Tauer, August Wilhelm

Der bekannte Kunstmaler August Wilhelm Tauer ist tot.

Der Maler August Wilhelm TauerWilli (so von seinen Freunden genannt) verstarb am 4. Oktober 2011.

Seine wunderbaren, aber auch provozierenden Bilder sind Visionen aus einer Welt eigener Magie. Er nannte seinen Stil „phantastischen Realismus“ und in der Tat mischen sich in seinen Bildern – zum Teil großformatige Kompositionen – surrealistische, traumähnliche Elemente und Phantasien mit rein realistischen Motiven.

Eine gewisse Ähnlichkeit zu Salvador Dalis Bildern bestätigte er und nannte den bekannten spanischen Maler sein Vorbild. Aber er entwickelt eine eigene Stilrichtung und perfektionierte diese Zeit seines Lebens so, dass die effektvolle Machart im Gedächtnis bleibt. Er bewies einen vielseitigen Einfallsreichtum. Es finden sich skurrile Inhalte und liebevolle Verarbeitung von Elementen der Natur. Oft schwingt auch leise Ironie mit oder zeigt eine surrealistisch bedrohliche Situation.

Sein persönlicher Konflikt mit Religion und Kirche inspirierte ihn zu kritischen, ein bisschen boshaften, doch witzigen Grotesken. Das spiegelt sich in seinen Bildern mit kleineren oder deutlichen Hinweisen (Frömmigkeit und Frivolität). Man sieht immer seine Liebe zum Detail.
Der Betrachter wird neugierig gemacht! Er erkennt, dass sich der Künstler vielleicht den Frust der Doppelmoral unserer Gesellschaft von der Seele gemalt hatte und man sieht, der Mann liebte die Frauen und ihre Schönheit.

Immer hat es Moralapostel gegeben, die seine Werke als „umstritten und schamlos“ bezeichneten. Aber die Moral, die gut für unsere Väter ist oder war, ist noch lange nicht gut für uns – sagte ein unbekannter Dichter. In Arabien musste Tauer verschiedene nackte Figuren „anziehen“ und einige Bilder wurden hinter einem Schleier-Vorhang verborgen – nur zum heimlichen persönlichen Genuss bestimmt.

Wer war dieser interessante Mann, oft mit schwarzem Filzhut, der viele Jahre mit seiner Frau Eva-Maria (Muse und elegantes Modell für ihn) hier in einer herrlichen Finca inmitten der Orangengärten in der Nähe Denias lebte?

Dazu habe ich in Rita Mayers Spanien-abc einiges erfahren:
1933 in Gersthofen bei Augsburg, in Bayern, geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Krieg, wächst er in einer reinen Frauenfamilie auf. Er findet im Ortspfarrer – einem begeisterten Hobbymaler – einen Vaterersatz. Dieser erkennt und fördert das malerische Talent des Jungen, nimmt ihn unter seine Fittiche.

Aus Kostengründen soll Willi Tauer nach seiner Schulzeit in einer Klosterschule in Augsburg, eine Pfarrerausbildung beginnen, da diese in Bayern die einzige kostenfreie Ausbildung ist. Er bricht ab, er will kein Pfarrer werden! Ebenso wenig ist Schuhmacher – das war seine nächste 3jährige Ausbildung – die wahre Berufung.
Durch eine sehr religiöse Erziehung im Elternhaus, dem CVJM (Christlicher Verein junger Männer) und in der Schule, blieben die Konflikte nicht aus und er hatte schon mit 18 Jahren die ersten kritischen Auseinandersetzungen mit dem Klerus. – Und das blieb so.

Er hinterfragte immer alles und vieles wurde in lebhaften Diskussionen in Frage gestellt. Dabei war er vielseitig interessiert, lebensneugierig, ein guter Beobachter und sprach ein offenes Wort.

Schließlich zog er nach Norddeutschland und widmete sich voll und ganz der Malerei. „Ich bin reiner Autodidakt!“ sagt er. Er war über 53 Jahre Leinwandmaler! Man sieht in seinen Bildern diese Erfahrung, das Können, die Lust und die Freude, welche aus der Beschäftigung mit dieser Kunst resultiert. Er malt mit konkreten Intentionen (erstaunlicher weise ohne Vorzeichnung) –„Es muss im Kopf sein!“ so meinte er und entwickelt zu jedem Bild, jedem Motiv eine bestimmte Vorstellung.

Die großen, farbintensiven Bilder von August Wilhelm Tauer hängen inzwischen in zahlreichen Häusern und öffentlichen Gebäuden hier an der Costa Blanca und darüber hinaus in der ganzen Welt verteilt. Sie verdeutlichen den universalen Erfolg von Tauers Kunst.
Willi Tauer war in 5. Ehe 30 Jahre verheiratet mit Eva-Maria.

Er lebte einige Jahre in Holland-Afrika, woher sein Faible für große Sahara-Jeep-Touren herrührt. Seit über 30 Jahren lebte er in Spanien und war eine bekannte Persönlichkeit an der Costa Blanca.12 Jahre lebte er in Altea, dann genau so lange in Valencia. Zum Schluss in der Finca in La Xara, mitsamt Hunden und Katzen, hatte Willi Tauer den idealen Platz gefunden um die vorteilhaften Lichtverhältnisse Spaniens besonders gut ausnutzen zu können.

Da geschah plötzlich das Unfassbare – eine große Prüfung für das Ehepaar, die an den Nerven zerrte – ein schrecklicher Gehirnschlag und ein Herzinfarkt zwangen den aktiven, unternehmungslustigen Mann in den Rollstuhl. Die gesamte linke Seite wurde in Mitleidenschaft gezogen und nun ging gar nichts mehr!

Seine Frau verkraftete seine Krankheit nicht und verließ ihn! Fast mittellos und einsam verbrachte er seine letzen Jahre – nur mit Hilfe der mitleidvollen Seele Angelina.

Dann wurden ihm auch noch sehr viele seiner herrlichen Gemälde gestohlen, ihm quasi auch seine Vergangenheit und dazu seine finanzielle Zukunft geraubt. Der große Kämpfer wurde immer schwächer und ein erneuter Infarkt beendete sein aufregendes, vielseitiges Leben, das glanzvoll war, aber trist und traurig-bitter endete.

Ich freue mich, dass ich den großartigen Künstler und Freund Willi Tauer und seine Bilder einmal vorstellen durfte und er immer gerne zu den Literatur-, Kunst- und Kulturfreunde Treffen kam.

Natascha L. Michnow

Original-Einladung 07. Juli 2008 als PDF öffnen.

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