23. Folgenreiche Südseeparadiese

Kapitel 23 und 24

23. Folgenreiche Südseeparadiese

Abends gegen sechs Uhr läuft die Catalina in den Hafen von Taiohae ein. Es ist eigentlich nur eine, geschützte Bucht mit zwei langen Molen.

Der Bucht vorgelagert befinden sich noch zwei kleine Inseln, die dem Hafen bei Stürmen Schutz bieten.Drei Segelboote mittlerer Größe liegen bereits vor Anker. Die Catalina gesellt sich dazu und bekommt einen Ankerplatz hinter einer klassischen 25 Meter langen Mahagoni Yacht aus Dänemark. Etwas weiter entfernt liegen noch zwei 18 Meter Yachten aus den USA und aus Holland. Nach der langen Reise sind sie froh, mal wieder was anderes als Wasser zu sehen und drängen darauf, an Land die wichtigsten Einkäufe zu machen. Taiohae ist sozusagen die Hauptstadt der Marquesas und der größte Ort. Die Insel hat immerhin knapp 2600 Einwohner und sogar ein Einkaufszentrum. Als Giorgio, Pia und Theresa mit voll bepackten Anhänger zurück auf die Mole rollen, stehen die Eigner der dänischen Yacht vor ihrem Schiff und begutachten den Rumpf. Eine gut aussehende Dame, Ende dreißig, die mit ihren zwei hübschen, blonden Töchtern und einem, genauso blonden männlichen Wesen auch die Welt umrundet. Nachdem Giorgio sich vorgestellt und kurz erklärt hat, woher und wohin, kommt man ausführlicher ins Gespräch. Da Pia, Theresa und Giorgio diese dänische Crew auf Anhieb sympathisch ist, lädt Giorgio alle Vier spontan für den nächsten Vormittag zu einem Brunch auf die Catalina ein, was von den Dänen gern angenommen wird.

Pünktlich zehn Uhr entern die vier Dänen fröhlich die Gangway der Catalina und begrüßen herzlich ihre Gastgeber. Die Eignerin stellt sich als Lone Mahlberg aus Kopenhagen vor. Die beiden Mädchen sind ihre Töchter Solveig und Gunilla. Es sind eineiige Zwillinge, 20 Jahre jung und sich so ähnlich, dass sie ständig verwechselt werden. Der junge Mann heißt Torben und ist der Freund von Gunilla. Frau Mahlberg ist seit acht Jahren Witwe. Sie hat eine gut laufende Anwaltskanzlei von ihrem Mann übernommen. Die gepflegte Yacht ist schon lange im Familienbesitz. Die Mädchen sind sogar damit aufgewachsen. Der Traum von meinem Mann und mir war seit Jahrzehnten, mit unseren Kindern und dieser Yacht einmal um die Welt zu segeln. Leider starb er viel zu früh. In den ersten Jahren nach seinem Tod war daran nicht zu denken. Aber, nachdem meine Töchter ihr Abitur in der Tasche haben, wollten wir uns den Traum erfüllen, bevor Beide mit dem Studium beginnen!“ erklärt Frau Mahlberg. Sie spricht gut Deutsch, genauso wie ihre Töchter. Nur Torben kann kein Deutsch, aber dafür Englisch. Man geht schnell zum Du über. Pia und Theresa zeigen den Zwillingen das ganze Schiff. Max setzt sich mit Torben zusammen und will von ihm wissen, wie er denn die Zwillinge auseinander halten kann, weil er keinerlei Unterschiede erkennen kann. „Als ich Gunilla kennenlernte, ging es mir genauso. Die Mädchen haben sich anfangs einen Spaß daraus gemacht, mich zu verunsichern. Selbst, als ich schon fest mit Gunilla zusammen war, konnte es passieren, dass ich die Falsche küsste. Die Beiden haben sich totgelacht. Aber jetzt kenne ich doch so ein paar Merkmale, wo sie sich unterscheiden. Aber ich verrate keine Details!“ lacht er. Lone und Giorgio sitzen gemütlich in den Deckchairs und erzählen sich gegenseitig, was sie auf ihrer bisherigen Reise erlebt haben und wie ihre weiteren Pläne aussehen.

Beide sind sich sofort sympathisch und finden immer neue Themen, über die zu reden sich lohnt. „Wir wollen direkt nach Auckland in Neuseeland segeln. Da lebt mein Bruder als Anwalt. Meine Mädels überlegen, dort zu studieren. Natürlich auch Jura!“ lacht sie.Da habe ich es ja mit einer reinen Juristenfamilie zu tun.“ staunt Giorgio. Ja, für mich war es sehr hart, mit 34 Jahren und zwei kleinen Kindern schon Witwe zu werden. Ich habe meinen Mann während des Jurastudiums in Kopenhagen kennengelernt. Er war acht Jahre älter und hat sich als Fachanwalt auf internationales Seerecht spezialisiert. Wir hatten eine sehr gut laufende Kanzlei. Nach seinem Tod musste ich mich von jetzt auf gleich entscheiden, diese Kanzlei zu übernehmen. Ich habe übernommen und es nie bereut. Die Doppelbelastung Beruf und Familie ist hart, aber es hat geklappt, weil wir alle zusammen gehalten haben.“ erklärt Lone voller Stolz mit Blick auf ihre Töchter. Giorgio erzählt jetzt auch von seiner Vergangenheit. Beide staunen, über die vielen Parallelen in ihrem Leben. Die Zwillinge sind begeistert von der Catalina. Noch mehr begeistert jedoch, von den beiden Hunden. Theresa, Pia und Flo verstehen sich auf Anhieb bestens mit den Mädchen. Flo schmiedet schon Pläne, am Nachmittag gemeinsam shoppen zu gehen. „Da wirst Du wohl nicht viel zum shoppen finden in Taiohae. Das ist doch nur ein Dorf!“ Solveig lacht.

Dann laden die Zwillinge die drei Mädchen ein, ihr Schiff zu besichtigen. Pia erzählt dabei ihr Abenteuer mit der Monsterwelle und schaudert immer noch, wenn sie nur daran denkt. „Davon haben wir über Seefunk gehört!“ meint Gunilla. Da war die Welle zum Glück schon hinter uns. Dass hätten wir bestimmt nicht überlebt. Wie habt Ihr das geschafft?“ will sie wissen. Unser Vater hat viel Erfahrung und auch ein Training für Monsterwellen gemacht. Deshalb wusste er, in welchem Winkel man dieses Monster angehen muss.“ erklärt Flo. Dann bestaunen Pia, Flo und Theresa die Yacht der Familie Mahlberg. Das Schiff ist deutlich kleiner als die Catalina, aber sehr elegant und gemütlich. Auch hier gibt es einen Salon, eine gut eingerichtete Pantry und eine absenkbare Badeplattform. „Das ist ja nicht schlechter, als unser Schiff, nur eben alles ein bisschen kleiner. Dass hat aber auch Vorteile bei der Liegeplatzsuche.“ meint Pia. Sie sitzen bis spät in den Nachmittag zusammen, erzählen und albern herum. Irgendwann macht Lone den Vorschlag, sich in Auckland wieder zu treffen. Da sie dort drei Monate bei ihrem Bruder bleiben will, hätten Giorgio und seine Crew genügend Zeit, die Südsee unsicher zu machen. Das ist eine gute Idee, aber wenn das aus irgendeinem Grund nicht klappt, sollten wir vorsichtshalber die Heimatadressen und unsere Telefonnummern austauschen.“ Schlägt Giorgio vor. Flo flüstert Theresa leise ins Ohr: „Mensch, das ist ja wie bei verliebten Teenies.“ Am nächsten Morgen bricht Familie Mahlberg unter lautem Hallo und vielen guten Wünschen zu ihrer nächsten Etappe nach Neuseeland auf. Giorgio und seine Crew zieht es an den nächsten Strand, um endlich mal in der Südsee zu baden. Fast den ganzen Tag verbringen sie an dem, nahezu menschenleeren Strand und genießen das 29° warme Meer und die üppige Vegetation um sie herum.

Giorgio denkt an Lone Mahlberg. Er freut sich sehr auf das Wiedersehen in Auckland. Die fröhliche und natürliche Art der Dänin hat ihm gefallen. Zum ersten Mal seit Charlottes Tod kann er sich wieder eine Beziehung zu einer Frau vorstellen. „Langsam alter Junge, Du kennst sie gerade mal zwei Tage, das ist noch keine Grundlage für eine Partnerschaft!“ Murmelt er leise zu sich selbst. Aber das Interesse ist erwacht und eine kleine Flamme der Hoffnung und Leidenschaft lodert bereits in ihm. Richtiges Südseeflair suchen sie auf den Marquesas vergebens. Die Weltabgeschiedenheit und die schroffen Landschaften mit dem rauen Meer, lassen paradiesische Träume nicht aufkommen. Die Inseln werden im Dreiwochentakt von Versorgungsschiffen angelaufen. Fernsehen gibt es erst seit 20 und Internet seit sechs Jahren. Am Abend suchen sie ein kleines, gemütliches Restaurant am Hafen auf. Nachdem Flo gehört hat, dass auf den Marquesas bis vor 100 Jahren Kannibalismus weit verbreitet war, will sie das Risiko, ein Stück Menschenfleisch auf dem Teller zu haben, lieber nicht eingehen und bestellt sich eine Gemüseplatte.

Giorgio lacht und erklärt: „100 Jahre früher wäre Deine Sorge vielleicht berechtigt gewesen, aber heute kannst Du bedenkenlos Fleisch essen. Dass kommt von den Inselschweinen hier. Die Inseln gehören übrigens zu Frankreich, somit zu Europa!“ Am nächsten Morgen überredet Max einen Einheimischen mit einem Geländewagen, ihnen die Insel ein bisschen zu zeigen. Der freut sich über das Geschäft und fährt sie über löcherige Pisten zu einigen kleinen Dörfern, wo noch die traditionelle Schnitzkunst

gepflegt wird und viele, schöne Holz und Steinskulpturen zu sehen sind. Dann fährt er einen schmalen Pfad, die Berge hoch und hält auf ungefähr 800 Meter Höhe an. Der Blick über die Insel, auf viele kleinere Marquesas Inseln und das Meer ist atemberaubend schön. Drei Stunden später setzt er sie wieder an der Mole ab. Ich denke, nachdem wir Wasser und Proviant gebunkert und uns ein bisschen ausgeruht haben, sollten wir weiterreisen. Dafür müssen wir uns jetzt auf die nächsten Ziele einigen!“ schlägt Giorgio vor. Pia erklärt: „Dazu habe ich mir ne Karte dieser Gegend angeguckt. Von hier aus sollten wir zuerst das Tuamoto Archipel ansteuern. Da gibt´s die tollsten Atolle mit wunderschönen Tauch- und Schnorchelmöglichkeiten!“ Max ergänzt: „Ja, von da aus können wir nach Tahiti segeln und in Papeete Station machen. Wir sollten auch unbedingt nach Bora Bora segeln. Das soll die schönste Insel der Welt sein. Von dort aus können wir den Cook Inseln einen Besuch abstatten!“

Wir müssen aber unbedingt nach Tonga, König Tupou VI besuchen. Wenn mir Senator Lorenzen schon ein Empfehlungs- und Grußschreiben des ganzen Hamburger Senats mitgegeben hat!“ bestimmt Giorgio. Wie kommst Du zu der Ehre?“ staunt Theresa. „Nun, ich habe viel für den Senat geplant und gebaut. Daher habe ich einen fast freundschaftlichen Kontakt zu Senator Lorenzen. Als ich ihm von unserer Reise erzählt habe, wollte er unsere Reiseroute wissen. Als ich bei der Südsee angekommen war, fragte er mich spontan, ob ich für den König von Tonga ein Schreiben überbringen kann. Der Vater des jetzigen Königs war sogar Ehrenbürger von Hamburg und wurde sehr geschätzt!“ Na, wenn wir sogar im Regierungsauftrag reisen, müssen wir ja nach Tonga. Vielleicht hat der König ja einen netten Sohn, der noch nicht verheiratet ist. Den kann er mir dann mal vorstellen. Wer weiß, vielleicht habe ich Chancen und werde die zukünftige Königin von Tonga!“ lacht Pia. Meine liebe Tochter, ich fürchte dass ich Dich enttäuschen muss. Dazu bist Du viel zu schlank. Die Tongianer lieben dicke Frauen. Aber Du hast ja noch ungefähr sechs Wochen Zeit, bis wir nach Tonga kommen. Da kannst Du Dir ja noch einiges anfuttern.“ lästert Giorgio.

Also, wenn wir Tonga abgehakt haben, können wir uns noch die Fidschi Inseln ansehen

und anschließend nach Neuseeland aufbrechen. Wir haben jetzt den 29. März. Familie Mahlberg bleibt bis zum 15. Juli in Auckland. Wenn wir spätestens am Fünften Juli in Auckland sind, können wir noch einiges gemeinsam machen. Was haltet Ihr davon?“ hofft Giorgio auf ein ok. Er bekommt allgemeine Zustimmung und ruft daher: „Also los ,Männer, Gangway einholen, Leinen los, auf zum Tuamoto Archipel!“  Kaum ist die Catalina aus dem Windschatten der Berge, erfasst sie ein kräftiger Nordwind, der dem Segler den nötigen Schub gibt, Richtung Südwest. „Bis zu den Tuamoto Atollen sind es etwa 900 Seemeilen, mit Glück sechs Tage, vielleicht auch sieben.“ Überlegt der Käpt´n. Wieder nur unendliche Weite des Ozeans um sie herum. Keine anderen Schiffe weit und breit. Wenigstens der Wind spielt mit und treibt ihr Schiff mit 14 Knoten vorwärts.Merkste was, ich glaub unseren Vater hat´s erwischt. Er hat ständig gute Laune und strahlt wie ein Honigkuchenpferd!“ flüstert Flo ihrer Schwester zu. Ist mir auch schon aufgefallen, aber ich gönn es ihm. Lone und er passen wirklich gut zusammen, soweit man das bisher feststellen kann!“ hofft Pia.

Giorgios Berechnung geht in Erfüllung. Am Nachmittag des sechsten Tages entdecken sie vor sich die ersten kleinen Atolle dieses riesigen Archipels. Die Korallenatolle sind sehr unterschiedlich. Manche haben nur wenige Meter Durchmesser, andere erreichen viele Kilometer, sind aber nur 100 Meter Breit. Einige kreisrund, einige sichelförmig oder ziehen sich, wie ein weggeworfener Faden, viele Kilometer durch das Meer.

Fast alle sind flach, teilweise bewachsen, teilweise nur mit Strand versehen, meistens unbewohnt. Pia, die wieder am Großmast in der Takelage hängt, hat die beste Aussicht und kräht fröhlich nach unten: „Mensch Leute, das ist ein Anblick. Von hier oben sieht das aus, wie aneinander gereihte Spiegeleier im Meer. Traumhaft schön!“  Sie segeln noch eine Weile weiter und finden ein etwas größeres, kreisrundes Atoll mit einer, innen liegenden Lagune und paradiesischen Sandstränden. An zwei Stellen wachsen sogar einige Palmen und Büsche, die nur hier vorkommen. Das Wasser wechselt von Tiefblau über Smaragd bis hell türkis und lädt zum baden ein. Dann lasst uns hier mal Ankern!“ schlägt Giorgio vor.

Wenn Ihr wollt, können wir bei dieser tropischen Wärme am Strand schlafen. Auf einem Atoll die Nacht zu verbringen, ist mal was anderes. Stören wird uns hier auch keiner!“ Seine Crew ist Feuer und Flamme von dieser Idee. Pia fängt bereits an, das Dingi klarzumachen, während Theresa mit Flo alles für ein zünftiges Picknick zusammen trägt. Kolumbus ahnt, dass irgendwas anders ist und tobt wild über das Deck, Felicia hinter ihm her. Zwischen beiden Hunden ist eine tiefe Freundschaft entstanden. Man hat das Gefühl, dass sie schon ewig zusammen sind. Max tuckert mit Pia, den Hunden und vielen Getränken zum Strand, lädt alles aus und fährt zur Catalina zurück, um die nächste Fuhre zu holen. Bei der zweiten Fahrt wird Theresa, mit Schlafsäcken, Fackeln, Geschirr, Gläsern und sonstigen Gerätschaften rüber gefahren. Bei der letzten Fuhre bringt Max Flo, Giorgio sowie eine Unmenge an Proviant auf das Traumatoll. Sie machen sich ein gemütliches Lager im Schatten der Palmen zurecht. Diese einmaligen Location begeistert die ganze Crew.

Wenn Ihr schwimmen wollt, denkt bitte daran, dass es hier reichlich Haie gibt, die auch in flachem Wasser räubern!“ „Ich werde hier Nachts bestimmt nicht Schwimmen und beschränke mich lieber auf ein schönes Picknick und Chillen bei Südseemusik!“ verkündet Flo entschieden. Es ist fast eine kitschige Kulisse. Auf einem Puderzucker Strand, unter Südseepalmen, direkt am Meer, einem Sternen übersäten Himmel, über

Nachthimmel mit Vollmond

sich. Ein sichelförmiger Mond erhellt zusätzlich die Szene. Hundert Meter vor ihnen liegt ihr, mit Positionslampen bestücktes Traumschiff. Dazu ein von Flo und Theresa aufgebautes, Buffet und sechs, in den Sand gesteckte Fackeln lassen diese Nacht zu einem einmaligen Erlebnis werden. Leise Südseeklänge aus dem CD Player und das rauschen der Wellen untermalen das ganze noch akustisch. Giorgio ist der Meinung, dass sie sich nach den aufregenden und gefährlichen Erlebnissen der letzten Zeit diese Entspannung redlich verdient haben. Die Hunde suchen sich einen Schlafplatz im Sand. Die Mädchen machen es sich unter den Palmen in Schlafsäcken bequem und sind bald eingeschlafen. Max führt mit Giorgio ein Männergespräch über seine Studienüberlegungen,die ihn in letzter Zeit stark beschäftigen. „Gunilla und Solveig wollen Jura in Neuseeland studieren. Meinst Du, ich sollte auch ein Auslandsstudium machen?“ fragt Max. Um Deine Sprachkenntnisse zu verbessern wäre das nicht schlecht, aber das Deutsche Jurastudium mit Staatsexamen ist eines der besten in der Welt. Vielleicht wäre es sinnvoll, Dein Studium in Deutschland zu beginnen, dann einige Auslandssemester hinten dran zu hängen, oder Austauschsemester zu machen, damit Du auch Internationales Recht mitbekommst.“ überlegt Giorgio. Sie diskutieren noch lange über das Thema und verkrümeln sich erst zwei Stunden später in ihre Schlafsäcke.

Mitten in der Nacht werden sie von einem gellenden Schrei geweckt. Flo steht völlig aufgelöst vor ihrem Schlafsack und schreit: „Mich hat was gebissen, In meinem Schlafsack ist ein Tier!“ Giorgio springt auf und knöpft sich Flo´s Schafsack vor. Heraus fällt eine kleine Krabbe die sich offenbar eine geschützte Behausung gesucht hat und aus Versehen in zartes Mädchenfleisch gezwickt hat. Als Giorgio den Strand absucht, stellt er fest, dass viele dieser Krabben zwischen Meer und Lagune unterwegs sind und gibt Entwarnung: „Macht Eure Schlafsäcke richtig zu, dann habt Ihr keine ungebetenen Besucher.“ Flo legt sich wieder hin. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie nach diesem Schreck wieder eingeschlafen ist. Am Morgen gönnen sie sich ein erfrischendes Bad im Meer, bevor Pia und Flo das Frühstück servieren. Es gibt sogar Spiegeleier mit Schinken. Flo hat eigens einen kleinen Spirituskocher mitgeschleppt.

Den Vormittag verbringen sie ruhig mit Sonnenbaden und tauchen. Nach dem Tauchgang ist bei den Mädchen Jogging angesagt. Sie laufen um das Kreisrunde Atoll bis zu dem Kanal, der die Lagune mit dem Meer verbindet. Der Kanal hat nur eine Breite von etwa 15 Metern. Nicht weit von der anderen Seite des Kanals haben sie ihr Lager aufgeschlagen. Keine der Drei hat noch große Lust, die ganze Strecke wieder zurück zu laufen. Flo schlägt daher vor, das Ganze abzukürzen und durch den Kanal zu schwimmen. Sie hüpfen sofort ins Wasser, Pia und Theresa hinterher. Sie haben jedoch nicht den Tidenhub bedacht. Durch Ebbe und Flut entsteht in diesem Kanal eine erhebliche Strömung. Bei der, jetzt einsetzenden Ebbe wird das Wasser aus der Lagune gezogen und saugt die Mädchen unweigerlich ins offene Meer hinaus. Sie können sich anstrengen, soviel sie wollen. Gegen diese Strömung kommen sie nicht an. Theresa bekommt als erste Panik und schreit aus Leibes Kräften nach Max. Jetzt stimmen Pia und Flo ein, weil sie erkennen, dass sie hier aus eigener Kraft nicht mehr rauskommen.

Giorgio und Max hören die Schreie, denken aber, dass die Drei herumalbern. Dem Käpt´n wird aber schnell klar, dass es hier um Leben und Tod geht. Er rennt so schnell er kann zum Dingi, wirft den Motor an und spurtet mit Vollgas aufs Meer hinaus.

Die Mädchen sind zwischenzeitlich schon 300 Meter hinaus getrieben. Da sie keine Schwimmweste angelegt haben, ist abzusehen, wie lange ihre Kräfte noch reichen. Pia ruft Flo und Theresa zu: „Bleibt um Himmels Willen ruhig, sonst werden wir hier noch Hai Futter. Das Gestrampel nützt uns nichts. Wir müssen unsere Kräfte sparen. Wenn die Strömung nachlässt, versuchen wir weiter rechts an Land zu schwimmen oder wenigstens die Catalina zu erreichen!“ Giorgio ist jetzt noch 50 Meter von den Mädchen entfernt, als er merkte das Flo die Kräfte verlassen und bereits mehrfach mit dem Kopf unter Wasser ist. Er schreit Pia zu, sie soll Flo helfen, bis er da ist und steuert direkt auf sie zu. 30 Sekunden später erreicht er die Beiden und hievt Flo, mit Pias Hilfe ins Boot. Dann zieht er Pia hoch und dreht sich nach Theresa um. Die ist bereits 30 Meter weiter getrieben. Sie versucht mit aller Kraft zum Boot zu schwimmen, kommt aber gegen die Strömung noch nicht an. Giorgio fährt schnell zu ihr hin und zieht sie ebenfalls ins Boot. „Danke Giorgio, das war Rettung in letzter Minute. Meine Kraft ist restlos am Ende!“ wimmert Theresa. Er fährt zurück zum Atoll, wo Max mit großer Erleichterung auf sie wartet.

Die Mädchen wanken aus dem Dingi, werfen sich, total erschöpft in den Sand und schnappen nach Luft. „Die Strömung habe ich vollkommen unterschätzt Giorgio. Es tut mir Leid, Euch in Gefahr gebracht zu haben. Ich hab schon fast mit meinem Leben abgeschlossen!“ jammert Flo, als sie wieder Luft bekommt und blickt reumütig erst Pia und Theresa an, dann Giorgio und Max. Theresa meint: „Du Dummi musst Dich nicht entschuldigen. Wir sind doch selbst so blöd, wie die Lemminge hinterher zu springen!“Zwei Stunden später haben die Mädchen die Panik einigermaßen verkraftet. Flo zaubert zusammen mit Pia und Theresa noch einen leckeren Lunch, bevor sie wieder vom Atoll aufbrechen und zu ihrem schwimmenden Zuhause fahren.

Unterwasserwelt Tuamota Archipel

In den nächsten zwei Tagen segeln sie noch drei weitere, traumhafte Atolle de Tuamoto  Archipels an. Am vierten Tag brechen die Weltenbummler Richtung Tahiti auf. „Wie Lange brauchen wir bis Papeete, Giorgio.“ erkundigt sich Theresa. „Ich schätze ungefähr drei-vier Tage.“ Auf dem Weg nach Tahiti kommen sie immer wieder an paradiesischen Südseeinseln vorbei und wollen auf einer der bekanntesten einen Zwischenstopp einlegen. Bora Bora. Dieses wunderschöne polynesische Atoll ist, wie fast alle Südseeinseln, vulkanischen Ursprungs und fällt durch seine, in der Mitte der Insel liegenden, hohen Berge schon von weitem auf. Fast um die ganze Insel zieht sich ein Korallensaum, der immer wieder durch Tidenkanäle unterbrochen wird. Der Hauptkanal ist so Breit und Tief, dass sogar große Kreuzfahrer in die Lagune fahren können. Auch die Catalina muss hier durch, dann in der Lagune auf Reede liegen. Sie haben Glück, denn es ist kein Kreuzfahrtschiff zu sehen. Giorgio weiß, dass Bora Bora zu den exklusivsten Urlaubszielen der Welt gehört und richtet sich dem entsprechend auf höhere Preise ein.

Aber dass er selbst auf Reede horrende Liegegebühren zahlen muss, hat ihn schon geärgert. Also ,Männer, macht Euch landfein, wir werden die Dörfer und Hotels der Insel unter die Lupe nehmen, damit wir später erzählen können, dass wir auf Bora Bora waren. Aber Morgen segeln wir weiter. Französisch Polynesien ist mir doch ein wenig zu teuer!“

Als die drei Damen eine Stunde später, chic gestylt, mit ihren tollsten Sommerkleidern auftauchen und Max sogar ein weißes Dinnerjacket übergezogen hat, zwängt auch Giorgio sich in seinen hellen Tropenanzug und sieht darin aus, wie Humphrey Bogart in seinen besten Jahren. Als die Fünf ihr Dingi an einem Steg festmachen und an Land klettern, stehen etliche Menschen um sie herum und bestaunen sie wie Filmstars. Es sind überwiegend Amerikaner und Franzosen, die hier Urlaub machen und offensichtlich denken, wer so ein großes, elegantes Schiff besitzt und drei schöne Frauen um sich hat, muss Geld ohne Ende haben. Die Weltenbummler amüsieren sich köstlich, winken einem Taxi und fahren davon. „Hast Du Deine Autogrammkarten nicht dabei Giorgio?“ fragt Flo lachend. Ihr Fahrer fährt mit ihnen die 32 Kilometer lange Ringstraße entlang. Vorbei an Luxusressorts und drei kleinen Dörfern, die ganz auf Luxustouristen ausgelegt sind. Schließlich finden sie ein gemütliches Restaurant auf Stelzen über dem Wasser einer Lagune und machen sich dort über verschiedene Fischgerichte her. Eigentlich trinken alle Fünf zum Essen gern ein Glas Wein. Der aber kostet hier pro Flasche über 120 Euro aufwärts, was sie dann lieber auf Bier und Cola umschwenken läßt. Die übrigen Gäste haben sich, der exklusiven Umgebung angepasst und fein herausgeputzt. Nach dem Essen werden sie noch mit Folkloretänzen der Einheimischen in farbenprächtigen Kostümen verwöhnt.

Dann zieht sie es zurück zur Catalina. Max stellt fest: „Vom Schiff aus können wir die Insel besser genießen und Wein trinken der kein Vermögen kostet. Also, so schön das hier auch ist, aber einen ganzen Urlaub möchte ich hier nicht verbringen!“ seine Schwestern pflichten ihm bei. Flo grübelt: „Wenn dass das Leben der Reichen ist, möchte ich lieber arm, äh ich meine nicht ganz so reich sein!“ verbessert sie sich vorsichtshalber. Am Morgen fahren sie mit dem Dingi zu einem bevorzugten Tauchrevier und sehen sich ausführlich die Unterwasserwelt von Bora Bora an.

Das Wasser ist glasklar, türkisgrün bis blau. Die Korallenriffe bemerkenswert und Fische gibt es in allen Regenbogenfarben. Einige Riffhaie schwimmen direkt über Grund. Plötzlich sind zwei riesige Mantas direkt über ihnen, lassen sich sogar streicheln und wollen offensichtlich gefüttert werden. Erst als sie merken, dass hier nichts zu holen ist, ziehen sie beleidigt weiter. Pia schwimmt ruhig in den Korallengärten herum, als sie etwa 30 Meter vor sich einen großen Hammerhai auftauchen sieht. Auch Giorgio hat ihn gesehen und bedeutet ihr, sofort den Rückzug anzutreten. Er weiß, dass diese Haie nicht nur aggressiv, sondern auch unberechenbar sind. Da der Hai jetzt im Kreis um sie herumschwimmt, klettern beide, als sie endlich oben sind, schnell ins Boot. „Hoffentlich haben Flo, Max und Theresa den Hai gesehen!“ ruft er nervös. Zehn Minuten später taucht Flo plötzlich auf und hastet ins Boot. Wo sind die Anderen?“ fragt Giorgio unruhig. „Die kauern in den Korallen und warten bis das Monstrum weg ist. Sie haben aber nur noch für 10 Minuten Luft!“ rechnet Flo aus. „Dann geh ich noch mal runter, nehme eine Harpune und das Messer mit!“

Bevor Pia und Flo Einspruch einlegen können, gleitet er leise ins Wasser und taucht zügig zu den Korallengärten. Max gibt ihm ein Zeichen. Giorgio hält darauf zu. Dann bemerkt er über sich einen großen Schatten und weiß sofort, dass das nur der Hammerhai sein kann. Er dreht sich um und bekommt leichte Panik, da das riesige Tier keine drei Meter entfernt ist. Jetzt ist er bei Theresa und Max angekommen. Er erinnert sich an Pias Worte, dass nur ruhiges Verhalten helfen kann und deutet den beiden an, ganz langsam und ruhig mit ihm aufzusteigen und keine hastigen Bewegungen zu machen.

Während des Auftauchens umkreist der Hai die Drei und läßt sich nicht abschütteln. Als sie beim Boot sind, schnappt Pia sich eine Packung Kekse, die noch im Dingi lag und wirft sie weit weg. Die Ablenkung hat geklappt, denn der Hai schießt darauf zu und ist für kurze Zeit damit beschäftigt. Diese Sekunden nutzen die Drei um in Windeseile an Bord zu klettern. Gerade, als Theresa ihre Beine hochgezogen hat, ist der Hai wieder zurück und kreist jetzt um das Dingi. Giorgio läßt sofort den Motor an. Erst dieses Geräusch bewirkt bei dem Burschen die Einsicht, sich lieber woanders Futter zu suchen. Mensch, das war knapp!“ seufzt Max erleichtert und Pia ergänzt: „Bei dem hätte meine Beruhigungsmethode vermutlich nichts genutzt. Der hat offensichtlich Hunger!“ Nach dieser Aufregung tuckern sie zur Catalina zurück, hieven die Anker hoch und segeln durch den Tidekanal aufs offene Meer hinaus, Richtung Tahiti. Nach Giorgios Berechnungen werden sie in etwa zwei Tagen in Papeete sein. Auf Grund günstiger Winde sind sie schon am Morgen des übernächsten Tages da und laufen in den Hafen von Papeete ein.

Obwohl der Hafen nicht ganz klein ist, herrscht auch hier großes Gedränge. Sie müssen wieder mal in zweiter Reihe, an einer anderen großen und teuren Motoryacht aus Frankreich längsseits gehen und über diese Yacht klettern, um an Land zu kommen. Die Eigner der Yacht, ein älteres Ehepaar sind nicht gerade freundlich und fühlen sich jedes Mal gestört, wenn einer der Weltenbummler an der Reling auftaucht und fluchen unflätig. Giorgio überhört anfangs höflich diese Beschimpfungen. Erst als Madame Pia anpöbelt, nur weil sie an Land etwas besorgen will, reicht es ihm und schimpft auf englisch zurück. „Wir können nichts dafür, dass man uns den Liegeplatz neben Ihrer heiligen Yacht zugewiesen hat. Wir zahlen genauso Liegegebühren wie Sie. Wenn sie sich nicht benehmen können und augenblicklich mit Ihren wüsten Beschimpfungen aufhören, beschwere ich mich über Sie bei der Hafen Kommandantur!“ Madames Unterkiefer klappt herunter, sie sieht Giorgio entgeistert an, sagt kein Wort und rauscht beleidigt in ihren Salon. Giorgio wundert sich zwar, warum an allen Fenstern der Yacht ständig die Gardinen zugezogen sind, obwohl es heller Tag ist, denkt sich aber weiter nichts dabei. Sie bunkern nur das Nötigste für ihre Weiterreise, da Giorgio der Meinung ist, in Tonga wesentlich Günstiger einkaufen zu können. Jeder Kanister und jeder Korb mit Lebensmitteln, den sie an Bord bringen, wird von den Franzosen böse beäugt. Giorgios Ansage hat aber offensichtlich geholfen, denn sie geben keinerlei Kommentare mehr ab.

Am Abend machen sich die Fünf auf, Papeete zu Fuß zu erkunden und wollen irgendwo nett essen. Die Stadt ist nicht ganz klein, darüber hinaus auch Regierungssitz. Irgendwie aber auch ein bisschen langweilig, wahnsinnig teuer und voll mit Touristen. Sie sehen sich zuerst in der schönen, hellerleuchteten Markthalle um. Eine der Marktfrauen gibt ihnen einen Tipp, für ein Restaurant, wo hauptsächlich die Einheimischen essen gehen und deshalb moderate Preise hat. Sie essen dort vorzüglich und fühlen sich, mitten im tahitianischen Leben sauwohl. Gegen Mitternacht schlendern sie gemütlich zu ihrem Schiff zurück. Giorgio schärft ihnen ein, leise auf die Catalina zu klettern, um ja nicht den Schönheitsschlaf der beiden reizenden Zeitgenossen zu stören. „Meinst Du denn, dass ein Schönheitsschlaf bei denen noch was bringt?“ Flo grinst ihren Vater an.

Als sie über das Deck der Yacht schleichen, sieht Theresa, dass im Salon und den Schlafkabinen noch Licht brennt. „Ich höre Stimmen, Giorgio. Aber das sind nicht die beiden Alten. Es sind zwei jüngere Frauenstimmen!“ Flo schleicht sich näher an die Fenster und hört, dass zwei Frauen sich mit ängstlicher Stimme auf spanisch unterhalten. Sie winkt Theresa zum übersetzen heran. Giorgio flüstert energisch: „Das geht uns nichts an, also kommt her und klettert auf unser Schiff.“ Bei den Mädchen gewinnt jedoch die Neugier die Oberhand. Theresa und Flo stehen jetzt vor einem, leicht angelehnten Fenster und lauschen, was innen gesprochen wird. Nach einer Weile kommt Theresa zu Giorgio und Pia zurück: „Das scheinen schon wieder Verbrecher zu sein. Ich hab gehört, wie sich zwei Frauen ängstlich darüber unterhalten haben, wo sie wohl hingebracht würden und sprechen auch noch von weiteren Frauen, die irgendwo auf dem Schiff versteckt sind. Die Mädchen kommen offensichtlich aus Mexiko, da die eine von ihren Eltern in Acapulco sprach. Giorgio, ich hab den Verdacht, dass die Mädchen von den beiden Meckerbolzen gefangen gehalten werden!“ vermutet sie.

Das kann sein, muss aber nicht. Vielleicht sind das Dienstmädchen, die irgendwo hin vermittelt werden. Für Deinen Verdacht spricht, dass die Eigner sich so abweisend und unfreundlich zu uns verhalten!“ Giorgio schiebt seine Crew jetzt energisch auf die Catalina. „Du Giorgio, wenn das Mädchenhändler sind, müssen wir denen doch helfen, bevor die in irgendeinem Bordell verschwinden!“ empört sich Pia. Giorgio will gerade antworten, als Flo, die immer noch an den Fenstern lauscht, aufgeregt zurückkommt: „Stellt Euch vor, ich habe durch einen Spalt in der Gardine in den Salon sehen können. Da ist ein riesiges Sofa, darauf liegen vier Mädchen. Zwei unterhalten sich, die anderen Beiden schlafen offensichtlich. Alle sind gefesselt und halbnackt. Entweder sind das Sex Sklavinnen von diesen alten Säcken oder die werden irgendwohin verschleppt!“ sprudelt sie aufgeregt hervor. „Von den alten Nebelkrähen habe ich nichts gesehen.“ ergänzt Flo. Dann werde ich nochmal rüber gehen und mir das ansehen. Ihr bleibt hier und passt auf. Vielleicht sind die Eigner ja an Land und können jeden Moment zurückkommen!“ überlegt Giorgio. Er klettert wieder über die Reling, schleicht sich leise an das Salon Fenster und späht durch den schmalen Spalt der Gardine. Was er sieht, bestätigt Flo´s Vermutung. Die Mädchen sind nicht nur gefesselt, sondern werden vermutlich auch misshandelt. Er kann bei einem Mädchen auf dem Oberkörper und an den Beinen mehrere blaue Flecke und Blutergüsse erkennen. Giorgio hat genug gesehen und läuft leise wieder zurück auf die Catalina.Flo hat Recht, die vier Mädchen sind offensichtlich dort gefangen und werden wohl auch misshandelt. Sie sind mit blauen Flecken und Blutergüssen übersät. Wir werden jetzt die Polizei einschalten. Auch wenn sich alles als falsch und harmlos herausstellen sollte, gehen wir lieber auf Nummer sicher!“ Max ist schon am Funkgerät, ruft die Polizei in Papeete an und berichtet von ihren Beobachtungen.

Die werden sofort herkommen und das Schiff untersuchen. Der Beamte meint noch, dass sie schon lange Hinweise auf eine Bande haben, die Mädchen von Südamerika nach Neuseeland und Australien verschleppt und dort in Bordellen anschaffen lässt. Sie haben bislang noch keine heiße Spur und hoffen jetzt auf einen ersten Erfolg. Dass Männer so was machen, weiß ich ja, aber dass in diesem Geschäft auch Frauen mitmischen, ist mir neu!“ entrüstet sich Max. Zehn Minuten später fährt ein großer Van auf den Kai. Heraus springen sechs uniformierte Beamte. Fünf entern die Yacht und einer bleibt zur Absicherung am Kai. Giorgio zeigt den Polizisten den Spalt in der Gardine. Ein kurzer Blick des Einsatzleiters reicht. Er gibt den Befehl, die Tür aufzubrechen. Eine Minute später sind sie in dem Salon, wo die vier Mädchen ihnen mit weit aufgerissenen Augen, angstvoll entgegen blicken. Drei Beamte suchen jetzt den ganzen Bereich unter Deck ab. Sie stoßen in einer fensterlosen Kabine auf drei weitere Mädchen. Selbst im Maschinenraum sind noch zwei Mädchen angekettet. Alle nur mit Unterwäsche bekleidet, voller blauer Flecken am ganzen Körper. Die Mädchen sind durchweg auffallend hübsch, nicht ganz klein und keine älter als 20 Jahre. Von dem griesgrämigen Paar finden sie auf dem Schiff keine Spur. Giorgio vermutet, dass die irgendwo an Land sind und jederzeit zurückkommen können.

Der Einsatzleiter bittet Giorgio die neun Mädchen vorübergehend auf ihrer Yacht unterzubringen um sie nicht noch mehr in Gefahr zu bringen. Pia, Theresa und Flo bringen alle in die beiden Kabinen im Heckbereich und kümmern sich um sie. Einer der Beamten fährt sofort ihr Fahrzeug weg. Die Polizisten verstecken sich auf der Yacht und warten geduldig auf das ehrenwerte Paar. Sie müssen sich noch über eine Stunde gedulden, bis das verbrecherische Pärchen gegen zwei Uhr Nachts leise die Gangway hoch schleicht, die Tür zum Salon aufstößt und mit blödem, fassungslosem Gesichtsausdruck auf die Beamten stiert. Die nehmen sie sofort in Empfang, verzieren sie mit stählernen Armbändern und bringen sie weg. Kurze Zeit später kommen weitere Polizisten, durchsuchen die Yacht gründlich vom Kiel bis zur Mastspitze und tragen etliche Körbe Beweismaterial an Land. Inzwischen haben die Mädchen, vor allem zu Theresa etwas vertrauen gefasst. Sie erzählen stockend unter Tränen, wie sie auf der Straße überfallen und verschleppt wurden. Zuerst hielt man sie in einem alten Haus in der Nähe von Acapulco gefangen.

Sie wurden von vier, äußerst brutalen Männern bewacht, immer wieder vergewaltigt und oft geschlagen, um sie gefügig zu machen. Ungefähr zwei Wochen später hat man sie betäubt und auf diese Yacht geschleppt. Auch hier hat der Yachtbesitzer sich, sogar unter Mithilfe seiner Frau, mehrfach an den Mädchen vergangen. Alle kommen aus Mexiko und sind schon über acht Wochen in den Händen der Verbrecher. Eine Stunde später kommen zwei nette Polizistinnen auf die Catalina und bringen die Mädchen zur Untersuchung in ein Hospital. Da an Schlaf nicht mehr zu denken ist, diskutiert Giorgio mit seiner Crew den Rest der Nacht über diese Verbrecher. Nur Max macht, um sich abzureagieren, mit den beiden Hunden einen ausgiebigen Nachtspaziergang. Die Mädchen können nicht fassen, zu welchen Gemeinheiten Menschen fähig sind. Wenn ich daran denke, dass uns so was in Recife auch beinahe passiert wäre, wird mir jetzt noch schlecht!“ stöhnt Pia. Die armen Mädchen, die müssen doch ein Trauma fürs Leben haben. Hoffentlich werden die psychologisch richtig betreut!“ fragt sich Flo.

Am Vormittag kommen erneut zwei Polizisten auf die Catalina und befragen die Besatzung nach allen Details, die ihnen aufgefallen sind. Nachdem sie alles zu Protokoll gegeben haben, erzählt einer der Beamten, dass die beiden Eigner der Yacht plappern, wie ein Wasserfall, nachdem sie ihre aussichtslose Lage erkannt haben. Es handelt sich um einen internationalen Mädchenhändlerring, der Bordelle in Neuseeland, Australien und auch einige Nobelhotels auf Tahiti mit frischer Ware versorgt. Das unfreundliche Pärchen ist der Kopf der Bande und lebt offensichtlich auf der Yacht. Sie haben an Bord genügend Aufzeichnungen gefunden um alle Bandenmitglieder in mehreren Ländern mit Hilfe von Interpol verhaften zu können. Außerdem hoffen sie, noch viele weitere Mädchen in verschiedenen Bordellen und Kellerlöchern finden zu können. Allein in Mexiko City und Acapulco können in dieser Nacht noch 23 weitere Mädchen befreit werden. Sie bedanken sich bei jedem Einzelnen mit Handschlag: „Ihrer Aufmerksamkeit ist es zu verdanken, dass wir diese Verbrecher endlich schnappen konnten. Die Polizei in Neuseeland und Australien ist, genau wie wir, schon seit zwei Jahren hinter diesen gefährlichen Menschenhändlern her, konnten bisher jedoch keine Anhaltspunkte oder Beweise finden. Jetzt hat uns der Zufall geholfen und natürlich Sie!“ strahlt er und verabschiedet sich von Giorgio und seinen ,Männern,.

Das sind alles sehr nette Mädchen aus guten Familien. Eine erzählte mir, dass ihre Eltern eine Apotheke haben, zwei andere sind Arzttöchter. Alle sind auf der Straße überfallen und verschleppt worden. Dieses Pärchen von der Yacht müssen die größten Schweine sein. Er hat die Mädchen erst geschlagen. Dann hat seine Frau sie festgehalten, damit er sein Spaß haben konnte, das ist einfach nur widerlich. Was müssen die armen Mädchen gelitten und Ängste ausgestanden haben!“ schaudert Theresa. Die Kerle haben sich die Mädchen offensichtlich nach dem Aussehen ausgesucht, um in den Puffs hohe Preise zu bekommen!“ vermutet Max. So langsam habe ich den Verdacht, dass wir das Verbrechen richtig anziehen, so oft, wie wir im letzten Jahr in kritische Situationen gekommen sind und Verbrecher zur Strecke gebracht haben. Vielleicht sollten wir unser Geld damit verdienen und eine internationale, schwimmende Detektei aufmachen?“ flötete Flo lächelnd in die Runde.

Das fehlt mir noch. Ich bin froh, wenn ich mit solchem Pack nichts zu tun habe und unsere Erlebnisse aus dem letzten Jahr reichen mir bis ans Lebensende. Das muss ich nicht noch zum Beruf machen!“ Pia ist entrüstet. Es gibt leider in allen Ländern viele Verbrecher. Wenn man durch die Welt reist, lernt man eben alle Facetten von Menschen kennen. Deshalb kann ich Dir auch nicht versprechen, dass das jetzt das letzte Mal war, wo wir mit zwielichtigen Gestalten zu tun hatten, aber wir haben auch viele nette Leute kennengelernt!“ beruhigt Giorgio. Besonders aus Dänemark!“ fügt Flo grinsend hinzu und beobachtet das erste Mal, wie ihr Vater einen roten Kopf bekommt. Oh oh, unseren Pap´s hat es ganz schön erwischt!“ freut sich Pia für ihren Vater. „Unsinn, wir kennen uns doch kaum. Das ist nur eine nette Segelbekanntschaft!“ verteidigt sie Giorgio nicht sehr überzeugend. „Aber Pap´s, wir sind die letzten, die Dir nach der langen Zeit, ein bisschen Glück nicht gönnen würden!“ rufen Flo und Pia voller Überzeugung.

Schräg gegenüber von ihrem Liegeplatz hat Max ein Schild entdeckt, Große Inselrundfahrt und schlägt vor, die Insel zu erkunden. Der Vorschlag kommt gerade recht, um die aufgestauten Emotionen abzubauen. 20 Minuten später sitzen sie in dem offenen Bus und lassen sich die Schönheiten der Insel erklären. Sie erfahren, dass Tahiti, wie fast alle Südseeinseln, vulkanischen Ursprungs ist. Der größte Berg im Inselinnern, der Mont Orohena immerhin über 2200 Meter erreicht und die Dörfer nur in dem schmalen Küstenbereichen der Nord- und Westküste angesiedelt sind. Das Inselinnere ist in vielen Gegenden noch überhaupt nicht erforscht, weil die Vegetation so dicht und undurchdringlich ist, das kaum ein Weg hineinführt. Dann erzählt ihre Bushostess, das die Vegetation durch die Abgeschiedenheit der Insel fast ausschließlich endemisch ist. Man hat festgestellt, das die Vegetation ganz im Westen, also in Neuguinea stark und Vielfältig ist und nach Osten immer mehr abnimmt. So sind die Oster- oder Pitcairn Inseln kaum noch bewachsen. Große oder gefährliche Tiere gibt es hier auch nicht, auch keine Schlangen, fügt sie, sehr zur Freude von Pia und Theresa, hinzu.

Auf ihrer Rundfahrt entdecken sie nur wenige schöne Strände und die waren überwiegend schwarz. Die Hostess erklärt, dass es hier nur schwarze Strände gibt. Einige Hotels haben künstliche weiße Strände angelegt. Nun steht das Haus des Schriftstellern James Norman Hall auf dem Programm. Die Meuterei auf der Bounty war sein bekanntestes Werk. Das Haus, in dem er gelebt hat, ist jetzt Museum. Zum Schluss sehen sie sich noch das Gauguin Museum im schönen Botanischen Garten von Papeete an und fahren dann an ihren Ausgangspunkt zurück. Nachdem wir uns nun einen Überblick von Tahiti verschafft haben, schlage ich vor, morgen früh weiterzusegeln, Richtung Cook Inseln!“ schlägt Giorgio vor und beschäftigt sich bereits mit den Seekarten.

Um 9°° Uhr am nächsten Morgen müssen sie ein letztes Mal über die, zwischenzeitlich von der Polizei versiegelte, Gangsteryacht klettern um die Liegegebühren zu zahlen und die Leinen zu lösen. „Was passiert jetzt mit dem Schiff Giorgio?“ will Flo wissen. „Ich denke, das die Yacht versteigert wird und der Erlös den Opfern zu Gute kommt, aber sicher bin ich nicht.“ Langsam bewegt sich ihr Segler aus dem Hafen und fährt mit Kurs Südwest Richtung Cook Islands. Sie hoffen, bereits in drei Tagen dort zu sein. Wie Giorgio vorausberechnet hat, laufen sie am Abend des dritten Tages in den Hafen von

Avarua, der Hauptstadt der Cook Inseln ein. Die Insel Rarotonga ist komplett von einem Riff umgeben. Es gibt nur vier Kanäle durch dieses Riff zur Insel. Ein Kanal führt in die zwei Häfen, ein Frachthafen und den Fischereihafen, in dem die Catalina ihren Liegeplatz zugewiesen bekommt. Die Fischer sind freundlich und helfen wie selbstverständlich beim Anlegen. Die Bevölkerung der Cook Islands besteht überwiegend aus Maori´s, die hier noch stark im Einklang mit der Natur leben. Nachdem die Catalina fest vertäut und die Gangway runter gelassen ist, müssen sie, bevor sie die Insel erkunden können, erst zahlreiche Fragen der Fischer über die Catalina beantworten. Sie sind stolz, einen so schönen Segler in ihrem Hafen zu Gast zu haben.

Giorgio ist großzügig und lädt die Fischer ein, sich den Decks Bereich anzusehen und setzt sich mit ihnen zu einem Bier zusammen. Als alle Fragen beantwortet sind, nutzt Flo den Augenblick und fragt ihre Gäste nach frischem Fisch. Sofort zählten die Fischer auf, welche Fische sie heute gefangen haben. Flo wählt mit Vergnügen aus. Sie wollen ihr die Fische schenken. Giorgio akzeptiert das nicht. Dann machen sie ihnen einen tollen Sonderpreis. Giorgio revanchiert sich mit ein paar Flaschen Bier aus seinen Beständen. „So freundlich sind wir noch nirgends empfangen worden!“ meint Flo begeistert. Dann machten sie sich auf, die Insel zu erkunden. Die Hauptstadt Avarua entpuppt sich als größeres Dorf und ist schnell besichtigt. Danach entern sie einen Linienbus der rund um die Insel fährt. Als die Besatzung der Catalina in den ziemlich vollen Bus einsteigt, müssen sie über zahlreiche Kartons, Obstkörbe, sowie Enten und Hühnerkäfige klettern. Ein wildes Palaver schallt ihnen entgegen, was jedoch augenblicklich verstummt, als sie den Bus erklimmen. Ein buntes Völkchen von Bauern, Landarbeitern und kleinen Gewerbetreibenden starrt sie verwundert an. Es fahren wohl nur selten Fremde in dem Bus mit. Die Mädchen lächeln alle freundlich an. Flo in ihrer unbekümmerten Art ruft den Leuten zu: „Hi, i am Florentine and this are my sisters Pia and Theresa and my brother Max, and this is my Daddy. You have a beautifull Island and we´re looking for the nicest places here!” Damit ist das Eis gebrochen. Alle rufen aufgeregt durcheinander um ihnen die schönsten Stellen der Insel zu erklären. Endlich wird es etwas ruhiger. Ein Mann, mittleren Alters klettert zu ihnen, stellt sich als Lehrer vor und meint dann: „Mit dieser Busrundfahrt haben sie alles richtig gemacht. Hier lernen sie die Inselbevölkerung und ihre Lebensweise am besten kennen. Außerdem sehen sie noch die Schönheiten der Insel.“ Dann empfiehlt er eine über 800 Jahre alte Kultstätte anzusehen, die für die Maori´s heute noch ein heiliger Ort ist. Mit Blick auf die Mädchen und Max rät er unbedingt zum Besuch einer der schönsten Strände der ganzen Südsee, Muri Beach mit wunderschönen schneeweißem feinen Sandstrand, blauen Lagunen und vier, Palmen bewachsenen kleinen Inseln.

Die Einheimischen fragen den Weltenbummlern Löcher in den Bauch, so dass sie kaum auf die interessante Landschaft achten können. Prompt bekommen sie etliche Einladungen zum gemeinsamen Essen oder Feiern. Giorgio bedankt sich höflich und erklärt, dass sie Morgen schon weiterreisen müssen und deshalb ihre netten Einladungen leider nicht annehmen können. Endlich bei der Kultstätte angekommen, steigen sie aus und sind überwältigt von dem imposanten Anblick. Eine Plattform aus riesigen Natursteinen, so groß wie ein halbes Fußballfeld, mit uralten, riesigen Barringtonia Bäumen eingerahmt, geben dem Ort etwas Mystisches. Theresa spricht schließlich aus, was wohl alle denken: „Dieser Platz strahlt eine unheimliche Ruhe und Ausgeglichenheit aus. So was habe ich noch nie vorher erlebt. Das ist besser, als jede Yogaübung!“ Sie setzen sich auf einen der riesigen Steinquader, lassen diese eigenartige Atmosphäre auf sich wirken und hängen ihren Gedanken nach. Nach über einer Stunde brechen sie auf, um den nächsten Bus zu entern, der sie nach Muri Beach bringen soll. Pia fragt: „Wie kann ein Ort mit Steinen und ein Paar Bäumen drumherum solche mystische Ruhe ausstrahlen. Ich fühle mich fast wie neu geboren!“ Den Anderen geht es genauso. Giorgio meint nachdenklich: „Es klingt abgedroschen, aber es ist tatsächlich so, dass es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die wir uns einfach nicht erklären können. Wir sollten also froh sein, solche Erfahrung machen zu dürfen.“

Am Muri Beach angekommen, sind sie von der traumhaften Südseekulisse überwältigt. Das sieht ja schon fast kitschig aus.“ empfindet Max. Ein riesiger, Palmen gesäumter, breiter Puderzuckerstrand empfängt sie und läßt die Weltenbummler nicht lange zögern, ins Meer zu springen. Glasklares Wasser in den schönsten blau und türkis Tönen. Diese Farbenpracht setzt sich auch in den Korallenbänken unter Wasser fort. In der Nähe von ihrem Lager spielen junge Leute Wasserball. Es dauert nicht lange, als zwei Mädchen auf sie zulaufen und fragen, ob sie mitspielen wollen. Die Fünf lassen sich nicht lange bitten und toben ausgelassen mit den Einheimischen in der Lagune um den Ball. „Man merkt, dass die Inseln noch nicht vom Tourismus versaut wurden. Die Menschen sind Gastfreundschaftlich, ehrlich und natürlich. Sie haben keine Scheu, Fremden gegenüber.“ begeistert sich Pia. Als sie gegen fünf Uhr wieder mit dem Bus nach Avarua zurückfahren, palavern sie sofort wieder mit den Einheimischen und fühlen sich richtig integriert. Nach einem, von Flo gezauberten schnellen Imbiss, liegen Giorgio, Pia und Flo bald, todmüde in ihren Betten. Nur die Verlobten genießen bei einem Glas Rotwein noch die schöne Sommernacht. Sie kuscheln sich eng aneinander in der großen Hängematte, zwischen den Masten.

Am nächsten Vormittag wollen Giorgio und Theresa Proviant, Wasser und Treibstoff bunkern, danach alle zusammen ein typisches Südseeessen genießen und am späten Nachmittag die Anker lichten, um sich, in hochoffizieller Mission nach Tonga aufzumachen. Giorgio stiefelt, nachdem er seine Einkäufe erledigt hat, allein durch Avarua. Er ist auf der Suche nach schönen Geschenken für die Mädchen und Max. In einigen Läden werden überwiegend Holzskulpturen und Masken angeboten, die kunsthandwerklich zwar sehr schön sind, aber ihm, vor allem für die Mädchen nicht passend erscheinen.

Dann findet er für Max doch eine ausgefallene, interessante Maske, die für die Maori´s den Gott der Tiere darstellt und in Form und Farbe gut in sein Zimmer in Hamburg passen wird. Er kauft die Maske und sucht weiter. Auf dem Weg zum Schiff kommt er an der Markthalle vorbei, geht hinein und bleibt wie angewurzelt vor einem kleinen Stand stehen, der die seltenen, teuren schwarzen Südseeperlen in allen Größen anbietet. „Das ist es!“ sagt er zu sich selbst und kauft drei, matt schimmernde Perlen. Zu jeder Perle eine dezente Weißgold Halskette mit einer Fassung für die Perle. Er freut sich über den Fund und kann sich bei allen Dreien diese Kette gut vorstellen.Am Schiff angekommen versteckt er seine Geschenke schnell in seiner Kabine, trommelt, seine Mannschaft zusammen und bricht mit ihnen zum Mittagessen auf. Sie finden ein kleines Restaurant auf einer Klippe über dem Hafen, studieren die Speisekarte und probieren Ika Mata, in Zitronensaft marinierter roher Fisch, mit Kokosnuss Creme, Zwiebeln, Chili und Tomaten. Das ist ja noch besser als Sushi!“ ist Flo überzeugt. Die wohlbeleibte Wirtin empfiehlt ihnen dazu ein, auf den Cook Inseln gebrautes Lager Bier, was gekühlt angenehm süffig schmeckt. Als Nachspeise gibt´s noch ein Kokosnusseis mit Sternfrüchten. Satt und zufrieden ziehen sie sich anschließend zurück zur Catalina.

Pia, Theresa und Flo klaren das Schiff auf, während Giorgio und Max den Papierkrieg und die Zahlung in der Hafenkommandantur erledigen. Mittlerweile ist bereits der dritte Juni angebrochen. Der von Giorgio aufgestellte Zeitplan bis Neuseeland wird bisher weitgehend eingehalten. Er rechnet bei drei Tagen Aufenthalt auf Tonga, zwei Tagen auf den Fidschis und insgesamt 2800 Seemeilen Segelstrecke bis Auckland, 31- 33 Tage, einigermaßen günstige Winde vorausgesetzt. Er will unbedingt am vierten Juli in Auckland sein und hofft, noch einige schöne Tage mit Lone Mahlberg und ihrer Familie in Neuseeland verbringen zu können. Die Reise nach Tonga verläuft, bei ruhigem Wellengang und Windstärke 4 unspektakulär. Am Mittag des fünften Tages sehen sie am Horizont bereits die Küste von Tonga Tapu, der Hauptinsel.

Giorgio ruft seine Mannschaft zusammen und erklärt: „Männer, im Moment passieren wir gerade eine der tiefsten Stellen der Weltmeere, den knapp 11000 Meter tiefen Tonga Graben, der übrigens noch nicht erforscht ist. Nun möchte ich gern noch wissen, welchen Tag wir heute haben?“ „Dienstag den achten Juni!“ verkündet Flo, die durch ihre Küchenuhr immer auf dem neuesten Stand ist. Falsch, wir haben Mittwoch und zwar den neunten Juni!“ Giorgio erklärt grinsend, dass sie gerade die Datumsgrenze überquert haben. „Tonga ist das Land, wo der Tag beginnt und Samoa das Land wo er endet.“ setzt er hinzu. Max hat mit dem Hafenbüro wegen eines Liegeplatzes telefoniert. Da der Hafen von Nuku Alofa recht klein ist, hat er wieder nur einen Liegeplatz längsseits eines anderen Schiffes bekommen. „Das ist ein kleinerer Frachter, der wegen eines Maschinenschadens noch ungefähr eine Woche am Kai repariert wird.“ erklärt er. „Na dann werden wir es hoffentlich in diesem Fall nicht mit Gangstern zu tun haben!“ wünscht sich Flo.

Die Besatzung des Frachters ist sehr hilfsbereit und vertäut die Catalina, die durch Fender geschützt ist, fachmännisch an ihrem Schiff. Die Höhe der Bordwände sind ungefähr gleich. Sie haben dadurch keinerlei Schwierigkeiten an Land zu kommen. Giorgio will unbedingt noch heute zum Königspalast, um nach einer Audienz bei König Tupou VI zu fragen. Er rechnet damit, diese Audienz nicht sofort zu bekommen, sondern erst in ein paar Tagen. Er will aber nicht länger als drei Tage bleiben. Nur weil unser Vater so verliebt ist, soll sich der olle König noch beeilen!“ spöttelt Flo grinsend. Giorgio geht also am Nachmittag, zusammen mit Pia zum Palast, um die Audienz zu beantragen. Der weiße Palast, ganz im Viktorianischen Stil, ist von einem eindrucksvoll bepflanzten Park umgeben und liegt mitten in der Stadt. An der Hauptpforte stehen zwei prachtvoll uniformierte Wächter und schauen gelangweilt in die Gegend. Als Giorgio und Pia dort auftauchen, werden sie wach, stellen sich, mit geschulterter Maschinenpistole breitbeinig in Positur und sehen die Fremden erwartungsvoll an. Pia strahlt die zwei mit ihrem verführerischsten Lächeln an, gibt sich als Assistentin von Sir Georg Lindner aus und bittet um eine Audienz bei König Tupou VI. Giorgio ergänzt, dass sie in offizieller Mission hier sind und wichtige Nachrichten der Deutschen Regierung überbringen. Die Wächter lassen sich in keiner Weise beeindrucken sondern verlangen erst mal die Pässe der Beiden. Dann zieht sich einer der Wächter in ein kleines Häuschen zurück und fängt an zu telefonieren. Nach einer ganzen Weile kommt er zurück. Jetzt hat er einen deutlich freundlicheren Gesichtsausdruck.

Er bedeutet den Weltenbummlern einen Moment zu warten und in einer bequemen Sitzgruppe neben dem Eingang Platz zu nehmen. Fünf Minuten später kommt ein wohlbeleibter älterer Herr in einem eleganten, weißen Tropenanzug auf sie zu und stellt sich als persönlicher Sekretär des Königs vor. Er schüttelt Giorgio und Pia herzlich die Hand und erkundigt sich genau nach ihrem Begehr. Giorgio stellt sich und seine Tochter offiziell vor und erklärt zunächst, woher sie kommen, wie sie hergekommen sind und dass sie dem König einen offiziellen Brief des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg zu übergeben haben und deshalb um eine Audienz bitten. Der Sekretär freut sich und erwähnt sofort den Freundschaftsvertrag zwischen Hamburg und Tonga, der bereits im Jahr 1876 geschlossen, und 1977 noch vom Vater des jetzigen Königs erneuert wurde. Dann zieht er ein kleines, dickes Buch aus seiner Anzugtasche, blättert darin eine Weile und meint schließlich: „Dem König ist Deutschland, aber vor allem Hamburg sehr wichtig. Daher gehe ich davon aus, das ein kurzfristiger Termin möglich sein wird. Ich werde gleich mit dem Protokollchef und dem König sprechen und Ihnen unsere Antwort heute noch zukommen lassen. Dann verabschiedet er sich freundlich von Giorgio und Pia und geleitet sie bis auf die Straße. Zurück an Bord müssen sie sofort von dem Ergebnis berichten. „Es gibt noch keinen Termin oder habt Ihr geglaubt, dass der König den ganzen Tag wartet, dass irgendwann mal Besuch aus Deutschland vorbeikommt. Aber wir sollen heute noch eine Antwort bekommen!“ erklärt Pia. Flo will mit Theresa und ihrem Bruder noch die nötigsten Einkäufe erledigen und nimmt vorsichtshalber den Anhänger mit.

Als sie nach zwei Stunden endlich wieder vor dem alten Frachter auftauchen, hält direkt hinter ihnen gerade eine schwarze Limousine, aus der ein livrierter Diener klettert. Er hat einen großen goldenen Umschlag mit eingeprägtem Wappen in der Hand und springt behände die Gangway des Frachters hoch, überquert das Deck und ruft an der Reling der Catalina nach Mr. Lindner. Flo, Theresa und Max, die langsam, voll bepackt hinterherkommen, staunen nur. Max fragt schließlich: „Can I help you?“ Der Livrierte dreht sich um, grinst freundlich und meint: „I have a message for Mr. Lindner from King Tupou VI. Is this the ship from Mr. Lindner?“ „Yes, that´s right, I am his son, this is my wife and my sister!” ruft er aufgeregt, angesichts der vornehmen Livree. Er nimmt den Umschlag, der Diener verabschiedet sich mit einer tiefen Verbeugung, springt die Gangway runter, klettert in die Limousine und rauscht davon. Wir haben ein Briefchen für Dich Giorgio!“ säuselt Flo und reicht ihrem Vater den goldenen Umschlag. Giorgio staunt über die edle Aufmachung, öffnet vorsichtig den goldenen Umschlag und hält eine ebenso goldene Karte mit königlichem Wappen in den Händen.

Er starrt fasziniert darauf und liest: „Anlässlich des Deutsch Tonganischen Freundschaftsvertrages ist es meiner Frau und mir eine Ehre, Sie und die übrigen Mitglieder ihrer Familie morgen Abend um 19°° Uhr zu einem festlichen Empfang mit anschließendem Dinner einzuladen. Unser Premierminister und der Außenminister werden ebenfalls daran teilnehmen.“ Giorgio blickt auf und meint: „So hochoffiziell hat ich das gar nicht vorgehabt. Aber nun müssen wir mit den Wölfen heulen!“ „Ach du meine Güte, ich hab dafür gar nichts anzuziehen!“ überlegt Flo entsetzt. Auch Pia und Theresa sehen angesichts dieser Feststellung ratlos in die Runde. Typisch Frau, die Schränke voll der schönsten Fummel, aber sie hat nichts anzuziehen!“ entrüstet sich Max. Du Hirni, davon verstehst Du absolut nichts, Du bist doch bloß ein Mann!“ giftet Flo. Im Nu wäre der schönste Streit ausgebrochen, wenn nicht Giorgio in seiner ruhigen, besonnenen Art dazwischen gegangen wäre. „Jetzt entspannt Euch mal. Max hat Recht, Ihr habt die Schränke voll der tollsten Kleider. Wir werden gemeinsam schon das Richtige für diesen Anlass zusammenstellen.

Außerdem ist Nuku´Alofa nicht Paris und ich glaube kaum, dass Ihr hier noch passende Garderobe findet. Also ist Euer Improvisationstalent gefragt. Bei Eurem Aussehen, werdet Ihr sowieso die Stars des Abends sein. Ich denke, das hier schlichte Eleganz angemessen ist!“ Die Mädchen spurten sofort in ihre Kabinen, um die Lage an der Kleiderfront zu prüfen. Was ziehen wir denn für solchen Anlass an Giorgio?“ fragt Max ratlos. „Angesicht der Temperaturen hier, einen Tropenanzug oder ein leichtes Dinnerjacket mit dunkler Hose und natürlich Krawatte oder Fliege.“ vermutet Giorgio. Im Kabinenbereich bricht wilde Hektik aus. Die Mädchen haben Pias Kabine zum Hauptquartier auserkoren. Auf ihrem großen Bett stapeln sich bereits die schönsten Kleider. Alle Drei haben jetzt nur Slip und BH an, um schneller anprobieren zu können. „Unsere Klamotten müssen ja auch farblich zusammenpassen!“ bemerkt Pia. Also ich bin dafür, das jede sich erst mal das Kleid ihrer ersten Wahl raus sucht und dann sehen wir, ob es farblich zusammen passt. Wenn nicht, suchen wir halt weiter.“ schlägt Theresa vor. Nach über einer Stunde haben sie endlich eine Vorauswahl getroffen. Pia entscheidet sich für ein langes schwarzes, elegantes Kleid mit einem schönen, nicht zu tiefen Dekolleté. Theresa wählt ein langes apricofarbenes Kleid, was an ihr elegant wirkt und in wunderbarem Kontrast zu ihren dunklen Haaren steht. Flo schließlich, greift zu einem langen zart türkisfarbenen Kleid mit tiefem Ausschnitt, den sie aber durch einen passenden Schal etwas verdecken will. Alle Kleider sind sehr figurbetont und lassen die Mädchen wie Göttinnen aussehen. Als Giorgio und Max nach fast zwei Stunden mal nachsehen wollen, bleiben sie wie angewurzelt mit offenem Mund in der Tür stehen und staunen über die Ergebnisse.

Endlich bricht Giorgio sein Schweigen: „Wenn Ihr so zu dem Empfang geht, schmeißt die Königin Euch vor lauter Neid aus dem Palast. Das ist sicherlich eine ältere, wohlbeleibte Dame und kann da nicht mithalten!“ Ich hab ja immer gewusst, dass ich eine hübsche Frau bekomme, aber jetzt sehe ich erst, dass sich die schönste Frau der Welt für mich entschieden hat. Auch meine Schwestern können einigermaßen mithalten!“ begeistert sich Max. Du blöder Macho treibst keinen Keil zwischen uns. Das schaffst Du nämlich nicht!“ meint Flo entrüstet. „Verstehe einer die Weiber, nun macht man mal Komplimente und es ist auch wieder nicht richtig.“ brummt Max beleidigt.Nachdem ihr jetzt die Kleiderwahl getroffen habt, wäre ich Euch dankbar, wenn ihr das Chaos beseitigen könnt und Flo als Chefköchin ihren Dienst versieht, oder wollt ihr lieber Essen gehen?“ fragt Giorgio. Nö, wir machen schnell Essen. Anschließend müssen wir noch Maniküre und Pediküre machen und über unsere Frisuren haben wir auch noch nicht entschieden. Das braucht halt alles seine Zeit.“ erklärt Theresa. Am kommenden Morgen machen die Weltenbummler einen ausgiebigen Stadtbummel durch, die Haupteinkaufsstraße. Die Mädchen hoffen immer noch, ein paar Anregungen für den heutigen Abend zu bekommen, werden auf Grund des spärlichen Angebots aber schwer enttäuscht.

Sie staunen aber nicht schlecht, als sie mitten auf den Straßen Schweine herumlaufen sehen, um die die Autos große Bögen fahren müssen. Am Mittag kehren sie in ein gemütlich aussehendes Restaurant ein und sind begeistert von der riesigen Speisekarte. „Ich hab gelesen, das die Menschen hier gern und gut essen. Vor allem viel. Deswegen findet man hier auch so viele dicke!“ verkündet Reiseführer Max. Sie begnügen sich, angesichts des bevorstehenden königlichen Dinners, mit einem Gemüseeintopf und gönnen sich dazu frisch gepresste Fruchtsäfte, wie sie nur in der Südsee serviert werden. Gegen drei Uhr am Nachmittag sind sie wieder an Bord. Die Mädchen fangen sofort an, sich aufzubrezeln und wollen dabei vom männlichen Teil der Besatzung nicht gestört werden.Um halb sieben können Giorgio und Max das Ergebnis der stundenlangen Vorbereitungen bewundern und sind begeistert. Alle drei Damen haben sich mit viel Geschmack und Eleganz so in Schale geworfen, dass sie dem königlichen Anlass durchaus gerecht werden. Von der Frisur bis zu den Schuhen könnten sie selbst bei einem Staatsempfang der englischen Königin bestehen. Giorgio hat seinen Champagnerfarbenen Tropenanzug mit dunkelbrauner Fliege und weißem Hemd gewählt. Max ein weißes Dinnerjacket, schwarze Hose, blaugrün gestreifte Krawatte auf einem weißen Hemd. Beide kommen sich jetzt wie notwendige Staffage vor, da die Ladys absolut im Mittelpunkt stehen.

Den Mädchen ist die Aufregung anzumerken. Als fünf Minuten später das bestellte Taxi vorfährt, wäre Flo beinahe auf der Gangway des Frachters gestolpert. Theresa hätte sich um ein Haar ihr Kleid in der Taxitür eingeklemmt. Die Fahrt dauert nur fünf Minuten. Es ist kurz vor sieben, als der Wagen am Palast vorfährt. Sofort eilt ein livrierter Diener herbei und öffnet die Türen. Pap´s, muss ich bei der Begrüßung einen Hofknicks machen und wie geht der überhaupt?“ flüstert Flo ihrem Vater zu. „Weiß ich auch nicht, ich bin doch kein Mädchen. Aber ich glaube nicht, dass die Sitten hier so streng sind.“ Er trägt die Mappe mit den Briefen des Hamburger Senats eng an sich gepresst und ist jetzt selbst auch nervös. Am Eingang werden sie vom Sekretär des Königs in Empfang genommen und in eine elegant eingerichtete Halle geführt. Im hinterem Teil ist ein Podest mit zwei großen Sesseln und mehreren, normalen Stühlen links und rechts. Die Sessel sind noch leer, aber davor befinden sich mehrere Personen beiderlei Geschlechts in eine angeregte Diskussion vertieft. Als der Sekretär mit Giorgio und seiner Familie auf die Gruppe zukommt, verstummen die Gespräche. Alle sehen neugierig, aber durchaus freundlich zu den Neuankömmlingen. Der Sekretär stellt zunächst den Premierminister von Tonga nebst Gattin vor. Anschließend den Außenminister, ebenfalls mit Frau, sowie den schwergewichtigen Protokollchef des Hofes. König und Königin sind noch nicht zu sehen, sollen aber nach Aussage des Protokollchefs jeden Moment eintreffen.

Wie aufs Stichwort wird jetzt eine doppelflüglige Tür von Dienern aufgerissen. Herein tritt der König mit seiner Königin, beide in eleganten, goldfarbenen Roben. Giorgio schätzt den König auf 50, seine Frau auf höchstens mitte 30 Jahre. Beide sind, für tonganische Verhältnisse, schlank. Die Königin ist eine ausgesprochen schöne Frau mit pechschwarzen Haaren und Ebenholzfarbenen Augen.

In dem Moment stellt der Protokollchef jedes einzelne Mitglied der Familie Lindner vor. Pia fragt sich, woher er ihre Vornahmen in der richtigen Reihenfolge weiß. Der König tritt lächelnd auf Giorgio zu, schüttelt ihm herzlich die Hand und begrüßt ihn in gutem Deutsch: „Herzlich Willkommen auf Tonga. Es ist mir eine besondere Ehre, Gäste aus Hamburg in meinem Haus begrüßen zu dürfen. Unsere beiden Länder sind schon weit über 100 Jahre eng befreundet. Jeder Besuch trägt dazu bei, diese Freundschaft weiter zu vertiefen.“ Dann begrüßt er Pia, Theresa, Flo und Max genauso herzlich und stellt dann seine Frau Joana vor. Sie hat eine Ausstrahlung und ein freundliches Wesen, was man einfach nur königlich nennen kann. Die Mädchen sind auf Anhieb begeistert von dem Königspaar, vor allem von der Königin. Flo flüstert respektvoll Pia zu: „Was für eine tolle Frau.”

Nun stellt ihnen der König seinen Premier und den Außenminister mit ihren Frauen vor. Die Weltenbummler schütteln allen freundlich die Hand. Der Premier, ein älterer, gewichtiger Herr und seine Frau, etwas jünger und gertenschlank. Beim Außenminister war es genau umgekehrt. Er recht schlank und sie nach tonganischem Schönheitsideal eine Traumfrau von geschätzten 120 Kilo. Der Empfang geht jetzt auf englisch weiter, da nur der König etwas Deutsch spricht.Giorgio öffnet seine Tasche, holt den großen Umschlag heraus und überreicht ihn dem König feierlich: Majestät, ich habe die Ehre, Ihnen die besten Grüße des Hamburger Senats überbringen zu dürfen und darf hinzufügen, das der Senat, die Bürgerschaft und die ganze Hamburger Bevölkerung über die nun schon mehr als 130 Jahre dauernde Freundschaft beider Länder sehr glücklich ist.“ Nachdem die Kennenlenphase abgeschlossen ist, geht man zu lebhaften Diskussionen über. Den Weltenbummlern wird in kurzer Zeit ein Gefühl vermittelt, als wenn man sich schon ewig kennt. Giorgio spricht intensiv mit König Pulou VI über Deutschland, Hamburg, die Weltpolitik und die allgemeine Wirtschaftslage. Dann will der König alles über ihr Schiff wissen, welche Reiseroute sie genommen haben und was sie unterwegs erlebt hatten. Zwischendurch macht er Giorgio noch ein Kompliment: „Sie haben drei, sehr schöne Töchter Herr Lindner!“ „Nur zwei sind meine Töchter, die dritte ist die Braut meines Sohnes.“ erklärt Giorgio glücklich.

Nach einer Stunde ertönt ein dezenter Gong. Man bittet zum Dinner in einen Nebenraum. Dort steht ein riesiger, festlich gedeckter Tisch mit einer Deutschen, einer Hamburger und einer Tonganischen Standarte. Das Protokoll sieht vor, das jeder Herr eine Tischdame hat So kommt Pia in den Genuss, die Tischdame des Königs von Tonga zu sein. Giorgio hat die Königin an seiner Seite. Max die beleibte Frau des Außenministers, Theresa den Premierminister und Flo den Außenminister. Es wird eine bunte Reihe, die Steifheit oder höfisches Zeremoniell gar nicht erst aufkommen läßt. Dann kommen etliche Diener, bringen verschiedene Getränke und servieren den ersten Gang. Da König und Minister mit ihren Frauen sehr an der Reiseroute und ihren Erlebnissen interessiert sind, müssen Giorgio und seine Mannschaft ständig berichten. Der König hört aufmerksam zu: „Liebe Familie Lindner, ich gebe zu, dass ich Sie um ihr freies Leben auf See beneide. Sie führen das Leben unserer Ahnen vor vielen hundert Jahren, die allerdings mit viel kleineren Booten den Ozean erforscht haben und so irgendwann unser schönes Land entdeckten. Am liebsten würde ich mit ihnen segeln, aber die Regierungsgeschäfte verhindern das leider!“

Er steht auf, hebt sein Glas und wünscht den Weltenbummlern Gesundheit, Glück und Weisheit für ihre weiteren Reisepläne!“ Auch alle Anderen sind aufgestanden und prosten den Lindners zu. Giorgio ruft spontan: „Eure Majestät, ich hoffe, es ist nicht zu vermessen, aber ich möchte Sie und Ihre Gattin, wenn es Ihr Terminkalender zulässt, gerne Morgen zu einem kleinen Umtrunk auf die Catalina einladen. Es wäre uns eine Freude Ihnen unser Schiff zu zeigen.“ Flo denkt entsetzt daran, dass sie dann eine Nachtschicht einlegen müssen, um das Schiff noch vor dem königlichen Besuch aufzuklaren. Der König sieht Giorgio überrascht an und sagt auf deutsch: „Damit würden Sie mir eine große Freude machen, ich liebe schöne alte Segelschiffe und werde gern mit meiner Frau Morgen um 11°° Uhr bei Ihnen sein!“

Das acht gängige Dinner besteht aus einer Mischung von Südsee- und Europäischer Küche und ist von höchster Qualität. Auch beim Essen unterhalten sie sich angeregt. Giorgio und seine Crew fühlen sich an diesem Abend ausgesprochen wohl. Gegen 23°°Uhr brechen die Seefahrer auf, bedanken sich bei König Tupou und seiner Frau für ihre Gastfreundschaft und verabschieden sich bis zum nächsten Morgen.  Diesmal werden sie von einer großen Limousine aus dem königlichen Fuhrpark zum Schiff gefahren und sind, sehr zur Freude der beiden Hunde, kurz vor Mitternacht wieder an Bord. Flo stolziert sofort in ihre Kombüse um zu prüfen, was sie Königs morgen anbieten kann. Auch der Rest der Mannschaft fängt sofort mit aufräumen an, um morgen früh nicht mehr so viel Arbeit zu haben. Kurz nach Eins entscheidet Giorgio, den Rest der Arbeiten auf morgen früh zu vertagen und noch eine Mütze voll Schlaf zu nehmen.

Um acht Uhr ist die gesamte Crew schon wieder auf den Beinen. Theresa hilft Flo bei den Vorbereitungen in der Kombüse. Sie haben sich für Dänisches Smörrebröd entschieden, da sie hoffen, dass Königs diese Form von Kanapee´s noch nicht kennen. Außerdem hat Flo in ihren unerschöpflichen Vorräten alle dafür notwendigen Zutaten. Max und Pia schrubben das Deck, während Giorgio höchstpersönlich den Salon aufklart. Pünktlich um 10 Uhr sind Arbeiten erledigt. Sogar die tonganische Flagge wird am Großmast gehisst. Die Mädchen sind jetzt zum Aufbrezeln in ihren Kabinen. Kurz vor elf fährt eine große weiße Limousine mit königlicher Standarte vor, ein Diener springt heraus und reißt die Türen weit auf. Heraus klettert ein vergnügter König mit seiner schönen Gattin und klettern die Gangway des Frachters hoch. Max hat in der hintersten Ecke eines Lagerraums unter Deck noch einen Läufer gefunden, den er auf dem Deck des Frachters ausgerollt hat. Der ist zwar nicht rot sondern blau, erfüllt aber voll seinen Zweck.

Giorgio und Max stehen als Empfangskomitee auf dem Deck des Frachters und heißen jetzt das Königspaar herzlich willkommen. Unten am Kai sorgen zwei Bodyguards für die nötige Sicherheit. König Tupou V I.staunt über die Schönheit und Größe des Schiffes und springt mit einem Satz rüber, auf die Catalina. Max hilft der Königin galant hinüber. Giorgio erklärt ihren Gästen gerade die moderne Technik des Ruderhauses als, der weibliche Teil der Besatzung dazu kommt und vom Königspaar stürmisch begrüßt wird. Die Mädchen haben sich für diesen Anlass auf sportive Kleidung geeinigt und machen auch darin eine gute Figur, was der König mit Vergnügen registriert. Auch die Königin sieht in einer weißen Leinenhose und einer kurzärmeligen, schwarzen Bluse phantastisch aus.Sie machen zusammen einen ausgiebigen Rundgang durch das ganze Schiff. König Tupou VI ist tief beeindruckt: „Ich habe ja schon viele Schiffe gesehen, auch Großsegler, aber noch kein Schiff, wo der elegante, gemütliche Stil der alten Segler so gut mit modernen Elementen kombiniert wurde. Ich bin begeistert und kann verstehen, dass Sie sich hier wohl fühlen!“

Die Königin freundet sich gerade mit Kolumbus und Felicia an und ist ganz vernarrt in die Hunde. Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit, da die Beiden ständig um die Königin herum springen. Etwas später sieht sie die Kombüse und erklärt Flo sofort, dass sie selbst auch gerne kocht, aber viel zu selten Gelegenheit dazu hat. Sie ist begeistert von Flo´s Reich und meint: „Wenn ich dieses Schiff sehe, verstehe ich meinen Mann und würde auch am liebsten mit Ihnen tauschen. Da kommt unser Palast einfach nicht mit, zumal man mit ihm nicht reisen kann.“ Unterdessen haben Pia, Theresa und Max das Buffet auf dem großen Tisch an Deck aufgebaut. Giorgio bittet die Gäste dort Platz zu nehmen. Auch an diesem Tag geht es entspannt und völlig unkonventionell zu. Sowohl das Königspaar, wie auch Giorgio mit seiner Familie haben das Gefühl mit Freunden zusammen zu sitzen. Als sie sich drei Stunden später herzlich voneinander verab-schieden, überreicht König Tupou VI Giorgio noch ein offizielles Dankschreiben an den Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg und verspricht, bei seinem nächsten Deutschlandbesuch auch bei ihnen vorbei zu sehen. Unter heftigem Winken klettern sie in ihre Staatskarosse und fahren davon.

Sie räumen gerade die Reste des Buffets weg, als Giorgio mit einer Wetterwarnung kommt, in der vor einem Taifun gewarnt wird, der eventuell in zwei Tagen auch die Tonga Inseln noch streifen könnte.

Wir werden sofort Wasser und Sprit bunkern. Theresa und Flo kauft schnell noch die notwendigen Lebensmittel ein. Spätestens in drei Stunden laufen wir aus, ich möchte nicht noch einen Wirbelsturm erleben, zumal die hier im Pazifik deutlich heftiger sein können, als im Atlantik!“ fürchtet der Käpt´n.

Sie sind sogar schon in zwei Stunden auslaufbereit, lösen die Leinen und tuckern langsam aus dem Hafen hinaus. Dann läßt Giorgio volle Segel setzen und befiehlt Kurs Westwestnord Richtung Fidschi Inseln. Da der Taifun in Nordsüd Richtung zieht, hofft er, so dem schlimmsten zu entgehen. Der Wind bläst kräftig aus Nordost und bringt die Catalina mit 15 Knoten nach Westen. So sollten die 600 Seemeilen nach Fidschi in ungefähr 4 Tagen zu schaffen sein. Giorgio grübelt, ob es nicht unverantwortlich ist, den sicheren Hafen von Tonga zu verlassen und hört ständig den Wetterbericht für den südwestlichen Pazifik ab. Nach dem letzten Bericht wird der Taifun genau zwischen den Cook Islands und Tonga hindurchziehen, aber er weiß auch, dass diese Biester unberechenbar sind. Mit jeder Seemeile, die sie weiter nach Westen kommen, wird die Chance größer, unbeschadet weiter zu segeln.

Gegen Mitternacht hat Giorgio Wache und hört erneut den Wetterbericht ab. Er erfährt, dass die Geschwindigkeit des Taifun, sich etwas verlangsamt hat und frühestens in 48 Stunden das Seegebiet um Tonga erreichen wird. Da der Wind noch mehr aufgefrischt hat und jetzt mit Stärke sechs bis sieben bläst, hofft er, noch mit einem blauen Auge davon zu kommen. Da sie alles Tuch gesetzt haben, erreicht die Catalina jetzt stolze 17 Knoten Geschwindigkeit und schießt pfeilschnell durch die Wellen.

Am Mittag des nächsten Tages sind immerhin schon knapp 200 Seemeilen geschafft. Da sich an der Taifun Front nichts geändert hat, stehen die Chancen gut, unbeschadet da durch zu kommen. Am Abend hört Giorgio, dass der Taifun an Geschwindigkeit wieder zunimmt und am nächsten Abend auf der Höhe der Cook Islands erwartet wird. Wenn wir weiter so schnell sind, schaffen wir es!“ schreit Giorgio gegen den Wind an. Die Wellen sind mit 2 bis 3 Metern nicht problematisch. Die Catalina pflügt seelenruhig, durch das aufgewühlte Meer. Nachts gegen drei Uhr, als Pia gerade Wache hat, fängt es heftig an zu regnen, was die Fahrt etwas verlangsamt. Sie sind jetzt immerhin 370 Seemeilen von Tonga weg und haben noch ungefähr 16 Stunden Zeit, bevor der Taifun auf ihrer Höhe ist. Das bedeutet, dass sie bis dahin weitere 150 Seemeilen gutmachen können und bereits kurz vor den Fidschis wären. Wenn überhaupt, würden sie höchstens noch die letzten Ausläufer mitkriegen, was ihnen keine all zu großen Sorgen mehr bereitet.

Tatsächlich zieht der Taifun am nächsten Abend fast genau zwischen den Cook Inseln und Tonga hindurch, richtet aber auf beiden Inseln kaum Schäden an. In Höhe der Catalina ist das Meer relativ ruhig, auch der Wind hat leicht nachgelassen. Knapp 100 Seemeilen sind es jetzt noch bis Fidschi. Giorgio kümmert sich bereits per Seefunk um einen Liegeplatz. Die Hauptstadt Suva auf der Insel Viti Levu hat nur einen sehr kleinen Hafen, der mit zwei Frachtern, einem kleineren Kreuzfahrer und mehreren Fischkuttern und Arbeitsschiffen schon nahezu überfüllt ist. Neben dem eigentlichen Hafen gibt es jedoch noch ein natürliches, Fjordähnliches Becken, wo sie geschützt auf Reede liegen können.

Zum Land sind es höchstens 50 Meter, was für das Dingi kein Problem ist. Da die Fidschis immerhin über 830 tausend Einwohner haben, hoffen vor allem die Mädchen, hier mal wieder shoppen zu können. Giorgio bleibt diesbezüglich aber skeptisch, da alles eingeführt werden muss und dem entsprechend teuer sein wird. Am späten Nachmittag läuft die Catalina in den kleinen Hafen von Suva ein. Sie werfen in der Mitte des Fjords, Bug und Heck Anker aus. Giorgio rechnet und verkündet: Von hier aus sind es noch genau 1500 Seemeilen bis Auckland, dass sollte in 12 bis 14 Tagen zu schaffen sein!“ Du sagst das so sehnsuchtsvoll Pap´s, wir können gar nicht verstehen, warum!“ zieht Flo ihren Vater auf. „Ich gebe ja zu, dass ich mich auf Lone freue. Ob da mehr als Freundschaft draus wird muss man abwarten. Dafür kennen wir uns noch viel zu wenig. Aber das ist die erste Frau seit Eurer Mutter, wo ich mir eine Beziehung eventuell, unter Umständen, vielleicht vorstellen könnte!“ erklärt der Käpt´n gedrechselt und bekommt sogar einen roten Kopf. Och ist das süß, unser Vater wird noch rot. Pap´s wir gönnen Dir Dein Glück von ganzen Herzen und glauben nicht, dass Du mit der Dänin eine schlechte Wahl triffst. Aber das muss sich halt ergeben!“ schaltet sich Pia ein.

Nachdem alle Arbeiten am Schiff getan sind, machen sie sich Landfein, springen ins Dingi und schippern an Land. Suva hat immerhin 80 tausend Einwohner und macht auf sie einen geschäftigen Eindruck. Die Stadt ist hektisch und etwas schmutzig. Das Angebot läßt doch etwas zu wünschen übrig. Es gibt alles für den täglichen Bedarf. Giorgio sollte aber Recht behalten, es ist ziemlich teuer, sodass sie nur das Notwendigste für ihren nächsten Törn kaufen. Suva hat jedoch eine schöne Markthalle, wo sie tolle Südseefrüchte und Gemüse bekommen, sogar zu normalen Preisen. Flo entdeckt ein großes, günstiges Angebot an Vanille Stangen und kauft gleich eine größere Menge, da echte Vanille in vielen Ländern gar nicht oder nur sehr teuer zu bekommen ist. Sie machen in einer Freiluftbar Station und überlegen gerade, wie sie die Insel am besten erkunden können. Die hübsche, offenherzige Serviererin merkt, dass sie über Ausflüge sprechen und mischt sich daraufhin ein. Ich habe einen Bruder, der hat ein großes Auslegerboot zum Fischen. Er macht auch manchmal Ausflüge zu kleinen Inseln und schönen abgelegenen Stränden. Er kennt sich gut aus und ist nicht teuer. Soll ich den mal fragen?“

Pia und Theresa haben bereits bei der Ankunft paradiesische, Palmen bestandene Strände, immer wieder unterbrochen von dichten Mangrovenwäldern, gesehen.

Wenn der uns zu interessanten Geheimtipps führen kann, sollten wir das Angebot annehmen, Giorgio!“ hofft Theresa. Auch Max, den mal wieder der Teufel reitet, da er verstohlen auf die schönen Brüste der Serviererin starrt. Er findet durchaus, dass sie ihren Bruder fragen soll, zumal die junge Dame hinzufügt, dass sie morgen ihren freien Tag hat und gern mitkommen würde, um ihnen schöne Stellen zu zeigen. Welche schönen Stellen sie jetzt wohl meint, fragt sich Max versonnen. Er wirft Theresa einen prüfenden Blick zu, ob sie seine lüsternen Gedanken wohl erraten kann. Die ist aber in ein Gespräch mit Flo vertieft. Schließlich gibt sich Giorgio geschlagen und stimmt zu. Das Mädchen telefoniert mit ihrem Bruder und macht den Ausflug klar. Man verabredet sich für morgen früh um 10°° Uhr an der Catalina. Sie sollen Bade- Schnorchel und Tauchsachen mitbringen. Für Verpflegung würden die Geschwister sorgen.

Bereits um halb zehn Uhr am nächsten Morgen macht neben der Catalina ein großer Einbaum mit Ausleger fest. Mahani und Frederic, wie die Geschwister heißen, rufen laut nach der Besatzung der Catalina. Giorgio stellt fachkundig fest, dass das Boot gut in Schuss ist und groß genug für sieben Personen und zwei Hunde. Zuerst klettert Max das Fallreep runter und freut sich, dass Mahani ihre tolle Figur in einem sehr knappen Tanga verstaut hat. Max und Frederic nehmen von unten die Hunde, drei große Strand Taschen und Tauchgeräte in Empfang. Dann klettern Pia, Flo und Theresa hinterher. Wie sich das gehört, zum Schluss der Käpt´n. Die Mädchen haben auch nur einen Hauch von Bikini an, so dass Frederic auch auf seine Kosten kommt. Er läßt sich aber nichts anmerken.

Frederic und Mahani haben sich eine schöne Tour überlegt und erklären ihren Gästen jetzt den genauen Verlauf. „Wir werden gegen fünf Uhr wieder hier sein.” verspricht Frederic und paddelt los. Giorgio sieht fasziniert, wie geschickt der junge Mann mit dem Boot umgeht und staunt über die Geschwindigkeit, die dieses, einfach aus einem Baum geschnitzte Gefährt erreicht. Da noch drei weitere Paddel im Boot sind ergreifen Max, Pia und Giorgio die Gelegenheit, sich auch einmal auf Südseeart auf dem Wasser fort zu bewegen. Da Frederic den Takt vorgibt, haben die Drei den Bogen schnell raus und riesigen Spaß dabei. Sie fahren aus dem Hafenbereich, in einen schmalen Kanal, der durch einen dichten Mangrovenwald aufs offene Meer führt. Kaum aus dem Windschatten der Mangroven heraus, setzt Mahani ein Segel an dem kleinen Mast und zieht es hoch, was das Boot noch schneller macht.

Frederic steuert den Einbaum aufs Meer hinaus. Giorgio ist überrascht, dass diese kleine Nussschale die Wellen fast genauso gut und sicher durchpflügt, wie die Catalina Er ist begeistert von der Jahrtausende alten Schiffsbaukunst der Südseevölker. Mahani erklärt ihnen die ganze Zeit über, interessantes von Fidschi, seinen Bewohnern und vor allem vom Meer. Giorgio und seinen Kindern sind die Geschwister auf Anhieb sympathisch. Auch sie haben die Weltenbummler sofort in ihr Herz geschlossen.

Ihr erster Anlaufpunkt ist eine kleine unbewohnte Insel mit traumhaftem, weißen Strand, vielen Kokospalmen und schattenspendenden Felsen. Das hell türkisfarbene Meer um die Insel lädt sofort zum schnorcheln ein. Was für Haiarten tummeln sich den hier?“ will Pia wissen. „Nun hier gibt es wie überall in der Südsee den Weißspitzenhai, dann noch einige kleinere, ungefährliche Haiarten, aber auch den großen Hammerhai, den es nur hier um Fidschi, Samoa und den Marshal Islands gibt. Der kann wirklich gefährlich werden. Er ist unberechenbar und oft aggressiv, kommt aber in flachen Gewässern nicht häufig vor.“ erklärt Mahani. Unter einer Palme am Strand breitet sie ein großes, buntes Tuch aus, stellt zwei riesige Picknickkörbe drauf und fängt an, diverse Köstlichkeiten der Südsee auszupacken.

Frederic hat unterdessen hinter einem Felsen ein kleines Feuer entzündet um später dort Fische zu grillen. Mahani erklärt, dass das hier eines der besten Schnorchel Reviere wäre, bei Touristen völlig unbekannt. Als sie mit dem Picknick Aufbau fertig ist, zieht sie sich blitzschnell ihren Tanga aus und rennt, völlig unbefangen, nach Art der Südseebewohner nackt in Wasser. Frederic springt ebenso nackt hinterher. Da wollen auch Flo, Pia und Theresa nicht prüde erscheinen, ziehen sich ihre Bikinis aus, dafür Schnorchel Brillen an und laufen hinterher. Giorgio und Max sehen sich an, zucken die Schultern, entblättern sich nun ebenfalls und beeilen sich ins Wasser zu kommen.

Mahani, die in der Nähe von Max und Giorgio schwimm,t zeigt ihnen die schönsten Stellen im Korallengarten, die sie von alleine wahrscheinlich nie finden würden und erklärt hinterher sogar die Namen vieler bunter Fische.

Max ist jedoch von dem nackten Traumkörper Mahani´s etwas abgelenkt. Ihn interessieren im Moment die tropischen Fische nur am Rande. Da er keine Badehose an hat muss er allerdings aufpassen, sich gedanklich nicht zu sehr mit Mahani zu beschäftigen um sich nicht zu verraten. Kurze Zeit später hat er sich auch, wie die Anderen an diesen paradiesischen nackt Zustand gewöhnt und beobachtet voll Neugier die Unterwasserwelt. Dann schwimmt plötzlich Theresa neben ihm. Max schämt sich jetzt für seine lüsternen Gedanken. Ihn überkommt ein tiefes Gefühl für Theresa. Er ist glücklich, diese Frau an seiner Seite zu haben und stellt zufrieden fest, dass Theresas Figur durchaus mit der von Mahani mithalten kann.Nach ihrem ausgiebigen Schnorchel Ausflug servieren Mahani und Frederic, jetzt wieder angezogen, einen kleinen Lunch, bestehen aus diversen Früchten, selbst gefangenen Fischen und selbstgebackenem Brot.

Dann geht es weiter zu einer verschwiegenen Bucht, wo laut Frederic ein super Tauchplatz sein soll. Kaum dort angekommen, legen Pia, Flo und Max ihre Flaschen an, während Theresa und Giorgio an Bord warten, um im zweiten Tauchgang runter zu gehen. Frederic und Mahani haben kein Tauchequipment dabei, was sie aber nicht abhält, nach Art ihrer Vorfahren bis zu 20 Meter tief zu tauchen. Diesmal geht Frederic mit runter. Beim zweiten Tauchgang will Mahani mit Theresa und Giorgio tauchen.Er springt über Bord und winkt ihnen, nachzukommen. Unter Wasser ist es glasklar und die Sonne scheint bis auf den Grund. Nahe an den Felsen zeigt Frederic auf viele Grotten, die die Felsen durchlöchern und schaut vorsichtig in einige hinein. Es dauert nicht lange, bis plötzlich ein großer, grimmig aussehender Fischkopf in einem der Löcher erscheint. Pia weiß sofort, dass es eine Muräne ist. Die schwimmt jetzt ganz aus ihrer Höhle. Sie staunt über die Größe des Fisches und schätzt ihn auf zwei Meter. Vorsichtshalber bleibt sie in großem Abstand zu diesem Räuber.

Flo hat in einiger Entfernung eine Seeschlange entdeckt, die Pfeilschnell über den Grund schlängelt. Ein wunderschönes Tier mit grünen, gelben und roten Streifen. Sie weiß, dass fast alle Wasserschlangen hoch giftig sind, aber auf Grund ihres kleinen Mauls nur kleinen Tieren gefährlich werden können. Man muss nur aufpassen, die Finger und Zehen nicht zu spreizen, weil zwischen den Fingern und Zehen die einzigen Stellen sind, wo sie beim Menschen zubeißen können. Darum fühlt Flo sich einigermaßen sicher. Dann ruderte Frederic aufgeregt mit den Armen und deutet auf eine Stelle, die wesentlich tiefer ist und nur noch wenig Sonnenlicht zulässt. Dort schläft tatsächlich ein großer Hammerhai auf dem Grund. So haben sie die Möglichkeit, das Tier in ruhe zu betrachten. Max schätzt es auf gut vier Meter. Sie schwimmen zurück in flachere Gewässer, da man nie wissen kann, ob sie wirklich schlafen. Pia bewundert Frederic, der ohne Sauerstoff taucht. Sie staunt, wie lange er die Luft anhalten kann und wie grazil sein muskulöser Körper durchs Wasser gleitet. Er gefällt ihr gut. Wenn er ein paar Jahre älter wäre und nicht gerade am andern Ende der Welt leben würde, könnte er durchaus in ihr Beuteschema passen. Sie vertreibt ihre lüsternen Gedanken schnell wieder und bewundert lieber die Tier- und Pflanzenwelt.

Nachdem auch der zweite Tauchgang mit Mahani beendet ist, paddeln sie mit dem Auslegerboot weiter. Die Geschwister zeigen der Besatzung der Catalina wirklich die schönsten Stellen ihrer Insel. Da der Tag sehr harmonisch verläuft, lädt Giorgio die Zwei am Abend zum Essen an Bord ein. Um Acht Uhr kommen die Beiden herausgeputzt auf ihrem Boot längsseits und klettern geschickt das Fallreep hoch. Sie staunen über die Eleganz des Schiffes. Als sie von Flo hören, dass ihr letzter Gast der König von Tonga war, werden sie ganz still und ehrfurchtsvoll. Pia versucht, ihnen diese Scheu wieder zu nehmen und zeigt Frederic die Technik der Catalina und anschließend die Kabinen. Mahani läßt sich von Flo in die Pantry entführen und ist ganz verzückt über die gute Ausstattung. Flo erhofft sich, von Mahani einige leckere Rezepte von den Fidschis zu ergattern. Frederic ist von der umfangreichen Technik der Catalina höchst angetan.

Ihm gefällt Pia mit ihrer ruhigen und freundlichen Art außerordentlich gut. Er hat sie schon den ganzen Tag heimlich an geschmachtet. Als er dann mit ihr in ihrer Kabine steht, nimmt er allen Mut zusammen und meint: Pia, Du bist so eine schöne Frau. Deine Augen sind wie die edlen Perlen unseres Meeres, Deine Haare wie der weiße Sand unserer Insel und Dein Gesicht wie von Göttern gemacht!“ Stopp!“ ruft Pia dazwischen und legt ihm einen Finger auf den Mund. Sie ist verwirrt und sichtlich beeindruckt über diesen Gefühlsausbruch. Frederic hält nur einen Moment inne. „Dein Körper hat die Statur einer Göttin und Deine Stimme ist wie süßer Honig. Pia ich gestehe, ich bin hoffnungslos in Dich verliebt!“

Jetzt hör auf Frederic, Du machst mich verlegen. Aus uns kann doch nichts werden. Du lebst hier auf Eurer wunderschönen Insel und ich lebe in Europa auf der anderen Seite der Welt. In zwei Tagen segeln wir schon weiter!“ Sie stehen sich dicht gegenüber. Pia sieht ihm dabei tief in seine dunkelbraunen Augen um ihm klar zu machen, dass seine Verliebtheit zum scheitern verurteilt ist. Er will diese Argumente aber nicht hören sondern starrt auch in Pias blaue Augen. Dann presst er seine Lippen urplötzlich auf ihren Mund und zieht sie an sich. Pia ist völlig überrumpelt und will ihn wegdrücken. Da sich sein muskulöser Körper an sie presst, erlahmt ihr Widerstand aber schnell. Sie öffnet halb ihren Mund und erwidert seine Küsse erst verhalten, dann immer intensiver und fordernder. Im Unterbewusstsein schiebt sie alle Bedenken und Ängste beiseite. Sie will nicht an später denken, sondern jetzt nur noch mit diesem Naturburschen hemmungslosen, wilden Sex genießen.

Sie ziehen sich gegenseitig die wenigen Kleidungsstücke vom Körper, sinken auf Pias Bett und erforschen leidenschaftlich ihre intimsten Zonen. Pia hat so lange enthaltsam gelebt, dass sie sich jetzt bedingungslos nach Zärtlichkeiten und Sex sehnt und einfach nur genießen will. Frederic ist ein einfühlsamer und ausdauernder Liebhaber. Er bringt Pia in ungeahnte Höhen der Leidenschaft. So intensiv und wild hat sie vorher Sex noch nie erlebt. Sie schwebt im Himmel der Glückseligkeit. Sie weiß, dass das mit Liebe nichts zu tun hat, genießt aber in dem Moment den Zustand der wilden Begierde. Auch Frederic ist fasziniert von dem hemmungslosen Liebesspiel und katapultiert seine Partnerin von einem Orgasmus zum nächsten.

Nach einer ganzen Weile sinken die beiden Körper erschöpft zusammen und schnappen nach Luft. Einige Momente später fällt Pia entsetzt ein, dass der Rest der Besatzung ihre wilde Sexorgie vielleicht mitbekommen hat und will aus dem Bett springen. Dann überlegt sie es sich anders, sinkt in die Kissen zurück, genießt einfach die Situation und kuschelt sich eng an Frederic. Sollen die Anderen doch denken was sie wollen. Die nehmen in solchen Situationen doch auf mich auch keine Rücksicht, denkt sie, kuschelt intensiv mit ihrem Liebhaber, genießt seine Nähe, seinen Geruch und seinen Muskulösen Körper. Dann gehen Pias Lippen erneut auf Wanderschaft, was zur Folge hat, dass sie sich wieder in wildem Liebesspiel verlieren. Frederic und seine Partnerin vergessen alles um sie herum. Sie schnappen nach Luft und sind erst nach einer ganzen Weile in der Lage, einen Ton heraus zu bringen.

Unterdessen ist Flo noch mit Mahani beim Rezepte Austausch und hat schon mehrere Seiten vollgeschrieben. Flo ist erstaunt, wie viel die Fidschi Küche zu bieten hat. Mahani ist im Gegenzug sehr an Deutschen und Italienischen Rezepten interessiert. Als Alle nach über einer Stunde endlich wieder an Deck sind, denkt sich Giorgio, angesichts einer glücklich dreinblickenden Pia seinen Teil, verliert aber keinerlei Bemerkungen darüber. Er gönnt seiner Tochter den Spaß und ist froh, sie endlich mal wieder glücklich zu sehen. Sie sitzen an diesem lauen Abend noch lange um den Deckstisch. Frederic erzählt von ihrer Heimat, von den Gefahren des Fischfangs und den jährlich wiederkehrenden Taifunen.

Mahani berichtet von ihren Sitten und Gebräuchen und was sich dabei im Laufe der Jahre geändert hat. „Ganz früher war mein Volk noch Kannibalen, vor über 100 Jahren hat sich das geändert. Bis vor einigen Jahren war es aber noch üblich, wenn Gäste kamen, die man sehr mochte, die Frauen als Gastgeschenk für eine Nacht anzubieten. Aber das ist zum Glück jetzt auch vorbei!“ ergänzt sie schaudernd. Das heißt, wenn wir ein paar Jahre früher gekommen wären, hättest Du mit mir schlafen müssen!“ fragt Max voll staunen und sieht verlegen Theresa an. Nein, aber mit Deinem Vater, wenn er das Gastgeschenk angenommen hätte. Ihm als Oberhaupt der Gäste stand diese Ehre zu. Aber Du musst wissen, dass wir hier auch ein viel entspannteres Verhältnis zur Sexualität haben als Ihr Europäer. Es geht nicht um Liebe und Gefühle, sondern nur um Spaß und Lust!“ Bedeutet das denn, wenn Paare zu Besuch kommen, Partnertausch oder werden nur Männern solche Gastgeschenke gemacht?“ Interessiert sich Flo. Das wurde individuell gehandhabt. Viele haben auch aus Angst vor Geschlechts- Krankheiten ganz darauf verzichtet, so waren eben früher die Bräuche hier. Ich bin jedenfalls froh, jetzt zu leben und mir meinen Partner selbst aussuchen zu können.“

Am Morgen des 21. Juni hält es Giorgio nicht länger im Hafen. Er erklärt die Abfahrt für 11°° Uhr Vormittags. Vorher kommt noch ein kleines Tankschiff und füllt die Tanks der Catalina randvoll. Auch Trinkwasser wird gebunkert. Theresa und Flo haben am frühen Morgen die Markthalle gestürmt und sind voll bepackt zurückgekehrt. Also holen sie pünktlich gegen 11°° Uhr die Anker ein und fahren langsam aus dem Hafen. An der Hafenausfahrt sitzen Mahani und Frederic in ihrem Ausleger und winken ihnen hinterher. Besonders Pia fällt der Abschied doch etwas schwer, da sie sich doch ein ganz klein wenig in diesen Naturburschen verliebt hat. Frederic geht es wohl ähnlich, denn auch er kämpft mit den Tränen.

Kurs Südsüdwest, Richtung Neuseeland. Wir haben ungefähr 1500 Seemeilen vor uns.

Wenn Neptun noch mitspielt, sind wir spätestens in 12 Tagen da!“ hofft Giorgio und läßt die Segel hissen. Am Abend erreicht ihn ein Seefunkgespräch von Lone Mahlberg: „Ich will nur mal hören, wie es Euch geht. Ihr müsst jetzt in der Nähe der Fidschis sein oder seid Ihr noch auf Tonga?“ Giorgio freut sich sehr, von ihr zu hören und stellt zufrieden fest, dass das Interesse nicht nur einseitig ist. „Wir haben vor einigen Stunden in Suva abgelegt und werden hoffentlich um den dritten Juli herum in Auckland sein, wenn uns nicht noch ein Taifun erwischt!“ Er freut sich mehr auf Lone, als er sich anmerken läßt und hofft, dass diese Freude auch anhält, wenn man sich erst besser kennt. Jedenfalls kommt ihm diese Beziehung zum ersten Mal nicht wie ein Verrat an Charlotte vor.

Kapitel 24

24. Im Land der großen weißen Wolken

Die Catalina durchschneidet, wie gewohnt bei schönstem Wetter die Wellen, die Sonne brennt auf Segel und Deck. Die Crew faulenzt, außer dem Wachhabenden, in diesem Fall Pia, müde in den Deckchairs herum.

Giorgios Träume werden vom Knattern der Seefunkanlage unterbrochen. Er hört Pia ein Gespräch entgegennehmen. Giorgio, das war das Seewetteramt Neuseelands. Die melden einen neuen Taifun, der sich von den Salomonen Richtung Südost bewegt. Er ist mit Stufe zwei eingestuft, nimmt aber an Geschwindigkeit schnell zu. Wir sollen alle Vorsichtsmaßnahmen treffen und werden laufend informiert. „Scheiße!“ entfährt es Giorgio. „Können wir den nicht einfach mal in Ruhe segeln. Von dieser Art Aufregung habe ich langsam die Nase voll!“ schimpft er und gibt Anweisungen, was jetzt zu tun ist. Dann macht er sich über die Seekarten her und prüft die Abstände der Koordinaten des Taifuns zu ihrem Schiff. Er stellt fest, dass sie etwa 1400 Seemeilen vom Taifun entfernt sind, ziemlich genau in der Mitte zwischen Fidschi und Neuseeland. Bald werden sie auf der Backbordseite die Kermadec Insel passieren, die aber keinen Ausreichenden Schutz vor einem Taifun bieten. Giorgio entscheidet sich, den Kurs auf Südwest zu ändern, um möglichst viel Abstand zu der vermuteten Bahn des Taifuns zu bekommen. Max, Theresa und Flo sind bereits mit Aufräumarbeiten und dem Verzurren von Gegenständen beschäftigt. Das Meer ist noch relativ ruhig. Der Wind bläst konstant mit Stärke fünf.

Drei Stunden später haben sie noch keine Veränderung des Windes und der Wellen bemerkt. Plötzlich knarrt wieder das Seefunkgerät. Das Seewetteramt erklärt Giorgio, das der Taifun jetzt mit Gefahrenstufe drei eingestuft wird, da er an Geschwindigkeit

Taifun im Internet

erheblich zugenommen hat. Er hat allerdings auch seinen Kurs leicht auf Ost, Südost geändert und bedroht jetzt Samoa und die Cook Inseln. Giorgio bedankt sich und ruft: „Wenn wir Glück haben kommen wir ohne Probleme davon, das Mistvieh zieht weiter nördlich vorbei, aber wir müssen abwarten, die Biester sind unberechenbar und ändern ihren Kurs häufig. Je schneller wir nach Süden kommen, umso sicherer sind wir!“ In der Nacht hat er vorsichtshalber die Wachen verdoppelt. Aber alles bleibt ruhig. Erst gegen fünf Uhr morgens wird das Meer unruhiger und produziert Wellen bis drei Meter Höhe. Der Wind schwächelt jetzt etwas, was offensichtlich mit dem fallenden Luftdruck im Taifun Gebiet zusammenhängt. Ihr Schiff macht aber immer noch elf Knoten. Giorgio hat jetzt einen Abstand zum Taifun von immerhin 2100 Seemeilen berechnet. Wenn das Biest nicht noch seine Richtung völlig ändert und hinter uns herjagt, kann uns nichts mehr passieren!“ lächelt er zufrieden. Am Abend desselben Tages hören sie, dass der Taifun seine Richtung erneut geändert hat und jetzt Richtung Hawaii unterwegs ist. Giorgio ist erleichtert da nun keine Gefahr mehr besteht.

Etwas Sorge macht ihm allerdings der starke Algenbewuchs am Rumpf, der in den letzten Wochen deutlich zugenommen hat und ihre Fahrt merklich verlangsamt. Er weiß zwar, dass Algenbewuchs gerade in tropischen Gewässern stärker ist als im Norden. Aber dass sich der Bewuchs so schnell bildet, erstaunt ihn dann doch. Er muss sich spätestens in Auckland darum kümmern. Die nächsten Tage ziehen sich ruhig dahin. Die Catalina pflügt wie auf Schienen durch das Wasser. Es ist der erste Juli und laut ihren Berechnungen sollen sie am dritten Juli gegen Abend den Hafen von Auckland erreichen. Am Abend sichten sie auf Steuerbord eine Pottwal Schule. Theresa filmt, bis ihr die Finger wehtun. Es sind mindestens zehn Tiere, zwei Kleine sind auch dabei. Sie schwimmen parallel zum Schiff und verhalten sich völlig natürlich, da sie keinerlei Motorenlärm stört. Aber genauso schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder in der Tiefe des Meeres.

Gegen fünf Uhr am Abend des dritten Juli läuft die Catalina in das Viadukt Bassin vom Westhafen in Auckland ein.

Von weitem sehen sie schon die Yacht der Familie Mahlberg. Lone konnte für die Catalina einen Liegeplatz direkt hinter ihrem Schiff organisieren, was nicht so einfach ist, da die Neuseeländer Segel verrückt sind und Auckland auch den Beinamen „City of Sail“ trägt. Jeder, der etwas auf sich hält, besitzt hier ein Boot. Entsprechend knapp sind deshalb die Liegeplätze. Lone hat dem Hafenkapitän die Catalina als echten Windjammer verkauft, mit dem Auckland sich durchaus schmücken kann. Der Käpt´n hat daraufhin alles in Bewegung gesetzt um den Liegeplatz frei zu bekommen. Nachdem die Catalina fest am Kai vertäut und die Gangway heruntergelassen ist, gibt es ein großes Hallo zwischen den Familien. Giorgio drückt Lone sogar einen Kuss auf die Wange. Auch die Zwillinge und Torben freuen sich auf Pia, Flo, Theresa und Max.

Lone fragt gleich: „Erzählt mal, was habt Ihr alles erlebt, seit den Marquesas?“ Giorgio berichtete von ihren Inselaufenthalten, vom Empfang beim König von Tonga und ihren anderen Erlebnissen. Die Dänen hören aufmerksam zu. Lone berichtet dann von ihrer Tour von den Marquesas direkt nach Neuseeland:

Wir haben Wettermäßig viel Glück gehabt. Der Wind trieb uns immer Südwestwärts, wir mussten wenig korrigieren. Auf Höhe der Cook Inseln trafen wir eine größere Motoryacht, die hilflos vor sich hin dümpelte, da sie einen Motorschaden hatte. Es war ein älteres englisches Ehepaar, was völlig ratlos und verzweifelt immer wieder auf ihre Maschine starrte, aber nicht wusste, was zu tun war. Wir sind dann längsseits gegangen und Torben, der sich mit Motoren gut auskennt, konnte die Maschine auch wieder flott kriegen. Der Engländer wollte ihn fürstlich mit 1000 Dollar belohnen, aber Torben ist bescheiden und lehnte ab. Die Briten waren unglücklich darüber und wollen uns wenigstens für eine Woche auf ihren Landsitz nach Cornwall einladen. Wir haben zugesagt, aber den Termin offengelassen. Irgendwann in 2-3 Jahren werden wir Bob und Jackie wohl mal einen Besuch abstatten.

Pia sieht die Zwillinge an: „Ich finde es richtig spannend, mit Euch Neuseeland unsicher zu machen. Wenn man so lange eng zusammenlebt, freut man sich auch mal wieder was mit anderen Leuten zu machen.“ Du meckerst aber schon auf hohem Niveau, wenn ich mir die größe Eures Dampfers so ansehe!“ lacht Solveig. „Ich verstehe Pia schon. Mir geht es genauso, das hat nichts mit der Familie oder der Größe des Schiffes zu tun, sondern mehr mit der Eintönigkeit auf See,“ meint Gunilla.Nach unserem Reiseplan haben wir jetzt noch genau zwei Wochen vor uns, dann müssen wir weiter. Da ich in ein paar Monaten einige wichtige, unaufschiebbare Termine in Kopenhagen habe, werden wir von hier aus direkt über Australien nach Südafrika segeln. Dann die Westküste hoch nach Europa. Asien müssen wir leider für unsere nächste Reise aufsparen!“ erklärt Lohne „Deshalb sollten wir, wenn Ihr mögt, die Zeit hier nutzen um ein paar schöne gemeinsame Ausflüge im Land der langen weißen Wolke, wie die Maori´s Neuseeland nennen, zu machen. Die Zwillinge und Torben haben schon einige Vorschläge rausgesucht.“

Gunilla erklärt: „Um Euch einen Überblick zu verschaffen, solltet Ihr zuerst eine Stadtrundfahrt machen und auf den Sky Tower. Das ist das höchste Gebäude auf der Südhalbkugel. Ihr habt dort eine tolle Aussicht über die ganze Gegend. Nach Eurer entbehrungsreichen Fahrt wollt Ihr bestimmt auch mal zünftig shoppen gehen. Dafür ist Downtown bestens geeignet. Wir kommen auch gerne mit.“ strahlt sie die Mädchen an und sieht sofort das zufriedene Gesicht von Flo. Solveig fährt fort: „Wenn Ihr dann das Wichtigste, Shopping technisch, erledigt habt, schlagen wir einen Ausflug zur Coromandelküste vor. Das ist super dort. Es ist eine Halbinsel, wo viele Künstler und Musiker leben, mit Galerien, urigen Werkstätten und tollen Bands. Das Beste ist, Ihr könnt Euch Euer eigenes Thermalbad bauen. Am Strand gibt es viele heiße Quellen, wenn Ihr ein bisschen buddelt, könnt Ihr Euch dort reinlegen und entspannen.“ „Das hört sich ja alles gut an!“ begeistert sich Theresa. Jetzt will Gunilla wissen: „Reitet Ihr gern?“ Pia und Theresa heben sofort die Hand. Auch Giorgio war in seiner Jugend oft geritten und hat nichts gegen einen Ausritt einzuwenden.

Gunilla erzählt weiter: „Hier ganz in der Nähe kann man sich tolle Pferde leihen und herrliche Ausritte am Strand machen. Das haben Solveig, Mum und ich schon ein paarmal gemacht, es macht riesigen Spaß. Für Dich Flo hab ich was ganz besonderes. Du kannst einen Kochkurs mitmachen und lernst die Maori und die Neuseeländische Küche kennen. Wenn Du Lust hast, würden wir Beide Dich begleiten.“ Flo ist begeistert und drückt Solveig an sich.Lone ergänzt: Außerdem haben die hier tolle Museen. Man kann fast überall hervorragend Essen und die Neuseeländischen Weine sind Weltklasse.“

Wenn Ihr Euch sportlich betätigen wollt, könnt Ihr außer Segeln auch Bungee Jumping machen, das wurde hier nämlich erfunden, oder in den Bergen klettern. Ihr könnt sogar Ski laufen. Das erfordert allerdings eine etwas längere Anreise zur Südinsel.“ wirft Torben ein.Mensch, Ihr habt ja super vorgearbeitet, ich würde am liebsten alles machen, was Ihr aufgezählt habt.“ begeistert sich Flo. Giorgio ist genauso begeistert und schlägt vor: „Dann lasst uns gleich damit anfangen. Ich habe einen Bärenhunger. Wir können heute Abend doch gemeinsam Essen gehen!“ Lone kennt ein nettes Lokal im Viadukt Hafenviertel ganz in der Nähe: „Wir Mädels werden uns noch ein bisschen schick machen und sind in einer Stunde ausgehfertig!“ Sie sieht fragend in die Runde und stellt nur Zustimmung fest.. Nach dem Essen gehen Lone und Giorgio zurück zum Hafen. Die Zwillinge machen den Vorschlag, mit Max, Torben und den drei Mädchen in eine der angesagtesten Discos zu gehen. „Rechnet nicht mit uns, es kann spät, äh ich meine früh werden!“ ruft Flo ihrem Vater hinterher. Giorgio hat Verständnis dafür, nach der langen Zeit auf See, sich mal wieder richtig auszutoben und ist froh, mit Lone einen gemütlichen, sturmfreien Abend an Bord zu haben. „Gehen wir zu mir oder zu Dir?“ fragt er verlegen. Lone lacht: „Das ist ja wie früher, als wir noch Teenies waren. Ich komme gern auf Dein Schiff, das ist so gemütlich.“

An Bord angekommen rückt Giorgio die Deckchairs zurecht, stellt einen kleinen Tisch davor und zieht eine Flasche französischen Rotwein auf. Sie sitzen bei Kerzenschein und sehen über die Lichter im Hafen auf die erleuchtete Stadt und erzählen sich gegenseitig aus ihrem Leben. Verblüfft stellen Sie wieder fest, wie viele Parallelen sie in ihrem Leben haben.Giorgio gefällt die blonde Dänin immer besser. Auch Lone ist durchaus von ihm angetan. Es ist weit nach Mitternacht, Sie haben bereits die zweite Flasche in Angriff genommen. Lone erzählt von der schweren Zeit, als sie Witwe wurde und plötzlich alles allein klären und regeln musste. Giorgio hat volles Mitgefühl, ging es ihm doch nach Charlottes Tod nicht anders.

Er beobachtet sie genau, während sie spricht und empfindet jetzt eine tiefe Zuneigung und Sympathie für die schöne Dänin. Ihre Gestik, wie sie ihre Stirn runzelt. Wie eine kleine Falte über der Nasenwurzel sichtbar wird, wenn sie sich aufregte. Alles begeistert Ihn. Er mag ihre Stimme und vor allem, was und wie sie es sagt. Für Giorgio ist es wichtig, eine Partnerin auf Augenhöhe zu haben. In Lone glaubt er, sie gefunden zu haben. Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Frau empfindet er kein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, sondern eine tiefempfundene Zuneigung und Vertrautheit. Im laufe des Abends hat er so viele Gemeinsamkeiten festgestellt. In vielen Dingen sind sie der gleichen Ansicht, dass es ihm schon etwas unheimlich wird. Auch Lone empfindet eine starke Sympathie zu diesem großen, jungenhaften Deutschen. Sie kann sich durchaus vorstellen, dass da mehr draus werden kann. Beide sind bemüht, es langsam und vorsichtig anzugehen und keine schnelle und flüchtige Reisebekanntschaft daraus zu machen. Gegen halb drei wird Lone schließlich müde und will ins Bett. Giorgio bringt sie galant zurück auf ihr Schiff und haucht ihr zum Abschied einen vorsichtigen Kuss auf die Wange, den Lone auf gleiche Art erwidert. Dann geht er fröhlich und beschwingt auf die Catalina zurück. Von seiner Mannschaft ist noch nichts zu sehen. Er zieht sich in seine Kabine zurück, hängt seinen Träumen nach und ist bald eingeschlafen.

Die restlichen Besatzungsmitglieder kommen gegen fünf Uhr fröhlich von ihrer Discotour zurück. Sie bemühen sich leise zu sein, was ihnen jedoch nicht gelingt, da Kolumbus und seine Freundin sie mit lautem Gebell empfangen. Giorgio läßt sich nicht blicken. So müssen sie wohl oder übel ihre Neugier, wie es mit Lone gelaufen ist, bis zum Vormittag zügeln. Gegen zehn Uhr sind sie dann alle an Deck. Flo hat ein üppiges Frühstück mit Eiern und Speck, frischem Orangensaft und reichlich Kaffee bereitet. „Na wie war den Euer erster Diskobesuch nach so langer Zeit?“ „Ach Giorgio, das war toll, die Zwillinge und Torben sind super. Es macht richtig Spaß mit ihnen auszugehen. Die Clubs hier sind der Hammer!“ schwärmt Theresa.

War Dein Abend auch schön Pap´s?“ will Pia wissen. „Sehr schön, wir haben viel erzählt und sind erstaunt, wie viele viele Parallelen es in unserem Leben gibt. Wir sind auch erst gegen drei ins Bett gegangen!“ „Jeder in Seins?“ fragt Flo frech dazwischen. „Ja jeder in Seins, Du freche Göre!“ antwortet Giorgio lachend. Kurz darauf kommen die Mahlberg Zwillinge und wollen sehen, ob alle schon wach sind. Giorgio freut sich, dass sich auch die jungen Leute so gut verstehen. Was haltet Ihr davon, nachher mal eine Stadtrundfahrt zu machen und anschließend auf den Sky Tower zu klettern um einen ersten Überblick zu kriegen?“ fragt der Käpt´n.

Von mir aus, aber Morgen will ich unbedingt mal Shoppen. Ich habe gar nichts mehr anzuziehen. Gunilla und Solveig kennen einige angesagte Läden hier!“ mault Flo. Sie merkt an dem Blick von Torben, dass er von Shoppen nicht so viel hält und ergänzt sofort: „Das gilt natürlich nur für die Mädels. Männer sind untauglich zum richtigen Shoppen!“

Max strahlt: „Endlich hab ich mal einen Verbündeten. Das ewige Shoppen geht mir schon lange auf den Zeiger.“ Torben grinst nur und schlägt vor, ein Gegenprogramm zu machen. „Was hältst Du von Wasserski, die haben hier tolle Möglichkeiten?“ fragt er. „Ja klasse, das machen wir!“ Max freut sich mal wieder mit einem Freund was zu unternehmen. Lone blickt Giorgio an: „Was meinst Du, wollen wir morgen einen Wagen mieten und die Gegend ein bisschen erkunden?“ Das ist eine gute Idee, so lernt man am schnellsten die Gegend kennen. Dann schlage ich vor, gleich einen größeren Wagen zu mieten. Übermorgen können wir dann alle zur Coromandelküste fahren!“ Giorgio liegt viel daran, einiges zusammen zu unternehmen, damit sie sich besser kennenlernen. „Dann lasst uns aufbrechen zur Stadtrundfahrt!“ verkündet Max.Auckland präsentiert sich ihnen als moderne, weltoffene Stadt, die sehr schön liegt und von vielen Stellen einen Blick auf den Pazifik ermöglicht.

Giorgio beeindruckt vor allem die ausgefallene Architektur mit einer gelungenen Mischung aus historischen und modernen Bauten. Nach einer ausgiebigen Fahrt durch die Stadt kommen sie zum Mount Eden.

Auf diesem Hügel haben die Maori´s vor über 700 Jahren die Stadt begründet. Der Blick von hier oben über die Stadt und das Meer bis zu den vorgelagerten Inseln ist atemberaubend. Während die jungen Leute noch weiter hochklettern, setzt Lone sich mit Giorgio auf eine Bank um den Blick zu genießen. Wir sind schon eine Weile hier, aber wir haben mit meinem Bruder mehr in Familie gemacht. Mit den Besichtigungen wollten wir warten, bis Ihr hier seid.“ erklärt Lone. Giorgio sieht sie von der Seite an. Ihm gefällt immer besser was er da sieht. Das weiche, von der Sonne beschienene Profil, ihre schönen, warmherzigen Augen und ihr sanft geschwungener Mund passen wunderbar zueinander. Er ertappt sich dabei, sich langsam hoffnungslos in Lone zu verlieben, nimmt ihre Hand und flüstert: „Es ist einfach wunderbar, hier mit Dir am anderen Ende der Welt zu sitzen und dieses schöne Panorama zu genießen.“ Sie nickte nur, dreht leicht ihren Kopf und drückt ihm zärtlich einen Kuss auf den Mund.

Nach dem sie die Stadtrundfahrt beendet haben, lassen sie sich mit einem Expresslift den Sky Tower hochkatapultieren. Dort gibt es ein drehbares Restaurant und, eine Etage höher eine Aussichtsplattform,

die einen grandiosen Blick über die ganze Stadt, das Umland und das Meer mit seinen Inseln bietet. Nach dem sie von Lone und den Zwillingen vieles erklärt bekommen, meint Giorgio plötzlich: „Ich habe einen entsetzlichen Hunger, darf ich Euch einladen, eine Etage tiefer mit mir zu essen?“ Nach dem Essen gehen sie zu Fuß zurück zu den Schiffen, holen Kolumbus und Felicia von der Catalina und machen eine schöne, große Gassi Runde. Die Hunde sind aufgeregt, gleich von neun Leuten ausgeführt zu werden und bellen dementsprechend um die Wette.

Am Abend hört Giorgio den Wetterbericht und flucht. „Morgen soll ein kräftiges Regenband durchziehen, also wird das nichts mit unserer Autotour. Euren Wasserski Ausflug könnt Ihr wohl auch vergessen!“ Wir gehen auf jeden Fall Shoppen, es gibt genug Malls wo man auch bei Regen hin kann!“ ruft Flo entschlossen. Giorgio fragt Lone, ob sie nicht lieber ins War Memorial Museum gehen wollen. Er hat gelesen, dass dort die Geschichte und Kultur der Maori´s gezeigt wird. Lone findet´s gut. „Danach kannst Du mit mir noch in die Kanzlei meines Bruders fahren, ich muss ihm noch ein Schreiben geben, dann lernst Du ihn auch gleich persönlich kennen.“

Am Abend des nächsten Tages kommen die Mädchen mit etlichen Tüten, todmüde aber glücklich vor ihrer Einkaufstour zurück. Giorgio und Lone haben ihren Museumsbesuch und den anschließenden Besuch in der Kanzlei Stevens & Andresen absolviert. Max und Torben haben sich statt Wasserski eine Indoor Kletterhalle mit anschließenden Saunabesuch als Betätigungsfeld ausgesucht. Da der Wetterbericht für morgen wieder schönes Wetter verspricht, organisiert Giorgio einen Van, um 9 Personen und 2 Hunde einladen zu können. Gegen neun Uhr geht´s los. Die Fahrt zur Coromandelküste dauert nur eine knappe Stunde. Dort ist tatsächlich eine bunte, andere Welt. Viele Maler und Musiker, teils auf der Straße, teils in Ateliers, bereichern die Szene und verbreiten eine fröhliche und lockere Atmosphäre. An verschiedenen Stellen am Meer treten heiße Quellen zutage. Pia, die sich vor allem mit Solveig angefreundet hat, schlägt vor, am Strand erst mal ein Thermalbad zu nehmen. Dafür sind sofort alle zu haben und machen sich auf zum Strand. Als Max anfängt das erste Loch im Sand zu buddeln, kommen ihm sofort die Hunde zu Hilfe, sehen in der Buddelei ein tolles Spiel und lassen erst davon ab, als sie merken, dass es richtig heiß wird, je tiefer sie buddeln.

Das Wasser, was in den Löchern von unten nach sickert, ist tatsächlich ca. 40° heiß. Pia und Solveig legen sich der Länge nach in das heiße Wasser und können sich herrlich entspannen. Auch die Anderen graben sich ihre Löcher und genießen das heiße Thermalbad. „Wenn wir anschließend ins Meer springen, ist dass die ideale Kneippkur!“ Ist Giorgio überzeugt und bewundert diskret Lones tolle Figur, die er im Bikini vorher noch nicht gesehen hat. Sie kann ohne weiteres mit jeder Zwanzigjährigen mithalten. Je länger er mit dieser Frau zusammen ist, umso mehr fühlt er sich zu ihr hingezogen.

Der Tag vergeht mit Baden, in den heißen Quellen und im Meer, mit Galerien

bestaunen und zwischendurch einem Snack am Strand. Giorgio ersteht zwei abstrakte Bilder welche die Farbenpracht der Südsee wiedergeben und schenkt eins davon Lone. Sie ist überrascht und meint leise zu ihm: Giorgio, Du irritierst mich, das mich ein Mann mit Geschenken verwöhnt, bin ich gar nicht mehr gewohnt. Ich danke Dir. Das Bild passt wunderbar in mein Büro und bekommt dort einen Ehrenplatz.“ Sie strahlt und küsst ihn erneut. Diesmal ist Giorgio vorbereitet, erwidert den Kuss zärtlich mit voller Leidenschaft. Lone hält einen Moment inne, umarmt ihn dann und küsst ihn intensiv und fordernd. Pia, Solveig und Theresa bleibt diese Küsserei natürlich nicht verborgen. Schaut Euch doch Die an, das Eis scheint zwischen ihnen getaut zu sein. Ich freue mich für Pap´s nach der langen Trauerzeit. Für Deine Mutter freue ich mich natürlich auch.“ begeistert sich Pia.

Solveig strahlt und ist glücklich, dass ihre Mutter offensichtlich glücklich ist. „Meine Mum hat soviel Mist in den letzten Jahren erlebt, dass ich froh wäre, wenn es mit Eurem Vater was ernsthaftes wird. Verdient hat sie es. Ich finde, dass die Beiden gut zusammenpassen. Außerdem kann ich mir was schlimmeres als Euren Vater als Stiefvater vorstellen. Meinen Segen haben die Zwei!“ Theresa findet, dass sie ein schönes Paar abgeben und Pia ergänzt: „Ich finde es toll, Pap´s mal wieder unbeschwert lachen zu sehen. Gegen Deine Mutter als Stiefmutter hab ich auch nichts einzuwenden!“ versichert sie Solveig. Am Abend sitzen sie auf dem Mahlbergschen Schiff um den Esstisch und genießen das Dinner, was Lone, mit Hilfe ihrer beiden Töchter gebrutzelt hat. Es gibt gekochten Schellfisch mit Kroketten an einer grünen Pfeffersoße. Zum Nachtisch eine selbstgemachte, Dänische rote Grütze mit Sahne. Giorgio spendiert einen Neuseeländischen Rotwein. Bis weit nach Mitternacht feiern sie und gehen dann, leicht beschwingt, zurück zur Catalina.

Um acht Uhr morgens ist die Nacht zu Ende, da sie sich um neun Uhr zum reiten am Strand verabredet haben. Sie fahren eine halbe Stunde durch das Stadtgewirr und kommen zu einem kleinen, sauberen Reitstall, den Lorenz Andresen vermittelt hat. Neun Pferde stehen für sie bereit. Jeder muss sein Pferd selbst putzen und striegeln, dann aufzäumen und satteln. Der Stall Besitzer meint, das es eine gute, vertrauensbildende Maßnahme zwischen Reiter und Pferd ist. Giorgio hat in seiner Jugend öfter geritten, seitdem nicht mehr und Lone geht es nicht anders. Die Mädchen verfügen alle über Reiterfahrung. Max und Torben haben zwar schon mal auf einem Pferd gesessen, aber vom reiten nicht wirklich Ahnung. John, der Stall Besitzer hat versprochen, ihnen die schönsten Reitwege und den besten Strand zu zeigen. Außerdem will er Max und Torben zur Seite zu stehen. Nach einer kleinen Eingewöhnung wagen alle Neun sogar schon einen kurzen Galopp. Das schönste ist jedoch, direkt am Meer zu reiten. Die Pferde haben offensichtlich großen Spaß daran und sind kein bisschen Wasserscheu.

Nach zweistündigem Ritt hält John in einer kleinen Bucht und bereitet ihnen, direkt am Strand ein Barbecue vor. Max und Torben jammern, das ihnen der Allerwerteste weh tut. Auch Lone und Giorgio sind da nicht ganz schmerzfrei. Flo und Gunilla würden am liebsten baden gehen, aber nachdem Flo ihren Fuß ins Wasser streckt, merkt sie, wie kalt es hier ist. Wir haben jetzt im Winter 20° Wassertemperatur, da kann man doch schwimmen!“ ruft John erstaunt, zieht sich sein Hemd aus und springt in die Fluten. Mann, hast Du den Traum Boddy gesehen?“ fragt Flo bewundernd Solveig. „Ja hab ich, aber solche Männer sind meistens vergeben, schwul oder nicht treu!“ seufzt sie. Nach dem Essen geht es weiter. John reitet mit ihnen durch einen dschungelartigen Wald, der direkt am Meer liegt und schlägt dann langsam den Rückweg ein.

Auf der Rückfahrt merken sie doch den einen oder anderen Muskel, da sie schon geraume Zeit nicht mehr geritten waren. Trotzdem war dieser Reitausflug ein tolles Erlebnis. Am nächsten Tag legen sie einen Ruhetag ein und pflegen ihren Muskelkater. Flo hängt mit den Zwillingen auf deren Yacht herum. Torben, Max und Pia liegen im Klüvernetz der Catalina und lesen. Theresa und Lone machen zusammen Maniküre in Theresas Kabine. Giorgio nutzt die Zeit um in einigen Geschäften für Schiffszubehör nach der besten Möglichkeit zu fragen, die Algen am Rumpf der Catalina wegzubekommen. Er ist entsetzt, als er erfährt, das die beste Möglichkeit das Entfernen der Algen mit Spezialmessern ist und anschließend ein Antifouling Anstrich auf Nanobasis aufgebracht werden sollte. Doch dazu muss das Schiff ins Dock und aus dem Wasser gehoben werden. Das wird etwa zehn Tage dauern und stolze 50-tausend US Dollar kosten.

Das will er auf keinen Fall und überlegt, wie man das einfacher und billiger hinbekommt. Zurück auf der Catalina setzt er sich mit Pia und Max zusammen. Auch Lone und Theresa kommen, mit frisch lackierten Nägeln dazu. Sie überlegen gemeinsam, was für Möglichkeiten es noch gibt. Schließlich macht Pia den rettenden Vorschlag: „Sag mal Giorgio, diese Spezialmesser zum abkratzen müsste man sich doch auch leihen können. Wir haben Taucheranzüge und Zeit haben wir auch. Wir können doch abwechselnd jeden Tag den Kram abkratzen. Dann sind wir auch in zehn Tagen fertig, haben viel Geld gespart und tun mal was für die Gesundheit. Nur das mit dem Anstrich muss warten, bis wir wieder in Genua sind.“ „Das würdet ihr tun?“ fragte Giorgio ungläubig. „Wieso habt Ihr dieses Problem eigentlich nicht?“ Will er von Lone wissen.Das ist ganz einfach. Wir haben uns von einer Spezialfirma aus Hamburg einen Nanolack für Schiffsrümpfe schicken lassen und vor unserer Abreise noch drauf gebracht. Die haben versichert, dass Algen und Muscheln wesentlich weniger anhaften als mit Antifouling. Bis jetzt hat das gut funktioniert. Das ist ein ganz neues Produkt und auch nicht ganz billig.“ „Dann kennen das die Italiener noch nicht und haben normalen Antifouling Lack aufgebracht.“ vermutet Giorgio.

Also, wenn Ihr die Algen von Hand abkratzten wollt, werden wir Euch natürlich helfen. Auch wir haben Tauchanzüge und zusammen kann das sogar Spaß machen!“ erklärt Lone. Giorgio ist gerührt von soviel Hilfsbereitschaft. Er läuft sofort los, die nötigen Spezialmesser zu besorgen.Zwei Stunden später kommt er zurück und hat einen Stromgenerator, diverse Schläuche und etliche breite Schaber dabei, die auf die Schläuche gesteckt werden und das Abkratzen weitgehendst übernehmen. Die Schaber müssen nur noch geführt werden. „Na prima, dann heißt es morgen früh – auf zum fröhlichen schaben. Die Mädchen werden sich freuen!“ vermutet Max. Wie aufs Stichwort klettern in dem Moment Flo und die Zwillinge an Bord. „Worüber werden wir uns freuen?“ fragt Gunilla. Darüber, dass Ihr ab Morgen früh zum Abschaben der Muschel und Algenbestände am Rumpf dieses edlen Schiffes eingeteilt werdet.“ Max grinst süffisant und Flo vermutet bei ihrem Bruder schon wieder einen Trick. Lone erklärt schnell die Lage. „Prima, das ist endlich mal wieder eine sinnvolle Tätigkeit!“ ruft Solveig und hat nichts gegen etwas Arbeit zwischendurch. Giorgio ist es eigentlich gar nicht Recht, dass Mahlberg´s mithelfen wollen. Er will absolut nicht den Eindruck erwecken, sie auszunutzen. Doch Lone will davon nichts hören, so gibt sich Giorgio schließlich geschlagen.

Am nächsten Morgen sind alle auf dem Deck der Catalina versammelt und legen bis auf Torben und Flo ihre Taucheranzüge an. Torben soll die Materialien von Deck aus angeben und die vollen Eimer in Empfang nehmen, da sie die Algen und Muscheln nicht einfach in´s Hafenbecken werfen dürfen. Flo ist für das Tauchequipment und das leibliche Wohl der Taucher zuständig. Sie pendelt ständig zwischen Deck und Kombüse hin und her. Giorgio ist zufrieden mit dem Profiwerkzeug, was die Arbeit sehr erleichtert. Er hat seine Mannschaft gleichmäßig am Rumpf verteilt und maximal eine Stunde Arbeit zugestanden, dann eine Pause von einer Stunde verordnet, um den Druckausgleich herzustellen. Giorgio arbeitet ganz unten an der Kiellinie und hat bereits über 10 qm geschafft. Er hofft, wenn die Anderen wenigstens sechs qm schaffen würden, bei etwas über 400 qm Fläche in drei Tagen fertig zu sein. Theresa und Solveig arbeiteten zusammen, Gunilla und Pia bilden das zweite Team, während Max, Lone und Giorgio lieber allein arbeiten. Nach fünf Stunden unter Wasser haben sie am ersten Tag fast 200 qm geschafft und morgen noch rund 230 qm vor sich. Giorgio ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Flo serviert, nachdem sich alle umgezogen haben, ein zünftiges, dreigängiges Dinner. Am nächsten Tag sind Alle gut eingespielt und schafften die 230 qm in sechs Stunden. Giorgio bringt die Werkzeuge zurück und lädt als Dankeschön alle zum Hummer Essen in einem Fischlokal im Viadukt Viertel ein.

Nach dem Essen setzen sich die Mädchen zu einem weiteren Bummel durch die Stadt ab. Torben und Max, die gut miteinander klar kommen, wollen sich nach der Möglichkeit eines Bungee Sprunges erkundigen, sagen vorsichtshalber den Anderen aber nichts davon. Lone und Giorgio schlendern Arm in Arm durch das Viadukt Viertel zum Hafen. Bei den Schiffen angekommen, lädt er sie noch zu einem Glas Wein an Bord ein, setzt sich mit ihr gemütlich in den Salon und bedankt sich noch einmal für ihre Hilfe am Schiffsrumpf. Lone legt ihm ihren Finger auf den Mund und haucht: „Quatsch nicht soviel sondern küss mich lieber.“ Dieser zärtlichen Aufforderung kann er nichts entgegen setzen und kommt ihrem Wunsch gern nach. Sie küssen sich lange und leidenschaftlich, bis Giorgio zwischen den Küssen haucht: „Lass uns lieber in meine Kabine gehen, da sind wir ungestört.“ Er trägt sie in seine Kabine, drückt mit dem Fuß die Tür zu und legt Lone vorsichtig auf dem Bett ab. Beide küssen sich stürmisch und vordernd. Behutsam knöpft Giorgio ihr Kleid auf, ebenso vorsichtig zieht Lone ihm seinen Pullover über den Kopf und knöpft seine Jeans auf. Nur noch mit Unterwäsche bekleidet liegen sie auf dem Bett, streicheln und küssen sich intensiv an allen Regionen ihres Körpers. Giorgio überkommt ein sehnsüchtiges Verlangen. Beide sind darauf bedacht, ihre junge Liebe langsam und vorsichtig anzugehen. Ihre gegenseitige Zuneigung ist ihnen viel zu wertvoll, als dass sie jetzt nur auf schnellen Sex aus wären.

Giorgio stellt Sekt bereit und drückt Lone das Glas in die Hand. Ihre Augen funkeln. Sie haucht Giorgio zu: „Ich bin so froh, Dich kennengelernt zu haben und hoffe, das da mehr draus wird.“ „Mir geht es genauso, ich habe mich bereits rettungslos in Dich verliebt!“ Sie nimmt ihm das Glas aus der Hand, hakt ihren BH auf und haucht ihm zu: „Ich habe mir seit Tagen vorgestellt, wie die Liebe mit Dir ist. Jetzt will ich es unbedingt wissen.“ Sie drängt sich fordernd an ihn, schiebt mit einer Hand ihren Slip herunter. Beide umschlingen sich lustvoll und begehrlich. Die ganze aufgestaute Enthaltsamkeit der letzten Jahre entlädt sich jetzt bei Lone und Giorgio, führt sie in himmlische Gefilde und einem unbeschreiblichen Höhepunkt.

Nach einer ganzen Weile sinken sie erschöpft in die Kissen, sehen sich liebevoll an und kuscheln eng aneinander. Lone flüstert: „Es war phantastisch mit Dir. Du bist nicht nur ein toller Mann sondern auch ein gefühlvoller Liebhaber. Es ist schön, wieder einen Mann an der Seite zu haben, der einem Halt und Vertrauen gibt.“ Das Kompliment bekommst Du sofort zurück. Du bist nicht nur eine wunderschöne Frau sondern einfühlsam und sensibel. Ich bin seit langer Zeit erstmals wieder glücklich!“ strahlt er sie zärtlich an. Als sie nach vielen weiteren Zärtlichkeiten und Erzählungen von ihrem bisherigen Leben, Stunden später ein rumoren an Deck hören, vermutet Giorgio, dass ihre Kinder zurück sind.

Seufzend ziehen sich Beide an und gehen Hand in Hand durch den Salon, den Niedergang hoch an Deck. Dort sitzen die fünf Mädchen um den großen Tisch und zeigen sich gegenseitig die Errungenschaften des heutigen Tages. Als sie sehen, wie Giorgio und Lone Hand in Hand auf sie zu schlendern und in die leicht erhitzten, glücklichen Gesichter blicken, ahnen sie, was sich abgespielt hat. Flo kann ihr loses Mundwerk mal wieder nicht halten und platzt taktlos heraus: Ihr habt´s gut und könnt hier nach Herzenslust rummachen, während mein Laurin tausende von Kilometern weg ist und ich sexuell langsam vertrockne.“ Giorgio treibt es die Zornesröte ins Gesicht. In ungewöhnlich scharfen Ton blafft er: Florentine geh bitte sofort in Deine Kabine!“ Flo ist so verdutzt, dass sie der Aufforderung widerspruchslos nachkommt. „Das ist mal wieder ein typischer Flo Kommentar. Ohne Nachzudenken plappert sie einfach drauflos. Ich werde sie mir nachher mal vornehmen.“ versucht Pia die Wogen zu glätten. „Entschuldige bitte diesen blöden Kommentar Lone, aber manchmal ist Flo einfach unmöglich. Mit knapp 21 Jahren sollte sie eigentlich wissen, dass man nicht einfach so drauflos quatscht!“ meint Giorgio ärgerlich.

Zwei Minuten später erscheint eine ziemlich zerknirschte Flo zurück an Deck und entschuldigt sich: „Lone und Pap´s, es tut mir wirklich leid, aber ich wollte Euch nicht verletzen. Es war eigentlich witzig gemeint ich habe überhaupt nicht nachgedacht. Entschuldigt bitte. Ich freue mich wirklich für Euch und finde es toll, das Pap´s nach so langer Zeit der Trauer endlich wieder jemand gefunden hat, der sein Herz erobert.“ entschuldigt sich Flo völlig zerknirscht und hofft auf Absolution. Da konnte Giorgio ihr nicht mehr böse sein. Sein Ärger verrauchte. „Wer sich, wenn er Mist gemacht hat, entschuldigen kann und seine Fehler einsieht, zeigt innerliche Größe und hat meinen vollen Respekt.“ meinte Lone dazu.Max und Torben kommen eine Stunde später zurück. Sie haben von Flo´s verbalen Entgleisungen nichts mitbekommen und das soll auf Flo´s Bitte hin auch so bleiben. So ziehen die Tage in Neuseeland schnell dahin. Sie lernen sich immer besser kennen, unternehmen viel gemeinsam und sehen einiges von diesem wunderbaren Land. Flo hat an zwei Tagen ihren Maori Kochkurs gemacht und ist schwer beeindruckt. Sie serviert sofort die dort gelernten Gerichte zur Freude aller Anwesenden.

Alle gemeinsam besichtigen noch eines der größten Aquarien der Welt, das Kelly Tarton´s Antarctic Encounter and Underwater World.

Hier werden neben unzähligen Meeresbewohnern auch eindrucksvoll die Antarktischen Bewohner und Landschaften gezeigt. Giorgio, Lone sowie die jungen Leute sind so fasziniert, dass sie dort einen ganzen Tag bleiben.Dann kommt der 20. Juli. Lone hat den nächsten Tag als endgültigen Abreisetag festgelegt, da sie in vier Monaten wichtige Gerichtsverhandlungen hat und unbedingt in Kopenhagen sein muss. Giorgio graust es vor diesem Tag. Auch Lone, die inzwischen eine tiefe Liebe zu Giorgio entwickelt hat, fürchtet den Abschied. Die übrigen Besatzungsmitglieder haben enge Freundschaften entwickelt und sehen der Liebe zwischen Giorgio und Lone durchweg wohlwollend entgegen. Am letzten Abend wollen sie noch eine festliche und fröhliche Abschiedsparty veranstalten. Flo hat sich mit dem Essen viel Mühe gegeben, trotzdem ist die Stimmung mehr nach einem Leichenschmaus als nach einem fröhlichen Abschiedsfest. Wenn ich daran denke, dass wir uns erst in zwei Jahren wiedersehen, wird mir ganz schlecht!“ jammert Lone.

Aber wenn ihr wieder in Kopenhagen seid und die Sehnsucht zu groß wird, könnt ihr doch zur nächsten Station fliegen, die wir ansteuern und segelt einfach eine Strecke mit uns.“ schlägt Pia vor. „Das ist eine tolle Idee. Wenn ihr in Asien herum schippert, kommen wir Euch besuchen. Das will ich schon lange mal machen. Ich kenne Asien überhaupt noch nicht und höre immer wieder, dass es so toll sein soll. Also wäre das doch die Gelegenheit!“ Lone ist begeistert. Das akzeptieren wir aber nur, wenn wir mitdürfen!“ rufen die Zwillinge wie aus einem Mund. Mal sehen ob Ihr bis dahin nicht schon im Studium seid.“ meint Lone ausweichend. Sie kann sich durchaus einen Urlaub nur mit Giorgio, ganz ohne Kinder sehr gut vorstellen.

Solveig und Gunilla haben sich die Uni in Auckland angesehen, sind aber noch nicht entschlossen hier zu studieren. Sie sind begeistert von dem Leben hier, mit immer warmen Temperaturen und unendlich vielen Sport und Ausflugsmöglichkeiten. In Kopenhagen haben sie jedoch ihre Familie und Freunde. Sie wollen in Ruhe prüfen, mit welchem Studienort sie später die größten Chancen im Beruf haben und sich am Ende ihrer Reise entscheiden. Giorgio verbringt die letzte Nacht mit Lone in ihrer Kabine, während alle Anderen bis spät in die Nacht an Bord der Catalina feiern.Als die Stunde des Abschieds gekommen ist und sich alle ein letztes Mal in den Armen liegen, taucht auch Lones Bruder mit seiner Frau auf und wünschen ihnen Glück für die weitere Reise.

Wenn wir in Australien sind, werden wir die weitere Reiseroute planen. Dann rufe ich Dich an, um Dir Vorschläge für unseren nächsten Treffpunkt zu geben. Das wird auf jedem Fall noch in diesem Jahr, das verspreche ich Dir.“ gelobt Giorgio feierlich und schaut tief in Lones traurige Augen. Mach Dir mal Gedanken, wie es mit uns weitergehen soll, nachdem ihr von Eurer Reise zurückgekehrt seid. Ziehst Du nach Kopenhagen oder ich nach Hamburg, oder führen wir eine Fernbeziehung. Ach es gibt noch so schrecklich viele Fragezeichen in unserer Beziehung!“ ruft sie unglücklich. Du bist das Beste, was mir passieren konnte, ich lasse Dich bestimmt nicht wieder los. Wir stehen ganz am Anfang unserer Beziehung und werden uns, wenn unsere Gefühle zueinander echt und tief sind, bestimmt nicht mehr verlieren. Aber wir haben noch ein bisschen Zeit und werden ganz bestimmt einen Weg finden, der für uns akzeptabel ist.“ beruhigt Giorgio sie.

Torben schüttelt die Schiffsglocke und treibt zum Aufbruch. Widerwillig löst Giorgio die Heckleinen und hat plötzlich das Gefühl, damit das Band der Liebe zwischen ihnen zu lösen. Als Max dann noch die Poller von den Bugleinen befreit hat und Torben den Motor startet, ist es mit Giorgios Fassung endgültig vorbei. Tränen laufen ihm das Gesicht runter. Pia, die das sieht, nimmt seine Hand und versucht ihn zu trösten. Auch Flo hakt sich bei ihm ein und will ihren Vater aufmuntern. Lone steht an Deck, in der Hand ein riesiges Handtuch zum winken. Jetzt muss sie es aber zweckentfremden, da auch ihr die Tränen in Bächen herunterlaufen. Torben, pass gut auf die Mädels auf und geht keine unnötigen Risiken ein!“ ruft Giorgio besorgt hinterher. „Das gilt für Euch auch. Wir werden uns auf jeden Fall noch in diesem Jahr wieder sehen!“ schreit Lone noch und ist, auf Grund der immer größer werdenden Entfernung, kaum noch zu verstehen. Giorgio und seine ,Männer, winken, bis das Schiff um die Hafeneinfahrt biegt und dann nicht mehr zu sehen ist. Langsam schlurfen sie zur Catalina zurück. Theresa spricht aus, war alle denken: Es ist erstaunlich, in welch kurzer Zeit die Familie Mahlberg zu echten Freunden geworden ist und einem jetzt schon fehlt.“

So, Du Theresa erstellst bitte eine Proviant Liste und schreib bitte auch alles an Werkzeugen und Materialien die ergänzt werden müssen, mit drauf. Das werden wir, wenn möglich, heute noch besorgen, Morgen noch Wasser und Sprit bunkern, dass wir spätestens gegen vier Uhr in See stechen können. Den heutigen Abend werden wir nutzen, um die weiteren Reiserouten zu besprechen!“ verkündet Giorgio. „Ay,ay, Käpt´n.“ erklingt es vierstimmig. Nachdem Proviant und Materialien wieder aufgefüllt sind, setzen sie sich im Salon zusammen, da es draußen in Strömen regnet. Flo hat ein kleines Buffet gezaubert, bei dem alle nach Herzenslust zugreifen können. Männer, wie soll es jetzt weitergehen. Ich bitte um Vorschläge!“ eröffnet Giorgio die Planung der nächsten Route. „Von hier aus nach Australien ist klar, aber welche Häfen wollen wir da anlaufen?“ fragt Max. Sie haben viele Karten auf dem Tisch ausgebreitet.

Flo hat vorsichtshalber noch ihren Globus geholt. Was haltet ihr davon, zuerst nach Melbourne zu segeln und dann auf jeden Fall nach Sydney!“ schlägt sie vor. Da kein Widerspruch kommt, notierte Pia die Häfen und schlägt gleich die nächsten vor. „Ich habe schon soviel vom Great Barriere Riff gehört, das würde ich schon gern mal sehen. Wir können als nächstes also Brisbane ansteuern und dann durch das Riff nach Cairns!“ „Das ist bestimmt eine interessante Strecke. Ihr müsst Euch nur darüber im klaren sein, dass wir dann nicht mehr die Westküste sehen werden, aber beides geht halt nicht.“ wirft Giorgio ein. „Ich würde auch gern das Great Barriere Riff sehen und denke, dass wir mit den bisherigen Häfen einen guten Querschnitt von Australien erleben.

Als nächsten Hafen schlage ich Port Moresby vor. Die Hauptstadt von Papua Neuguinea hat mein Vater vor vielen Jahren mal besucht, als dort Kaffee angebaut werden sollte. Er schwärmt heute noch von diesem ursprünglichen, schönen Land!“ meint Theresa und rennt damit bei Giorgio offene Türen ein. Danach können wir, um Australien abzuschließen, noch in Darwin Station machen,“ empfiehlt der Käpt´n. „Ist Ok, dann kann ich mir Indonesien vorstellen.” “Oh ja,Ich will unbedingt diese riesigen Warane sehen, die auf der Insel Kormoro oder so ähnlich, leben!“ wünscht sich Flo. Einverstanden, dann sollten wir die Inseln Flores, Komodo, wie die Insel richtig heißt und Bali besuchen. Von dort nach Borneo. Da gibt es den ältesten Regenwald der Welt und wenn wir Glück haben, können wir dort Orang Utans sehen.“ erklärt Giorgio. Ist auf Borneo nicht auch dieser sagenhaft reiche Staat Brunei?“ fragt Max. Ja den sollten wir uns ansehen und dann zu den Philippinen rüber. Den Hafen können wir uns noch aussuchen. Von da aus nach Taiwan und anschließend Hongkong. Die Volksrepublik China lassen wir aus, da für China die Visa sehr schwierig sind. Dafür lieber nach Vietnam, zum Beispiel nach Saigon. Anschließend nach Kambodscha, wegen der sagenhaften alten Kultur in Angkor Vath. Danach können wir nach Thailand und Malaysia, durch die Straße von Malakka rauf nach Laos. Bis dahin einverstanden?“ fragt Giorgio in die Runde. Da sie sich unter keinem der angepeilten Ziele richtig was vorstellen können, nickten sie nur.

Dann kommt Indien, was wollen wir in diesem riesigen Land sehen?“ will Pia wissen.Um gleich richtig in diese quirlige Welt einzutauchen, sollten wir auf jeden Fall nach Kalkutta. Da tobt das Leben. Ein Schulfreund aus Berlin hat dort vier Jahre gelebt und wilde Geschichten erzählt. Außerdem schlage ich Madras vor. Wenn Ihr es dann wieder etwas ruhiger haben wollt, können wir nach Sri Lanka segeln. Die Insel soll sehr schön sein und Kriege gibt es dort auch nicht mehr. Dann die Indische Westküste hoch, vielleicht in Mangalore und auf Goa Station machen.“ Ist dass nicht die Insel, wo die Hippies leben?“ überlegt Flo. Ja Schwesterlein, dort darfst Du nur nackich und mit Blumenkranz im Haar rumlaufen und musst dreimal am Tag Buddha anbeten!“ flaxt Max „Du Hirni kannst das ja machen, zu Dir passt das besser!“ zischt Flo böse zurück.Zurück zum Thema! Karatschi würde mich schon interessieren, aber Pakistan ist ein gefährliches Land und ob wir dort problemlos Visa kriegen, bezweifle ich. Was meint Ihr?“ „Lass uns doch die Visa beantragen. Wenn es klappt fahren wir und wenn nicht, eben nicht.“ schlägt Theresa vor. „Ja einverstanden.

Als nächstes dann die Arabische Halbinsel. Für den Iran werden wir auch keine Visa bekommen. Also sollten wir uns im persischen Golf auf der Backbordseite halten und die Arabischen Emirate ansteuern. Anschließend vielleicht noch Bahrein und Katar, um etwas von Tausend und einer Nacht mitzubekommen. Auf jeden Fall will ich aber den Oman besuchen. Dieser Wüstenstaat soll traumhaft schön sein und vor allem die Hauptstadt Muskat. Nun kommt die große Frage, wie geht es weiter. Fahren wir ins rote Meer, durch den Suezkanal ins Mittelmeer oder segeln wir quer über den indischen Ozean Richtung Madagaskar? Die Afrikanische Ostküste sollten wir weiträumig meiden, da dort sehr viele Seeräuber ihr Unwesen treiben?“ grübelt Giorgio. „Können wir nicht erst zu den Seychellen segeln, dann nach Mauritius und Madagaskar?“ schlägt Pia vor.„Das ist eine Spitzenidee und von Madagaskar aus zum afrikanischen Festland. Mosambik schlage ich als erstes vor. Dann Südafrika und Namibia.“ „Ich möchte mal richtig in den schwarzen Kontinent eintauchen zum Beispiel nach Gabun!“ Max ist Feuer und Flamme. „Warum gerade Gabun?“ Flo sieht ihren Bruder erstaunt an. „Ist doch spannend, über das Land hört man so wenig.“

Wir werden sehen, ob wir Visa bekommen, dann von mir aus Gabun, anschließend schlage ich die Elfenbeinküste oder alternativ Liberia vor, je nachdem wer uns Visa erteilt.“ meint Giorgio. „Dann können wir vielleicht noch Sierra Leone und Mauretanien nehmen. Weil es so schön spannend war, zum Abschluss wieder Casablanca!“ lacht Theresa. „Ja genau,damit Pia ihren Traumtypen endlich näher kennen lernen kann!“ feixt Flo. Wenn Ihr mit dieser Routenplanung einverstanden seid, werden wir morgen früh zum Deutschen Konsulat pilgern und die Visa für diese Länder beantragen. Die Pässe, genügend Lichtbilder, Impfausweise, Meldebescheinigungen von Hamburg, alle wichtigen Schiffspapiere und die Ausweise und Impfbescheinigungen von den Hunden müssen wir dabei haben, sonst kann der Bürokraten Schimmel nicht wiehern. Am besten lassen wir uns die Visa an das Deutsche Konsulat in Sydney schicken, da sind wir frühestens in vier Wochen, dass sollte eigentlich reichen. Wer bis dahin keine Visa geschickt hat, muss auf unseren Besuch leider verzichten!“ erklärt Giorgio.

Am Morgen darauf sitzen sie in einem großen Büro des deutschen Konsulats und amüsieren sich über das entsetzte Gesicht des Konsulatsbeamten, angesichts der vielen Arbeit, die nun auf ihn zukommt. Da sämtliche Papiere fotokopiert und dann beglaubigt werden müssen, sitzen sie schon geschlagene vier Stunden dort. Es ist noch kein Ende in Sicht. Der Beamte hat sich zwei Helfer geholt, um den Berg schneller abzutragen. Für jedes beantragte Land wird eine Mappe angelegt. Ein Beamter ist nur damit beschäftigt, die unterschiedlichen Einreisebedingungen der einzelnen Länder in Erfahrung zu bringen. Endlich gegen halb drei am Nachmittag können sie das Gebäude verlassen. Giorgio hat nochmal geprüft, dass alles richtig beantragt und als Zustelladresse das deutsche Konsulat in Sydney eingetragen wurde.

Kaum an Bord zurück, legt das Tankschiff an der Catalina an und füllt ihre Tanks. Ein großer Tankwagen mit Trinkwasser wartet schon am Kai auf sie und läßt über einen langen Schlauch die Wassertanks volllaufen. Flo bereitet einen schnellen Lunch vor, da alle von der vielen Behördenarbeit hungrig geworden sind. Um vier Uhr gibt Giorgio den Befehl: „Alles klarmachen zum Auslaufen!“ Eine halbe Stunde später läßt der Kapitän die Motoren an. Pia und Max lösen die Leinen, sprinten dann zur Gangway und ziehen sie hinter sich hoch. Langsam tuckert die Catalina aus dem Hafen des Viadukt Basin. Giorgio dreht sich nochmal um und blickt sehnsüchtig auf die Stelle, die ihm so viele glückliche Momente mit Lone beschert hat. „Kurs West und Segel setzen!“ ruft er jetzt und schaltet die Maschinen ab. Da der Wind ungünstig aus Nordwest kommt, müssen sie kräftig kreuzen und verlieren dadurch viel Zeit.

25. Nach Down Under, unter Schwierigkeiten