubüberfälle, Entführungen, Vergewaltigungen und sogar Morde sind in diesem Gott verdammten Land leider an der Tagesordnung. Das Problem ist, das hier bei der Polizei viel Korruption herrscht und es unwahrscheinlich ist, dass die den Fall aufklären, sondern höchstens noch mitverdienen wollen!“ Giorgios Miene verdüstert sich immer mehr. Er fragt ihn: „Und was sollen wir jetzt machen?“ Sie können nicht viel machen, außer zahlen. Selbst wenn ich Hilfe aus Australien anfordere, würde das viel zu lange dauern. Bis dahin sind ihre Mädchen längst tot. Die fackeln hier nicht lange!“ Giorgio legt wortlos auf und hat Tränen in den Augen.

Pia hat dem Gespräch nur halb zugehört und überlegt jetzt laut: „Die Ganoven schreiben doch, dass sie wissen, wer wir sind und wo wir liegen. Das kann doch nur jemand sein, der unsere Fahrtroute kennt und weiß, dass wir heute hier vor Anker gegangen sind!“ Ja das stimmt, aber es hat doch außer uns selbst niemand von unseren konkreten Plänen gewusst, außer!“ Hier macht Max eine Pause: Außer dem Deutschen Konsulat in Sydney und der Australischen Coastguard!“ vermutet er.  „Die haben aber auch nicht gewusst, wann wir hier genau ankommen und was sollen die für ein Interesse haben, mit Ganoven in Papua Neuguinea gemeinsame Sache zu machen und dann nur solch einen lächerlichen Betrag zu fordern?“Das stimmt!“„Ich denke in eine andere Richtung. Der Hafenmeister hat uns doch diesen Platz zugewiesen. Wir sind hierher gefahren, haben im Hafenbecken die Catalina noch gedreht und dann Anker geworfen. Könnte es nicht sein, dass wir dabei beobachtet wurden, von irgendeinem Haus auf den Hügeln, oder von einer der Yachten, die hier liegen. Überlegt Pia. Wir sind hier doch auf einem Präsentierteller. Wer sich die Catalina anschaut, muss doch denken, dass die Besitzer steinreich sind. Also müssen die Täter doch in der Nähe sein!“ vermutet sie. Nicht unbedingt. Was Du sagst hat Hand und Fuß. Es kann durchaus sein, dass wir von einer der Yachten beobachtet wurden, aber die Entführer können Flo und Theresa auch ganz woanders hingebracht haben!“

Jetzt gehen wir erst mal zur Catalina zurück und werden weiter überlegen, was wir tun können. Helfen tut uns hier sowieso keiner, also müssen wir uns selbst helfen. Das ganze erinnert mich fatal an Brasilien, nur da hatten wir wenigstens Jochen Lüttich!“ Giorgio zieht die Hunde hinter sich her und macht sich, gefolgt von Pia und Max, auf den Rückweg. „Das merkwürdige Geschreibsel lässt darauf schließen, dass nicht unbedingt Theresa und Flo entführt werden sollten. Es hätte jeden von uns treffen können.“ überlegt Pia. „Damit liegst Du vermutlich richtig!“ Max verankert das Dingi an der Badeplattform. Wir werden unter Deck mal die anderen Yachten in Augenschein nehmen, ohne dass das einer merkt. Vielleicht entdecken wir ja was.“ hofft Giorgio.

Unterdessen wurden die beiden Mädchen unsanft auf eine breite, schmuddelige Doppelkoje im Bug der Yacht geworfen. Theresa und Flo sind immer noch bewusstlos. Die drei Kerle interessiert das wenig. Sie betrachten lüstern ihren Fang und streiten sich darüber, wer sich zuerst mit wem vergnügen darf. Der Älteste der Kerle zerreißt Flo´s Kleid mit einem Ruck und hat seinen Kumpels gegenüber damit seine Besitzansprüche an Flo dokumentiert. Die Anderen tun es ihm nach, zerreißen nun gemeinsam auch das Kleid von Theresa. Beide Mädchen liegen jetzt nur noch mit Slip und BH bekleidet auf dem Bett. Wortlos löst der offensichtliche Anführer bei Flo den BHt und will ihr gerade den Slip runter ziehen, als sie dicht neben dem Boot Motorengeräusche hören. Sofort unterbrechen die Drei ihr schmutziges Treiben und sehen durch die Fenster nach draußen. Dort fährt langsam ein Boot der Polizei vorbei und mustert die Yachten ausgiebig. Die Kerle verstecken sich hinter den Gardinen und fragen sich verstört, ob die Leute von der großen Segelyacht doch die Polizei gerufen haben. Der Älteste ist erst beruhigt, als das Polizeiboot schon drei Yachten weiter ist und flüstert mit rauer Stimme.

Wir sollten erst unseren Spaß mit den Beiden haben, kassieren dann das Geld und versenken die Weiber mit einem Betonhalsband im Meer. Dann kann uns keiner was nachweisen!“Schon fummelt er an Flo´s Slip herum und reißt ihn mit heftigem Ruck herunter. Mensch das ist ja ne tolle Puppe, die ist fast zu schade für nur einmal. Die Anderen haben in der Zwischenzeit Theresa ausgezogen und mustern sie genauso fasziniert und lüstern. „Können wir mit denen, wenn wir unseren Spaß gehabt haben, nicht noch mehr Geld verdienen?“ fragt der jüngste seine Kumpel. Sollten wir uns überlegen. Aber wenn ich die Puppen so reglos liegen sehe, macht mir das auch keinen Spaß, wir sollten warten, bis sie wach sind. Es ist doch viel schöner, wenn die Weiber so richtig zappeln!“ überlegt der Älteste.Aber die Pennen bestimmt noch zwei Stunden. Kann ich denn nicht schon so´n bisschen fummeln, die sehen doch so scharf aus?“ fragt der Jüngste scheinheilig. Nein, wir warten bis sie wach sind. Ende der Diskussion. Wir kaufen jetzt erst mal was zu essen und vor allem Bier. Wir müssen die Ladys doch bei Laune halten, die sind verwöhnt. Und wir sollten uns eine Strategie überlegen, wie wir am sichersten an das Lösegeld kommen. Sie lassen die nackten Mädchen einfach auf dem Bett liegen, schließen nur die Tür zum Niedergang ab und verlassen das Schiff.

Giorgio sucht im Salon der Catalina mit seinem Feldstecher auf der Backbordseite Yacht für Yacht ab und Pia tut das Gleiche auf der Steuerbordseite. Max ist in seiner Kabine auf der Steuerbordseite und prüft akribisch die Häuser auf dem Hügel hinter dem Yachthafen. Viele Häuser machen einen unbewohnten Eindruck. So sehr er auch schaut, er kann absolut nichts Verdächtiges bemerken. Pia hat links angefangen und beäugt jetzt die fünften Yacht, kann bisher auch nichts Verdächtiges finden. Weitere fünf Yachten hat sie noch vor sich. Auf einem Boot bemerkt sie mehrere Gestalten aufgeregt diskutieren und sieht wie elektrisiert herüber. Nach einer Weile kommt jedoch noch einer aus der Kajüte, bewaffnet mit einem Farbeimer und mehreren Pinseln. Er verteilt sie an die Anderen und fangen an, die Aufbauten neu zu streichen. Die können das also nicht sein. Sie sucht weiter Schiff für Schiff ab, kann bisher aber nichts entdecken und schwenkt ihren Feldstecher jetzt zur vorletzten Yacht. Das Boot wirkt ziemlich ungepflegt und dreckig. Sie sieht über Deck und Aufbauten, kann aber nichts Verdächtiges feststellen, außer, dass alle Gardinen zugezogen sind. Dann fällt ihr auf, das der Mast etwas schwankt, während die anderen Schiffe ruhig im Wasser liegen, so als wenn sich jemand an Bord heftig bewegt.

Sie will gerade zum letzten Boot schwenken, als sich die Tür zum Niedergang der Yacht öffnet und drei Männer hintereinander an Deck kommen, das Schiff verlassen und den Kai hinuntergehen. Die Kerle passen zum Schiff. Genauso ungepflegt. Sie schwenkt das Glas jetzt zur letzten Yacht hinüber. Auch hier ist alles unauffällig und ruhig. In dem Moment fragt Max: „Habt Ihr was entdeckt? In den Häusern am Hügel konnte ich wirklich nichts Verdächtiges sehen, hoffentlich sind wir nicht auf dem Holzweg mit dieser Fährte.“ befürchtet er. Ich hab auch nichts besonderes gesehen, außer ein paar Männern, die angefangen haben, ihr Schiff neu zu streichen und drei schmuddeligen Kerlen, die unter Deck alle Fenster zugezogen, die Tür zum Niedergang abgeschlossen haben und an Land gegangen sind.“ erklärt Pia. „Also, je länger ich darüber nachdenke, ist es am wahrscheinlichsten, dass wir beim Einlaufen in den Hafen oder beim zu Wasser lassen des Dingis beobachtet wurden.

Das geht eigentlich nur, wenn die Kerle in unserer unmittelbarer Nähe sind.“ überlegt Giorgio laut. „Wir haben bisher nichts, außer Pias Entdeckung mit diesen Pinselquälern und den schmuddeligen Gestalten. Wir sollten also keine Zeit verlieren und wenigstens diesen Spuren nachgehen!“ Seine Kinder sehen ihn an. „Ja, da wir keine anderen Spuren haben, sollten wir es wenigstens versuchen.“ meint Pia. Max sorgt sich sehr um die beiden Mädchen: „Was müssen sie für Ängste ausstehen. Sie haben das Trauma in Brasilien noch nicht ganz verwunden, da kommt schon die nächste Katastrophe.“ Giorgio und Pia fahren an Land, um den Kai zu überprüfen und von der Landseite vorsichtig das Gelände zu erkunden. Max will sich leise mit dem Schlauchboot von der Wasserseite nähern und hat sogar sein Stethoskop mitgenommen, um am Bootsrumpf zu hören, ob jemand an Bord ist. Alle Drei haben sich vorsichtshalber bewaffnet.Giorgio und Pia machen auf Pärchen, er legt den Arm um ihre Schultern und sie tut so, als wenn sie mit ihrem älteren Freund Schiffe ansehen will. Langsam schlendern sie den Kai hinunter.

Theresa wird eine halbe Stunde, nachdem die Ganoven weg sind, langsam wach und weiß gar nicht, was los ist. Dann fällt ihr ein, dass ihnen jemand auf offener Straße etwas ins Gesicht gesprüht hat. Sie richtet sich auf und stellt entsetzt fest, dass sie völlig nackt ist und auf einem schmutzigen Laken in irgendeiner Kabine liegt. Dann sieht sie Flo, die genauso nackt neben ihr liegt und schläft. Ihre Höschen und BH´s liegen am Kopfende des Bettes. Was haben die Schweine mit uns gemacht, fragt sie sich verzweifelt und rüttelt Flo so lange, bis auch sie endlich die Augen aufschlägt. Sie sieht auf die nackte Theresa, weiß überhaupt nicht, was los ist und merkt dann, dass auch sie völlig nackt ist. Sie bekommt Panik und will schreien. Theresa hält ihr schnell den Mund zu und flüstert: „Ich weiß auch nicht, was passiert ist, aber vielleicht sind die Kerle in der Nähe.“ „Haben die uns vergewaltigt!“ fragt Flo entsetzt. „Ich glaub nicht, dass müssten wir doch spüren.“ überlegt Theresa und betastet vorsichtig ihren Unterleib. Sie ziehen sich schnell Slip und BH an und merkten, dass ihre Kleider in Fetzen auf dem Boden liegen. „Du, ich glaub die wollten gerade über uns herfallen und sind durch irgendwas gestört worden. Was sollen die sonst von uns wollen!“

Flo hat jetzt nackte Angst in den Augen, auch Theresa geht es nicht besser. Dann zwingen sich Beide zur Ruhe: „Es bringt uns nichts, wenn wir in Panik machen. Wir müssen sehen, dass wir hier rauskommen!“ flüstert Theresa, kriecht zum Bullauge und schiebt vorsichtig die Gardine zur Seite. Ihr Blick fällt auf die Catalina, die ungefähr 100 Meter entfernt in der Mitte des Hafenbeckens vor Anker liegt. Flo sieht auf der Backbordseite durch das Bullauge und erblickt einen, mit Kisten und Gerümpel voll gestellten Kai, dahinter ein paar Lagerhallen. Theresa ist schon an der Tür und versucht sie zu öffnen. Sie ist nicht abgeschlossen und führt in einen Raum, der normalerweise auf Schiffen als Salon bezeichnet wird, hier aber den Namen nicht verdient. Überall liegen schmutzige Tücher, Essensreste, dreckige Teller und Töpfe herum. Alles starrt vor Dreck. Flo sieht das und flüstert Theresa zu: „Das ist ja ekelhaft, wie können Menschen nur so leben?“ Theresa huscht durch das Chaos hindurch und versucht nun die gegenüberliegende Tür zum Niedergang zu öffnen. Aber die ist fest verschlossen. Sie hören keinen Laut. Flo raunt Theresa zu: „Ich glaub, die sind nicht an Bord, sonst hätten wir das doch gemerkt.“ Leise öffnen sie noch die beiden anderen Türen. Die Eine führt in ein kleines Duschbad, die andere in die Heckkabine. Auch hier von Sauberkeit keine Spur. Was machen wir jetzt?“ fragt Flo. „Wir suchen nach irgendeinem Werkzeug und versuchen die Tür auf zu kriegen.“ Theresa fängt an, Schränke und Schubladen zu durchwühlen. „Das merken die bei dem Chaos sowieso nicht.“ Flo öffnet vorsichtig eines der Bullaugen auf der Seite zum Kai und lauscht, ob sie an Deck irgendwas hören kann, aber es bleibt still.

Theresa hat unterdessen eine Werkzeugkiste gefunden und hantiert mit Hammer und Schraubendreher an der Tür herum. „Das Scheißding geht nicht auf!“ flucht sie. Flo versucht ihr zu helfen, aber bekommt die Tür auch nicht auf. Verzweifelt hocken die Mädchen davor und denken angestrengt nach, was sie machen können. Dann fällt Floh´s Blick auf die hintere Kante der Tür. Sie entdeckt dort vier Scharniere, die mit je drei Schrauben am Rahmen befestigt sind. Wenn wir die abschrauben, können wir die Tür von hinten öffnen!“ meint sie hoffnungsvoll und fängt an zu schrauben.

Giorgio und Pia haben unterdessen den Kai fast geschafft. Drei Boote liegen noch vor ihnen. „Das ist das Boot wo die schmierigen Kerle an Land gegangen sind!“ erklärt Pia gerade und sieht zwischen den Yachten auf der Wasserseite ihren Bruder leise heran gleiten. Was machen wir jetzt, wollen wir an Bord schleichen?“ will Pia wissen. „Wir warten noch ein bisschen und beobachten das Schiff erst mal!“ überlegt Giorgio und zieht Pia hinter einen Kistenstapel. Max hat auf der Wasserseite unterdessen sein Stethoskop in Stellung gebracht. Er hört zwar Geräusche hinter der Bordwand, kann sie aber nicht zuordnen und versucht sein Glück an einem der Bullaugen. Auch hier sind nur leise, undefinierbare Geräusche zu hören. Giorgio hat sich gerade entschlossen an Bord zu gehen, als Pia im zu zischt: „Da kommen sie, dass sind die Kerle, die ich gesehen habe!“ Sie verstecken sich hinter den Kisten und beobachten die Lage. Giorgio kann Max im letzten Moment mit dem Funkgerät warnen. Der verkriecht sich so gut es geht mit seinem Schlauchboot unter dem Bug und kann eigentlich, nicht gesehen werden.

Die Ganoven schlurfen voll bepackt mit Lebensmitteln, aber vor allem mit Getränken den Kai hinunter. Sie haben unterwegs ganz schön gezecht, da sie sich mit heftiger Schlagseite bewegen. „Was meinst Du, wie ich mich auf unsere Nachspeise freue!“ lacht der Jüngste anzüglich. „Du bist noch nicht dran, Das geht hier nach Alter und Erfahrung. Erst nehme ich mir die kurzhaarige Puppe und dann die Andere. Und dann kommt er!“ Er zeigt auf seinen Kumpel „Zum Schluss darfst Du Dich vergnügen, wenn von den Weibern dann noch viel übrig ist!“ grölt er lachend. Dann schwanken sie heftig auf der Planke, die zum Schiff führt und suchen laut fluchend nach dem Schlüssel. Es dauert fast drei Minuten, bis sie ihn gefunden und ins Schloss gesteckt haben. Flo und Theresa haben die Kerle natürlich gehört. Leider konnten sie erst zwei Schrauben von jedem Riegel entfernen. Theresa versteckt schnell das Werkzeug und gibt Flo ein Zeichen, sich wieder in die Koje zu legen und schlafend zu stellen. Wenn wir unsere Sachen anlassen, merken die das doch!“ fürchtet Flo. „Glaub ich nicht, die sind viel zu besoffen. Wir müssen so tun, als wären wir immer noch ohnmächtig. Wenn die dann weiter so saufen, haben wir vielleicht Glück und sie lassen uns in Ruhe.“ Pia und Giorgio beobachten die drei versoffenen Gestalten genau. „Was ist das für eine Sprache Giorgio, die hab ich noch nie gehört?“ „Das muss Hiri Motu sein, die Eingeborenensprache hier.“ vermutet Giorgio, aber genau weiß er es auch nicht. „Lass uns näher rann schleichen, vielleicht können wir was hören.“ hofft er.

Sie verstecken sich hinter einer Kiste, die direkt neben dem Boot steht. Max in seinem Boot schiebt sich langsam an den Mittelrumpf heran und legt wieder das Stethoskop an. Diesmal hört er laute Stimmen, kann aber nicht verstehen, was gesprochen wird und beschließt abzuwarten. Der Älteste der Kerle, schiebt jetzt die Tür zur Bug Kabine auf und sieht das die Mädchen immer noch bewusstlos sind. „Die Weiber schlafen immer noch. Hast Du denen etwa eine Überdosis verpasst und die sind hinüber?“ fragt er den jüngsten. Nee, die Puppen müssen bald aufwachen und dann kommt der gemütliche Teil!“ freut er sich. Der Älteste steht vor dem Bett und grübelt lallend. „Haben wir die Puppen vorhin nicht ausgezogen?“ Haben wir das?“ fragt der Mittlere blöd dagegen. „Vielleicht habe ich mich getäuscht.“ Der Ältere geht zurück in den Salon. „Wenigstens haben wir uns das Beiboot von diesen reichen Kerlen gemerkt. So können wir die Anweisungen zur Geldübergabe loswerden.“ Er grinst selbstgefällig, wenn er daran denkt, wie sie den Zettel unter den Außenborder geklemmt haben. Dann läßt er wieder die Schnapsflasche kreisen. Zehn Minuten später verliert der Mittlere die Geduld und schwankt in die Bugkabine um die Mädchen wach zu rütteln. „Du weißt, ich bin zuerst dran!“ schreit der Ältere hinterher. Da er seinem Kumpan nicht traut, schwankt er mühsam, mit der Schnapsflasche in der Hand, hinterher. Der Mittlere packt sich erst Theresa, reißt ihr erneut den Slip runter und fummelt unbeholfen an ihrer BH Schließe. Sie riecht jetzt den verschwitzten Kerl, tut aber immer noch bewusstlos und kämpft gegen den Ekel an.

Unterdessen befreit der Älteste Flo von ihren letzten Kleidungsstücken. Erst als sie den Alkohol Atem des Kerls direkt vor ihrem Gesicht spürt, kann sie sich nicht mehr verstellen.. Sie reißt die Augen auf, überblickt schnell die Lage und schlägt dem Kerl mit ihrer aufgestauten Wut, ihre Faust ins Gesicht. Der sieht sie, völlig überrumpelt, aus glasigen Augen an, schwankt zurück, um sie gleich darauf aufs Bett zu schleudern. „Das ist schön, meine Wildkatze ist aufgewacht!“ Brummt er zufrieden, nestelt an seiner Hose und stand einen Moment später in seiner dreckigen, stinkenden Unterhose da. Flo will an ihm vorbei huschen, aber der Kerl ist, trotz seines Alkoholpegels schneller, drückt sie zurück aufs Bett und wirft sich jetzt über sie. Sie stößt gellende Schreie aus und versucht unter im wegzutauchen, schafft es aber nur halb. Theresa ergeht es nicht besser. Sie hat lange die Bewusstlose gemimt. Als der Ganove aber anfängt, sie am ganzen Körper zu streicheln, ist ihre Beherrschung dahin. Der Kerl reißt sie unsanft zu sich heran und betatscht sie hemmungslos. Auch Theresa schreit völlig verzweifelt und versucht sich mit aller Kraft gegen diesen Widerling zu wehren, schafft es aber nicht.

Der Jüngste der Ganoven, mit der größten Klappe, läßt sich nicht mehr blicken, sondern liegt im Salon als Schnapsleiche auf dem Boden.Giorgio, Pia und Max haben bis dahin noch keine Gewissheit, ob diese Kerle überhaupt was mit der Entführung zu tun haben. Erst als sie die Schreie hören, wissen sie, dass sie hier richtig sind und reagieren sofort. Max ist mit einem Satz aus seinem Boot auf den Kai gesprungen und rennt hinter Giorgio und Pia her. Alle Drei haben jetzt ihre Waffen gezogen und sind fest entschlossen, im Notfall auch davon Gebrauch zu machen. Giorgio reißt die Tür zum Niedergang auf und sieht einen der Kerle bewusstlos auf dem Boden liegen. Dann hört er Theresas Schreie aus der Bugkabine und rennt hin. Mit einem Blick erfasst er die Lage und sieht, dass die Kerle Theresa und Flo gerade vergewaltigen wollen. Sie sind jetzt so in Ekstase, das sie nicht mitbekommen, was sich hinter ihnen abspielt. Giorgio zieht dem Älteren mit dem Schaft seiner Waffe sofort mit voller Wucht einen Scheitel und verfrachtet ihn ins Reich der Träume. Max tut es seinem Vater nach. Als er sieht, das Theresas Peiniger gerade ihren Körper mit seiner widerlichen Zunge ab schlecken will, tritt er dem Kerl mit der ganzen Kraft seiner aufgestauten Wut in die Nieren und zieht auch ihm den Schaft seiner Waffe über, sodass er leblos zusammensackt.

Pia kümmert sich sofort um ihre Schwester und Theresa, die laut schluchzend auf dem Bett, neben ihren ausgeschalteten Peinigern sitzen. Giorgio hat vorsichtshalber Kabelbinder eingesteckt und fesselt jetzt den Dreien Hände und Füße so zusammen, dass sie sich nicht mehr rühren können. Dann sieht er sich Flo und Theresa genauer an und ist maßlos erleichtert, dass die Gangster nicht zum Zuge gekommen sind. „Ihr hättet keine Minute später kommen dürfen!“ schluchzt Flo. Theresa wirft sich, nackt wie sie ist, in die Arme von Max und fängt hemmungslos an zu weinen. Giorgio drängt zum Aufbruch: „Ihr Beiden zieht Euch wenigstens BH und Slip an. Max fahr mit Flo und Theresa sofort zur Catalina, das sie duschen und sich anziehen können. Alles andere können wir später besprechen. Pia und ich gehen den Kai runter und holen unser Dingi. Wenn wir an Bord sind, werden wir sofort die Anker lichten und abhauen. Wenn ich dieses Schreiben vom Konsul vorher gelesen hätte, wären wir nie hier her gesegelt. Diese Widerlinge haben bestimmt auch Aids und hätten Euch damit sicherlich angesteckt!“  Er schaudert bei dem Gedanken und ist maßlos erleichtert, dass sie die Mädchen buchstäblich in letzter Sekunde retten konnten.

Als Pia und Giorgio beim Dingi ankommen, sehen sie sofort den weißen Zettel am Außenborder klemmen. Giorgio überfliegt die Zeilen und ruft laut: „Das hättet Ihr wohl gerne, ihr Scheißkerle!“ Er ist froh, das diese Ganoven jetzt schön verschnürt in ihrem schmuddeligen Boot liegen und überlegt fieberhaft, wie es weitergehen soll. An der Catalina angekommen, empfängt Max sie an der Badeplattform und hilft beim verstauen des Dingis. Giorgio gibt sofort den Befehl: „Anker lichten!“ Er wirft die Maschinen an, bugsiert die Catalina langsam aus dem Hafen raus und muss höllisch aufpassen, da genau in der Hafeneinfahrt ein altes Australischen Wrack liegt, das umschifft werden muss. Als sie bereits 10 Meilen auf See sind, läßt er Segel setzen, gibt Kurs West vor und beruhigt sich allmählich. Theresa kommt, nachdem sie ausgiebig geduscht hat, mit einem neuen Bikini an Deck und genießt die frische Meeresbrise auf ihrer Haut. Flo hat ein derartiges Ekelgefühl, dass sie noch immer unter der Dusche steht und die schlechten Erinnerungen am liebsten weg schrubben würde. Als sie endlich auch an Deck erscheint, hat sie sich beruhigt und ist schon fast wieder die alte Flo: „Am Besten mach ich uns auf die Aufregung erst mal was schönes zu Essen!“ Giorgio weiß, das seine Jüngste beim Kochen Probleme oder negative Erlebnisse am besten verarbeiten kann.

Wir müssen erst mal überlegen, was wir mit den Ganoven machen?“ bremst Max seine Schwester. „Von mir aus könnt ihr die da verrotten lassen! Wenn ich daran denke, dass die uns beinahe mit ihren widerlichen, stinkenden Kadavern vergewaltigt hätten, wird mir immer noch schlecht!“ ruft sie und rennt in ihre Pantry. Also, ich werde jetzt die Polizei anrufen, oder nein, noch besser, wir rufen den schwitzenden Konsul an. Der hat die besseren Kontakte zu den Behörden und kann für sein Geld ruhig mal was tun. Außerdem treten wir dann überhaupt nicht in Erscheinung!“ Giorgio ist von seinem Plan begeistert und setzt ihn gleich in die Tat um. Nach dem Gespräch kommt er strahlend zurück: „Der Konsul hat sich gefreut, dass wir die Entführung so schnell beenden konnten. Er wird einen Spezi bei der Polizei einschalten. Er verspricht, uns da raus zuhalten!“ Was lernen wir nun daraus? Das wir vor betreten eines Landes, mehr über das Land wissen müssen!“ ruft Oberlehrer Max, bekommt aber diesmal volle Zustimmung von den Anderen. Da unser nächstes Land nochmal Australien ist, können wir uns das sparen. In Darwin wird uns so was wohl nicht passieren!“ hofft Pia.

Um die 1600 Seemeilen nach Darwin zu bewältigen, hat Giorgio 15-17 Tage berechnet. Der Wind bläst schwach von Südost und bringt die Catalina mit sechs bis acht Knoten vorwärts. Giorgio hat Deckswache, sitzt gemütlich in seinem Deckchair und beobachtet den grandiosen Sternenhimmel des Südens. Da sie weit von irgendwelchen Schifffahrtsruten entfernt sind, kann er in Ruhe seinen Gedanken nachgehen. Nach den heutigen Erlebnissen fragt er sich wieder einmal, ob es richtig ist, seine Familie solchen Gefahren auszusetzen. Er hält, wie so oft, Zwiesprache mit Charlotte und überlegt, wie sie wohl mit dieser Situation umgegangen wäre. Nach langem Nachdenken kommt er dann zum gleichen Ergebnis. Charlotte hätte in seiner Situation wohl genauso gehandelt. Aber ganz sicher ist er sich dabei nie. Er läßt die Ereignisse des letzten Tages nochmal Revue passieren und kommt zu dem Schluss, dass so ein Überfall überall auf der Welt und zu jeder Zeit passieren kann und sie alle nur erfahrener und vorsichtiger macht. Er merkt vor allem an seinen Kindern, aber auch an sich selbst, dass sie an Toleranz, Lebenserfahrung und Reife in den fast zwei Jahren, enorm hinzugewonnen haben.

Jetzt schweifen seine Gedanken zu Lone. Wo sie jetzt wohl ist? Er beschließt zu versuchen,sie über Seefunk zu erreichen und erwischt sie gleich beim ersten Versuch. Ich habe so oft an Euch gedacht und mich gefragt, wo Ihr gerade seid und was Ihr so erlebt!“ Die Freude über Giorgios Anruf ist ihr anzumerken. Sie berichtet, dass sie vor vier Tagen in Kapstadt aufgebrochen sind und seit zwei Tagen im strömenden Regen die Westafrikanische Küste hoch segeln. Giorgio erzählt von ihren letzten Erlebnissen. Lone ist noch nachträglich darüber geschockt. „Ich denke sooft, was machen wir bloß, wenn uns so was passiert, dann verdränge ich solche Gedanken schnell wieder und hoffe, dass wir unbeschadet nach Hause kommen!“ Aber über einen Plan für solche Situationen solltet Ihr schon nachdenken, damit Ihr im Ernstfall wisst, was zu tun ist. Habt Ihr eigentlich Waffen an Bord, zur Verteidigung?“ „Ja, ein Gewehr und jeder von uns hat noch eine Pistole und kann damit auch umgehen. Außerdem haben wir jede Menge Pfefferspray dabei!“ Na dann muss ich mir ja nicht allzu viele Sorgen machen!“ Giorgio und Lone beenden ihr Gespräch nicht, ohne jede Menge zärtliche Komplimente und Liebesbekundungen auszutauschen. Er lehnt sich zurück und träumt versonnen über seine gemeinsame Zukunft mit Lone. Kurze Zeit später wird er durch einen schrillen Warnton jäh aus seinen Träumen gerissen. Der Tiefenmesser schlägt Alarm. Er springt hoch und rennt ins Ruderhaus. Das Gerät ist so eingestellt, dass es ab einer Wassertiefe von unter 10 Metern über Grund Alarms schlägt. Giorgio blickt auf das Display und stellt sogar nur 7,5 Meter, mit abnehmender Tendenz fest.

Ein Blick auf die Seekarte genügt um festzustellen, dass hier wieder das Great Barriere Riff beginnt und man sehr vorsichtig manövrieren muss. Theresa und Max, die noch nicht geschlafen haben und den Warnton hören, stürmen an Deck. „Gut, dass Ihr da seid. Ich habe nicht an das Riff gedacht. Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht auflaufen. Könnt Ihr erst mal die Segel bergen, dass wir Fahrt verlieren. Ich prüfe auf der Karte, wie wir da am besten durchkommen!“ Das Display zeigt unterdessen nur noch 6,5 Meter Wassertiefe an. Langsam wird es Giorgio mulmig. „Schaltet den Motor an und versucht die Fahrt raus zu nehmen!“ Er prüft verzweifelt, wie sie aus dieser Untiefe raus kommen können. Das Warnsignal heult ununterbrochen weiter und macht Giorgio zusätzlich nervös, da er weiß, dass erst wieder bei Wassertiefen über zehn Meter Ruhe eintritt. Drei Minuten später hat Max die Catalina zum Stillstand gebracht und Giorgio auf der Karte eine Möglichkeit gefunden, aus diesen Untiefen heraus zu kommen. Wir müssen 90° Backbord drehen, dann ungefähr zwei Meilen weiter wieder 90° nach Steuerbord. Dann sollten wir genügend Wasser unterm Kiel haben!“ Um keine weiteren Risiken einzugehen, fahren sie ohne Segel, nur mit 30% Maschinenleistung und arbeiten sich mühsam aus den Untiefen des Riff´s heraus. Giorgio ärgert sich am meisten über sich selbst und macht sich Vorwürfe, wie er so Leichtsinnig sein konnte.

14 Tage später erreichen sie mit vollen Segeln die Meerenge zwischen Melville Island und Croker Island und fahren in den van Diemen Golf ein.

Sie haben noch 30 Seemeilen bis Darwin. Jetzt, Mitte Oktober ist hier die heißeste Zeit, die Luft flimmert, nur durch den Fahrtwind ist es einigermaßen erträglich. Die Catalina bekommt einen Platz im Yachthafen zugewiesen, der in einer wunderschönen, geschützten Bucht liegt und durch die umliegenden Berge etwas an den Hafen von Rio erinnert. Da es hier nur kurze Holzstege gibt, liegen alle übrigen Yachten in der Bucht vor Anker. Auch sie müssen hier ankern und Landgänge mit dem Dingi erledigen.

Als ihr Schiff fest verankert in der Bucht liegt, merken sie erst, wie unerträglich feucht und heiß es hier ist und ziehen sich daher, so oft wie möglich in die klimatisierten Räume, unter Deck zurück, Das Thermometer zeigt über 39°, bei extremer Luftfeuchtigkeit. Man hat die ganze Zeit das Gefühl in einer Sauna zu sein. “Also, ich halte das nicht aus. Die Schwüle hier macht mich fertig. Können wir nicht schnell die wichtigsten Erledigungen machen und weiterziehen. Auf dem Meer ist es ja noch einigermaßen erträglich!“ schlägt Flo vor und hört ein vierstimmiges Ok..

Am Abend suchen sie sich ein nettes Lokal und finden ein italienisches Ristorante und gönnen sich seit langer Zeit mal wieder eine Pizza. Gegen 11 Uhr abends schlendern sie die Mitchell Street hinunter und sehen, dass Das Leben in dieser bekannten Vergnügungs-meile, durch die jetzt einsetzende Nachtfrische langsam erst erwacht. Theater, Kinos, Restaurants und Bars wechseln sich in bunter Folge ab und animiert Giorgio, in einem tropischen Gartenlokal noch einen Wein für seine Crew auszugeben.

Da sie nun eine längere Strecke vor sich haben, kaufen Flo und Theresa am nächsten Morgen Vorräte, während Giorgio sich um Treibstoff und Wasser kümmert. Max und Pia klaren das Schiff auf, überprüfen die Segel, die Takelage und natürlich auch die Elektrik und Motoren. Giorgio hat den Auslauftermin auf zwei Uhr Nachmittags festgelegt, bis dahin soll alles erledigt sein. Gegen ein Uhr verdunkelt sich allmählich der Himmel und läßt Giorgio den Wetterbericht überprüfen. „Da kommt ein Unwetter, mit starken Regenfällen und Sturmböen bis Stärke zehn auf Darwin zu. Es ist besser, wir sitzen das hier in der Bucht aus, als im offenen Meer. Tropenregen sind nicht zu unterschätzen. Das kann wie aus Eimern schütten!“ verkündet er verärgert, da sie den Auslauftermin jetzt verschieben müssen. Eine halbe Stunde später hat sich der Himmel tiefschwarz verfinstert, Blitze zucken und die ersten Tropfen klatschen auf das Deck.

In Windeseile haben sie die Catalina sturmfest gemacht und alle Luken geschlossen. Jetzt kommen heftige Sturmböen auf. Kurz darauf öffnet der Himmel seine Schleusen. Der Regen prasselt so heftig auf das Deck, das die Sicht höchsten fünf Meter beträgt. Giorgio ist in diesem Moment froh, nicht schon auf dem Meer zu sein. Es gießt eine halbe Stunde lang aufs Heftigste. Dann wird es langsam heller, der Regen hört auf, die Sonne brennt erneut und bringt die Nässe zum Dampfen. Jetzt ist es fast genauso warm und schwül wie vorher.

Giorgio wartet noch zehn Minuten, gibt dann das Kommando: „Anker hoch!“ startet die Maschinen, führt die Catalina langsam aus der Bucht heraus und dreht auf Westkurs. Ihr nächstes Ziel ist die Insel Flores in Indonesien. „Auf zu einem neuen Kontinent, auf nach Asien!“ Der Käpt´n freut sich auf die neue Aufgabe.

Kapitel 26

26. Indonesien, Herausforderung mit Licht und Schatten

Giorgio bittet diesmal Flo die Strecke und den Kurs zu berechnen. Er ist Stolz auf seine Jüngste, dass sie es, etwas langsam, aber fehlerfrei hinbekommen hat. 15-18 Tage Fahrtzeit bis Flores hat sie errechnet. Da der Wind schon länger nur mit Stärke drei bis vier bläst und mit einer Flaute gerechnet werden muss, können daraus auch schnell 20-25 Tage werden. Aber Glück und Wind bleiben ihnen hold. Sie schaffen die Strecke in 17 Tagen. Die ursprüngliche, ganz im Osten von Indonesien gelegene Insel Flores liegt vor ihnen. Giorgio steuert die kleine Hafenstadt Ende, auf der Südostseite an.

Wie die meisten Inseln in Indonesien oder auf den Philippinen ist Flores vulkanischen Ursprungs. Pia entdeckt schwarze, feine Sandstrände, dahinter dichten Regenwald. Noch weiter zurück, ragen höhere Gebirge auf. „Irgendwie merkt man, dass wir hier auf einem anderen Kontinent sind. Ich kann aber nicht sagen, woran!“ rätselt Sie. Asien ist für mich der geheimnisvollste Kontinent. Es gibt so viele unterschiedliche Völker, Lebensweisen und so viele verschiedene tolle Landschaften, wie in keinem anderen Teil der Welt. Wenn wir uns darauf einlassen, werden wir bestimmt unvergessliche Eindrücke mit nach Hause nehmen.“ ist Giorgio überzeugt.  Sie legen an einem langen Kai an, wo außer ihnen nur noch ein kleiner Frachter und eine Fähre liegen, die täglich zur Insel Timor fährt. Als sie im Hafen festmachen, merken sie wieder die große Hitze, die hier in Äquatornähe herrscht. Es ist aber eine trockenere Hitze als in Darwin, daher besser verträglich. Reiseführer Max meldet sich zu Wort: „Also, die Stadt Ende hat eine lange Geschichte. Im Jahre 1604 besetzten die Portugiesen die Insel und…“

 

Stopp!“ kräht Flo dazwischen. „Du sollst hier keinen Geschichtsunterricht abhalten, sondern uns erzählen, was wir hier Unternehmen können und wo uns Gefahr droht!“ Sie will nicht noch einmal erleben, was sie in Papua Neuguinea erlebt hat.Max läßt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Also, die Inseln hier sind alle vulkanisch, haben aber Traumstrände, allerdings sind die schwarz. In der Stadt selbst kann man das Wohnhaus vom früheren Staatspräsidenten Sukarno besichtigen. Dann findet in der Jl Pelabuhan täglich ein toller Textilmarkt mit bunten Stoffen nach Landesart statt. Außerdem gibt es in der Jl Kelimuti mit einem Fressstand nach dem Anderen. Man kann hier auch frische regionale Lebensmittel einkaufen. Dann sollten wir unbedingt nach Wolotopo fahren, das sind nur 10 Kilometer. Dort leben sie noch so, wie vor 100 Jahren und verkaufen selbst gewebte Stoffe.“

Na bitte, wenn mein Brüderchen sich anstrengt, kann er sogar richtig gute Tipps geben!“ muss Flo wieder ihren Senf dazugeben. Ich bin noch nicht fertig!“ raunzt Max seine Schwester an. „Wir wollen uns doch die Komodo Warane ansehen. Wenn wir etwas weiter nach Westen segeln, gibt es dort einen kleinen Fischerhafen. Da kann man geführte Touren auf die Nachbarinsel Rinca buchen. Da leben auch die Warane. Es ist viel ursprünglicher als auf Komodo. Wir können das auch allein machen, aber mit einem Guid erfährt man mehr. Dann können wir noch einen Ausflug zum Vulkan Mount Kelimutu machen, der bietet tolle Bergseen, die ständig ihre Farben wechseln.“ beendet Max seine Infos. Also das mit den Waranen sollten wir machen, das klingt gut. Die Villa von Sukarno möchte ich sehen, die beiden Märkte sind auch Ok.“ findet Giorgio. Ich will auf jeden Fall auch im Meer baden!“ Pia sucht dafür Verbündete.

Ach ja, hab ich vergessen, hier gibt es auch niedliche Tierchen im Wasser. Die Seewespe ist auch eine Qualle und sehr gefährlich. Also beim Baden und Schnorcheln gut aufpassen!“ grinst Max in die Runde. Sie einigen sich darauf, einschließlich der Hunde, schwimmen zu gehen und später auf den Nachtmarkt zum Essen und Einkaufen. Morgen steht die Besichtigung des Sukarno Hauses auf dem Programm, während es die Mädchen mehr zum Stoffmarkt zieht. Nachmittags wollen sie gemeinsam zu dem alten Dorf, denn Flo und Theresa sind an den dort gewebten Stoffen interessiert. Am Tag darauf möchten Giorgio und seine Crew zu dem Fischerdorf auf der Westseite weitersegeln um die Waran Tour zu starten.

Nachdem sie ihr Programm in Ende durchgezogen haben, sind sie stark beeindruckt von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen. aber auch von der leckeren Küche. Das Essen, besonders an den Straßenständen, ist hier so gut und günstig, wie sie es auf ihrer bisherigen Reise noch nicht erlebt haben. Flo versucht ständig herauszufinden, was für Zutaten in dem Essen sind, um es nach kochen zu können. Die Catalina segelt mit Vollzeug an der Südküste Flores entlang. Theresa steht am Ruder und ruft immer wieder begeistert: „Mensch, ist das schön hier. Kein Tourismus und die Landschaft ist zum verlieben!“ Unterstehe Dich, ich denke Du liebst mich?“ tut Max empört. Langsam werden die Menschenleeren Strände heller. Ganz im Westen sind sie so weiß und feinsandig, wie in der Südsee.

Nun steuert Giorgio den kleinen Fischerhafen von Labuan Bajo an und geht 100 Meter vor dem Hafen vor Anker.

Das Dingi bringt sie zu einem kleinen Steg. Sie fragen einen Fischer, der dort seine Netze flickt, wo man hier eine Tour nach Rinca buchen könne.Der Fischer sieht sie freundlich an, deutet auf seinen Kutter und macht eine einladende Handbewegung. Englisch kann er nicht, aber ein bisschen spanisch. So kann Theresa die Dolmetscherin spielen. Sie einigen sich über den Preis und darauf, am nächsten Morgen um 8°° Uhr los zu fahren. Giorgio fragt ihn noch nach einem Restaurant für diesen Abend. Auch hier macht der Fischer eine einladende Handbewegung. Er zeigt auf eine größere Hütte, die, etwas von Palmen verdeckt, oberhalb des kleinen Hafens steht. Wir sind heute Abend seine Gäste, es ist ihm eine Ehre uns in seinem Haus willkommen zu heißen.“ übersetzt Theresa. „Diese Einladung nicht anzunehmen, wäre höchst unhöflich, also sag ihm, dass es auch uns eine große Ehre ist, in seinem Haus zu Gast zu sein.“

Sie verabreden sich für 18°° Uhr und tuckern zurück auf ihr Schiff. „Das ist ja Wahnsinn, wie freundlich die Leute hier sind!“ staunt Pia. Das ist die berühmte asiatische Gastfreundschaft, die findest Du in fast allen Ländern Asiens, da, wo der Tourismus noch nicht so verbreitet ist, besonders stark!“ erklärt Giorgio. Pünktlich um sechs Uhr am Abend, klettert die Crew aus ihrem Dingi und erklimmt den Hügel, zur Hütte des Fischers. Flo hat als Gastgeschenk ein paar Flaschen Deutsches Bier dabei und überreicht sie dem Fischer und seiner Frau. Sie hat eine positive Ausstrahlung, freut sich, die Fremden kennenzulernen und stellt gleich ihre vier Kinder vor. Die älteste ist schon 18, sehr hübsch, mit langen schwarzen Haaren und den dunkelbraunen, fast schwarzen Augen. Ihr Bruder, zwei Jahre jünger, ganz das Ebenbild seines Vaters. Dann kommt wieder ein Mädchen mit elf Jahren und der Jüngste mit acht Jahren. Alle Kinder sind freundlich und höflich. Man merkt, dass hier die Familie noch intakt ist und ein harmonisches Miteinander herrscht.

Wie in dieser Gegend üblich, besteht die Hütte aus einem großen Raum, in dem sich das ganze Leben abspielt. In der Mitte ist die Kochstelle, auf der drei große Töpfe brodeln und einen phantastischen Geruch verströmen. Die Kinder stellen jetzt Schüsseln mit dampfenden Gerichten in die Mitte einer, auf dem Boden liegenden Tischplatte und fordern ihre Gäste auf, sich darum herum auf den Boden zu setzen.

Es gibt Ceramcam, eine würzige Suppe mit Papaya und Huhn. Dann Ayam goreng, ein knusprig gebratenes und scharf gewürztes Huhn. Der nächste Gang ist pepesan ikan, ein scharf gewürzter Fisch, in Bananenblättern gegart. Pelesing kangkung, Wasserspinat mit Sojasprossen und einer scharfen Chili Tomatensoße (von li. Auf dem Foto) und noch einige weitere, undefinierbare Gerichte. Zu allem wird Reis in einer riesigen Schüssel serviert. Jeder nimmt sich mit der rechten Hand direkt aus den Schüsseln. Da die linke Hand als unrein gilt, ist es in vielen Ländern verpönt, mit der linken Hand zu essen. Giorgio und seine Kinder lassen sich nichts anmerken und übernehmen tapfer diese Sitte.Pia sieht Flo an: „Mensch ist das Lecker, merk Dir bitte viel von diesem köstlichen Essen oder schreib es lieber auf!“ Auch Flo und der Rest der Crew sind begeistert von diesen Speisen. Anschließend lädt Giorgio den Fischer und seine Frau noch zu einem Absacker auf die Catalina ein.

Um acht Uhr am nächsten Morgen kommt der Fischer mit seinem Kutter längsseits. Er ist fröhlich und hat für alle ein großes Lunchpaket dabei. Auch ihm macht der Ausflug mit den Weltenbummlern, zur Nachbarinsel, sichtlich Spaß.

Auf der Fahrt nach Rinca klärt der Fischer sie über die Lebensweise der Warane auf und mahnt zur Vorsicht, da ein Biss von diesen Urzeitviechern tödlich sein kann. Er hat für eventuelle Angriffe immer einige lange Stöcke dabei. Woher können sie denn so gut spanisch?“ fragt Theresa. „Ich bin früher auf Frachtern zur See gefahren. Das war eine Philippinische Reederei, die Kollegen waren alle Philippinos, daher kann ich ein bisschen spanisch.“ erklärt er. Kaum auf der Insel angekommen, sehen sie mehrere Warane faul am Strand liegen. Als sie etwas näher gehen, kommt Bewegung in die Viecher. Angriffslustig laufen sie Flo und Theresa entgegen. Sofort ist ihr Fischer zur Stelle und drängt sie mit dem Stock zurück. Die größten Tiere haben immerhin über vier Meter Länge und machen nicht den Eindruck, als wenn sie nur spielen wollen.

Nach einer ausgiebigen Wanderung über die, kaum bewohnte, ursprüngliche Insel Rinca, bei der Giorgio und Pia wie besessen fotografiern, treten sie am späten Nachmittag die Rückfahrt nach Flores an. Sie bedanken sich bei dem Fischer für seine Gastfreundschaft, die Führung zu den Urzeitviechern und verabschieden sich mit freundschaftlicher Umarmung.

Am nächsten Tag wollen sie in See stechen und als nächstes Ziel Bali erobern. Als sie gerade außer Sichtweite der Insel Flores sind, erreicht Giorgio ein Seefunkgespräch der australischen Coastguard. Man teilt ihm, dass die Seenotrettungsaktion mitten im Great Barriereriff nun aufgeklärt ist. Die beiden jungen Leute, die von ihnen gerettet wurden, hatten sich wegen irgendeiner Belanglosigkeit unter Deck gestritten. Der Junge war gerade dabei, die Gasflasche in der Pantry auszuwechseln und hat die neue Flasche, weil er abgelenkt war, nicht richtig angeschlossen. Dadurch strömte unbemerkt Gas aus. Als das Mädchen etwas später den Herd in Gang setzen wollte, gab es eine heftige Explosion, die das Schiff sofort Leck schlagen ließ. Beide hatten sich dadurch erheblich verletzt, konnten aber im letzten Augenblick noch die Rettungsinsel über Bord werfen und hineinklettern, bevor ihr Boot sank. Sie mussten, ohne Wasser und Nahrung noch ungefähr drei Tage auf dem Meer getrieben sein, bevor sie von der Besatzung der Catalina entdeckt wurden. Ihr Gesundheitszustand hat sich erheblich verbessert. Gestern wurden sie aus dem Hospital entlassen und an ihrem Heimatort Brisbane zurück gebracht. „Sie richten Ihnen herzlichen Dank für ihre Lebensrettung aus.“ beendet der Offizier das Gespräch. Da kann man sehen, wie leicht so was passieren kann. Man muss bei diesen blöden Gasflaschen immer höllisch aufpassen!“ staunt Max, der auf der Catalina die Aufgabe des Wechselns der Gasflaschen übernommen hat. „Das kommt viel öfter vor, als man denkt. Ich kenne allein in unserem Club drei Fälle, wo ähnliches passiert ist!“ erzählt Giorgio.

Nachdem sie den ganzen Tag bei herrlichstem Wetter gesegelt sind, sehen sie am Horizont plötzlich eine farbliche Veränderung des Wassers auftauchen. Sie können sich nicht erklären, warum dass Meer dort plötzlich nicht mehr grünblau ist, sondern gelblich grau, mit größeren bläulichen Flecken dazwischen. Pia klettert, mit Fernrohr bewaffnet, hoch in die Wanten und hofft dort mehr zu erkennen. Da sie aber noch weit entfernt sind, wird sie daraus nicht schlauer. „Ich vermute, dass das irgendwelche Seetang Felder sind!“ ruft sie hinunter. Als sie näher kommen, staunen sie über die Ausmaße dieser farblichen Veränderung im Wasser. Giorgio schätzt die Größe dieses Flickenteppichs auf mindestens sechs bis acht  Quadratkilometer.

Sie müssten jetzt eine erhebliche Kursänderung in Kauf nehmen, wenn sie noch ausweichen wollen. Max sieht intensiv in die Seekarten dieser Gegend und sucht nach eventuellen Untiefen, aber Fehlanzeige. Das Meer ist hier mit konstanter 3800 Meter Wassertiefe angegeben. Als sie noch ungefähr 300 Meter von den gelblichen Feldern entfernt sind, schreit Pia plötzlich von oben: „Giorgio, das ist ein riesiger Teppich aus Plastikmüll. Ich kann Flaschen und Kanister in gigantischen Mengen erkennen. Wer schmeißt denn so was einfach ins Meer, noch dazu in diesen Mengen?“Das sind offensichtlich die Errungenschaften unserer ach so modernen Wohlstands-gesellschaft. Es gibt leider nur wenige Länder in der Welt, wo man sich so viel Gedanken um Müllentsorgung oder Recycling macht, wie in Deutschland oder einigen weiteren Ländern Europas. In vielen Ländern wird der Mist einfach ins Meer geworfen, nach dem Motto, aus den Augen, aus dem Sinn. Dieser Plastikmüll treibt Jahrzehntelang durch die Weltmeere, verdichtet sich zu solchen Teppichen. Das wird zu einer großen Gefahr für Flora und Fauna. Manchmal muss man sich schämen, Mensch zu sein!“ meint der Käpt´n verbittert.

Pia ergänzt: „Das ist ja noch viel schlimmer. Im Laufe der Zeit zersetzt sich das Plastik zu kleinsten Teilchen und wird dann von den Fischen gefressen. Die gehen entweder selbst an den Schadstoffen zu Grunde oder werden gefischt und kommen auf diesem Wege auch in unsere Nahrungskette. So richtet sich die Menschheit langsam aber sicher selbst zu Grunde!“ „Tut denn niemand was dagegen. Es sollte doch im Interesse aller Menschen sein, die Meere und ihre Bewohner in gutem Zustand zu erhalten!“ Theresa ist sichtlich erschüttert, angesichts dieses riesigen Müllteppichs. Natürlich tun alle was dagegen, nämlich auf hunderten von Konferenzen viel dummes Zeug quatschen, leider kommt nur sehr selten etwas Gutes dabei heraus. Die Einzigen, die wirklich was tun sind die Umweltorganisationen und da fehlt es an genügend Kapital. Von der Politik kannst Du leider wenig erwarten!“ Giorgio ist richtig wütend darüber, dass diese Probleme seit Jahren bekannt sind, aber immer weiter die Meere verunreinigt werden und sich niemand darum kümmert.

Pia, die Tierärztin werden möchte und sich über Tierschutz Weltweit immer ausführlich informiert, meint: „Es ist eine Schande, wie die Menschheit mit unserer Welt umgeht. Wenn man bedenkt, in wie vielen Ländern Tiere gequält und misshandelt werden, kann einem schlecht werden. Zum Beispiel hier in Indonesien gibt es eine richtige Tiermafia, die seltene Tiere des Dschungels einfängt um sie meistbietend zu verhökern. Selbst die Orang Utans gehören dazu, obwohl sie unter strengstem Artenschutz stehen!“ Die Catalina fährt jetzt, mit einer nachdenklichen und still gewordenen Mannschaft, durch den Plastikteppich und verliert dabei deutlich an Fahrt. Nach einer ganzen Weile sagt Giorgio: „Das Schlimme daran ist, dass es heute durchaus Möglichkeiten gibt, dieses Plastikzeugs zu recyceln und neue Materialien draus zu machen. Aber in den meisten Ländern ist das zu mühsam oder sie beschäftigen sich nicht damit, oder haben einfach nicht das Geld für eine ordentliche Müllentsorgung.“

Lange, nachdem sie diesen Wohlstands Müllteppich hinter sich gelassen haben, beschäftigt sie das Thema Umwelt und Tierschutz immer noch. Sie merken plötzlich sehr real, dass ihre Weltumseglung ihnen nicht nur die Sonnen-, sondern auch die Schattenseiten des Lebens vorführt. Die Crew denkt intensiv darüber nach, was das für sie selbst und für kommende Generationen für Folgen hat. Vor allem, was man selbst dagegen tun kann.So läuft einen Tag später die Catalina mit einer etwas bedrückten und nachdenklichen Besatzung in den Hafen von Tanjung Benoa, im Süden von Bali ein. Bei der Einfahrt müssen sie, wegen vorgelagerter Korallenriffe stark aufpassen.

Der ihnen zugewiesene Platz liegt an einer zwei Kilometer langen Mole. Vor ihnen ankert eine wunderschöne, mindestens 100 Jahre alte malaiische Dschunke.Was für ein Programm hat denn mein Herr Sohn für Bali zusammengestellt?“ erkundigt sich Giorgio. Max überlegt einen Moment und erklärt: „Bali ist sehr speziell. Obwohl die Insel zu einem muslimischen Land gehört, sind hier fast 90% der Einwohner Hindus. Dementsprechend sind auch die Sitten und Gebräuche!“ Flo verdreht schon wieder die Augen, weil sie von Oberlehrer Max einen langatmigen Vortrag über die Religionen befürchtet. Max, der das sieht, grinst: „Keine Angst liebes Schwesterlein, Du kommst gleich auf Deine Kosten. Also, die Bewohner von Bali sind sehr religiös und geben über 30% ihres Einkommens für Feste und religiöse Aktivitäten aus. Da gibt es zum Beispiel Nyepi, den balinesischen Neujahrstag. Das ist der Tag der Stille.

Du darfst kein Auto fahren, es gibt keinen Strom, Der Flughafen und alle Restaurants und Geschäfte sind zu, Du darfst nicht laut lachen oder rufen, noch nicht mal an den Strand gehen. Es gibt spezielle Wächter, die über die Einhaltung dieser Sitten wachen. Außerdem gibt es, wenn man hinduistische Tempel besichtigen will, eine strenge Kleiderordnung für beide Geschlechter. Frauen müssen einen Sarong tragen und dürfen die Tempel, wenn sie ihre Tage haben, nicht betreten. Männer müssen auch einen Sarong mit einem Saput, also einer Bauchbinde tragen. Bali ist bekannt dafür, wunderschöne Sarongs in prächtigen Farben und edlen Stoffen herzustellen. Hier gibt es viele Nachtmärkte, wo man so was gut einkaufen kann. Speziell für Dich Flo, habe ich in Jimbaran Kuta einen zweitägigen Kochkurs für balinesische Küche gefunden. Das Essen soll hier Weltklasse sein. Tempel gibt es ohne Ende. Wenn wir welche besichtigen wollen, ist Pura Besakih, der Muttertempel, am Fuße des Vulkans Gunung Agung ein Muss und Weltkulturerbe. Das ist das wichtigste Heiligtum in Indonesien. Dann gibt es hier im Süden Pura Tanah Lot, den Wassertempel, schön auf einem Felsen im Meer gelegen!“ Max merkt zufrieden, dass ihm alle aufmerksam zuhören und erzählt weiter: „Interessant ist auch das Inselinnere, zum Beispiel der Ort Ubud, ein Künstlerdorf wo sie tolle Stoffe herstellen. Dann die legendären Reisterrassen im Hochland sind in jedem Fall einen Besuch wert. Für Euer ach so wichtiges Shoppen empfehle ich Jimbaran Kuta oder die Inselhauptstadt Denpasar. Dort gibt es ein ausgeprägtes Nachtleben mit vielen Diskos aber auch vielen Touristen aus Australien und Russland. Ich schlage vor, dass wir uns einen großen Wagen mit Fahrer mieten, der uns zu den schönsten Plätzen der Insel fahren kann. Dass soll sogar billiger als selbst mieten sein. Außerdem gibt es hier herrlichste Strände und Tauchreviere. Im Süden mit weißem Puderzuckersand und im Norden mit schwarzem Lavasand!“ beendet Max seine Informationen und lehnt sich genüsslich zurück.

Wie wollen die den beim Tempel wissen, ob eine Frau ihre Tage hat?“ überlegt Flo. Max der das natürlich auch nicht weiß grinst und lügt seiner Schwester vor: „Das ist ganz einfach. Am Eingang sitzen Tempel Wächterinnen und gucken nach!“ So´n Blödsinn, dann müssen diese Tempel Heinis auf mich verzichten!“ zischt sie böse. Die anderen lachen. Flo merkt jetzt, dass ihr Bruder sie veräppelt hat.

Giorgio denkt einen Moment nach und ruft dann: „So machen wir es!“ „Was machen wir so?“ schaut Pia erstaunt. Na alles, was Max vorgeschlagen hat. Wir besichtigen die Tempel, die Reisterrassen, das Künstlerdorf, lassen uns durch die Gegend kutschieren und gehen am Strand schwimmen. Flo kann, wenn sie möchte, ihren Kochkurs machen und Nachtmärkte besuchen wir auch. Ob Ihr in Diskos wollt, müsst Ihr selber wissen. Ich setze für den Besuch hier auf Bali fünf Tage an, dann segeln wir weiter. Max kümmer Dich bitte um ein Auto mit Fahrer. Von mir aus können wir gleich mit einem schönen Bad im Meer loslegen!“ Während Max los spurtet um ein Auto zu besorgen, schnappt sich die restliche Besatzung ihre Badesachen und macht sich zu einem schönen Strand in der Nähe auf.

Zwei Stunden später, die Mädchen und Giorgio sind gerade zurück, rauscht ein großer, offener Jeep, mit einem durchgehenden Sonnendach die Mole hoch und hält vor der Catalina. Max springt heraus und stellt Giorgio und den Mädchen Dayu vor. Eine hübsche, etwa 30 jährige Frau, die, obwohl sie einen schönen Sarongs trägt, schwungvoll aus dem Jeep springt und mit strahlendem Lächeln die Weltenbummler begrüßt. Da Giorgio etwas erstaunt schaut, rafft sich Max zu einer Erklärung auf. „Dayu ist hier auf Bali Fremdenführerin und wird uns mit ihrem Jeep ihre Insel zeigen. Sie spricht Englisch und sogar etwas Deutsch. Sie hat mir erzählt, dass sie ihren Beruf nur hier auf Bali ausüben kann. Im übrigen, islamischen Indonesien wäre das für eine Frau unmöglich. Bei den Hindus aber haben die Frauen mehr Rechte.!“

Jetzt ergreift Dayu das Wort und erklärt ihnen, charmant und locker, die religiösen Besonderheiten ihres schönen Landes. Anschließend macht sie einige Vorschläge für ihre ersten gemeinsamen Touren. „Am besten hole ich Euch heute Abend gegen neun Uhr ab und fahre Euch zu einem interessanten Nachtmarkt, damit Ihr angemessene Kleidung für unsere Tour kaufen könnt. Morgen fahren wir gegen neun Uhr los. Ich zeige Euch viele schöne Stellen meiner Heimat. Um fünf Uhr seid Ihr dann wieder hier!“ „Dürfen wir unsere Hunde mitnehmen?“ fragt Flo besorgt. „Selbstverständlich, nur in die Tempel dürfen sie nicht rein, aber sonst mögen wir Balinesen Tiere sehr gern.“

Theresa sieht etwas mürrisch drein und zieht Max zum Achterdeck. „Wo haste die denn aufgegabelt. Muss es denn schon wieder eine Frau sein?“ Sie kann ihre Eifersucht nur schwer beherrschen. „Mein lieber Schatz ist eifersüchtig. Das musst Du aber nicht. Dayu hat zwei Kinder und ist verheiratet. Sie wurde mir als gute Fahrerin und Fremdenführerin von einem Hotel, hier in der Nähe empfohlen. Außerdem wäre sie mir zu alt und..!“ Hier macht er eine Kunstpause. „Weißt Du ganz genau, dass ich nur Dich liebe und Dich nie hintergehen würde!“ Theresa ist zwar beruhigt, ärgert sich aber im selben Moment über sich selbst und ihre Eifersucht.

Am Abend rollt der Jeep von Dayu kurz vor neun auf die Mole um die Crew der Catalina abzuholen und fährt sie zum Nachtmark nach Kuta. Ein riesiges Gewimmel von Buden und Tapeziertisch Ständen empfängt sie. Die Mädchen staunen über die riesige Auswahl an wunderschönen Stoffen. Dayu berät sie von Frau zu Frau bei der Auswahl der richtigen Sarongs. Flo, Pia und Theresa haben sie, wegen ihrer natürlichen Art, nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen. „Wenn ich weiß, was Ihr wollt, ist es besser, Ihr geht weiter. Die Einkäufe erledige ich, da ich sicher bessere Preise raus handeln kann.“

erklärt Sie. Ein paar Minuten später treffen sie sich wieder. Giorgio muss für fünf Sarongs, zwei Saputs und zwei Kopfbedeckungen für Max und Giorgio gerade mal umgerechnet 35 Euro hinblättern. Flo ist wieder in ihrem Element, angesichts der tollen Stoffe. Sie will unbedingt noch einiges kaufen, um sich später in Deutschland daraus Kleider nähen zu lassen. Pia und Theresa haben die gleiche Idee und sehen sich eifrig um. Dayu hält sie davon ab: „Wir fahren Morgen in die Nähe von Ubud. Da gibt es die schönsten Seidenmanufakturen. Da findet Ihr bestimmt ausgefallene und wertvolle Stoffe. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch gleich nebenan Kleider davon nähen lassen. Oder, wenn Ihr auch nach Thailand kommt, gibt es da auch tolle Schneider, die günstig und schnell Kleider nähen!“

Ich habe einen fürchterlichen Hunger, kannst Du uns hier was empfehlen?“ löchert Max ihre Reiseführerin.Was esst Ihr den gerne?“ fragt Dayu. „Am liebsten vegetarisch!“ ruft Pia schnell. „Dem Mädchen kann geholfen werden. Dann probiert

Gado-Gado

mal Gado Gado. Das ist eine Gemüseplatte mit Salat und Erdnusssoße überzogen, sehr lecker. Dahinten rechts ist ein Straßenlokal, wo man gut und sauber essen kann.“ erklärt sie. Pia, Theresa und Flo bestellen Dayu´s Empfehlung und können zwischen Nudeln und Reis als Beilage wählen. Giorgio und Max entscheiden sich für Beka Betutu, eine knusprige, gefüllte Ente. Mit einem süffigen Bali Hai, einem balinesischem Bier dazu, zahlt Giorgio gerade mal für alles 15 Euro. Satt und zufrieden fährt Dayu sie zum Schiff zurück und verabschiedet sich bis zum nächsten Morgen.

Um neun Uhr steht ihre Reiseführerin gut gelaunt an der Gangway und freut sich auf

Mann und Frau im Sarong

einen schönen Tag mit ihren Gästen. Alle Fünf haben ihre Sarongs angelegt und sehen etwas exotisch darin aus. Giorgio und Max sind zusätzlich, nach Landessitte, noch mit einem Saput ausgestattet und haben die obligatorische Kopfbedeckung auf. Frauen müssen keine Kopfbedeckung tragen, haben aber als Sonnenschutz vorsichtshalber ihre Panama Hüte mitgenommen.

Dayu, ist eine gute Fahrerin und führt sie sicher durch den Linksverkehr nach Ubud. Sie fahren durch Palmen gesäumte Straßen, kleine dschungelartige Waldstücke, immer wieder unterbrochen durch mehr oder weniger kunstvoll angelegte Reisterrassen. Alles ist sehr grün, die Straßen gut ausgebaut.

Kurz vor Ubud biegt Dayu links ab auf einen Feldweg und zieht eine dicke Staubwolke hinter sich her. Bevor sich ihre Gäste wundern können, entdecken sie in einiger Entfernung ein Paar Häuser im Balinesischen Stil mit wunderschönen Pagoden Dächern.

Beim näher kommen sehen sie vor den Häusern Stapel von Stoffen in allen Farben liegen. Dayu hält an und zeigt auf das größte Haus, was keine Wände, sondern nur ein weit ausladendes Dach hat. Dieses Versammlungshaus wird jetzt als Showroom genutzt. Überall sind die schönsten und hochwertigsten Seidenstoffe ausgebreitet. Die Mädchen staunen über das riesige Angebot und fangen an, die Stoffe genau unter die Lupe zu nehmen.

Nach zwei Stunden kommen die Damen voll bepackt zurück zum Auto. Selbst Giorgio

Künstlerdorf Ubud

und Max haben Stoffe gefunden, woraus sie sich Sakkos und Anzüge schneidern lassen wollen. Giorgio hat von einem Segelfreund die Adresse eines guten Schneiders inThailand bekommen. Da will er die Stoffe in Anzüge und Kleider verwandeln lassenNach einem Besuch im Künstlerdorf Ubud fährt Dayu mit ihnen weiter nach Norden um den Muttertempel Pura Besakih zu besuchen. Auf dem weg dahin, kommen sie durch bizarre Landschaften mit schönen Reisterrassen, merkwürdig geformten Bergen und Schluchten. Der Tempel ist ein kleines Dorf mit vielen, uralten Gebäuden und liegt direkt unterhalb eines noch tätigen Vulkans. Aber die Götter legen offensichtlich ihre schützende Hand darüber, denn bisher ist dem Tempel noch nichts passiert.

Danach fährt Dayu auf einer anderen Strecke zur Küste zurück und liefert die Weltenbummler todmüde, aber zufrieden, gegen fünf Uhr an ihrem Schiff ab.

Am nächsten Tag haben sie sich erst für den Nachmittag zur Besichtigung des Wasser-tempels verabredet. Flo beginnt am Morgen ihren Kochkurs und wird dabei von Theresa spontan begleitet. „Ich muss ja auch an die Zeit nach unserer Reise denken. Mit balinesischem Essen kann ich meinen Zukünftigen dann hoffentlich bei Laune halten!“ lacht sie. „Heute Abend bleibt die Küche kalt und wir gehen schön essen. Danach prüfen wir, ob die Discos auf Bali mit dem Rest der Welt mithalten können!“ ruft Flo mit Blick auf ihren Vater. „Na gut, Du hast in der letzten Zeit ja wirklich jeden Tag in der Kombüse gestanden und Dir einen freien Tag verdient!“ gestattet er gnädig. Er selbst hat keine Disco Ambitionen, sondern geht nach dem Essen zum Schiff, holt die Hunde und macht mit ihnen einen ausgiebigen Spaziergang.

Nachdem Flo und Theresa an zwei Vormittagen erfolgreich ihren Kochkurs absolviert haben, sie gemeinsam den Wassertempel besichtigen und einiges auf eigene Faust unternommen haben, drängt Giorgio darauf, noch die notwendigen Lebensmittel und Wasser einzukaufen, um am nächsten Tag weiter zu segeln.  Ihr nächstes Ziel ist die Insel Borneo, wo sie sich eine dreitägige, geführte Wanderung durch die Wildnis, vorgenommen haben. Der älteste und ursprünglichste Regenwald der Welt verspricht ein interessantes und aufregendes Abenteuer zu erleben. Am fünften Tag ihres Aufenthalts auf Bali lösen sie früh um sechs die Leinen und fahren aus dem Hafen. Im ersten Tageslicht können sie die Untiefen der vorgelagerten Korallenbänke gut erkennen und gefahrlos vorbei schippern. Dann läßt Giorgio die Segel setzen, den Motor abstellen und gibt Kurs Nordwest vor, in die Java See. Flo hat ein kräftiges Frühstück bereitet und deckt den großen Deckstisch. Selbst am frühen morgen drückt eine enorme Schwüle, die nur durch den Fahrtwind ein wenig gemildert wird.

Die Crew kommt jetzt, Anfang November in die Regenzeit und muss mit heftigen Regengüssen und einhergehenden, plötzlichen Windböen rechnen. Aber jetzt sieht nichts nach Regen aus. Sie unterhalten sich über ihre letzte Station Bali. Pia meint nachdenklich: „Mir hat Bali gut gefallen, die Landschaft ist ein Traum, die Menschen sind hilfsbereit und freundlich, das Essen ist spitze, einkaufen kann man gut und günstig. Und doch hat mir etwas gefehlt. Ich habe mir Bali viel ursprünglicher und nicht so touristisch vorgestellt!“ Das geht mir genauso, an vielen Stellen hat man den Eindruck, man ist auf Mallorca!“ Max bringt es auf den Punkt: „Genau, das ist manchmal eine Mischung zwischen Ballermann und türkischem Basar. Aber wenn man diese Ecken meidet, bleibt immer noch viel Schönes übrig.“ „Ich glaube, dass wir mit Borneo ein interessantes Kontrastprogramm erleben werden.

Süd Borneo, also der Indonesische Teil ist nicht so touristisch erschlossen. Ich hoffe, dass wir hier noch das authentische Asien erleben werden.“ wünscht sich Giorgio. „Wir haben rund 1000 Seemeilen bis zum Hafen von Pontianak und werden hoffentlich nicht mehr als sechs bis sieben Tage brauchen. Da kann uns Reiseleiter Max ja schon mal ein bisschen auf die drittgrößte Insel der Welt einstimmen!“ meint er.

27. Borneo, eine schicksalshafte Insel