17. Tango am Rio de la Plate

Kapitel 17  und  18

17. Tango am Rio de la Plate

Der kleine Hafen von Montevideo, in dem hauptsächlich Jachten liegen ist V förmig angelegt und liegt mitten in der Stadt. Am Kai ist ein lebhaftes Treiben. Max braucht die Leinen nur auf den Kai zu werfen, sofort sind Helfer da, die die Catalina festmachen.

Er hat sich über Uruguay und Montevideo informiert und will sein Wissen jetzt natürlich weitergeben. Also“ er macht eine Kunstpause und prüft ob seine Schäfchen auch alle zuhören. „Also Montevideo hat ungefähr so viele Einwohner wie Hamburg und soll eine sehr schöne Stadt sein, die aber irgendwo in den fünfziger Jahren stehen geblieben ist. Viele Gebäude aus der Kolonialzeit und nicht so wuselig wie Rio oder Salvador, sondern eher ruhig und beschaulich. Uruguay hat die niedrigste Kriminalitätsrate von ganz Südamerika. Das Hinterland ist meistens Pampa mit vielen Hazienda´s und Rinderzucht ohne Ende. Nur der Küstenbereich hat viel Grün und schöne Landschaft. Hier leben die Reichen und vielleicht auch Schönen. Montevideo selbst sollten wir am besten zu Fuß erobern, da viele Straßen und Plätze Autofrei sind. Besonders interessant ist die Ciudad Vieja, die Altstadt. Auch die Plazza Independencia , als größter Platz Montevideos ist einen Besuch wert (Foto li., re. Altstadt) .

Was unsere Ladys besonders interessieren dürfte, von diesem Platz geht auch die Avenida 18 de Julio ab, was die Haupteinkaufsstraße ist.

Außerdem habe ich herausgefunden, dass es hier mehrmals täglich eine gute Fährverbindung über den Rio de la Plata nach Buenos Aires gibt. Wir können also überlegen, unseren Kahn hier liegen zu lassen und mit der Fähre nach Argentinien zu fahren. Dort ein oder zwei Tage in einem Hotel einchecken um uns die Tango Metropole rein zu ziehen!“ Max holt tief Luft und sieht, Begeisterung heischend, in die Runde. Da die Hafengebühren hier so herzerfrischend niedrig sind, kann ich mich mit dem Vorschlag direkt anfreunden,“ meint Giorgio. Flo fragt sofort, an Kolumbus denkend, ob man in Argentinien Hunde mit ins Hotel nehmen darf. Theresa verspricht, sich zu erkundigen und findet, genau wie Pia den Vorschlag von ihrem Reiseführer sehr gut. Da sie einen guten Liegeplatz, direkt am Eingang zur Altstadt erwischt haben, brauchen sie zu den interessantesten Bereichen der Stadt nicht lange laufen. Das Hafenbüro liegt direkt gegenüber, was auch die Bewachung ihres Schiffes sicherstellt.

Max hat Recht. In dieser Stadt fühlt man sich wirklich um 50 Jahre zurückversetzt. Selbst die Autos sind überwiegend aus den 50er Jahren!“ begeistert sich Giorgio und fühlt sich fast in seine Kindheit zurückversetzt. Auch die Geschäfte, Restaurants und Cafés mit ihrer morbiden Einrichtung versprühen den Charme der 50er und unver-kennbare Nostalgie. „Das ist toll hier!“ entfährt es Pia. So ganz anders als Rio oder Salvador de Bahia,“ ergänzt Theresa. Fasziniert von dieser nostalgischen Welt bummeln sie stundenlang durch die Altstadt und die interessantesten Straßen und Plätze Montevideos. Vor allem Giorgio und Max können sich an den zahlreichen, gepflegten Oldtimern, die das Stadtbild prägen, nicht satt sehen. Langsam wird es dunkel. Selbst das trübe Licht der Straßenbeleuchtung versprüht den Charme vergangener Zeiten.

Nach ihrer ausgiebigen Stadtbesichtigung, knurrt allen der Magen. Sie suchen sich ein gemütliches Restaurant und werden bald in der autofreien Calle Sarandi fündig. In einem alten Haus, ganz im Kolonialstil, gibt es ein kleines Restaurant mit Palmen umsäumten Garten davor und Möbeln aus der Kolonialzeit. Hier dürfen sie sogar Kolumbus mitnehmen, was in Lateinamerika sonst nicht üblich ist. Nach einem ausgiebigen und reichlichen Dinner schlägt Flo vor: „Was haltet ihr davon, uns morgen ein Auto zu mieten und damit die Küste hochzufahren um auch mal was vom Land zu sehen?“ „Au ja Giorgio, wir sollten versuchen so einen schicken Oldtimer zu mieten, die gibt’s ja sonst nicht!“ begeistert sich Max. Giorgio muss nicht lange überredet werden. Auch Pia und Theresa sind Feuer und Flamme. Also versucht die Chefdolmetscherin Theresa am nächsten Morgen ihr Glück und ergattert bereits nach wenigen Minuten einen Feuerwehr roten Cadillac Convertible 62. Den kenne ich nicht, aber der Verleiher hat gesagt, der soll gut sein!“ erklärt sie. Giorgio fällt fast vom Stuhl, als er das hört und ruft begeistert. Theresa, ich könnt Dich küssen. Weißt Du überhaupt, welchen Schatz Du da an Land gezogen hast. Der Convertible 62 ist 1947 gebaut worden. Es gibt nur noch ganz wenige Exemplare. Das ist ein absolutes Traumauto. Los, lasst uns sofort aufbrechen, nicht dass uns noch ein anderer den Wagen wegschnappt!“ Das ist nicht nötig Giorgio. Das Auto wird gebracht und müsste in 10 Minuten hier sein!“ verkündet Theresa stolz.

Kaum hat sie den Satz beendet, als der Cadillac auf den Kai einbiegt und direkt vor der Gangway der Catalina zum stehen kommt.

Es ist wirklich ein Traumauto, ein rotes Cabriolet mit cremefarbenen Dach, Weißwandreifen, roter Lederpolsterung und sehr viel Chrom. Der Wagen macht einen super gepflegten Eindruck. Der einzige Wermutstropfen ist der Preis, aber angesichts eines so tollen und seltenen Autos verständlich. Giorgio verhandelt auch nicht lange. Er hätte auch einen weit höheren Preis akzeptiert. Nach einer kurzen Einweisung rollen die Fünf mit Kolumbus langsam auf die Hauptstraße in Richtung Punta del Este. „Das ist ein Gedicht, die Achtzylindermaschine lässt den Wagen nur so dahin gleiten!“ freut sich Giorgio wie ein kleiner Junge. Sie fahren, nein schweben einfach so durch die Gegend. Theresa verkündet: „Mit so einem Auto kann eigentlich nur der Weg das Ziel sein!“

Da die Küstenstraße am Rio del la Plata entlang nach Punta del Este nicht im allerbesten Zustand ist, entschließen sie sich, quer durch die Pampa zu fahren um sich auch das Hinterland anzusehen. Viehweiden so weit das Auge reicht, ab und zu unterbrochen durch riesige Hazienda´s mit teilweise pompösen Herrenhäusern, dichten Waldstücken und immer wieder kleinen Flüssen. Vor ihnen liegt eine besonders große, exklusive Hazienda mit einem gewaltigen Rundbogentor an der Straße. Dort steht ein Schild in mehreren Sprachen und weist dezent darauf hin, dass man hier sowohl essen und trinken kann, wie auch übernachten. Au ja Giorgio, lass uns hier was essen, das ist bestimmt urig!“ schlägt Pia vor.

Von mir aus, aber stellt Euch darauf ein, dass es hier nur Fleisch gibt.“ So ist es. Der glutäugige Kellner bringt eine riesige Fleischplatte mit Steaks und Würsten aller Art, baut direkt neben ihrem Tisch einen Grill auf und fängt an, das Fleisch fachgerecht zu grillen. Auf dem Tisch stehen Schälchen mit verschiedene Marinaden, eine große Schüssel mit Papas Arugadas und eine riesige Platte mit verschieden Salaten. Obwohl die Mädchen aus Überzeu-gung keine großen Fleisch-esser sind, begeistert sie doch die leckere Zubereitung. Sie verputzen mehr, als sie eigentlich wollen. Auch Kolumbus kommt voll auf seine Kosten und kaut unterm Tisch genüsslich an einem Knochen.

Auf der Rückfahrt nach Montevideo genießen sie den Cadillac, auch wenn sie wegen eines erneut einsetzenden starken Pamperos mit Regen und heftigen Böen, nur mit geschlossenem Verdeck fahren können.Gegen fünf Uhr nachmittags schweben sie wieder auf den Kai und übergeben schweren Herzens den Wagen seinem Besitzer. „Jetzt muss ich erst mal duschen. Nachher mache ich Euch ein leichtes Abendessen, allerdings ohne Fleisch!“ verkündet Flo lachend.

Am frühen Morgen des nächsten Tages machen sie sich auf den Weg zur Fähre nach Buenos Aires. Selbst Flo hat es diesmal geschafft, für die zwei Nächte nur leichtes Gepäck mitzunehmen. Die Überfahrt dauert etwa 90 Minuten. Sie sitzen auf dem Sonnendeck. Giorgio fragt Max: „Hast Du eigentlich Deine Hausaufgaben gemacht und einen Plan für die zwei Tage ausgearbeitet? Außerdem wäre es auch nicht ganz unwichtig, wo wir eigentlich übernachten?“ „Ich hab schon gedacht, Du fragst nie!“ feixt Max

Buenos Aires

Das Hotel ist das Emperardor Buenos Aires in der Avenida del Libertador. Mit das Beste, was Buenos Aires zu bieten hat!“ ruft er fröhlich, als er sieht, das Giorgio die Augenbrauen hochzieht. „Ich habe einen Deal ausgehandelt und eine Suite für 5 Personen und einen Hund für zwei Nächte gebucht. Inklusive Frühstück habe ich umgerechnet 420 Euro raus gehandelt!“ strahlt er, als er Giorgios erstauntes Gesicht sieht. „Das Hotel ist in bester Lage, hat einen schönen Garten und ist ein super Ausgangspunkt für unsere Stadtbesichtigung.. Was wollt Ihr mehr?“ fragt er zufrieden in die Runde. Flo murmelt leise: „Gleich hebt er ab.“ Ich habe gar nicht gewusst, das mein Herr Sohn so eine snobistische Ader hat und frage mich, ob wir bei der Erziehung was falsch gemacht haben!“ Versucht Giorgio schmunzelnd, Max wieder etwas auf den Boden zurückzuholen.

Kaum haben sie das Schiff verlassen und die Passformalitäten erledigt, fahren sie mit einem Taxi in das Hotel. Es ist tatsächlich eine Luxusherberge erster Güte. Die Suite, die Max gebucht hat, ist schlicht und einfach die Präsidentensuite. Drei Schlafzimmer jeweils mit Bad, ein riesiges Wohnzimmer, ein Esszimmer, ein Arbeitszimmer, Küche und eine riesige, schön bepflanzte Dachterrasse vervollständigen das Ganze auf bescheidenen 680 Quadratmetern. Alles in edelsten Materialien und warmen Farben, exklusiv aber doch gemütlich eingerichtet. In einer Präsidentensuite habe ich in meinem Leben noch nicht gewohnt,“ staunt Giorgio und fragt vorsichtshalber Max, ob der Preis von 420 Euro für zwei Nächte wirklich stimmt. Der nickt nur. „Pap´s, die haben jetzt im Winter bestimmt saure Gurkenzeit und wenn kein oller Präsident da ist, sind die froh, uns diese mickrige Behausung überlassen zu können!“ feixt Flo unbekümmert und fängt an, den Luxus zu genießen.

Von der Dachterrasse aus haben sie einen phantastischen Blick über das Zentrum von Buenos Aires mit seinen großen Plazzas und Avenida´s. Etwas weiter hinten können sie sogar die breiteste Straße der Welt, die Avenida 9 de Julio erkennen.

Pia verteilt die Schlafzimmer: „Der Präsident mit dem Präsidentenhund erhält natürlich das Größte. Das Präsidentengefolge Theresa und Max bekommen das Zimmer links und Flo und ich das rechte Zimmer!“ So ein Mist!“ flucht Flo. „Jetzt habe ich mal weniger Klamotten dabei und für so einen Bonzen Tempel natürlich nichts mit!“ „Flo, Du hast Recht, auf so viel Luxus war ich auch nicht gefasst. Pia glaube ich auch nicht!“ stöhnt Theresa, mit verzweifeltem Blick auf Pia. Schon gut, schon gut, wir gehen nachher shoppen, damit wir das Geld, was wir hier einsparen, da wieder raus hauen können. Aber was tut man nicht alles, um die Damen bei Laune zu halten!“ resigniert Giorgio. Die Mädchen fallen Giorgio um den Hals. Flo ruft: „Giorgio Du bist doch der Beste Pap´s, Käpt´n und Präsident, den man sich wünschen kann!“

Sie haben ausgiebig das Hotel erkundet. Als Max an der Rezeption nach interessanten Besichtigungsmöglichkeiten der Stadt fragt, macht die hübsche schwarzhaarige Rezeptionistin ihm ein verlockendes Angebot. „Senior, Sie können gern unseren Haus-eigenen Limousinen Service in Anspruch nehmen. Unser Chauffeur wird Ihnen die schönsten Ecken der Stadt zeigen. Das ist Service unseres Hauses. Wenn Sie Sonder-wünsche haben, sagen Sie es ihm!“ „Vielen Dank, das ist ja toll, das Angebot nehmen wir gern an. Woher sprechen Sie so gut deutsch?“ will Max wissen. Ich habe im Hotel Adlon in Berlin gelernt und noch 2 Jahre im Atlantic in Hamburg gearbeitet. In beide Städte habe ich mich verliebt!“ Sie lächelt ihn mit kokettem Augenaufschlag an. Max denkt sofort an Rio und den Streit mit Theresa. Er geht vorsichtshalber nicht auf den Flirt Versuch ein, sondern bedankt sich nur artig.

Kurz darauf sitzen die Weltenbummler in einer großen Mercedes Limousine. Alfonso, wie ihr Chauffeur heißt, zeigt ihnen die Stadt und gibt immer wieder interessante Tipps zum Essen gehen, Besichtigen oder zum Shoppen. Zuerst zeigt er ihnen das Teatro Colon, eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt. Dann geht es zu dem interessanten Friedhof Recaleta wo auch Evita Peron begraben liegt. Dritte Station ist der Antiquitätenmarkt in San Telmo, der die Seefahrer schwer begeistert, da es dort in allen Preislagen die schönsten Antiquitäten gibt und Giorgio am liebsten einiges mit nach Haus nehmen würde.

(Schauen Sie sich doch gerne die schönsten TOP 10 Sehenswürdigkeiten in Buenos Aires hier an: https://www.opjueck-un-zuhuss.de/buenos-aires-top10-sehenswuerdigkeiten )

Dann hält Alfonso wunschgemäß auf der bekanntesten Shopping Meile von Buenos Aires. Die Mädchen verschwinden sofort in einem größeren Modehaus. Gegenüber ist eine kleine Bar. Giorgio lädt Alfonso und Max zu einem Café Solo ein, einem starken Espresso. Nach über einer Stunde kommen die drei Schönen freudestrahlend wieder zum Vorschein und zeigen ihre Errungenschaften. Giorgio, hier macht das Einkaufen richtig Spaß. Wir haben noch nicht mal ein Drittel so viel ausgegeben wie in Deutschland!“  Pia ist hochzufrieden, Flo in ihrer bescheidenen Art meint: „Von mir aus können wir das Morgen gleich noch mal machen!“

Die Stadt mit ihren klassischen Bauten, den schönen Plätzen und den breiten Avenida´s gefällt ihnen ausnehmend gut. Theresa und Pia fotografieren, bis die Kamera glüht. Alfonso macht jetzt den Vorschlag, eine Tangoshow im Caminito im Stadtteil La Boca zu besuchen. Es ist eine der besten Shows der Welt, die sollte man sich nicht entgehen lassen. „Seht Ihr, ich sorge auch dafür, dass die Kultur nicht zu kurz kommt!“ prahlt Max mal wieder. Du meinst wohl, Alfonso sorgt dafür, Du Spacken!“ weist Flo ihn sofort zurecht. Die Show im Caminito ist wirklich Weltklasse.

Selbst Giorgio, der für Tanz nicht viel übrig hat, ist begeistert. Anschließend chauffiert Alfonso sie ins Hotel zurück. Pia spricht aus, was alle denken: „Das war eine tolle Tour durch eine tolle Stadt. Aber jetzt bin ich vom vielen Besichtigen todmüde!“

Nach einem erfrischenden Schläfchen, sitzen sie am Abend im romantischen Hotelgarten beim Dinner. Das Restaurant hat hauptsächlich italienische Küche zu bieten, die in Argentinien besonders beliebt ist. Die Mädchen haben keinerlei Probleme mit der Speisekarte, da es genügend Vegetarische Gerichte gibt. Giorgio und Max erfreuen sich an einer Spezialität des Landes, Antarktische Königskrabben in einer Cognac Marinade. Nachdem sie auch ausgiebig den guten Argentinischen Rotwein genossen haben, besitzen sie die nötige Bettschwere. Der Präsident zieht sich daher mit seinem Gefolge in seine Suite zurück.

Nach einem königlichen Frühstück, welches von einem Butler persönlich am Morgen im Speisezimmer ihrer Suite aufgebaut wird, sprechen sie über das heutige Programm. Da sehr unterschiedliche Vorstellungen herrschen, schlägt Giorgio vor, heute getrennte Wege zu gehen und verkündet, sich das Museo de Arte Moderno in San Telmo ansehen zu wollen. „Weil ich dann schon mal da bin, werde ich noch einmal in Ruhe über den Antik Markt schlendern. Theresa und Max wollen sich den Argentinischen Broadway, die Avenida Corrientes mit ihren vielen Theatern, Musicals, Galerien und Cafés ansehen. Die Argentinier nennen diese Avenida auch die Straße die niemals schläft. Wie ich Euch kenne, zieht es Euch Zwei wohl wieder zum shoppen?“ fragt Giorgio, Pia und Flo. „Du kennst uns eben noch nicht so lange, Giorgio. Wir wollen mal was für die Bildung tun und haben überlegt, dass Dein Programm nicht schlecht ist und wir uns gern auch das Museo de Arte Moderno ansehen. Während Du dann über Deinen Trödelmarkt schlurfst, werden wir uns noch das Museo de Arte Hispano Fernandez Blaco reinziehen. Die Zeigen Südamerikanische Kolonialkunst mit Bildern, Möbeln und viel Silberschmuck von den Inkas und Azteken!“ verkündet Flo fröhlich. Und wenn wir dann noch Lust und Zeit haben, können wir eventuell auf dem Rückweg noch in das eine oder andere Geschäft schauen!“ ergänzt Pia lachend.

Als sie sich am Abend wieder treffen, tun ihnen die Beine weh. Sie sind durch das viele Besichtigen und Eindrücke sammeln rechtschaffen müde. „Buenos Aires ist auf jeden Fall eine Reise wert!“ verkündet Theresa überzeugt. Giorgio setzt sich nach dem Essen noch an die Hotelbar, während die Mädchen und Max ihren letzten Abend mit einem Discobesuch krönen wollen. Als sie am nächsten Vormittag wieder auf der Fähre nach Montevideo sitzen, erzählen die Mädchen, dass ihr Discobesuch von besonderer Art war, da überwiegend Tango gespielt wurde. „Giorgio, Pia hat einen neuen Verehrer!“ platzt Flo heraus. Du doofe Quatschtriene, das stimmt überhaupt nicht, Giorgio. Nur weil so ein gut aussehender, schwarzhaariger Typ ein paar Mal mit mir Tango getanzt hat, ist er noch lange kein Verehrer!“ „Na dass sah aber sehr danach aus, so eng und leidenschaftlich, wie Ihr getanzt habt. Außerdem wollte er Deine Adresse haben. Soviel spanisch verstehe sogar ich!“ lacht Flo. Max klärte Giorgio auf: „Der Typ war ganz nett, aber sprach nur spanisch. Also musste Theresa immer Dolmetschen, was das näher kommen schon erschwerte. Als er dann hörte, dass wir heute wieder abreisen, war er sehr geknickt. Aber ein bisschen verliebt war er bestimmt in Pia und sie findet ihn, glaub ich, auch nicht schlecht. Unter anderen Umständen hätte daraus vielleicht was werden können“, mutmaßt Max. Giorgio grinst und meint: „Ja, ja die liebe Liebe. Aber Ihr seid alt genug und müsst wissen was Ihr tut.“

Am frühen Nachmittag sind sie zurück auf der Catalina. Giorgio versammelt seine Mannschaft an Deck:: „Von hier aus segeln wir rauf bis in die Karibik, Das ist ein langer Törn von ungefähr 4000 Seemeilen. Rechnet mit mindestens 30 Tagen. Das bedeutet, wir müssen jetzt Wasser, Proviant und Sprit bis zum Anschlag bunkern und die alte Lady startklar für diese lange Reise machen. Flo, Du stellst die Proviantliste zusammen, Max kümmert sich um Wasser und Sprit. Pia und Theresa sind für die Überprüfung des Schiffes und das Aufklaren verantwortlich. Ich kümmere mich um den Kurs und den Papierkrieg und Kolumbus trägt die Verantwortung für alles!“ bestimmt Giorgio fröhlich. Man merkt ihm an, das er sich jetzt wieder auf den Segeltörn freut.

Es ist der letzte Augusttag. Die Catalina gleitet langsam aus dem Hafen von Montevideo und steuert auf das offene Meer zu, was die nächsten Wochen ihre Heimat wird. Giorgio hat die Parole ausgegeben, die Südamerikanische Küste nur im Notfall noch mal anzusteuern. „Setzt Segel, Kurs Nordnordost!“ Giorgio freut sich den Wind nun von Südwest zu haben. Sie erreichen 11 Knoten, er hofft dass es noch etwas mehr werden würde. „Wenn wir jetzt einen Pampero erwischen, hätten wir zwar deutlich kältere Temperaturen, aber kämen noch schneller vorwärts,“ sinniert er. Die nächsten Tage verlaufen ruhig. Pamperos suchen sie nur zweimal heim, allerdings steigt die Geschwindigkeit dann auch gleich auf 16 Knoten an (Geschwindigkeit x 1,852=km/h). Ansonsten schippern sie gemütlich mit 9-13 Knoten Richtung Norden, ungefähr 30 bis 40 Seemeilen (Länge x 1,852 = km) östlich der Südamerikanischen Küste und haben ab und zu andere Schiffe in Sichtweite.

Am 16.ten Tag, etwa 300 Seemeilen südlich von Salvador de Bahia bricht der Wind plötzlich ganz ab und läßt die Segel schlaff herunterhängen. „So ein Mist, jetzt haben wir auch noch eine Flaute!“ ruft Max und sieht ihre Reise in die Karibik noch länger dauern. Da die Catalina immer noch Fahrt macht, prüft Giorgio die Strömungsver-hältnisse und ruft zurück: „Wir machen zwar nicht mehr soviel Fahrt, aber der Brasilstrom bringt uns trotzdem weiter. 3-4 Knoten sind immer noch drin. Jetzt merkt Ihr mal, wie es den alten Fahrensleuten früher so ging. Die lagen manchmal Wochenlang an einer Stelle und hatten keinen Motor, der sie weiterbrachte. Hoffen wir, das die Flaute nicht so lang dauert.“ Aber auch am nächsten und übernächsten Tag hängen die Segel wie leere Mehlsäcke in der Takelage. Auch die Strömung wird weniger. Sie kommen höchstens 10 Seemeilen am Tag weiter.

Das Bordleben verläuft jetzt ziemlich eintönig, mit Deck schrubben,aufklaren, schlafen, Spiele spielen oder Briefe an die Daheimgebliebenen schreiben. Giorgio hat endlich Zeit, die von seinem Partner Hubertus nach Buenos Aires gefaxten Unterlagen für ein Neubauvorhaben in der Altstadt von Lüneburg zu bearbeiten. Das Problem hierbei ist, dass der Denkmalschutz genaue Vorgaben macht, wie das neue Gebäude in die Mittelalterliche Nachbarschaft zu integrieren sei. Zwischendurch müssen auch mal Instandhaltungsmaßnahmen an der Catalina vorgenommen werden, da Wind und Wetter schnell ihre Spuren hinterlassen. Das bedeutet, dass die Mannschaft immer wieder Deck, Aufbauten, Masten und vielem mehr vom Rost befreien und einen neuem Schutzlack streichen müssen.

Pia, die am wenigsten Höhenangst hat, übernimmt freiwillig die oberen Teile von Groß und Besanmast. Sie ist mit Sicherheitsgurten gesichert und macht die Arbeit dort oben sehr gewissenhaft. Das Schiff liegt relativ ruhig im Wasser, als sie plötzlich, etwa 20 Meter neben der Catalina eine Fontäne aus dem Wasser schießen sieht. Ein Wal, auf Steuerbord ist ein Wal!“ schreit sie nach unten. „Da ist noch einer und weiter hinten noch drei!“ ruft Theresa aufgeregt. „Das sind ja Riesentiere, Giorgio sind das Pottwale?“ will Max wissen. Giorgio erblickt jetzt mehr als 10 Tiere und schätzt die Größten auf über 17 Meter. Ja offensichtlich ist das eine Pottwal Schule. Die beäugen uns genauso wie wir sie. Ist ja toll.“ „Da ganz links ist eine Mutter mit einem Jungen!“ begeistert sich

Foto Pottwale eV. Düsseldorf

Floh. Pia, die von der Spitze des Großmastes die beste Aussicht hat, zählt 13 Tiere, davon drei Jungtiere. Es ist ein faszinierender Anblick, diese großen Meeresbewohner so grazil durch das Wasser schweben zu sehen. Max hält diese bewegenden Momente mit der Kamera fest. Fast eine halbe Stunde schwimmen die Wale neben dem Schiff her, bis der Größte, offensichtlich der Boss der Gruppe, sich etwas aufrichtet, so dass sie auch das große Maul erkennen können, um dann gleich darauf, mit einem mächtigen Schlag der Finne in den Tiefen des Meeres zu verschwinden. Die anderen Tiere folgen ihm. Es sieht aus, als wenn alle Wale zum Abschied noch einmal winken. Pia, die in Biologie immer gute Zensuren hatte, ruft noch ganz bewegt runter: „Die können jetzt über eine Stunde unter Wasser bleiben und bis zu 2000 Meter tief tauchen!“

Nach diesem Erlebnis stürzen sie sich wieder auf ihre Arbeit. Flo meint nur: „Wir hätten sie fragen sollen, ob sie uns nicht aus dieser Flaute ziehen können!“ Das Wetter hat leider kein Einsehen, sondern verlangt ihnen noch zwei weitere Tage viel Geduld ab. „Jetzt sind wir schon 20 Tage unterwegs und haben noch nicht mal die Hälfte geschafft. Wir sollten uns überlegen, ob wir nicht doch mit Hilfe der modernen Technik weiterfahren,“ überlegt Giorgio. Pia macht den Vorschlag, noch den Tag abzuwarten. Wenn der Wetterbericht bis abends keine Besserung erkennen läßt, am nächsten Morgen mit Motor Richtung Küste zu fahren. Am Nachmittag werden sie bereits erlöst. Ein leichter Wind sorgt zumindest dafür, die Segel nicht mehr wie Mehlsäcke aussehen zu lassen und schiebt die Catalina langsam vorwärts. Der Wetterbericht für den südlichen Atlantik sagt Windstärke 3-4, in Böen bis Stärke 6 voraus. Die Laune an Bord bessert sich erheblich.Drei Stunden später machen sie bereits elf Knoten Fahrt. Giorgio hofft, dass das jetzt auch so bleibt. Am 28. ten Tag nach ihrer Abfahrt in Montevideo segeln sie um Kap San Roque, dem östlichsten Punkt Südamerikas und der Inselgruppe Fernando de Noranha herum, mit neuem Kurs Nordwest.

„So ,Männer, jetzt nähern wir uns langsam dem Äquator und nach dem Neptun schon bei unserer Atlantiküberquerung nicht zum Zuge kam, will er jetzt endlich auch seinen Spaß haben. Morgen früh wird die Äquatortaufe angesetzt!“ verkündet Giorgio genüsslich. „Wie läuft denn so was ab?“ will Theresa wissen. Ganz einfach, Ihr werdet alle Kiel geholt, anschließend müsst Ihr das komplette Deck schrubben. Das kommt ganz auf die Laune von Neptun an!“ entgegnet Giorgio ungerührt. Pia wird plötzlich nachdenklich und meint: „Sag mal Giorgio, wann und wo hast Du eigentlich Deine Äquatortaufe gehabt? Oder könnte es vielleicht sein, das Du auch noch nicht getauft bist?“ vermutet sie verschmitzt. „Verdammt, ich hab gedacht, dass ich darum herum komme, aber Ihr merkt auch alles.“ „Dafür wird Giorgio als erster Kiel geholt!“ Bestimmt Flo fröhlich. „Also, die Details müssen wir schon Neptun überlassen,“ ist Giorgio überzeugt. Es soll jedoch noch zwei weitere Tage dauern, bis sie den Äquator erreicht haben. Die Catalina ist jetzt etwa 500 Seemeilen Nordwestlich von Fortaleza. Sie haben sich als nächsten Anlaufpunkt die Insel Tobago ausgesucht. Bis dahin sind es immer noch ungefähr 1500 Seemeilen.

Die Mannschaft ist an Deck, mit schlafen oder lesen beschäftigt, als unter großem Gepolter Neptun die Treppe von der Badeplattform hochklettert. Er hat eine wilde grüne Mähne, die obendrauf von einer goldenen Krone verziert wird. Ein struppiger grüner Bart macht die Schönheit Neptuns perfekt. In der einen Hand der berühmte Dreizack. In der anderen ein Holzbottich gefüllt mit weißem Schaum lassen die Gestalt schon recht Wild aussehen.Wer in mein Reich eindringt, muss hier an der Grenze zwischen Nord- und Südhälfte der Erde nach Jahrhunderte altem Brauch meines Reiches getauft werden!“ brüllt Neptun. „Stellt Euch in einer Reihe auf, damit die Feierlichkeiten beginnen können.“ Flo steht Neptun am nächsten und grinst. Dahinter bauen sich fröhlich Theresa, Max und Pia auf.

Wo Giorgio bloß steckt, der verpasst ja alles und muss doch auch getauft werden?“ fragt Pia lachend. Neptun steckt jetzt einem großen Quast in den Bottich und klatscht Flo den Rasierschaum links und rechts ins Gesicht und auf den Körper.  Als die Drei anderen ebenso eingeseift sind, brüllt Neptun: „So nun nach achtern und rein ins Wasser, ein bisschen hurtig, wenn ich bitten darf!“ Sie beeilen sich, der Aufforderung nach zu kommen, da sie Neptun keinesfalls verärgern wollen. Sie stürzen sich gemeinsam ins Wasser, was bei 29° Wassertemperatur keine große Heldentat ist.

Kolumbus findet die Sache aufregend und lustig. Er bellt ununterbrochen und tanzt wie wild auf dem Deck um Neptun herum. Als alle über Bord springen, meint er, das gehört zum Spiel und springt auch ins Meer. Da er immer seine Schwimmweste an hat kann Pia in leicht packen und auf die Plattform zurück hieven.

Als alle sauber sind, dürfen sie wieder an Bord klettern. Neptun befehligt sie jetzt zum Ruderhaus und ruft: „Die Statuten meines Reiches sagen, das die Täuflinge von außen und innen gereinigt werden müssen, also trinkt das Zeug jetzt in einem Zug aus, damit ich sehe, ob Ihr überhaupt Seefest seid!“ Er reicht jedem ein großes Glas Sekt, nimmt sich selbst auch eins und Prostet der Mannschaft zu. Jeder trinkt sein Glas fröhlich bis zum letzten Zug aus. Damit habt Ihr die Prüfung bestanden und seid in meinem Reich jederzeit will-kommen. Zum Beweis für alle Ungläubigen erhaltet Ihr von mir noch eine Urkunde!“ ruft er und verteilt große, grünblaue Bögen an die frischgebackenen Jünger seines Reiches. Schade, dass Giorgio das nicht erlebt hat,“ feixt Theresa, nimmt den Quast aus dem Bottich und seift Neptun nun so schnell und gründlich ein, das der überhaupt nicht an Gegenwehr denkt. Dann führen sie ihn gemeinsam zur Badeplattform und werfen ihn unter lautstarkem Protest ins Meer. Als er wieder auftaucht, ruft Max lachend: „Du hast wohl gedacht, Du kannst Dich um die Taufe herumdrücken!“ Nachdem Giorgio wieder an Bord ist und alle noch ein Glas Sekt verdrückt haben, wird die gute Stimmung von Flo getoppt, in dem sie in Windeseile ein kleines Tapas Buffet zaubert und auf Deck serviert.

Kapitel 18

18. Karibik Feeling pur

Endlich ist wieder mehr Wind zu spüren. Die Catalina macht immerhin 13 Knoten. Die Segel stehen straff im Wind. Max errechnet gerade die Dauer ihrer restlichen Reise bis Tobago. „Wenn das mit dem Wind so weiter geht, schaffen wir es in ungefähr sieben Tagen!“ Verkündet er „Wie viel Trinkwasser haben wir noch, Theresa?“ fragt Giorgio seine Proviant Meisterin. “Na ungefähr 800 Liter sind noch da!“ ruft Theresa zurück. „Das ist nicht viel für sieben Tage, also müssen wir eisern sparen. Badewanne ist ab sofort Tabu und Duschen auch nur kurz. Verschwendet bitte kein Wasser. Selbst wenn wir jetzt die Küste hier anlaufen würden, können wir mit Sicherheit kein gutes Trinkwasser bekommen, also müssen wir bis Tobago durchhalten. Aber unsere Reise kann auch noch ein oder zwei Tage länger dauern, also seid sparsam!“ appelliert Giorgio.

Am Abend kommt plötzlich höherer Wellengang auf, obwohl der Wind nicht aufbriest. Giorgio erfährt des Rätsels Lösung über Funk. „Das sind die Ausläufer eines erneuten Wirbelsturms, der sich in Nordwest Richtung wesentlich weiter Nördlich ausgetobt hat und jetzt an der Ostküste der USA wütet!“ In der Nacht werden die Wellen deutlich heftiger, so dass an Schlaf nicht zu denken ist. Giorgio läßt zusätzliche Sicherheitsleinen und Netze spannen, dreht die Catalina in die Wellen und gibt das Kommando „Alle Segel, bis auf das Sturmsegel reffen und Motor an!“ Er will besser und schneller auf die Wellen reagieren können. Am Vormittag des 33. Tages sind die Wellen immer noch um die vier Meter hoch, mit leicht abnehmender Tendenz. Mit Seekrankheit hat zum Glück kein Besatzungsmitglied mehr Probleme, alle stecken die Schaukelei gut weg. Fünf Stunden später sind die Wellen wieder auf Normalmaß geschrumpft. Giorgio hat alle Segel gesetzt und ist auf Kurs Tobago. Dank jetzt günstiger Winde können sie endlich am 39. Tag, Tobago im Dunst der Mittagshitze erkennen. Wir segeln südlich um die Insel herum nach Scarborough, der Inselhauptstadt,“ verkündet der Käpt´n. Etwas später können sie ganz schwach auf der Backbordseite Trinidad erkennen.

Im Hafen von Scarborough bekommen sie keinen Liegeplatz und müssen daher wieder einmal auf Reede liegen, was ihnen aber nicht viel ausmacht. Als Erstes wollen sie ihre Vorräte. vor allem Wasser auffüllen. Dann möchten sie mit dem Dingi zum schönen Strand von Pigeon Point fahren, um ausgiebig zu Baden und Schnorcheln, im Sand liegen und abends am Strand Karibisch zu essen. Als der Einkauf beendet ist, schippern sie mit dem Dingi zum Strand, der traumhaften weißen Sand und fast waagerecht liegende Palmen zu bieten hat. Er ist nur wenig besucht. Sie finden ein schönes Plätzchen unter einem Palmen Trio. Die Mädchen haben ihre neuen, in Rio gekauften Bikinis an und sehen zum anbeißen verführerisch aus. Kaum haben sie es sich bequem gemacht, tauchen auch schon drei Inselgigolos auf und versuchen mit Pia, Flo und Theresa zu flirten. Dass sie sich nicht direkt daneben setzen, ist nur dem giftigen Blick und der drohenden Gebärde von Kolumbus, sowie der Anwesenheit von Giorgio und Max zu verdanken. Flo und Pia hält es nicht lange unter den Palmen. Sie stürmen ins Wasser. Schon springen auch die drei Typen auf und haben, rein zufällig, die gleiche Idee. Max und Theresa lachen, Giorgio meint nur: „Na diese Strand Casanovas werden unsere Beiden ja wohl alleine schaffen.“

Der Meinung ist Kolumbus aber nicht. Er stürmt laut bellend hinterher und wirft sich in die Fluten um seine Mädchen zu verteidigen. Dadurch trauen sich die Jungs nicht in die Nähe der Mädchen und können ärgerlicherweise keine Flirt Versuche starten. Pia flüstert Flo zu: „Kolumbus ist ja ein richtiger Gentleman und hält uns diese Kerle von der Pelle.“ „Der eine mit dem gelben Shirt ist doch ganz süß, mit dem würde ich schon gern mal… Ich komme mir ja langsam vor wie eine Nonne.“ „Ja, so langsam könnte mir auch mal wieder ein schmucker Kerl über den Weg laufen,“ gibt Flo ihr Recht.Ich will mich mal wieder richtig verlieben, mit einem Mann kuscheln und so, aber man kann das nicht erzwingen. Solche flüchtigen Flirts taugen meist nicht für die Liebe. Außerdem hast Du Laurin und wirst ihn ja bald treffen. Also bleib sauber Mädchen und halt durch.“ tröstet Pia ihre kleine Schwester.

Nach ausgiebigem Relaxen und Schwimmen haben sie einen Bärenhunger, suchen sich ein gemütliches Strand Lokal unter Palmen und probieren die Karibische Küche. Die ist eigentlich sehr einfach. Fisch, Huhn, Gemüse und ganz viel Obst. Gebackene oder frittierte Bananen, Mangos und vieles mehr wird auch zu den meisten Hauptgerichten serviert und schmeckt köstlich. Aber auch die indische und die afrikanische Küche sind überall zu haben. Die Weltenbummler probieren sich durch viele verschiedene Gerichte hindurch und sind schwer begeistert. „Bevor wir wieder abfahren, muss ich auf jeden Fall noch auf einen Markt, um dieses tolle Obst und Gemüse einzukaufen.“ Flo denkt natürlich an ihre Bordküche und überlegt schon, was sie daraus zaubern kann.

Giorgio kommt mit dem dunkelhäutigen Fischer Angelo ins Gespräch, der genau wissen will, woher und wohin. Giorgio lädt ihn zu einem Kaffee ein. Die Beiden setzen sich und palavern über Fischfang, das Wetter und die Insel. Als Giorgios Gast nach etwa einer Stunde wieder weg ist, erzählt der Käpt´n seiner Crew von einem Geheimtipp, den er von Angelo bekommen hat. „Ganz im Norden der Insel gibt es eine kleine Bucht, zu der man nur vom Meer aus kommt. Diese Bucht heißt Pirates Bay. Dort soll man die besten Tauch- und Schnorchel Gründe der ganzen südlichen Karibik finden. Außerdem ist da ein altes Piratenversteck. Angelo sagt, dass man dort an Land und auch im Wasser immer wieder Schätze findet!“ „Das glaubst Du?“ amüsiert sich Flo. Na ja, dass mit den Tauchgründen schon, dass mit den Schätzen kann möglich sein oder auch nicht!” Giorgio hat jedenfalls beschlossen, heute Mittag die Anker zu lichten, dort hin zu segeln und bevor es nach Grenada weitergeht, eine Nacht dort zu ankern. “Dann werden wir ja sehen, ob´s stimmt,“ triumphiert er.

Als die Catalina Kurs Nordost, um die Insel herum nimmt, ist die Besatzung gespannt, was diese Geheimnisvolle Bay bringt. Nach knapp zwei Stunden haben sie die kleine Bucht gefunden. Giorgio läßt Anker werfen. Die Wassertiefe liegt hier bei 15 Metern. Das Wasser ist glasklar. „Das ist wirklich traumhaft hier!“ begeistert sich Theresa. Diesmal wird Max als Deckswache eingeteilt, die Anderen zwängen sich in ihre Tauchanzüge. Giorgio bestimmt Pia und Theresa zu einer Gruppe und Flo und sich selbst zur Zweiten. Sie können bis auf den Grund sehen und sind sofort von tropischen Fischen in allen Farben umzingelt. Die wunderbare, völlig intakte Korallenwelt bietet ihnen hier genügend Schutz vor großen Raubfischen.

Theresa und Pia schwimmen seit 20 Minuten dicht über Grund und sind fasziniert von

Pirates Bay

dieser anderen Welt. Plötzlich zeigt Pia auf eine Ansammlung von merkwürdigen, etwas mannshohen, sandigen Hügeln, seitlich von ihnen. Sie schwimmt hin und zählt insgesamt sechs dieser Hügel. Theresa folgt ihr, wedelt auf einem der Hügel den Sand beiseite und kann darunter nur Felsen entdecken. Pia versucht das Gleiche an einem anderen Hügel, wedelt dort vorsichtig den Sand beiseite. Plötzlich stößt sie auf alte, verwitterte Holzreste. Sie buddelt weiter und merkt, dass es sich um eine halbverfallene Holzkiste handelt. Aufgeregt winkt sie Theresa zu sich. Zusammen versuchen sie die Kiste frei zu legen. Das Holz ist so weich, dass es unter den Händen zerfällt.

Dann fällt ihr Blick auf etwas Glitzerndes. Sie legen das Teil vorsichtig frei. Kurze Zeit später halten sie erstaunt einen wunderschönen, etwa 30 Zentimeter großen Silberpokal in ihren Händen. Jetzt ist Theresas Jagdinstinkt geweckt. Sie wirbelt in der Umgebung weiter den Sand auf. Aber außer diesem Silberpokal finden sie nichts mehr. Pia deutet an, aufzutauchen um Giorgio Bescheid zu geben. Als sie an der Oberfläche sind, versuchen sie sich die Stelle einzuprägen, was jedoch, auf Grund fehlender Bezugspunkte nicht so einfach ist. Sie merken, dass sie sich ungefähr 150 Meter von der Catalina entfernt haben und schwimmen zügig, mit ihrer Beute zurück. Auch Flo und Giorgio klettern gerade an Bord. Sie berichten Max begeistert von dem bunten Treiben unter Wasser, als Pia wortlos den Pokal auf die Badeplattform stellt und, dicht gefolgt von Theresa, die Leiter hochklettert. Giorgio schaut ungläubig auf den Pokal, sieht Pia an, wieder den Pokal und findet keine Worte.

Schließlich fragt er tiefsinnig: „Wo habt Ihr den denn her?“ „Aus dem Meer,“ gibt Pia genauso tiefsinnig zurück. Giorgio hebt ihn auf und sieht sich die wunderbare Silberarbeit mit den vielen Ziselierungen von allen Seiten genau an. Der Pokal ist an vielen Stellen schwarz angelaufen. Das tut der Schönheit jedoch keinen Abbruch. „Wie alt mag der sein?“ grübelt Max „Mit Sicherheit weit über 200 Jahre. Wo habt Ihr den gefunden?“ will er jetzt wissen. „Etwa 150 Meter weiter in der Richtung!“ zeigt Theresa die Stelle. „Wir haben die ganze Umgebung abgesucht und nichts weiter gefunden!“ versichern sie. „Behalten oder nicht behalten, das ist hier die Frage!“ zitiert Max Shakespeare. Das ist schwierig. Der Pokal kann aus einer Seeräuber Beute stammen oder genauso gut aus einem gesunkenen Schiff der Spanier, Holländer oder Engländer. Was also dann auch geklaut wäre. Wer kann rechtmäßigen Anspruch darauf erheben? Höchstens der Staat Trinidad und Tobago. Wenn wir das jetzt melden, handeln wir uns eine Menge Bürokratie und dadurch jede Menge Verzögerungen ein. Am Ende müssen wir den Pokal abgeben und ob wir Finderlohn bekommen ist sehr fraglich!“ überlegt Giorgio. Theresa schlägt vor: „Lasst uns abstimmen, wer ist für abgeben und wer für behalten?“

Sie diskutieren eine ganze Weile über das Für und Wieder und entscheiden sich endlich dafür, den Pokal zu behalten, auch wenn sie sich damit in eine Grauzone begeben. Den Ausschlag gibt Giorgios Vorschlag. Lasst uns den Pokal mit nach Hamburg nehmen, dann dem Völkerkunde Museum stiften. Dann haben viele etwas davon, während hier die Gefahr doch groß ist, dass der Fund verscherbelt wird oder bei irgendeinem korrupten Beamten verschwindet.“Wir müssen den Pokal aber im Salzwasser transportieren, da sonst die Gefahr der Zersetzung besteht, wenn der Pokal so plötzlich Sauerstoff ausgesetzt ist!“ Weiß Pia und sucht bereits nach einem großen Eimer.Was mag der Wert sein?“ will Flo wissen. „Schwer zu sagen, das sollen die Fachleute im Museum herausfinden. Die können Alter, Herkunft und Silbergehalt bestimmen!“ erklärt Giorgio. Da wir nicht vorhaben, jetzt unter die Schatzsucher zu gehen, können wir in der kleinen Bucht jetzt schwimmen gehen, machen uns dann ein zünftiges Abendessen und segeln Morgen früh weiter nach Grenada und durch die Inselwelt der Grenadinen Richtung Antigua.“ verkündet der Käpt´n.

Am nächsten Morgen lichten sie bereits um 7 Uhr die Anker um bis zum Abend auf Grenada zu sein. Der Passatwind erfordert nur leichtes Kreuzen. Die Strecke bewältigen sie ohne besondere Probleme. Nachmittags gegen drei Uhr erreicht die Catalina den Hafen von St. George im Südwesten der Insel. Als sie dort zwei riesige- und zwei kleinere Kreuzfahrtschiffe am Kai liegen sehen, vergeht ihnen die Lust, die Insel ansehen zu wollen. Giorgio telefoniert mit der Hafenbehörde und bestellt den Liegeplatz für die Catalina kurzerhand wieder ab.

Dann segeln wir doch lieber gleich zu den Grenadinen und haben unsere Ruhe. Oder wollt Ihr zwischen den Touristenmassen rumlaufen?“ fragt er. Keiner will. Also drehen sie um und segeln weiter Richtung Norden. Zwei Stunden später kommen die ersten Inselchen der Grenadinen in der Abenddämmerung in Sicht. Sie ankern direkt vor einer kleineren, unbewohnten Insel, die mit Bilderbuchstrand und ein paar Palmen für sich wirbt. „Im Dunkeln durch das schönste Segelrevier der Welt zu Schippern macht keinen Sinn. Also ankern wir hier und sehen uns diese Bilderbuchinseln auf unserem Törn Morgen an.“ brummt Giorgio zufrieden. Die Grenadinen bestehen aus hunderten kleinster und etwas größerer Inseln. Manche im Privatbesitz, viele unbewohnt und alle wunderschön.

Hier bin ich vor vielen Jahren, vor meiner Atlantiküberquerung, schon einmal gesegelt, allerdings im Vergleich zu diesem Schiff mit einer Nussschale. Aber es hat Riesenspaß gemacht, weil die Inseln der kleinen Antillen, oder auch Inseln über dem Wind genannt, ständig genügend Wind haben um schöne Törns machen zu können. Überall gibt es kleine Buchten zum Ankern und tolle Strände!“ schwärmt Giorgio weiter. Am nächsten Morgen wollen die Mädchen und Max vor dem Frühstück erst mal zu der kleinen Insel rüber schwimmen. Sie pfeiffen auf Etikette, da sie hier keine Zuschauer haben, springen alle Vier, mit der Bemerkung: „An unsere edelsten Teile muss schließlich auch mal Luft kommen.“ nackt, über die Reling ins Wasser. Auch Kolumbus hält es nicht an Bord. Er will es seinen Leuten nachmachen, traut sich aber doch nicht, so tief zu springen und bellt seinen Unmut lautstark heraus. Giorgio hat ein Einsehen, schnappt sich Kolumbus und geht mit ihm zur Badeplattform. Von dort schwammen beide hinterher. Nach ausgiebigem Badevergnügen und einem guten Frühstück, lichten sie die Anker und fahren weiter Richtung Norden.

Nach zwei weiteren Bade und Schnor-chelstopps auf kleinen Grenadinen Inseln segeln sie an St. Lucia und Martinique vorbei und halten Kurs auf die Insel Dominica. Da Giorgio von einem seiner Bauherren gehört hat, dass diese Insel sehr schön und noch nicht stark vom Tourismus vereinnahmt sein soll, will er sich dort mal umsehen. Sie machen auf der Karibikseite im Hafen von Roseau, der Inselhauptstadt fest und sind gleich mitten im farbenfrohen Getümmel. Die Insel macht wirklich einen tollen Eindruck mit hohen Bergen in der Inselmitte, üppigen, ursprünglichen Wäldern, traumhaften Stränden und einer, überwiegend dunkelhäutigen, fröhlichen Bevölkerung. Das Straßennetz ist gut ausgebaut, wenn auch die meisten Straßen unbefestigt sind. Giorgio will für einen Tag ein Auto mieten, um die Insel zu erkunden. Angesichts dieser bunten und fröhlichen Stadt muss er die Insel näher kennen lernen. Flo und Max schließen sich begeistert an, während Theresa mal einen Tag für sich braucht. Maniküre, Pediküre, ausgiebig in der Badewanne liegen, Relaxen und Briefe an ihre Familie schreiben, stehen auf dem Programm. Pia muss endlich mal wieder mit ihrer Freundin Naina telefonieren, will noch in Roseau über den Markt schlendern und sich dann dem Verwöhnprogramm von Theresa anschließen. Also schwingt sich Giorgio in den kleinen Renault und schon sind die Drei mit Kolumbus im Straßengewirr verschwunden.

Brav, wie Pia ist, telefoniert sie mit Naina nur eine halbe Stunde und ist dann klatsch technisch wieder auf dem neuesten Stand, was in Hamburg so passiert. Theresa ist unterdessen mit Briefe schreiben beschäftigt und schlägt Pia nach ihrem Telefonat vor, dass sie die Restaurierungsarbeiten und dass Wellness Programm ja auch gemeinsam machen können. Erstens macht das mehr Spaß, zweitens können wir uns gegenseitig Tipps geben und helfen, also einen richtigen Mädels Tag einlegen!“Finde ich gut, wir können sogar Giorgios Wunsch nachkommen und Wasser sparen, wenn wir nur eine Wanne füllen und nacheinander Baden.“ „Quatsch, die Wannen sind groß genug für zwei, hab ich mit Max schon ausprobiert, also zier Dich nicht so!“ lacht Theresa.Um ihre Ruhe zu haben, haben sie die Gangway und die Badeplattform hochgezogen. Theresa mixt Karibische Cocktails mit reichlich Rum, während Pia anfängt ihre Beine zu rasieren.

Sie sitzen auf dem großen Bett in Pias Kabine, albern herum und freuen sich, mal richtig Zeit für sich und ihre Schönheitspflege zu haben. Nach ausgiebiger Beinrasur, widmen sie sich abwechselnd einer Gurkenscheibenmaske und bedienen sich dazu aus Flo´s Kombüse. Pia läßt zwischenzeitlich die Wanne volllaufen. Beide Mädchen haben tatsächlich genügend Platz darin und sitzen sich jetzt gegenüber. Es ist toll, das Warme Wasser auf der Haut zu spüren. Nachdem die Gurken ihre Aufgabe erledigt haben, fängt Pia an, ein leichtes Peeling auf Theresas Arme, Beine und Dekolletee aufzutragen. Anschließend macht Theresa bei Pia das gleiche. Die Mädchen genießen die Zärtlichkeit der anderen. Die Luft knistert vor erotischer Spannung. Diese Spannung ist, seit Theresas Übernachtung in Pias Kabine im Hafen von Bastia nie ganz erloschen. Beide sind begierig und neugierig, wie sich Zärtlichkeiten zwischen Frauen anfühlen. Sie denken in diesem Moment nicht an Männer oder Konventionen, sondern nur an diesen wundervollen Augenblick und trocknen sich gegenseitig ab. Streicheln dabei zärtlich ihre Brüste. Theresa drängt Pia jetzt zum großen Bett und flüstert: „Das liegt zwischen uns schon lange in der Luft, also probieren wir es jetzt auch aus!“

Sie fängt an, Pia wild und leidenschaftlich zu küssen. Mit der Standhaftigkeit von Pia ist es schnell vorbei. Sie verliert alle Hemmungen und drängt sich fordernd an Theresa. Ihre Körper verschmelzen miteinander, während die Hände der Mädchen sich langsam in geheime Zonen vortasten. Sie streicheln und küssen sich unter wohligem Stöhnen, gegenseitig ihre intimsten Stellen und werden, zunächst langsam, dann immer schneller, von einer Woge der Leidenschaft in überirdische Regionen getragen.

Völlig erschöpft liegen sie nebeneinander und schnappen nach Luft. „Das war toll Theresa. Du bist eine phantastische Liebhaberin, ich habe es sehr genossen. Aber, dass ich jetzt die Lager wechsele, glaub ich nicht. Mit einem Mann fühlt es sich doch irgendwie vollständiger an, vor allem, wenn man liebt oder wenigstens verliebt ist.“So geht´s mir auch Pia. Es ist wunderschön mit Dir. Du bist zärtlicher und einfühlsamer als Männer je sein können, aber etwas fehlt. Wir sind halt keine Lesben und ich bin froh darüber. Aber bitte, lass uns dieses Geheimnis für uns behalten. Wenn Max, Flo oder Giorgio davon Wind bekämen, würden sie es nicht verstehen. Und wenn uns mal wieder danach ist und wir allein sind, können wir das ja aus Lust an der Lust wiederholen. Aber mehr wird daraus nicht werden, oder was meinst Du?“ will Theresa wissen. „Du hast Recht, das soll etwas Besonderes zwischen uns bleiben und geht niemanden was an.“ stimmt Pia ihr zu. Nachdem sie sich wieder etwas erholt haben, führen sie ihr Wellness Programm fort, lackieren sich gegenseitig unter viel Gelächter, die Fuß- und Fingernägel. Zum Schluss kommen noch die Haare dran. Beide Mädchen erstrahlen zufrieden im neuen Glanz.Jetzt ziehen wir uns was Hübsches an und machen Roseau unsicher!“ schlägt Pia vor.

Die restlichen Besatzungsmitglieder haben unterdessen ihren Spaß bei der Insel-rundfahrt. Sie halten überall an, wo es was Interessantes zu sehen gibt. Die Ein-heimischen sind freundlich und hilfsbereit. Sie geben ihnen immer wieder Tipps, was sie noch besichtigen sollen. Man merkt, dass die Insel touristisch noch nicht so verseucht ist. Die Fahrt geht immer weiter ins Inselinnere. Max fährt auf unbefestigten Straßen durch dichte Regenwälder und tropische Landschaften. Nach einer ganzen Weile halten sie in einem einfachen Dorf mit Palmen Hütten, verschiedener Größen und werden sofort von vielen Kindern umringt. Giorgio ahnt, dass es sich hier um Indianer handelt. „Das sind die letzten waschechten Kariben Indianer hier in der

Karibik. Die leben fast nur noch hier und haben auf Dominica die gleichen Rechte, wie alle anderen!“ erklärt er sein Wissen. Sie steigen aus und werden gleich von mehreren Männern umringt, die fragen, ob sie helfen können. Als sie merken, dass sie Europäer vor sich haben, werden sie wesentlich freundlicher und laden Giorgio, Flo und Max mitsamt Kolumbus in ihr Versammlungshaus ein. Sie servieren ihnen ein undefinierbares, leicht süßliches Gebräu und erklären, das sie vor allem die Amerikaner und Kanadier wegen ihres überheblichen und lauten Auftretens überhaupt nicht mögen. Der Häuptling verrät, dass sie zum Stamm der Taino Indianer gehören und ist sichtlich stolz darauf.

Kolumbus hat an zwei Dorfhunden gefallen gefunden und tobt mit ihnen quer durchs Dorf. Ein Paar Frauen schnappen sich Flo und ziehen sie mit sich, um ihre Häuser zu zeigen. Flo schaut gar nicht glücklich drein, ergibt sich aber ihrem Schicksal. Die Frauen laden sie ein, gemeinsam mit ihnen zu kochen. Damit ist das Eis bei Flo gebrochen. Sie sieht in alle Töpfe und ist interessiert herauszubekommen, was das für fremdartige Speisen sind. Da die Indianerfrauen kein Englisch sprechen, hat Flo noch nicht mal die Hälfte von dem verstanden, was sie ihr erzählt haben. Es sind Gemüsesorten, die sie noch nie gesehen hat und auch, ihr völlig unbekannte Gewürze. Das Einzige, was sie sicher identifizieren kann, ist ein Hühnchen, was in einem großen Topf vor sich hin köchelt. Nach einer halben Stunde werden die Gäste zum Essen gebeten. Alle setzen sich um die Kochstelle herum auf Palmmatten und bedienen sich mit den Fingern aus diversen Schüsseln und Töpfen.

Begeistert sind die Weltenbummler nicht von der Einladung, aber ablehnen können sie auch nicht. Das wäre sehr unhöflich gewesen. Also fügen sie sich und bedienen sich ebenfalls aus den Töpfen. Zu ihrer Überraschung schmeckt alles sehr lecker, jedoch ziemlich scharf. Aber was sie nun essen, bleibt ihnen ein Rätsel. Nach dem Essen bedanken sie sich für das leckere Mal und die Gastfreundschaft. Flo überreicht der Köchin als Dankeschön ein kleines Fläschchen Parfüm, was sie noch in ihrer Tasche hatte. Dann klettern sie, sehr zum Ärger von Kolumbus, wieder in ihr Auto und fahren zurück zur Küste. Bei der Catalina angekommen, berichten sie den Mädchen stolz von der Einladung bei echten Indianern. Pia und Theresa zeigen das Ergebnis ihres Wellness Tages, was von Giorgio, Max und Flo wohlwollend zur Kenntnis genommen wird.

Morgen früh lichten wir die Anker und segeln nach Antigua!“ verkündet der Käpt´n.Giorgio, wann sind wir in Antigua?“ will Pia wissen. „Ich muss noch meine Au-pair Freundin Samanta anrufen, damit wir uns treffen können!“  Sie erzählt dem Rest der Familie von ihrer quirligen und immer fröhlichen Freundin die mit ihrer lustigen, schwarzen Afrolook Frisur, Pia über manch traurige Stunde hinweg trösten konnte. Sie hatten zusammen eine schöne Zeit in Florida verbracht. Ich schätze dass wir ungefähr in zwei Tagen dort sein müssten!“ rechnet Giorgio. Pia schnappt sich das Telefon und ruft Samanta an. Dank der günstigen Passatwinde erreichen sie die traumhafte Bucht von English Harbour im Südosten von Antigua bereits nach eineinhalb Tagen und können um fünf Uhr früh, in  völliger Dunkelheit die Anker werfen.

Als es zwei Stunden später hell wird, sehen sie die geschützte Naturbucht in ihrer vollen Schönheit. Um sie herum ankern weitere Yachten in allen Größen. Über der Bucht sind die berühmten Hügel von Shirley Heights zu erkennen. Giorgio befiehlt erst mal klar Schiff zu machen, da sie mit Samanta´s Besuch rechnen müssen. Danach wollen sie mit dem Beiboot an den Hauptsteg, zum Einzukaufen. Dazu kommen sie aber nicht, denn sie werden bereits von einem großen Empfangskomitee erwartet, was sich geschickt hinter einem Bootsschuppen versteckt hat. Kaum haben sie ihr Dingi festgemacht, stürmen mindestens 12 Personen, die Flagge von Antigua schwenkend, auf sie zu. Allen voran Pias Freundin Samanta.Sofort bauen sie sich am Steg auf und begrüßen die Weltenbummler mit fröhlicher Reggae Musik. Die dunkelhäutige Samanta rennt auf Pia zu und umarmt sie stürmisch. Giorgio und der Rest der Familie sind, angesichts dieses herzlichen Empfangs zu Tränen gerührt. Dann stellt Pia ihre Familie vor und anschließend Samanta die Bandmitglieder, die alle Familienmitglieder sind.Da hast Du das Gefühl, als wenn wir uns alle schon ewig kennen!“ staunt Theresa.

Giorgio schlägt vor, erst mal einen Begrüßungsdrink an Bord zu nehmen und verfrachtet die Hälfte der Gäste ins Beiboot und fährt zurück zur Catalina. Max holt die zweite Fuhre ab und bringt sie aufs Schiff. Sofort baut sich die Reggaeband an Deck auf und läßt echtes Karibik Feeling aufkommen. „Wenn die hier alle so drauf sind, kann das ja im wahrsten Sinne heiter werden!“ ruft Flo und wird im nächsten Augenblick von einem jungen, dunkelhäutigen, muskulösen Mann zum Tanzen aufgefordert. Pia, Theresa und Max ergeht es nicht anders. Nur Giorgio hat Glück und kann sich mit Samantas Vater zu einem Bier hinter das Ruderhaus verkrümeln.

Zwischendurch sitzen Pia und Samanta zusammen, tratschten über ihre Zeit in Florida und stellen zufrieden fest, dass die Zeit der Trennung ihre Freundschaft nicht belastet hat. Morgen Abend habe ich für Euch ein schönes Programm. Da gibt es auf Shirley Heights ein Jazzfestival mit Bands aus der ganzen Karibik und sogar aus USA. Wenn ihr Lust habt, können wir da hin. Von da oben ist der Blick über English Harbour grandios. Essen und Trinken gibt’ s da natürlich auch!“ schwärmt Samanta und strahlt Pia an. „Da brauch ich nicht zu fragen. Max und Theresa sind sowieso Jazz verrückt und Giorgio auch. Flo und ich können uns auch was schlimmeres vorstellen, als Jazz zu hören!“ überzeugt sie Samanta. Hinter dem Ruderhaus wird laut gelacht. Pia registriert zufrieden, dass die beiden Väter sich prächtig verstehen. Flo fragt sich die ganze Zeit, warum Samantas Sippe eine große Kühltasche mit sich herumschleppt. Sie erhält die Antwort postwendend, als Samanta ruft:

Wir möchten Euch auf unserer Insel willkommen heißen und haben dafür zwei typische Drinks dieser Insel mitgebracht. Pina Colada mit Rum, Kokosnuss Creme und Ananassaft. Und für die, die keinen Alkohol möchten, eine Gingerello, mit Ginger Ale, Limettensaft, Minze und Rohrzucker.“ Ihre Mutter füllt bereits die, eilig herbeigeholten Gläser. Es ist eine Bombenstimmung. Sie tanzen, lachen und erzählen bis tief in die Nacht. Dann bringt Max die Gäste in zwei Fuhren wieder an Land, nachdem man sich noch für das Jazzfestival am nächsten Abend verabredet hat. Den Tag verbringen sie mit Einkäufen, faulenzen am Strand und im kristallklaren 28° warmen Wasser schwimmen.

Gegen sieben Uhr Abends fangen die Mädchen an, sich für das Festival aufzubrezeln. Giorgio fällt wohlwollend auf, das sie nach einem halben Jahr Bordleben, lange nicht mehr so eitel sind, wie vor der Reise. Sie schminken sich natürlicher und dezenter, was viel besser zu ihrem, mittlerweile tiefbraunen Teint passt und ihre Schönheit noch unterstreicht. Flo hat sich in ein schwarzes, figurbetontes, kurzes Kleid gezwängt, was allerdings gut zu ihrem Typ passt. Theresa erschein in einer schwarzen Bluse mit reizvollem Dekolletee und aprikofarbenen Shorts, die ihre, Beine voll zur Geltung bringen und sie noch rassiger aussehen lassen. Pia hat sich für ein farbenfrohes kurzes Kleid im Karibischen Stil entschieden und sieht damit zum anbeißen aus. Mensch Giorgio, was haben wir doch drei Schönheiten an Bord!“ begeistert sich Max, als die Mädchen fertig an Deck erscheinen. Willst Du irgendwas von uns?“ fragt Flo ihren Bruder irritiert. „Darf man nicht mal ein harmloses Kompliment machen?“ gibt Max entrüstet zurück.

Am Kai werden sie von Samanta in einem uralten Kleinbus abgeholt und in die Hügel von Shirley Heights transportiert. Wie sie versprochen hat, kann man von hier oben tatsächlich einen grandiosen Blick über die ganze Bucht von English Harbour, das Meer und große Teile der Insel genießen. Hunderte von Menschen in allen Hautfarben sind bereits versammelt und hören, fröhlich und unbeschwert, wie es nur in der Karibik möglich ist, der spielenden Band zu. Theresa und Max, deren große Leidenschaft der Jazz ist, sind voll in ihrem Element und swingen verzückt im Rhythmus des New Orleans Stiles mit. Auch Giorgio wirkt gelöst und wippt dazu mit seinen Füßen. Samanta trägt ein grünblaues, figurbetontes Kleid, was phantastisch zu ihrer dunklen Hautfarbe passt. Vor allem Pia, mit ihrem exotisch blonden Typ ist immer wieder im Blickfeld männlicher Begierde und hat Mühe, die vielen Verehrer abzuwehren. Einige sind aber schon süß!“ gesteht sie Samanta.

Weißt Du, ich kenne hier so viele Leute, sag mir einfach, wen Du kennen lernen möchtest, ich verkupple Dich dann schon.“ lacht Sie. „Ach Samanta, ich hatte schon so lange keinen richtigen Freund mehr, ich bin völlig aus der Übung.“ Das ist Blödsinn und das weißt Du auch. Flirten verlernt man nicht. Ab und zu mal ein bisschen Spaß zu haben, ist doch nicht verboten. Wenn dann eines Tages tatsächlich der Märchenprinz auftaucht, wird man das schon merken, glaube ich jedenfalls!“ Pia denkt in dem Moment an ihre Eskapade mit Theresa, erzählt Samanta aber nichts davon. Aber sie muss ihr Recht geben, was den Spaß angeht, da sie ja auch nicht als Nonne enden will. „Hast Du eigentlich einen festen Freund, oder naschst Du auch nur ab und zu mal?“ will Pia wissen. Ich habe einen und doch keinen. Mein Freund hat nichts Besseres zu tun, als Seemann zu werden. Er ist höchstens zweimal im Jahr hier, da er für eine Australische Reederei fährt. Da bleiben Gefühle schon mal auf der Strecke. Ich weiß auch nicht, in wie vielen Häfen er noch weitere Bräute hat. Also, wenn Du es genau wissen willst, bin ich auch noch auf der Pirsch. Ich mache jetzt eine Ausbildung zur internationalen Sekretärin im deutschen Konsulat hier auf Antigua.

Da gibt es einen gut aussehenden Attaché, der ein Auge auf mich geworfen hat. Den kann ich mir auch vorstellen, aber wir sind noch ganz am Anfang. Mehr als zweimal Kaffeetrinken war noch nicht. Aber der ist der erste, bei dem ich mir mehr vorstellen kann und wo es auch ein bisschen im Bauch kribbelt. Flach legen lasse ich mich aber nicht so schnell, da gehören für mich Gefühle dazu!“ ist sie überzeugt.

Nach einem schönen, turbulenten Abend und sehr kurzer Nacht sind die Weltreisenden am nächsten Tag schwer aus dem Bett zu kriegen. Sie legen noch einen Faulenzertag ein. Am Nachmittag holt Samanta die Fünf mit ihrem alten Bus ab, um ihnen die Insel und vor allem die Hauptstadt St. John´s zu zeigen. Sie fahren durch viele kleine Dörfer mit Palmhütten und bunten Holzhäuschen. Dschungel artige Landschaften wechseln sich mit kleinen Feldern ab, auf denen Gemüse, Ananas und Bananen angebaut werden. St. John´s ist eine quirlige, typisch karibische Kleinstadt mit einem größeren

Hafen und vielen bunten Holzhäusern. Sehenswert ist das fast 300 Jahre alte Gerichtsgebäude und der Gemüsemarkt, der hier abends abgehalten wird. Flo nutzt die Zeit gleich zu Einkäufen für ihre Bordküche. Auf der Rückfahrt, es ist schon dunkel, hält Samanta an einer Open Air Bar an, die einem Freund gehört und lädt sie zu einem Rum Punsch ein. Der Freund meint es gut mit ihnen und gießt die Gläser randvoll. Nur Samanta bleibt bei einem Fruchtcocktail, weil sie ja noch fahren muss. Ihren Gästen fährt der Rum ganz schön in die Glieder. Dementsprechend wird die Stimmung ziemlich ausgelassen.

Zurück in English Harbour geht es ans Abschied nehmen, da die Catalina am nächsten Morgen wieder auslaufen will. Giorgio bedankt sich bei Samanta und ihrer Familie für die tolle Gastfreundschaft. Pia läd Samanta zu einem Gegenbesuch nach Hamburg ein. Aber erst in frühestens zwei Jahren, vorher sind wir auch noch nicht wieder da. Dann hoffe ich, dass das mit Deinem Diplomatenfreund was wird und Du den dann mitbringst. Und wenn Du bis dahin Kinder hast, kannst Du die auch gern mitbringen!“ flachst sie. Früh um acht Uhr schippern sie unter vollen Segeln aus der schönen Bucht von English Harbour. Flo wirbelt Frühstückstechnisch in ihrer Kombüse herum, als Giorgio hereinkommt um sich eine Flasche Wasser zu holen. Du Pap´s“. Giorgio ist sofort in hab acht Stellung und wartet darauf, was jetzt kommt. Wir segeln doch jetzt nach Puerto Rico. Kann ich nicht Bolle anrufen, dass er von New Orleans nach Puerto Rico rüberfliegen soll und mit uns bis New Orleans segelt. Er bekommt doch jetzt seinen ersten Urlaub und wir haben uns schon sooo lange nicht mehr gesehen, ich vermisse ihn so doll!“ Sie schaut ihren Vater mit traurigem Dackelblick an, so dass Giorgio natürlich nicht anders kann, als zuzustimmen.

Wenn ich meinem Sohn erlaub, seine Freundin mitzunehmen, kann ich Dir wohl kaum verbieten, das selbe zu tun. Meinen Segen hast Du, unter der Bedingung, das auch der Rest der Crew einverstanden ist!“ Flo stürmt sofort aus ihrer Kombüse zu Theresa und Max und ruft: „Ihr seid doch mit meiner Kocherei zufrieden oder?“ Sie wartet die Antwort gar nicht erst ab sondern plappert schnell weiter: „Wenn ihr wollt, dass das so bleibt, erlaubt ihr mir jetzt, Laurin in Puerto Rico an Bord holen zu dürfen. Pap´s ist einverstanden!“ fügt sie vorsichtshalber hinzu. Theresa und Max sehen sich an. Wie aus einem Munde kommt: „Das ist Erpressung.“ Max ergänzt grinsend: „Darauf reagieren wir gar nicht. Zur Not können Pia und Theresa ja auch kochen!“ Ihr seid so doof wie Schimmelkäse!“ entfährt es Flo und rennt an Deck um Pia zu fragen. „An Deiner Stelle würde ich die Frage lieber anders formulieren!“ ruft Max grinsend hinterher. Pia hat natürlich nichts dagegen, denkt aber etwas wehmütig, das es schon schön wäre, wenn mein Freund auch mitfahren könnte, wenn ich überhaupt einen hätte. Flo hängt schon am Telefon und spricht mit Laurin in New Orleans.

Hallo mein Bär, ich hab eine super tolle Idee. Wir sind in ungefähr drei Tagen in Puerto Rico und liegen dann im San Juan Port. Du fliegst da hin, kommst zu uns an Bord und segelst mit uns bis nach New Orleans. Dafür brauchen wir laut Giorgio ungefähr zwölf Tage und wenn wir noch irgendwo anlegen, ein bis drei Tage länger. Also nimm Dir am Besten drei Wochen Urlaub und komm schnell her. Aber ob Du viel siehst, außer unserer Kabine, kann ich Dir nicht versprechen. Dafür habe ich Dich zu lange vermisst!“ säuselt Flo anzüglich. Flo, Du spinnst. Ich kann doch nicht einfach so Urlaub nehmen. Das muss man mindestens zwei Wochen vorher beantragen und ob ich dann drei Wochen bekomme, kann ich mir auch nicht vorstellen!“ „Versuche es und ruf mich wieder an. Wenn Dein Chef nicht mitspielt, ruf ich ihn an, dann wird er mich kennen lernen!“ empört sie sich. Du bist süß Flo, aber das schaff ich schon alleine.“ Laurin hat aufgelegt. Florentine wartet ungeduldig auf seinen Rückruf.

Das Meer ist Heute unruhig mit kabbeligen Wellen und Winden aus unterschiedlichen

Richtungen. Daher ist wieder einmal kreuzen angesagt. Pia steht am Ruder und gibt ihr Bestes, kann aber nicht verhindert, dass das Schiff häufig schlingert. Giorgio und Max haben, vor allem wegen Kolumbus, die Sicherheitsnetze gespannt. Dass diese Entscheidung goldrichtig ist, zeigt sich wenig später. Theresa kommt gerade mit einem Tablett tropischen Drinks an Deck, als eine große Welle von Steuerbord direkt auf die Catalina zuläuft. Pia kann nicht mehr rechtzeitig reagieren . Also legt sich das Schiff mächtig auf die Backbordseite. Theresa kann sich nicht mehr halten, verliert das Gleichgewicht, rutscht zur Bordwand und hing halb über der Reling. Nur dem Umstand, dass sich ihr linker Fuß im Sicherungsnetz verfangen hat, ist es zu verdanken, dass sie nicht über Bord ging. Über das Tablett mit den Drinks freuen sich jetzt allerdings die Fische. Theresa ist ganz blass und schlurft mit zitterigen Beinen zum Deckstisch. Mensch, da hat mein Schutzengel aber gut aufgepasst,“ stöhnt sie. Max flößt seiner Freundin, auf den Schreck erst mal einen Rum ein.

Giorgio, der das auch beobachtet hat, meint: „Da kann man mal sehen, wie schnell etwas passieren kann. Was wäre gewesen, wenn Theresa tatsächlich über Bord gegangen wäre? Ich habe gerade beschlossen, dass wir Morgen früh eine Seenotrettungsübung machen werden, wie auf jedem guten Kreuzfahrtschiff auch. Nur, wenn wir solche Situationen genügend üben, haben wir Chancen, Menschenleben zu retten. Das ist kein Vorschlag sondern ein Befehl!“ blickt er ernst in die Runde. Pünktlich um Acht Uhr am nächsten Morgen steht Giorgio an Deck und Pfeifft mit seiner Seemannspfeife zum Appell. Innerhalb einer Minute sind, außer Kolumbus, alle an Deck. „Mann über Bord!“ schreit er und zeigt auf einen Wasserball, den er zuvor ins Wasser geworfen hat. Rettungsring werfen, Segel reffen, Schwimmwesten anlegen und Beiboot klarmachen. Kurs hart Steuerbord!“ hageln jetzt seine Kommandos. Die Schwimmwesten haben alle innerhalb einer Minute angelegt. Flo hat einen Rettungs-ring in Richtung Ball geworfen und Max ist bereits damit beschäftigt, die Badeplattform herunter zu lassen, während Theresa elektronisch die Segel einholt. Gott sei Dank hat das Meer sich wieder beruhigt, so dass für dieses Manöver keine direkte Gefährdung besteht.

Dann lassen Max und Pia das Dingi zu Wasser, Theresa und Pia springen in das Boot und düsen zu der Stelle, wo der Mann, äh Ball um sein Leben kämpft. Sie müssen bereits etwa 300 Meter zurücklegen um das Opfer zu erreichen, was kein Vergnügen ist, da die Wellen für so ein kleines Boot doch ganz schön hoch sind. Nach drei Minuten sind sie da, hieven den Ball und den Rettungsring an Bord und tuckern schnell zurück zum Schiff. Die ganze Aktion dauert exakt acht Minuten, das ist ein guter Wert!“ verkündet Giorgio zufrieden, als sie wieder an Bord sind. „Heute Nachmittag wiederholen wir das Ganze mit Flo und Max, damit alle ein Gefühl dafür kriegen!“ Dann setzen sie ihre Reise nach Puerto Rico unter vollen Segeln fort. Der Himmel ist wie gewohnt strahlend blau und die Wellen jetzt gemäßigt. Der Wind kommt aus Süden und bringt die Catalina zügig vorwärts. Flo und Pia liegen faul im Klüvernetz und sonnen sich. Max steht am Ruder und Theresa spielt mit Kolumbus auf Deck. Giorgio sitzt an seinem Schreibtisch und kalkuliert Materiallisten für die Firma Lindner & Meyerdierks. Hubertus hat ihn darum gebeten, da im Büro Land unter ist und mehrere neue Projekte bearbeitet werden müssen. Er brütet gerade über einer Zahlenkolonne, als das Funktelefon klingelt. Bolle ist dran.

Als er hört, das Flo im Klüvernetz liegt, meint er: „Das kann ich auch besser mit Dir besprechen. Also, ich hab mit meinem Boss gesprochen. Er ist einverstanden mit meinem Urlaub. Einen Flug habe ich auch schon für Morgen Mittag. Ich bin dann gegen fünf Uhr in San Juan Airport. Dann komm ich mit dem Taxi zum Hafen. Gib mir bitte noch den genauen Liegeplatz, wenn Du ihn weißt. Sag Flo bitte nichts davon, ich will sie überraschen!“ Laurin bedankt sich bei Giorgio und legt auf. Giorgio ging an Deck, legt ein trauriges Gesicht auf, als er seine Jüngste sieht. „Laurin hat angerufen. Er war sehr in Eile und lässt Dir ausrichten, dass das mit dem Urlaub vorerst nichts wird. Sie hätten zu viel zu tun. Er würde frühestens in einem Monat Urlaub bekommen und dann auch nur 10 Tage. Du sollst Dir überlegen, ob Du ihn dann noch in Dein Programm einbauen kannst,“ lügt er fröhlich seine Tochter an. Flo ist sehr enttäuscht und hat fast Tränen in den Augen. „Dieser Chef ist doch ein Blödmann!“ schimpft sie. „Bolle braucht doch auch mal Urlaub um sich zu erholen. Das muss man diesem Idioten mal klar machen. Den werde ich gleich mal anrufen!“Flo, das kannst Du nicht machen, damit bringst Du Laurin nur in Schwierigkeiten. Er hat gesagt, dass er sich Morgen Abend wieder meldet und dann vielleicht schon was genaueres sagen kann,“ lügt Giorgio weiter. Aber erst als Pia ihr auch davon abrät, den Boss von Laurin anzurufen, beruhigt sie sich etwas und hofft: „Vielleicht kann er ja in einem Monat mit uns die Mexikanische Küste runter segeln. Hoffentlich weiß er Morgen mehr dazu!“

Pünktlich gegen vier Uhr am nächsten Nachmittag legen sie an dem, vom Hafen Kommandeur zugewiesenen Liegeplatz an. Aus Platzgründen wieder mal mit dem Heck zum Kai. Also muss die Gangway zum Heck geschleppt werden. Die Leinen werden an zwei Pollern befestigt, während die beiden Buganker sich vorn in den Hafenschlick krallen. Neben ihnen liegt an Backbord ein kleineres Containerschiff und an Steuerbord ein Holzfrachter, der gerade entladen wird. San Juan Port in Puerto Rico gehört zu den größten Häfen von ganz Lateinamerika. Er ist sehr unübersichtlich und hektisch.

Sobald Giorgio den Liegeplatz weiß, schleicht er sich in seine Kabine und ruft Bolle an, um ihm den Standort mitzuteilen.Sie sind noch mit aufklaren und Deck reinigen beschäftigt, als nach einer ganzen Weile ein Taxi am Kai hält, ein junger Mann mit einem riesigen Seesack herausspringt und in großen Sprüngen die Gangway zur Catalina hochklettert. Giorgio, der darauf gewartet hat, legte den Finger auf die Lippen und bedeutet Bolle, ihm leise zu folgen.

Flo sitzt am großen Deckstisch und schreibt ihre Proviantliste, als Giorgio auf sie zu kommt und meint: “Berechne die Mengen mal etwas größer Flo. Wir haben noch einen Esser mehr an Bord!“ Dann schiebt er Laurin, der sich bis dahin in Giorgio´s Windschatten versteckt hat, an den Tisch. Flo, die noch nicht hoch geschaut hat, fragt. „Wen haste denn jetzt wieder eingeladen, Giorgio?“ “Mich!“ flüstert Bolle und freut sich über Flo´s verdattertes Gesicht. Als sie dann endlich begriffen hat, springt sie auf, stürmt auf ihren Freund zu, umarmt ihn und knutscht ihn leidenschaftlich ab. Sie ist unbeschreiblich glücklich, nach über einem halben Jahr ihren Freund wieder in die Arme schießen zu können und zeigt ihm zuerst das ganze Schiff. Laurin kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. „Jetzt verstehe ich, warum Ihr alle so begeistert von dem Schiff seid. Ich glaub, das ist der schönste Segler, den ich je gesehen habe und dazu noch der schönste Smutje!“ ruft er und strahlt seine Freundin an.

Die Bordküche mit ihrer tollen Ausstattung, Kühlräumen und Lagerflächen haben es dem gelernten Koch besonders angetan. „Deine Küche hier ist nicht schlechter ausgestattet als unsere Hotelküche. Die ist nur Größer,“ stellt er fest. Dann zeigt Flo ihm die gemütlich ausgestatteten Kabinen. Bolle ist hin und weg, angesichts der Eleganz und Großzügigkeit. Mensch hast Du ein riesiges Bett!“ staunt Laurin. „Ich habe mich seit Monaten darauf gefreut, das Bett mit Dir richtig einzuweihen. Bisher hat allerdings jede Nacht ein anderer Mann bei mir geschlafen!“ schockt Flo ihren Freund. Der sieht sie ungläubig und so entsetzt an, das Flo sich lieber beeilt, das Rätsel aufzuklären. „Da drüben hat Kolumbus seinen Schlafplatz. Aber ich werde Pia fragen ob er bei ihr schlafen kann, während Du hier bist.“ Bolle ist erleichtert, küsst sie ausgiebig und möchte sie am liebsten nicht mehr loslassen und sofort mit ihr das große Bett einweihen.

Giorgio gibt jedoch den Spielverderber, in dem er den Vorschlag macht, gemeinsam zum Essen zu gehen. Der Kommandante hat ihm nämlich einen Tipp gegeben. Hier ganz in der Nähe, direkt an der Hafenkante soll es ein super Restaurant geben, das Punta de Vista. Dort soll man sehr gut essen können und man kann draußen sitzen!“ berichtet er. Also kommt Theresa die Aufgabe zu, einen Tisch zu bestellen. Nachdem sich alle in Schale geworfen haben, gehen sie zu Fuß zum Restaurant. Kolumbus bleibt als Wachhabender an Bord zurück. Pia verspricht ihm, ein schönes Stück Fleisch mitzubringen. Sie muss sich ja schließlich mit ihrem Bettnachbarn gut stellen.

Das Essen ist spitze, die Mojitos auch. Sie bestellen sich Mahi, Mahi. Eine große Platte mit Fisch und Shrimps, frittierten Bananen und einer pikanten kreolischen Sauce. Nach dem Essen bummeln die Sechs nach El Viejo San Juan, also in die Altstadt. Sie gehört zum Weltkulturerbe und ist mit den engen Gassen und den vielen bunten Häusern im Kolonialstil sehenswert. Viele Bars, Restaurants, kleine Geschäfte und Künstlerateliers sind dort zu Hause. Es herrscht fast immer ein fröhliches und lautes Treiben.Nachdem sie in einer Bar noch einen Absacker getrunken haben, machen sie noch einen Abstecher zur hell erleuchteten Festung El Morro und dann langsam auf den Rückweg zur Catalina. Flo und Laurin ziehen sich bald in ihre Kabine zurück, weil sie unbedingt zu Zweit allein sein wollen, was der Rest der Besatzung mit einem Grinsen akzeptiert. Giorgio klemmt sich wieder an seinen Schreibtisch. Pia telefoniert noch mit Naina, obwohl es in Deutschland bereits weit nach Mitternacht ist.  Theresa und Max überlegen den weiteren Kurs der nächsten Tage und legen, nach einigem hin und her, als nächste Häfen Santo Domingo in der Dominikanischen Republik und Kingston auf Jamaika fest.

Von dort aus dann um Kuba herum nach New Orleans.“ Max errechnet maximal 17 Tage nach New Orleans, wenn sie sich in Santo Domingo und Kingston jeweils nur zwei Tage aufhalten und Neptun ihnen einigermaßen gewogen ist. Am Morgen des nächsten Tages erbarmt sich Pia das Frühstück zu machen, da von Flo und Laurin noch nichts zu sehen ist. „Über ein halbes Jahr Trennung holt man halt nicht in einer Nacht auf,“ sinniert Max und berichtet von ihren weiteren Plänen der Reise. Giorgio und Pia sind einverstanden mit dem Kurs. „Flo und Laurin werden nicht mehr gefragt, denn wer zu viel liebt, den bestraft das Leben!“ lacht Pia.Als die beiden Liebenden endlich, gegen elf Uhr, ziemlich übermüdet an Deck erscheinen, sind die Anderen längst zum Vorräte bunkern unterwegs. Nach einem schnellen Frühstück, kuscheln die Zwei im, vom Kai aus nicht einsehbaren, Klüvernetz weiter. Flo ist glücklich, wie schon lange nicht mehr.

Am frühen Nachmittag haben sie ihre Einkäufe verstaut. Giorgio gibt das Kommando, Anker lichten und Leinen los. Max läßt den Motor an und kurvt langsam aus dem quirligen Hafen, zum offenen Meer. Nach einer halben Seemeile setzt Giorgio alle Segel und stellt die Motoren ab. Es ist jetzt nur noch das Knarren der Takelage und das leise Rauschen der Bugwellen zu hören.

die große Barke Sedov unter russischer Flagge

Laurin der noch nie auf einem Segler war, schaut fasziniert die Masten hoch, in die Takelage mit den aufgeblähten Segeln. Giorgio ruft seine Crew an Deck zusammen und verkündet: „Nachdem wir jetzt ein Besatzungsmitglied mehr an Bord haben, müssen die Aufgaben neu verteilt werden. Da wir kein Kreuzfahrtschiff sind und Bolle seine Reise auch verdienen muss, er aber keine Ahnung von der christlichen Seefahrt hat, schlage ich vor, ihn nur zur Deckswache mit einzuteilen und ihn ansonsten das machen zu lassen, was er am besten kann, nämlich kochen.

Bolle übernimmt daher ab sofort die Kombüse, im Wechsel mit Flo. Da Du dann weniger unter Deck zu tun hast, übernimmst Du häufiger Arbeiten auf Deck. Damit Du seemännisch nicht aus der Übung kommst, machst Du Kursberechnungen, Segel setzen und reffen, im Ruderhaus den Kurs halten und Seefunkverkehr abhören!“ Ay ay Sir, murmelt Flo nicht gerade fröhlich. „Ich hab gedacht, das Laurin und ich uns die Kocherei teilen und die restliche Zeit für uns haben,“ meutert sie. Ihr habt noch genügend freie Zeit. Eure Liebe kommt bestimmt nicht zu kurz. Aber ich werde Euch bestimmt nicht anders behandeln, als das andere Liebespärchen hier an Bord. Und im Übrigen halte ich es wie die Seeräuber Kapitäne, wer meutert, wird Kiel geholt!“ grinst er. Das Argument akzeptiert Flo, Laurin ruft lachend: „Es wird mir eine Ehre sein, auf so einem schönen Schiff kochen zu dürfen, Käpt´n!“„Wann sind wir denn in Santo Domingo, Giorgio?“ fragt Theresa. „Wenn der Wind hält sollten wir Übermorgen Abend da sein, also kannst Du das Programm planen Max!“

Nach einer problemlosen Reise mit günstigen Winden, kommt zwei Tage später, am Nachmittag die Südostküste der Dominikanischen Republik in Sicht. Sie haben vom Hafenbüro einen Liegeplatz am Rande des großen Hafens in der Mündung des Ozama Flusses zugewiesen bekommen. Der Hafen zieht sich ewig am Fluss entlang. Giorgio fragt sich gerade, ob sie ihren Liegeplatz übersehen haben, als vor ihnen auf der Steuerbordseite eine, mit üppigen Palmen bestückte, kleine Landzunge auftaucht, auf deren Rückseite ein Paar größere, hölzerne Bootsstege zu sehen sind. Sie halten darauf zu und Giorgio stellt schnell fest, dass der Steg, der ihnen zugewiesen wurde, viel zu kurz ist. Also dockt er nur mit dem Heckbereich des Schiffes an und setzt im Bug vorsichtshalber beide Anker. Da der Steg auch nicht sehr hoch ist, müssen sie auf die Gangway verzichten und das Fallreep benutzen. „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern!“ trällert Giorgio trotzdem fröhlich.

Giorgio, ich hab Hunger, können wir nicht was essen gehen?“ Quengelt Pia plötzlich. Max stimmt ein. Bolle, der das gehört hat ruft: „Kommt überhaupt nicht in Frage. Ich möchte mich mit einem Essen für die Einladung zu dieser tollen Segeltour bedanken. In einer halben Stunde ist alles fertig!“ strahlt er. Flo deckt bereits fröhlich den großen Tisch an Deck. In meinem Hotel in New Orleans habe ich viel über die Karibische Küche gelernt und will Euch heute ein echt Dominikanisches Menü servieren. Lasst Euch also überraschen.“ Schon ist er wieder in der Kombüse verschwunden. Als Vorspeise gibt es Calamares a´ la Romana, panierte Tintenfischringe. Dann schleppte Laurin eine parrillada de pescado herbei. Das ist eine Platte mit, in Kokosmilch gegarten Erbsenähnlichen Hülsenfrüchten und geheimnisvoll gewürzten Fischfilets in Orangensoße. Als Nachspeise hat er platanos maduros en Cazuela vorgesehen. Das sind reife Kochbananen mit Zucker und Zimt. Die gesamte Crew ist des Lobes voll und hat alles nullkommanichts verputzt.

Wie sieht das Programm für Morgen aus?“ will Giorgio wissen. Max hat sich längst damit beschäftigt und schlägt vor: „Wir können zuerst den Alcazar de Colon  (Foto unten li.) besichtigen. Das ist der um 1500 erbaute Palast des damaligen Vizekönigs Diego Kolumbus und…“ „Ist das ein Verwandter von unserem Kolumbus?“ kräht Flo fröhlich albernd dazwischen. „Halt die Klappe Du doofi und lass mich weiter erzählen, vielleicht kannst sogar Du noch was lernen!“ fährt Max ungerührt fort. „Also, der Palast beherbergt heute ein Museum und soll sehr interessant sein. Dann können wir die älteste Festung in ganz Amerika (Foto unten re.) ansehen, das Foretalza Ozama. Der Rest des Tages steht zur freien Verfügung und wie ich unsere Mädels kenne, wollen die bestimmt shoppen gehen.“ „Bis jetzt der beste Teil des Programms!“ quatscht Flo wieder dazwischen. Max macht unbeeindruckt weiter: „Für Übermorgen schlage ich vor, einen Van oder Bus zu mieten und quer über die Insel nach Samana zu fahren. Die Halbinsel, ganz im Norden soll eine schöne tropische Landschaft mit einmaligen Mangrovenwäldern haben. Die können wir mit Kanus durchfahren. In der Gegend soll das Land noch am Ursprünglichsten sein. So sehen wir auch mal was von der Gegend in dieser Gegend. Abends sind wir wieder hier und können dann weiter segeln!“ Keiner hat Einwände. Sehr schön, mein Sohn, ich besorge Morgen Abend das Auto.“

Nach der, von Max geplanten Besichtigungstour am nächsten Tag und einem Lunch in einem kleinen Straßenrestaurant, gehen die Mädchen auf ihre obligatorische Shoppingtour. Laurin und Max laufen mit Kolumbus zum Schiff zurück während Giorgio sich noch das Faro a´ Colon ansehen will. Dort sollen die Gebeine von Christoph Kolumbus beherbergt sein. Danach besorgt er noch den Bus für den nächsten Tag und fährt zum Schiff zurück. Die Mädchen hab diesmal keine große Ausbeute, da ihnen vieles zu kitschig vorkommt oder nicht ihren Vorstellungen entspricht.

Früh um sieben am nächsten Morgen, klettert die Besatzung das Fallreep runter, während Kolumbus an einem Tragegurt, per Seil nach unten gelassen wird. Die Fahrt dauert über drei Stunden und führt sie durch urige Landschaften. Teilweise landwirtschaftlich genutzte Flächen wechseln sich mit Regenwald und Savanne ab. Samana ist so ganz anders, als die restliche Insel. Hier herrschen grüne Hügel und zum Meer hin, schroff abfallende Felsen vor und wechseln sich mit dichtem Dschungel ab. Wunderschöne kleine Inseln mit Traumstränden und allem vorgelagert, riesige Mangrovenwälder vervollständigen die Landschaft. Theresa mietet drei Kanus und sie machen sich auf, die Tier- und Pflanzenwelt dieser Mangroven zu erkunden. Sie fahren durch schmale Kanäle tief in diese bizarre Landschaft hinein. Teilweise ist es so eng, dass sie kaum hindurch kommen. „Der Kanu Verleiher hat gesagt, wir sollen hier auf Krokodile und Schlangen aufpassen!“ ruft Theresa gerade.

Genau in diesem Moment läßt sich eine große, braune Schlange mit auffallenden gelben Querstreifen, von einem Ast über ihnen, direkt in ihr Kanu fallen. Und rollt sich dann an Theresa Füßen zusammen. Die stirbt fast vor Angst und Entsetzen. Giorgio ruft ihr leise zu: „Bleib um Himmelswillen ruhig, Theresa und beweg Dich nicht. Max gib mir

Mangroven Nachtbaumnatter

langsam die Leine rüber. Wir nehmen Euch in Schlepp, damit Ihr keine hastigen Bewegungen machen müsst. Max greift vorsichtig nach hinten, nimmt die Leine und gibt sie Giorgio rüber. „Und kommt auf keinen Fall auf die Idee, über Bord zu springen. Damit könnt Ihr nur zwischen Pest und Cholera wählen, da ich auch schon zwei Krokodile gesehen habe. Also, auf jeden Fall ruhig bleiben. Wir fahren zum Anleger zurück. Ich Hoffe, dass die Einheimischen wissen, was zu tun ist. Theresa, hast Du alles verstanden?“ Theresa nickt vorsichtig. Ihr Herz schlägt bis zum Hals. Sie hat das Gefühl, dass die Schlange allein davon schon nervös wird. Die Überfahrt zum Anlegesteg kommt den Beiden wie eine halbe Ewigkeit vor. Der Angstschweiß läuft vor allem Theresa in Strömen runter. Endlich haben sie es geschafft. Giorgio legt das Kanu vorsichtig an den Bootssteg.

Der Verleiher sieht sofort die Schlange im Boot und bedeutet ihnen, ruhig zu bleiben. Er holt schnell zwei weitere Leute, Netze und einen abgewinkelten Stab, womit man Schlangen am Kopf auf den Boden drücken kann. Sie merken, dass die Männer so was nicht zum ersten Mal machen und werden etwas ruhiger. Einer der Männer setzt zielsicher das Gerät hinter den Schlangenkopf und drückt ihn Kraftvoll auf den Kanuboden. Der Zweite nimmt schnell das Netz, stülpt es zuerst über den Schlangenkopf und bedeutet Theresa und Max vorsichtig aus dem Kanu zu klettern. Dann nimmt der Dritte ein weiteres Netz und wickelte den Schlangenkörper seelenruhig darin ein. Nachdem die Gefahr gebannt ist, fängt Theresa hemmungslos zu schluchzen an. Pia und Max haben alle Mühe, sie zu beruhigen. Der Bootsbesitzer erklärt ihnen, dass es sich um eine Mangroven Nachtbaumnatter handelt. Die ist zwar hochgiftig, aber für Menschen nicht tödlich, sondern nur sehr schmerzhaft. Wie beruhigend!“ stöhnt Theresa.

Danach flüchten sie in eine Bar und Giorgio spendiert Theresa zur Beruhigung einen kräftigen Rum. „Ich bin nur froh, das Kolumbus bei Flo im Kanu war und nicht bei uns!“ stöhnt Max. Auf der Rückfahrt nach Santo Domingo entlädt sich die Aufregung. Alle reden wild durcheinander, bis Giorgio ein Machtwort spricht: „Jetzt wollen wir uns doch alle mal wieder beruhigen. Das ist doch nicht das erste Mal, dass wir in gefährliche Situationen geraten sind. Dass Ihr Stress abbaut ist ja in Ordnung, aber jetzt kommt mal wieder runter. Es ist ja zum Glück nichts passiert und wir leben alle noch!“ Pia fährt durch das Gewimmel von Mopeds, Autos und Fußgängern. Von Verkehrsregeln scheinen die Dominikaner nicht viel zu halten. Offensichtlich gilt das Prinzip, des Stärkeren. Sie macht ihre Sache jedoch gut, bleibt trotz aller Hektik ruhig und läßt sich nicht verunsichern. Gegen acht Uhr Abends sind sie wieder bei der Catalina und hieven Kolumbus mit vereinten Kräften per Seil an Deck.

In 12 Stunden ist Abfahrt. Proviant, Wasser und Sprit brauchen wir noch nicht. Ist hier auch zu umständlich. Wir werden auf Jamaika bunkern!“ bestimmt Giorgio. „Wie lange brauchen wir bis Jamaika?“ erkundigt sich Flo. „Dass sind ungefähr 450 Seemeilen, wenn Neptun uns noch lieb hat, schätze ich etwa drei – vier Tage!“ vermutet Max.Giorgio ist mit Kolumbus noch im Hafenbüro um die Liegegebühren zu bezahlen. Flo und Laurin beschäftigen sich mit aufklaren der Pantry, während Pia, Theresa und Max alles für das Auslaufen vorbereiten. Als Giorgio zurückkommt und Kolumbus wieder an Bord gehievt ist, löst er die Heckleine, klettert das Fallreep hoch und gibt die Anweisung: „Maschine an, Anker lichten und Kurs hart Backbord!“ Ay,ay Käpt´n, ertönt es dreistimmig.

Die schöne, alte Lady schiebt sich langsam von ihrem Liegeplatz weg, dreht, dank dem Bugstrahlruder fast auf der Stelle und fährt dann gemächlich den Ozama hinunter, zum offenen Meer. Kaum ist das erreicht, läßt Giorgio alle Segel setzen und schaltet die Motoren aus. Laurin, für den das alles noch neu ist, kann sich an dem Anblick der prallen Segel, der Takelage und des gemütlichen Holzdecks kaum satt sehen. Auch die ungewohnte Stille, wenn man vom Klappern der Takelage und dem Rauschen der Bugwellen absieht, üben auf ihn eine große Faszination aus. Er und Flo machen es sich im Klüvernetz bequem, während Pia mit Logbuch Eintragungen beschäftigt ist. Giorgio berechnet die weiteren Kurse. Theresa und Max haben sich in ihre Kabine zurück-gezogen.

Es ist mittlerweile Ende November, die Wirbelsturmsaison geht langsam zu Ende und das Meer wird ruhiger mit Windstärken zwei- vier. Giorgio ist nicht so Recht bei der Sache. Er denkt daran, dass in 4 Wochen Weihnachten ist. Als Charlotte noch lebte und die Kinder klein waren, war Weihnachten im Hause Lindner immer etwas ganz besonderes. Seine Kinder und er denken gern daran zurück. Es war eine fröhliche Zeit. Charlotte vermittelte ihrer Familie immer das Gefühl der Geborgenheit. Plätzchen backen, basteln, vorlesen oder Spiele spielen war bei allen sehr beliebt. Weihnachten wurde bei ihnen mit Tannenbaum, Kerzen, Gabentisch und Weihnachtszimmer sehr traditionell gefeiert. Seit dem Charlotte nicht mehr da ist, hat das Fest dagegen eher melancholische Züge, obwohl sich alle bemühten, ist es einfach nicht mehr das selbe. Es fällt Giorgio auch nicht so leicht, angesichts dieser tropischen Temperaturen, mitten im Karibischen Meer über Weihnachten nachzudenken, aber er nimmt sich vor, heute Abend mit seinen Kindern darüber zu sprechen, wo, wie, mit wem und ob überhaupt das Fest gefeiert werden soll.

Am Abend sitzen sie beim Essen um den großen Deckstisch zusammen, als Giorgio das Thema Weihnachten vorbringt: „Wie und wo wollt ihr eigentlich dieses Jahr Weihnachten feiern, es sind ja nur noch knapp vier Wochen?“

Offensichtlich hat sich noch niemand damit beschäftigt, denn sie sehen Giorgio an, wie eine Kuh, wenn´s donnert. Schon reden alle durcheinander, bis Flo schließlich vorschlägt: „Da Laurin ja schon wieder am 20. Dezember in seinem blöden Hotel sein muss, um beim Weihnachtsgeschäft zu kochen, können wir Weihnachten doch auch in New Orleans liegen, um wenigstens am Abend mit ihm zu feiern!“ Pia, die am Ruder steht, denkt in dem Moment traurig daran, dass sie keinen Freund hat, mit dem sie feiern kann, so wie Flo und Laurin oder Max und Theresa. Sie meint: „Wir haben in diesem Jahr so viel aufregendes und auch schönes erlebt und wir sind mitten in den Tropen, ohne Schnee und Tannenbaum. Da ist mir eigentlich gar nicht nach Feiern zumute.“ Sie hat damit das ausgesprochen, was Giorgio insgeheim auch denkt. Theresa und Max sehen sich mit einem langen, liebevollem Blick an. Max setzt dann zu einer Erklärung an: „Eigentlich wollten wir das noch nicht erzählen, sondern Euch überraschen, aber wenn jetzt schon so geplant wird, müssen wir wohl. Wo wir feiern, ist uns ziemlich egal aber nicht wie und mit wem!“ fügt er geheimnisvoll hinzu. „Wir möchten uns nämlich Weihnachten verloben und wollen alle dabeihaben, die wir lieben!“ Beide strahlen jetzt um die Wette, während der Rest der Mannschaft sie verdutzt anstiert. „Na, das ist ja ein Ding. In Rio wolltet Ihr Euch noch trennen und nun so was. Finde ich toll Theresa. Meinen Segen habt Ihr!“ Flo, die zuerst Worte findet, ist sichtlich begeistert. Einen Moment hat sie darüber nachgedacht, ob so eine Verlobung nicht auch etwas für sie und Laurin wäre und man dann eine Doppelverlobung draus machen könnte, aber sie verwirft den Gedanken gleich wieder, weil sie sich dazu doch noch zu jung fühlt. Beide sind noch nicht so weit, obwohl sie sich ein Leben mit Laurin durchaus vorstellen kann. „Ja und wie habt Ihr Euch das gedacht?“ will Giorgio wissen.

Wir müssen doch am 20. Dezember in New Orleans sein, wegen Bolle. Wir haben daher gedacht, dass wir da Weihnachten und unsere Verlobung zusammen feiern können. Ich würde gern auch meine Eltern dabei haben. Die können dann nach New Orleans fliegen, sich in Laurin´s Hotel einquartieren und wir feiern dann alle zusammen!“ schlägt Theresa vor. Die Idee ist gar nicht übel. Aber Deine Eltern brauchen kein Hotel, sondern sind auf der Catalina herzlich willkommen. Ich werde eine der Achterkabinen beziehen. So lange schlafen Deine Eltern in meiner Kabine.“ schlägt Giorgio zu Theresas Freude vor. Pia freut sich für ihren Bruder, aber vor allem darüber, mit Theresa nicht nur eine Schwägerin sondern auch eine gute Freundin in die Familie zu bekommen.Die weitere Fahrt verläuft Harmonisch, ohne Zwischenfälle. Sie erreichen, wie vorausberechnet, am Abend des dritten Tages, die Nordküste von Jamaika und halten auf den Ort Ocho Rios zu. Giorgio steuert die Bucht von Mallards Bay mit ihrem kleinen Yachthafen an.

Kaum ist das Schiff vertäut, steht auch schon der Hafenmeister an der Gangway, will kassieren und alle Papiere sehen. Die Behörden in der ganzen Welt sind gleich penetrant und Geldgierig!“ schimpft Pia. Als alles erledigt ist, machen sie einem Bummel durch das kleine Karibische Städtchen, bleiben aber schon nach wenigen Minuten an einem hübschen Restaurant, direkt am Strand hängen und bestellen sich ein Abendessen. Da sie beim Einlaufen gesehen haben, dass hier vor der Küste viele Austernbänke sind, fragt Max den Kellner nach Austern. No Problem, Mister,“ meint der geschäftstüchtige dunkelhäutige Kellner und bringt ihnen eine große Platte mit frischen Austern.

Am nächsten Morgen schlägt Giorgio vor, zuerst den fehlenden Proviant, Wasser und Treibstoff aufzufüllen und dann eine Fahrt zu den berühmten Dunn´s River Falls zu machen. „Nehmt Badesachen mit, in diesen Wasserfällen soll man prima Baden können. Im Übrigen sind hier bereits mehrere James Bond Filme gedreht worden!“ berichtet er.Da hier viel Touristen herumlaufen und die Mole vor ihrem Schiff ständig von Schaulustigen belagert wird, hat Giorgio bestimmt, immer eine Decks Wache an Bord zu lassen. Hierfür meldet sich Laurin freiwillig. Kolumbus unterstützt ihn dabei gewissenhaft.Als alle Einkäufe erledigt sind, nehmen sie sich ein großes Taxi und lassen sich zu den, mitten im Urwald liegenden Wasserfällen bringen. Flo, Pia und Giorgio

springen sofort in eins der natürlichen Wasserbecken, die eine willkommene Abkühlung boten. Max springt hinterher, nur Theresa braucht etwas länger, da sie an ihr Schlangenerlebnis in Samana denken muss und deshalb mitten im Urwald, was Schlangen betrifft, misstrauisch ist. Giorgio ist besonders mutig und springt sogar von der ersten Terrasse in die Tiefe. Sie sind begeistert von diesen tollen Wasserfällen und bleiben bis zum Abend.

Zurück an Bord, überrascht Laurin alle mit einem Dinner. Es gibt verschiedene Fisch und Fleischsorten mit einer reichhaltigen Gemüseplatte.

Morgen um zehn Uhr laufen wir aus!“ verkündet Giorgio gerade, genehmigt sich noch einen Planters Punch und verzieht sich in seine Kabine.Pünktlich um zehn Uhr werden die Leinen eingeholt. Da sie ganz vorn an der Mole liegen, kann Giorgio gleich Segel setzen. Er hat seine Lieben an Deck zusammen getrommelt und will den weiteren Kurs besprechen. „Wir haben jetzt den zweiten Dezember. Bis New Orleans brauchen wir ungefähr zehn bis zwölf Tage. Da Pia den Wunsch geäußert hat, ihre Gasteltern zu besuchen, könnten wir noch einen Abstecher nach Sarasota machen. Das ist kein großer Umweg. Wenn wir dort zwei Tage bleiben, schaffen wir es trotzdem, unseren Bolle rechtzeitig am 20. ten in New Orleans abzuliefern. Seid Ihr damit einverstanden?“ Na klar, ich will doch mal die Ersatzeltern meiner großen Schwester kennen lernen und was Pia uns über die Gegend erzählt hat, ist bestimmt eine Reise wert!“ Flo ist überzeugt.

Also ist unsere neue Route jetzt, Backbord an den Cayman Inseln vorbei, in die Straße von Yucatan, um Cuba herum. Dann in den Golf von Mexiko, Kurs Nordnord Ost. Bis dahin brauchen wir etwa sechs bis acht Tage!“ berechnet Giorgio. Pia ist schon dabei, ihre ehemaligen Gasteltern in Sarasota anzurufen und ihr Kommen anzukündigen. Kaum hat sie aufgelegt, kommt ein weiteres Seefunkgespräch über Norddeich Radio für Theresa Lauritzen. Es ist ihr Vater, der in den Hörer ruft: „Hör mal Kleines, Mum und ich haben das jetzt geklärt. Wir fliegen am 22. Dezember nach New Orleans und am 28. wieder zurück. Sag Giorgio herzlichen Dank für die Einladung auf Eurem Schiff zu wohnen. Wenn ihr dann Euren großen Tag am 25. habt, sind wir auf jeden Fall dabei. Ich lasse mir doch nicht die Verlobung meiner einzigen Tochter entgehen. Tschüs, Lütte, wir freuen uns!“ Schon hat der alte Lauritzen aufgelegt. Theresa erklärt Giorgio: „Mensch, mein Vater ist völlig durch den Wind und freut sich sehr. Sie nehmen Dein Angebot, hier wohnen zu dürfen, gerne an und bedanken sich sehr!“

Auch Familie Pettersson, Pias Gastfamilie, freut sich auf ihr Kommen. Frau Pettersson ist enttäuscht, als Pia sagt, dass sie nur zwei Tage bleiben können. Herr Pettersson, vor 20 Jahren aus Schweden eingewandert, ist Meeresbiologe am Mote Marine Laboratory in Sarasota. Seine Frau High School Lehrerin . Für die Betreuung ihrer beiden 10 und 13 Jahre alten Mädchen war Pia ein Jahr lang zuständig. Sie hat mit allen einen freund-schaftlichen Kontakt und freut sich auf das Wiedersehen.Die Catalina segelt um die Westseite von Kuba herum, in den Golf von Mexiko, als sie plötzlich ein heftiger Westwind erwischt und Giorgio veranlasst, wieder Rettungswesten, Sturmnetze und Sicherheitsleinen einzusetzen. Laurin ist im Gegensatz zu seiner Freundin diese Wetterkapriolen noch nicht gewohnt, er wird grün im Gesicht, rennt zur Reling und beglückt Gott Neptun. Da mussten wir alle durch!“ tröstet Flo ihren Freund und Giorgio verabreicht ihm gleich eine seiner Supertabletten.

Als die Wellen eine Höhe von über drei Metern erreichen, läßt er vorsichtshalber das Großsegel einholen und dafür Sturmsegel aufziehen. Sie machen dennoch ordentlich Fahrt und schaffen immerhin 14 Knoten. Laurin verkrümelt sich lieber in die Kabine und hofft, das das Elend bald vorbei ist.

 

19. Uncle Sam is watching you